EU sieht Wahl kritisch, verurteilt aber Putsch

​Putsch in Gabun 

EU-Vorsitzender Borrell leitet informelles Außenministertreffen in Toledo. Foto: epa/Angeles Visdomine
EU-Vorsitzender Borrell leitet informelles Außenministertreffen in Toledo. Foto: epa/Angeles Visdomine

TOLEDO: Die Europäische Union hat den Militärputsch im zentralafrikanischen Gabun verurteilt, sich gleichzeitig aber kritisch zu den vorausgegangenen Wahlen in dem Land geäußert. Die EU teile ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Organisation und Durchführung der Wahl, teilte der EU-Chefdiplomat Josep Borrell am Donnerstag am Rande eines Außenministertreffens im spanischen Toledo mit. Gewalt sei aber nicht der richtige Weg, um sicherzustellen, dass der Wille des Volkes respektiert werde.

«Die Herausforderungen, vor denen Gabun steht, müssen unter Wahrung der Grundsätze der Rechtsstaatlichkeit, der verfassungsmäßigen Ordnung und der Demokratie angegangen werden», erklärte Borrell. Der Frieden und der Wohlstand des Landes sowie die regionale Stabilität hingen davon ab.

Am Mittwoch hatte das Militär in Gabun die Machtübernahme und Absetzung der seit Jahrzehnten autokratisch regierenden Bongo-Familie verkündet, nachdem Ali Bongo nach offiziellem Ergebnis einer Wahl vom Wochenende für eine dritte Amtszeit gewählt worden sein soll. Als neuen Machthaber benannten die Putschisten den Chef der Präsidentengarde, Brice Clotaire Oligui Nguema.

Vor dem Putsch waren erhebliche Zweifel daran geäußert worden, ob die Wahlen in dem zentralafrikanischen Land an der Atlantikküste unabhängig, frei und fair abliefen. Der mehr als 50 Jahre lang autokratisch regierenden Bongo-Familie wird seit langem Korruption vorgeworfen. Sie gilt Berichten zufolge als eine der reichsten Familien der Welt und soll gemäß der Nichtregierungsorganisation Transparency International Dutzende Residenzen in Frankreich im Wert von vielen Millionen Euro besitzen. Die rund 2,3 Millionen Einwohner Gabuns leben trotz Öl-Reichtums größtenteils in Armut.

Erst vor knapp einem Monat hatte die Präsidentengarde im Niger den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum abgesetzt. Zuvor hatte auch in Mali und Burkina Faso, die ebenfalls in der Sahelzone liegen, das Militär die Macht übernommen.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.