PATTAYA: Was haben ein deutscher Zahnarzt, eine Bierbar mit einem blauen Speerfisch im Logo und die Modeboutique einer Pink Lady gemeinsam? Ganz einfach: Sie verbindet ein großes Herz für ihre Mitmenschen in Pattaya, die durch den Ausbruch der Coronakrise von einem Tag auf den anderen arbeitslos geworden sind.
Vom 1,7-Billionen-Baht-Konjunkturpaket zur Rettung der Wirtschaft oder von der Bargeld-Zuwendung für arbeitslose Geringverdiener erhalten sie keinen einzigen Satang: Pattayas Barmädchen, die zu Hause im Isaan viele hungrige Mäuler zu stopfen haben und vier bis zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaften. Doch nicht nur sie, viele weitere Arbeitslose im Land gehen leer aus.
Auf Hilfsaktion drohte Gefängnis
Da es vielen an den grundlegendsten Gütern mangelt, startete Dr. Ramin in seiner Deutschen Dental Clinic in der Soi 12 der Thepprasit Road am 31. März eine vorbildliche Hilfsaktion: Er verteilte 150 Essenspakete – bestehend aus Reis, Mama Soup und Dosenfisch – genug um eine kleine Familie für ca. eine Woche zu ernähren. Der Andrang war groß, der Bedarf noch größer, weshalb an diesem Tag viele der Anstehenden leer ausgingen. Sie wurden jedoch nicht im Stich gelassen, sondern telefonisch benachrichtigt, als 400 zusätzliche Hilfspakete zur Abholung bereitstanden. „Unter den Bedürftigen befanden sich auch viele Angestellte aus dem Hotelgewerbe, die seit Jahresbeginn kein Gehalt bekommen haben“, erzählt Dr. Ramin. Probleme bereitete dem deutschen Zahnarzt jedoch die Sicherstellung der sozialen Distanz unter den Anstehenden. Das brachte die Behörden auf den Plan. Sie drohten ihm mit der Festnahme. Entmutigen ließ er sich davon nicht. Im Gegenteil: Folgeaktionen – unter Sicherstellung der sozialen Distanz – sind bereits geplant, Unterstützung ist erwünscht (Tel.: 061-615.5543).
Ein Herz für ihre Mitmenschen zeigte auch Khun Chirapat Suksuwat. Die Inhaberin der Modeboutique Pink Lady an der Third Road verteilte vor ihrem Geschäft am 31. März kostenlos Essen und Getränke.
Riesenwelle der Unterstützung
Dass eine spontan initiierte Hilfsaktion eine Riesenwelle der Unterstützung auslösen kann, das stellte Sunny Werner unter Beweis. Die Inhaberin der Blue Marlin Bar in Nakluas Soi Wongamat wollte ursprünglich vom 28. bis 31. März jeweils 100 Lunchpakete kostenlos verteilen. Als am ersten Ausgabetag alle 100 Essen innerhalb von nur 10 Minuten vergriffen waren, verdoppelte sie am zweiten Tag die Zahl der Speisen. Wegen des großen Bedarfs wurden ab dem vierten Tag 400 Essensboxen verteilt. „Viel mehr ging auch nicht, dafür haben wir einfach nicht die Kapazität“, erzählt Sunny und fügt hinzu dass sich die täglichen Kosten bei 400 Portionen auf 4.000 bis 6.000 Baht belaufen. „Je nachdem, was wir zubereiten. Denn das ‚Menu‘ wird täglich gewechselt.“
Auf Facebook erfuhr die Aktion nicht nur viele lobende Worte sondern auch Unterstützung. Den Anfang machte David D. aus Solingen, langjähriger Stammgast und Freund der Bar. Da die Coronakrise seinen geplanten Flug nach Ubon Ratchathani platzen ließ, entschloss er sich, den eingesparten Ticketpreis von 150 Euro zu spenden. Als er davon wiederum seinen drei Angestellten erzählte, beteiligten auch sie sich mit jeweils 50 Euro. In Abstimmung mit seiner Frau Katja D. rundete er den Betrag schließlich auf 860 Euro auf. Nachdem sich Sunny bei ihm für die großzügige Spende mit einem Facebook-Posting bedankt hatte, folgten seinem Beispiel viele weitere Freunde und Stammkunden, weshalb die Aktion zur Drucklegung der vorliegenden Ausgabe (6. April 2020) bereits zum zehnten Mal in Folge durchgeführt wurde.
Für ein Happy End sorgte zu guter Letzt Sunnys deutscher Ehemann Michael Werner: Er stellte mit einem sechsstelligen Baht-Betrag sicher, dass auch während der temporären Barschließung alle 15 „Blue Marlin Girls“ weiterhin über die Runden kommen.
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