Schizophrenien häufig durch Cannabis-Missbrauch

Ein Mann baut einen Joint. Forscher haben herausgefunden, dass Männer unter 30 Jahren am häufigsten infolge einer Cannabiskonsumstörung an Schizophrenie erkranken. Foto: Hannes P. Albert/dpa
Ein Mann baut einen Joint. Forscher haben herausgefunden, dass Männer unter 30 Jahren am häufigsten infolge einer Cannabiskonsumstörung an Schizophrenie erkranken. Foto: Hannes P. Albert/dpa

KOPENHAGEN: Hoher Cannabiskonsum steht in Zusammenhang mit bestimmten psychischen Erkrankungen. Wie deutlich das Risiko durch starkes Kiffen steigen kann, zeigen Forscher nun am Beispiel Schizophrenie.

Bei jungen Männern dürften bis zu 30 Prozent aller Schizophrenie-Fälle auf problematischen Cannabis-Konsum zurückgehen. Das schreiben Forscherinnen und Forscher im Fachblatt «Psychological Medicine». Sie hatten sich in einem riesigen Datensatz aus Dänemark angeschaut, wie sogenannte Cannabiskonsumstörungen (englisch: cannabis use disorder; CUD) und Schizophrenie zusammenhängen. Kriterien für eine CUD sind unter anderem hoher Konsum, starkes Verlangen nach der Droge oder die Aufgabe oder Einschränkung wichtiger sozialer, beruflicher oder Freizeit-Aktivitäten.

Bisherige Studien hatten bereits gezeigt, dass Cannabiskonsumstörungen mit schweren psychischen Erkrankungen einhergehen können, beispielsweise mit einer Schizophrenie - das gilt für Männer genauso wie für Frauen. Nun haben Forscher um Carsten Hjorthøj von der Uniklinik Kopenhagen untersucht, für wen das Risiko am höchsten ist.

Die Analyse zeigt, dass 15 Prozent aller Schizophrenien bei Männern in Dänemark im Jahr 2021 ohne Cannabiskonsumstörungen (CUS) hätten vermieden werden können. Bei den Frauen waren es vier Prozent. Besonders hoch war der Anteil mit bis zu 30 Prozent bei den jüngeren Männern im Alter von 21 bis 30 Jahren. CUS seien demnach ein wichtiger Risikofaktor für die Krankheit Schizophrenie, schlussfolgern die Forscher.

Sie hatten Daten von mehr als 6,9 Millionen Männern und Frauen aus dänischen Gesundheitsregistern gesammelt. Bei rund 45.300 dieser Menschen war eine Schizophrenie diagnostiziert worden. Anschließend prüften die Wissenschaftler, bei welchen Personen in den verschiedenen Geschlechts- und Altersgruppen außerdem Cannabiskonsumstörungen bekannt waren und schätzten dann den Anteil aller Schizophreniefälle, bei denen es einen Zusammenhang zu einer solchen Störung gibt.

Die Forscher weisen zudem darauf hin, dass die Anzahl der Menschen mit einer Cannabiskonsumstörung mit den Jahren generell gestiegen sei und auch der THC-Gehalt in Cannabisprodukten immer höher werde. In Dänemark seien im Jahr 2006 noch im Schnitt 13 Prozent gemessen worden, im Jahr 2016 habe der THC-Gehalt bei 30 Prozent gelegen.

Ihre repräsentative, landesweite Studie erweitert das Ergebnis einer Fallkontrollstudie aus dem Jahr 2019 von Marta Di Forti und ihrem Team. Damals ist festgestellt worden, dass in den Städten, in denen Cannabisprodukte mit einem besonders hohen THC-Gehalt regelmäßig konsumiert werden, auch die Anzahl der Psychoseerkrankungen besonders hoch ist. Untersucht worden waren damals elf europäische Städte, die Spitzenplätze belegten Amsterdam und London. Folglich könnte auch die Stärke des konsumierten Cannabis relevant für das Schizophrenie-Risiko sein, meinen die Forscher.

Der Ärztliche Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) in Hamburg, Rainer Thomasius, verweist auf einen weiteren Aspekt der Studie: «Wirklich erschreckend ist, dass laut der Analyse der Anteil der Neuerkrankungen an Schizophrenie, die auf eine Cannabiskonsumstörung zurückgeführt werden können, in den letzten fünf Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen ist.»

Für die Betroffenen beginnt damit in vielen Fällen ein langer Leidensweg: «Die Schizophrenie gehört zu schwersten psychiatrischen Erkrankungen, weil sie mit einer stark verminderten Lebensqualität, einer hohen Behandlungsbedürftigkeit, Unselbständigkeit und einer starken Einschränkung gesellschaftlicher Teilhabe verbunden ist», erklärt Thomasius. Die Studie aus Dänemark lasse sich auch auf Deutschland übertragen.

