Scholz will Beziehungen zu Indien stärken

​Auch wegen Russland

Bundeskanzler Olaf Scholz (L) schüttelt dem indischen Premierminister Narendra Modi während eines feierlichen Empfangs im Präsidentenhaus in Neu Delhi die Hand. Foto: epa/Harish Tyagi
Bundeskanzler Olaf Scholz (L) schüttelt dem indischen Premierminister Narendra Modi während eines feierlichen Empfangs im Präsidentenhaus in Neu Delhi die Hand. Foto: epa/Harish Tyagi

NEU DELHI: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will die wirtschaftliche Zusammenarbeit Deutschlands mit Indien deutlich ausbauen. Deutsche Investitionen in Indien sollten verstärkt und die Zahl der Beschäftigten der 1800 deutschen Unternehmen dort «massiv erhöht» werden, sagte Scholz am Samstag nach einem Gespräch mit dem indischen Premierminister Narendra Modi in Neu Delhi.

Der Kanzler machte sich auch stark für einen möglichst baldigen Abschluss eines Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Indien, einem wirtschaftlich aufstrebenden Land mit der zweitgrößten Bevölkerung weltweit. «Ich werde mich auch persönlich engagieren, dass diese Sache nicht so lange dauert, wie sie bisher schon gedauert hat», sagte er. Die EU und Indien verhandelten bereits von 2007 bis 2013 über ein Freihandelsabkommen - damals scheiterten die Gespräche. Im vergangenen Jahr wurden sie wieder aufgenommen.

Außerdem warb Scholz für einen stärkeren Austausch von Fachkräften und eine engere Kooperation bei Forschung und Entwicklung. Zum Ausbau der Zusammenarbeit im Technologiesektor wurde eine Vereinbarung zwischen beiden Regierungen unterzeichnet. Am Sonntag wollte Scholz die Hightech-Metropole Bengaluru im Süden des Landes besuchen.

Bei einer gemeinsamen Pressebegegnung mit Modi verurteilte Scholz den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, bei dem Indien eine neutrale Rolle einnimmt. Dieser Krieg breche mit dem Prinzip, «dass man nämlich nicht mit Gewalt Grenzen verschiebt, dass nicht Macht, sondern das Recht die internationalen Beziehungen prägt, dass nicht der Revisionismus die Grundlage des Handelns von Staaten sein darf».

Indien hatte sich erst am Donnerstag bei der Abstimmung in der UN-Vollversammlung über eine Resolution enthalten, in der der Abzug der russischen Truppen gefordert wird.


NEU DELHI: Deutschland und Indien wollen ihre Zusammenarbeit im Rüstungsbereich ausbauen. Die «Qualität der deutschen Technik» sei auch in diesem Bereich bei den indischen Partnern hoch anerkannt, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz am Samstag nach einem Gespräch mit dem indischen Ministerpräsidenten Narendra Modi. Man wolle die Zusammenarbeit «in ganz konkreten Arbeitsbeziehungen vertiefen und da weiter dran bleiben». Scholz sagte, dass auch über konkrete Projekte gesprochen worden sei, nannte aber keine Einzelheiten.

Modi betonte, dass die Zusammenarbeit mit Deutschland im Sicherheits- und Verteidigungsbereich für ihn ein wichtiger Teil der strategischen Partnerschaft sei. Hier gebe es noch «unerschlossenes Potenzial».

Indiens Streitkräfte sind derzeit zu einem Großteil mit russischen Waffen ausgerüstet. «Dass das so bleibt, kann nicht in unserem Interesse sein», heißt es aus deutschen Regierungskreisen.

Indischen Medienberichten zufolge sucht die Regierung in Neu Delhi einen Kooperationspartner für die Produktion von sechs U-Booten. Aus Deutschland käme dafür Thyssenkrupp Marine Systems in Frage, aber auch Südkorea soll im Rennen sein. Ein solches Geschäft wäre mehrere Milliarden Euro wert. Scholz wird auf der Reise von einem Dutzend Wirtschaftsvertretern begleitet, darunter auch Thyssenkrupp-Vorstandschefin Martina Merz.

Derzeit verfügt Indien über 16 konventionelle und ein nukleares U-Boot. Das Land zählt zu den mutmaßlich insgesamt neun Ländern, die über Atomwaffen verfügen, und steht seit Jahrzehnten in einem Konflikt mit dem ebenfalls nuklear bewaffneten Nachbarland Pakistan. Waffenexporte nach Indien sind daher umstritten.

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Ingo Kerp 26.02.23 14:00
Ein PM Modi, der vor Selbstbewußtsein strotzt, empfängt den für Indien nicht so wichtigen deutschen Kanzler. Es ist halt ein polit. Besuch, wie viele zuvor, mehr auch nicht. Indien wird in Kürze das bevoelkerungsreichste Land der Erde sein. Auch wenn es trotz "demokratischer" Wahlen nicht immer demokratisch zugeht, so ist es eine inzwischen triumphierend auftretende Wirtschaftsmacht mit überdurchschnittlich gut ausgebildeten jungen Leuten, vergleichen mit anderen bisherigen sog. Entwicklungsstaaten, was Indien schon längst nicht mehr ist. Die Verbindungen zu RUS und CHN sind absolut fest und exzellent, was DE nicht unterbrechen wird und kann. Fazit, ein paar Geschäfte lassen sich machen, ansonsten ist DE nicht nur geographisch viel zu weit weg.