Neues aus der Raumfahrt am Dienstag

Foto: Pixabay/Nasa-imagery
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Indien präsentiert Astronauten für ersten Weltraumflug

NEU-DELHI: Indien will im kommenden Jahr Raumfahrer ins Weltall schicken. Nun hat Premierminister Narendra Modi die Besatzung für die Mission vorgestellt.

Indien hat vier Astronauten vorgestellt, die für den ersten indischen Flug ins Weltall ausgewählt worden sind. Voraussichtlich im kommenden Jahr sollen sie mit der sogenannten Mission «Gaganyaan» in die Erdumlaufbahn in 400 Kilometern Höhe gebracht werden und nach drei Tagen wieder zur Erde zurückkehren. Premierminister Narendra Modi verkündete am Dienstag im Weltraumzentrum der Raumfahrtbehörde Isro in der Stadt Thiruvananthapuram die Namen der vier Luftwaffenpiloten. «Ihr seid der Stolz des heutigen Indiens», sagte der Premier.

Vor dem Start der ersten bemannten Mission werden noch mehrere Tests durchgeführt - unter anderem soll der Roboter Vyommitra (Sanskrit für «Weltraumfreundin») noch dieses Jahr ins All geschickt werden. Sollte die Mission Gaganyaan erfolgreich sein, würde Indien das vierte Land werden, das erfolgreich Menschen ins Weltall geschickt hat - nach der Sowjetunion, den USA und China. Bereits im vergangenen Jahr hatte Indien mit einer gelungenen Mondlandung einen weiteren Meilenstein erreicht.

Indiens Weltraumprogramm hatte in den 1960er-Jahren begonnen. In den ersten Jahrzehnten lag der Fokus vorwiegend darauf, Satelliten günstig ins All zu befördern. Inzwischen hat Indien ehrgeizigere Ziele. Modi wünscht sich, dass sein Land bis 2040 erstmals einen Astronauten auf den Mond schickt und dass es bis 2035 eine indische Weltraumstation gibt. Bereits im Jahr 1984 war ein Inder im Weltall - Rakesh Sharma war an Bord einer sowjetischen Raumstation.


Asteroiden-Mond: Nur ein lockerer Haufen Geröll

BERN: Der Einschlag der Raumsonde «Dart» auf den Asteroiden-Mond Dimorphos veränderte weit mehr als dessen Bahn. Schweizer Forscher haben die Daten nun genau analysiert.

Die Wucht des Einschlags der US-Raumsonde «Dart» hat nicht nur die Bahn des Asteroiden-Mondes Dimorphos verändert, sondern auch dessen Form. Das geht aus detaillierten Analysen der dazu gesammelten Daten und Computersimulationen eines internationalen Forschungsteams hervor. Demnach sei Dimorphos zudem kein fester Körper, sondern nur ein locker gepackter Haufen aus Geröll, schreibt das Team im Fachblatt «Nature Astronomy». «Dart» war am 26. September 2022 mit einer Geschwindigkeit von 24.000 Kilometern pro Stunde auf dem nur 160 Meter großen Asteroiden-Mond Dimorphos eingeschlagen.

«Dart» - die Abkürzung steht für «Double Asteroid Redirection Test» - sollte die Frage beantworten, ob sich Asteroiden, die sich auf ihrer Bahn bedrohlich der Erde nähern, durch einen künstlichen Einschlag ausreichend ablenken lassen. Die Sonde hatte sich am 24. November 2021 auf den Weg zu dem 780 Meter großen Asteroiden Didymos gemacht. Der Himmelskörper kreist in der Nähe der Erdbahn um die Sonne und ist deshalb für Raumsonden leicht erreichbar. Wichtiger noch: Er besitzt - das eigentliche Ziel der Mission - mit Dimorphos einen Mond, dessen Umlaufbahn sich sowohl vor als auch nach dem Einschlag exakt vermessen ließ. Bei einem einzelnen Asteroiden wäre es nicht möglich gewesen, den Effekt des Zusammenpralls mit so großer Genauigkeit zu bestimmen.

«Der Einschlag war erfolgreich und hocheffektiv», erläutern Sabina Raducan von der Universität Bern in der Schweiz und ihre Kollegen. Und zwar überraschend effektiv: Die Umlaufzeit von Dimorphos um Didymos änderte ich um 33 Minuten - erwartet hatten die Wissenschaftler maximal 10 Minuten. «Die für eine solche Bahnänderung nötige Energie ist um das Zwei- bis Fünffache größer als die Einschlagenergie von «Dart»», betonen Raducan und ihre Kollegen. Eine wichtige Rolle müsse deshalb zusätzlich der Rückstoß der beim Einschlag herausgeschleuderten Asteroiden-Trümmer gespielt haben. Und dessen gewaltige Energie könne auch Auswirkungen auf die Form des kleinen Mondes haben.

Um diesem Effekt auf die Spur zu kommen, hat sich das Team noch einmal alle bei dem Einschlag gesammelten Daten vorgenommen - neben der Bahnänderung zogen die Forscher dabei insbesondere auch Geschwindigkeit, Form und Richtung des herausgeschleuderten Materials in ihr Kalkül ein. Dann simulierte das Team den Einschlag mit unterschiedlichen Annahmen über die Beschaffenheit von Dimorphos. Die beste Übereinstimmung mit den Messdaten erzielte es für einen aus locker gepacktem Geröll bestehenden Asteroiden-Mond.

«Vermutlich ist Dimorphos aus Gesteinsbrocken entstanden, die sich von Didymos durch seine Eigendrehung abgelöst haben», folgern die Forscher. Der Zusammenhalt des kleinen Mondes sei dementsprechend gering: «Unsere Simulationen deuten darauf hin, dass der Einschlag von «Dart» keinen Einschlagkrater, sondern eine globale Verformung von Dimorphos verursacht hat.»

Dimorphos ist zu klein, um eine solche Veränderung selbst mit den größten Teleskopen zu sehen. Aber schon bald wird eine weitere Raumsonde das Asteroiden-Duo besuchen und so den Befund von Raducan und ihren Kollegen überprüfen können. Für den Oktober dieses Jahres plant die Europäische Weltraumagentur Esa den Start der Mission Hera, um die Auswirkungen des «Dart»-Einschlags weiter zu untersuchen. 2026 soll Hera in eine Umlaufbahn um Didymos einschwenken und dann dessen Mond mit zahlreichen Instrumenten in Augenschein nehmen.

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