Rücktritt von Kommunikationschef löst Streit in London aus

Sonderberater Dominic Cumminigs trifft in der Downing Street in London ein. Foto: epa/Andy Rain
Sonderberater Dominic Cumminigs trifft in der Downing Street in London ein. Foto: epa/Andy Rain

LONDON: Glaubt man Medienberichten, tobt im britischen Regierungssitz Downing Street ein Machtkampf. Selbst über mögliche Rücktritte des Johnson-Beraters Dominic Cummings und des Brexit-Unterhändlers David Frost wird spekuliert.

Nach dem Rücktritt des Kommunikationschefs von Großbritanniens Premierminister Boris Johnson ist laut Medienberichten ein heftiger Streit in der britischen Regierung entbrannt. Spekuliert wird über einen Machtkampf zwischen verschiedenen Gruppen innerhalb der Führungsebene.

Kommunikationschef Lee Cain teilte am Mittwochabend ohne Angabe von Gründen mit, er werde seinen Posten Ende des Jahres verlassen. Cain ist ein enger Vertrauter des Johnson-Beraters Dominic Cummings. Beide sind Weggefährten des konservativen Politikers aus dem Wahlkampf um das Brexit-Referendum im Jahr 2016, bei dem die Briten knapp für einen Austritt aus der EU gestimmt hatten. Cummings gilt inzwischen als Strippenzieher im Regierungssitz Downing Street, ist aber umstritten. Er soll über den Abgang Cains laut dem «TimesRadio»-Journalisten Tom Newton Dunn «sehr unglücklich» sein und zeitweise selbst seinen Rücktritt erwogen haben.

Noch vor kurzem hatte die «Times» berichtet, Cain solle zum Stabschef befördert werden. Doch das stieß dem Vernehmen nach auf Unmut bei Ministern, Beratern und Abgeordneten. Widerstand sei auch von Johnsons Verlobter Carrie Symonds gekommen, twitterte die BBC-Journalistin Laura Kuenssberg unter Berufung auf ungenannte Insider-Quellen. Selbst ein Rücktritt des Brexit-Unterhändlers David Frost, der zum Cain-Lager gezählt wird, sei nicht ausgeschlossen, so die BBC-Reporterin.

Dem «Guardian» zufolge wurde der ehemalige Journalist Cain erstmals im Wahlkampf 2010 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt: Für das linke Boulevardblatt «Daily Mirror» folgte er als Huhn verkleidet konservativen Politikern bei Wahlkampfauftritten und machte sich über sie lustig. Später wechselte er zur Brexit-Kampagne «Vote Leave».

«Es war ein Privileg, die letzten drei Jahre als Berater für Herrn Johnson zu arbeiten und Teil des Teams zu sein, das ihm geholfen hat, die Führung der Tory-Partei zu gewinnen und die größte konservative Mehrheit in drei Jahrzehnten zu sichern», erklärte Cain am Mittwoch. Zudem sei es ihm eine Ehre gewesen, dass ihm der Posten des Stabschefs angetragen worden sei. Johnson dankte Cain für seine Dienste und nannte ihn einen «wahren Verbündeten und Freund».

Nach Information des Senders soll der derzeitige Chefsprecher der Regierung, James Slack, in der Rolle des Kommunikationschefs auf Cain folgen.

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