Papst schickt Gänswein als Vatikan-Botschafter ins Baltikum

Papst Franziskus (R) mit seinem persönlichen Sekretär, Erzbischof Georg Ganswein (L). Foto: epa/Riccardo Antimiani
Papst Franziskus (R) mit seinem persönlichen Sekretär, Erzbischof Georg Ganswein (L). Foto: epa/Riccardo Antimiani

Viele Jahre war Georg Gänswein enger Vertrauter von Papst Benedikt XVI. Nach dessen Tod ging er ohne Amt zurück nach Deutschland. Nun wartet eine neue Aufgabe auf ihn.

ROM: Papst Franziskus schickt den langjährigen Privatsekretär seines Amtsvorgängers Benedikt XVI., Georg Gänswein, als Vatikan-Botschafter ins Baltikum. Wie der Heilige Stuhl am Montag mitteilte, wird Gänswein in Vilnius sogenannter Apostolischer Nuntius. Als Botschafter wird er die Interessen des Vatikans in Litauen, Estland und Lettland vertreten.

Derzeit hat der 67-Jährige kein Amt. Vergangenen Juni hatte Franziskus Gänswein nach Freiburg versetzt, wo sich dessen Heimatbistum befindet.

Das Verhältnis zwischen Papst Franziskus und Gänswein gilt seit geraumer Zeit als angespannt. Der gebürtige Schwarzwälder hatte sich nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. 2013 fast zehn Jahre lang als engster Vertrauter um den emeritierten Pontifex gekümmert. Unmittelbar nach dessen Tod im Dezember 2022 veröffentlichte er ein Buch. In Deutschland kam «Nichts als die Wahrheit» bis auf Platz eins der Sachbuch-Bestsellerliste. Darin äußerte sich Gänswein enttäuscht über Franziskus und veröffentlichte teils private Briefe.

Daraufhin versetzte der Papst ihn zurück in die Heimat. Mehrfach äußerte Gänswein sein Unbehagen darüber, dass Franziskus ihn ohne Aufgabe nach Deutschland geschickt hatte. Franziskus warf dem Deutschen seinerseits in einem Buch einen «Mangel an Menschlichkeit» vor und beschuldigte ihn, Unwahrheiten über ihn verbreitet zu haben.

Gänswein war fast drei Jahrzehnte im Vatikan tätig. 1995 wurde er nach Rom gerufen, wo er dann innerhalb der Kurie in die Glaubenskongregation kam. Joseph Ratzinger, so der bürgerliche Name von Benedikt XVI., war dort damals Präfekt. 2003 machte er Gänswein zu seinem Assistenten. Seit Ende 2012 war er Präfekt des Päpstlichen Hauses und hatte damit einen der wichtigsten Posten im Vatikan inne. Franziskus beurlaubte Gänswein dann vor wenigen Jahren und entzog ihm den Posten wenige Monate vor der Zwangsversetzung nach Freiburg ganz.

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