Nobelpreise werden überreicht - Iranerin muss Verwandte schicken

Berit Reiss-Andersen, die Vorsitzende des Nobelkomitees, verkündet im Nobelinstitut in Oslo die Gewinner des diesjährigen Friedenspreises. Foto: epa/Heiko Junge
Berit Reiss-Andersen, die Vorsitzende des Nobelkomitees, verkündet im Nobelinstitut in Oslo die Gewinner des diesjährigen Friedenspreises. Foto: epa/Heiko Junge

STOCKHOLM: Erst die Vorlesung, dann die Gala - bevor es am Sonntag feierlich wird, halten neun der Ausgezeichneten Vorträge über ihre Arbeit. Während Friedensnobelpreisträgerin Mohammadi im Gefängnis sitzt, sehnt ein anderer schon das Ende der Zeremonie herbei.

In Schweden und Norwegen beginnen am Donnerstag die Feierlichkeiten zur Übergabe der diesjährigen Nobelpreise. Den Anfang machen Medizin-Nobelpreisträgerin Katalin Karikó und Drew Weissman mit einem Vortrag im Karolinska-Institut über ihren Arbeiten zur mRNA, die zu Corona-Impfstoffen führten. Die Vorlesung von Literaturnobelpreisträger Jon Fosse ist für den Nachmittag vorgesehen. Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi kann die Auszeichnung nicht selbst entgegennehmen, weil sie in ihrer Heimat Iran im Gefängnis sitzt. Ihre Kinder und ihr Ehemann wurden für Donnerstag in Oslo erwartet.

Am Freitag folgen die Vorträge der zwei Frauen und fünf Männer, die die anderen wissenschaftlichen Nobelpreise erhalten. Der in München lehrende Physiker Ferenc Krausz spricht am Vormittag mit Anne L'Huillier und Pierre Agostini in der Aula der Stockholmer Universität. Für den Abend war das Nobelkonzert mit der deutschen Violinistin Julia Fischer und den Königlichen Philharmonikern geplant.

Der in Ungarn geborene Krausz lehrt in Garching bei München und hat mit L'Huillier und Agostini einen Weg gefunden, extrem kurze Lichtpulse zu erzeugen, mit denen sich selbst die rasend schnelle Bewegung von Elektronen messen lässt. Die in Frankreich geborene L'Huillier ist erst die fünfte Frau, die den Physiknobelpreis erhält.

Der Nobelpreis für Chemie geht an die in den USA tätigen Forscher Moungi Bawendi, Louis Brus und Alexei Ekimov, die für die Entdeckung und Entwicklung von sogenannten Quantenpunkten ausgezeichnet werden. Quantenpunkte kommen unter anderem in modernen QLED-Fernsehern zum Einsatz. Den Wirtschaftsnobelpreis erhält die US-Ökonomin Claudia Goldin für ihre Forschung zur Rolle von Frauen auf dem Arbeitsmarkt.

Karikó und Weissman haben grundlegende Arbeiten zur Entwicklung der mRNA-Impfstoffe gegen Corona geleistet. Mohammadi wird «für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran und ihren Kampf für die Förderung der Menschenrechte und der Freiheit für alle» geehrt.

Mohammadis Familie nimmt den Friedensnobelpreis am Sonntag in Oslo entgegen, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896). Alle anderen Auszeichnungen überreicht der schwedische König Carl XVI. Gustaf bei einer Zeremonie in Stockholm. Dotiert ist die Auszeichnung diesmal mit elf Millionen schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro), das ist eine Million mehr als im Vorjahr.

Die Vorlesungen gehören zum Pflichtprogramm der Preisträger. Literaturnobelpreisträger Fosse hat alle anderen Programmpunkte abgesagt und erklärt, er freue sich jetzt schon auf den Augenblick, an dem der ganze Rummel vorbei sei.

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht als einziger nicht auf Nobels Testament zurück, sondern wurde Ende der 60er Jahre von der schwedischen Reichsbank gestiftet. Er zählt daher streng genommen nicht zu den klassischen Nobelpreisen, wird aber zusammen mit ihnen überreicht.

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