Pittiplatsch ist nicht mehr derselbe

Kobold-Manager Mario Behnke

Tourleiter Mario Behnke mit den Originalpuppen Pittiplatsch, Schnatterinchen, Frau Elster und Herrn Fuchs. Foto: Heiko Rebsch/dpa
Tourleiter Mario Behnke mit den Originalpuppen Pittiplatsch, Schnatterinchen, Frau Elster und Herrn Fuchs. Foto: Heiko Rebsch/dpa

KÖNNERN: In einer Plastikbox fährt Mario Behnke seit 30 Jahren einen echten Star durchs Land. Er ist braun, bekannt als der frechste unter seinen Kollegen und redet meist in der dritten Person von sich. Mario Behnke ist der Manager von Pittiplatsch.

«Ach du meine Nase» mag man nun vielleicht denken. Denn wer so bekannt ist wie der Kobold aus dem DDR-Fernsehen, wird sicher viele Termine haben. «Ich wollte das nach der Wende eigentlich als Hobby machen», erzählt Behnke, der sich selbst nicht gerne Manager oder Agent, sondern lieber als Tourneeleiter bezeichnet.

Zu Beginn glaubten die Veranstalter ihm nicht, dass er die originalen, in Dresden gefertigten Puppen im Gepäck hat, erinnert sich Behnke. Und nicht nur die Puppen, auch Heinz Schröder - den Puppenspielvater von Pittiplatsch, Schnatterinchen, Moppi, Herrn Fuchs und Frau Elster - und die anderen Originalschauspieler hatte Behnke unter Vertrag.

«Schröder hat Pittiplatsch nicht nur gespielt, er war Pittiplatsch und wird es immer bleiben», sagt Behnke. Vor dem Spiel habe er dem Kobold stets einen Kuss auf den Kopf gegeben. «Pitti» - wie ihn viele kleine und große Kinder bis heute nennen - habe sich immer das getraut, was sich die Kinder selbst nicht trauten, beschreibt Behnke die Besonderheit des Kobolds. Sein eigener Liebling sei im Übrigen gar nicht Pittiplatsch, gibt er zu. Viel lieber habe er als Kind Bummi den Teddybären gehabt. Heute sei Mischka - ebenfalls ein Bär - sein Favorit.

Der Nachwende-Erfolg mit den Touren von Pittiplatsch war für ihn ein Sprungbrett, wie der Sachsen-Anhalter sagt. Ab Mitte der 90er Jahre hatte der 61 Jahre alte Agent aus Könnern auch andere DDR-Größen wie den Conferencier Günthi Krause und den Schauspieler Heinz Quermann fest unter Vertrag. Mit Schauspieler Herbert Köfer gründete er «Köfers Komödiantenbühne». Bis heute habe er rund 28.000 Veranstaltungen betreut, sagt Behnke.

Sein Ziel sei immer gewesen, den Besucherinnen und Besuchern Freude zu schenken, indem er das bunte Programm, wie es in der DDR gerne geschaut wurde - mit Artisten, Ballett und Zauberern - auch nach dem Fall der Mauer lebendig hält. «Das ist heute eine echte Seltenheit. Früher hatten Conferenciere wie Krause das Publikum im Griff und haben den Künstlern den roten Teppich ausgerollt.»

Die Wiedervereinigung brachte Veränderungen. «Nach der Wende kamen immer mehr Redakteure zum Fernsehen, die DDR-Größen gestrichen und Shows so lange gekürzt haben, bis sie keiner mehr sehen wollte», sagt Behnke. Unterhaltungssendungen der privaten Sender erhöhten den Druck zusätzlich. «Seit einigen Jahren bedient man sich bei den Konserven des DDR-Fernsehens. Und die kommen richtig gut an.» In seinen Programmen achte er immer darauf: «Im Niveau beim Kopf anfangen und beim Bauchnabel enden».

Bis heute reagierten die Kinder ähnlich auf ihren Pitti und seine Witze, erinnert sich der 61-Jährige. «Sie sind sofort Feuer und Flamme.» Dennoch seien aus dem Kobold und dessen Freunden im Laufe der Zeit andere geworden: Pitti hat jetzt einen Mund, Moppi sei schlanker, Schnatterinchen kleiner. Auch seien das Spiel heute lebendiger und die Farben kräftiger, sagt Behnke. Und der Inhalt? «Der wird immer weniger. Früher wollte man den Kindern mit den Geschichten im Fernsehen noch was beibringen. Heute ist das oftmals Klamauk.» Sein Ensemble spiele hingegen das, was die Leute erwarten. «Deshalb kommen sie auch.»

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