Die deutsche Bundesregierung plant die Legalisierung von Cannabis. Thomasius und andere Experten vermuten, dass der Konsum damit hierzulande insgesamt steigen wird. «Durch diese Zunahme werden mehr Menschen an einer Cannabiskonsumstörung erkranken und die Anzahl der Schizophreniepatienten wird zunehmen. Es wird auch die Erkrankungshäufigkeit für cannabisinduzierte depressiven Störungen und Angststörungen ansteigen», prognostiziert Kinder- und Jugendpsychiater Thomasius.

Studien-Mitautorin Nora Volkow mahnt in einer Pressemitteilung: «Da der Zugang zu potenten Cannabisprodukten weiter zunimmt, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir auch die Prävention, das Screening und die Behandlung für Menschen ausbauen, die psychische Erkrankungen im Zusammenhang mit dem Cannabiskonsum erleiden könnten.» Erstautor Hjorthøj sieht noch ein grundsätzliches Problem: «Die zunehmende Legalisierung von Cannabis in den letzten Jahrzehnten hat dazu geführt, dass es zu einer der am häufigsten konsumierten psychoaktiven Substanzen der Welt geworden ist, während gleichzeitig die öffentliche Wahrnehmung der Schädlichkeit von Cannabis abgenommen hat.»

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michael von wob 17.05.23 11:20
@ T.Sylten Nachtrag
Please , bei Scherzen die 555 schreiben damit ich weiß daß ihr Beitrag nicht ernst gemeint ist .
michael von wob 17.05.23 06:10
@ T.Sylten
Ok , alles klar :-)) Um 04:40 trinke ich noch nicht und rauchen nie.! VG Michael
Thomas Sylten 17.05.23 03:10
@mvw
Mein Gott - dat war ne Scherz:
Was muss man rauchen bzw. trinken um das nicht zu merken? (bitte: ich erwarte KEINE ernsthafte Antwort darauf..)
Norbert Schettler 16.05.23 07:40
Thomas 16.05. 03:00
Soweit ich gelesen habe, macht sich hier keiner Sorgen um dumme Grasraucher. Es geht, wie Du in Deinem ersten Kommentar richtig geschrieben hast, um den THC Gehalt. Dieser ist bei 30% für viele Gehirne nicht mehr zu verkraften, in Mengen genommen schon gar nicht. Auch ich bin ein Befürworter der Legalisierung, nur wie es hier angegangen wurde ist schon etwas "wild", bzw. unüberlegt. Mal abwarten was der Herr Pita von der Future Forward sich dazu einfallen läßt.
In Bezug auf das TV Programm in D kann ich nur sagen, schlauer wird man davon nicht unbedingt.
michael von wob 16.05.23 04:40
@ T.Sylten
Ich kann mit ihrem 2zeiler nix anfangen. 1. Thema verfehlt. 2. Thai oder D.A.CH - TV ? 3. Schizophrene sind dumm ? Ich kenn Einige die viele Jahre Gras rauchen und keiner ist oder schizophren ! TV macht nicht dumm, sondern Dumme schauen dumme Sendungen an !

Thomas Sylten 16.05.23 03:00
Habt ihr euch mal das aktuelle Fernsehprogramm angeschaut?
Und ihr macht euch Sorgen dass Gras dumm macht??
Ling Uaan 15.05.23 16:10
Genau Khun Siamese,
mag ja sein das die Kriminalität auf der Angebotsseite etwas abnimmt.
Auf der Nachfrage Seite wird die Beschaffungskriminalität nicht weniger, sondern tendenziell eher mehr wenn da noch mehr „Kunden“ einsteigen.

Da soll noch mal einer sagen die Grünen tun nichts für ihr „Klientel“. Jetzt kann auch der Genosse Beck seinen Balkon problemlos ablichten.
Thomas Sylten 15.05.23 15:30
Es kommt doch auf die Ausgestaltung des Gesetzes an - also auf die (verbleibende) Regulierung: Man könnte ja Cannabis mit einem THC-Gehalt bis 13% freigeben -
Problem weitgehend gelöst.

Wenn die Freigabe so gestaltet wird, dass der Schwarzmarkt ausgetrocknet wird - dann überwiegen m.E. die Vorteile deutlich. Denn das Hauptproblem ist die Begleitkriminalität - wie bei jeder verbotenen Droge. Exakt deshalb wurde ja der in jeder Beziehung viel schädlichere Alkohol nach der missglückten Prohibitionszeit auch wieder legalisiert. Es geht hier also gar nicht um Präzedenzfälle, sondern um längst abgesicherte Erfahrungen.
Norbert Schettler 14.05.23 15:20
Starkes kiffen
Wer sich täglich oder mehrmals am Tag Cannabis mit einem THC Gehalt von 30% in die Birne zieht, der ist auf jeden Fall wahnsinnig oder eben stark mental gestört.