Neues aus dem Ausland am Sonntag

Foto: Rüegsegger
Foto: Rüegsegger

Junger Mann stirbt bei Polizeieinsatz - Angriff auf Wache bei Paris

PARIS: Nach dem Tod eines 18-Jährigen bei einem Polizeieinsatz bei Paris haben Dutzende junge Leute am späten Sonntagabend eine Wache mit Feuerwerkskörpern und Molotowcocktails attackiert. Bei dem Angriff auf die Polizeistation im Vorort La Courneuve wurden auch Mülltonnen in Brand gesetzt, berichteten der Sender BFMTV und die Zeitung «Le Parisien» unter Verweis auf die Polizei. Demnach wurden Polizeikräfte aus dem Umland zusammengezogen, um die Auseinandersetzungen zu beenden. Es soll sechs Festnahmen gegeben haben. In den sozialen Medien soll es Aufrufe gegeben haben, den Tod des jungen Mannes zu rächen.

Im Nachbarort Aubervilliers war am Mittwochabend ein 18-Jähriger auf einem Motorroller von einem Polizeiauto frontal gerammt und tödlich verletzt worden. Der junge Mann und ein Beifahrer hatten erst rote Ampeln und Haltezeichen eines nachfolgenden Polizeiwagens ignoriert. Einem entgegenkommenden Streifenwagen, der zur Verstärkung angefordert worden war, soll dann ein Taxi die Vorfahrt genommen haben. Die Beamten mussten auf die Gegenspur ausweichen und kollidierten mit dem Motorroller. Während der Pariser Polizeipräfekt bislang keinen Anhaltspunkt für Zweifel an der Darstellung der Einsatzkräfte sieht, werfen Angehörige des 18-Jährigen der Polizei Vorsatz vor.

Der Fall erinnert an den Tod eines 17-Jährigen bei einer Polizeikontrolle bei Paris im vergangenen Frühsommer. Danach kam es zu Protesten gegen Polizeigewalt und schweren Krawallen, die Frankreich nächtelang erschütterten und Millionenschäden verursachten. Wiederholt kam es zu Plünderungen, Brandanschlägen und gewaltsamen Konfrontationen mit der Polizei. Die Regierung drohte danach ein härteres Durchgreifen gegen jugendliche Straftäter und deren Eltern an. Polizeigewalt wurde von der Regierung seit den Unruhen hingegen nicht groß thematisiert.


Bär läuft durch slowakische Stadt - fünf Verletzte

LIPTOVSKY MIKULAS: Ein Braunbär ist in der Slowakei durch eine Stadt geirrt und hat dabei fünf Menschen verletzt. Die Angegriffenen hätten Bisswunden oder Kratzer davongetragen, sagte der Bürgermeister des Ortes Liptovsky Mikulas, Jan Blchac, der Agentur TASR zufolge am Sonntag. Die Menschen im Alter zwischen zehn und 72 Jahren hätten inzwischen das Krankenhaus wieder verlassen können. Einer von ihnen habe fast ein Auge verloren.

In der Stadt mit rund 31.500 Einwohnern kam ein Krisenstab zusammen. Nach ersten Erkenntnissen dürfte der Bär den Fluss Waag (Vah) durchquert und sich dann in der Wohnbebauung verirrt haben. Er wurde auch in der Nähe eines Einkaufszentrums gesehen, konnte aber letztlich in ein Waldgebiet verscheucht werden. Der Braunbär soll nach Angaben der Stadtverwaltung nun abgeschossen werden. Liptovsky Mikulas liegt rund 200 Kilometer nordöstlich der slowakischen Hauptstadt Bratislava in einem Kessel unter dem Tatra-Gebirge.

Erst am frühen Freitagabend war in der Slowakei eine Wanderin auf der Flucht vor einem Braunbären zu Tode gekommen. Die 31 Jahre alte Touristin aus Belarus (Weißrussland) sei einen Abhang hinabgestürzt und habe sich dabei tödliche Kopfverletzungen zugezogen, teilte die Polizei mit. Der Begleiter der Frau sei nach der Begegnung mit dem Braunbären in eine andere Richtung gerannt und unverletzt geblieben. Zu diesem Unglück kam es in dem Tal Demänovska Dolina in der Nähe des Wintersportzentrums Jasna in der Niederen Tatra.

Nach Studien des staatlichen Naturschutzes in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Prager Karls-Universität gibt es in der Slowakei rund 1100 bis 1200 frei lebende Bären. Normalerweise gehen sie Menschen aus dem Weg, wenn sie diese rechtzeitig bemerken. Wenn es zu einem überraschenden Aufeinandertreffen kommt oder wenn Bärinnen ihre Jungen bedroht glauben, können sie aber auch angreifen. Im aktuellen Fall war noch unklar, ob es sich um ein männliches oder ein weibliches Tier handelte.


Nawalnaja betritt russisches Botschaftsgelände in Berlin

BERLIN: Auch in der russischen Botschaft in Berlin gibt es ein Wahllokal für die Präsidentschaftswahl. Überraschend reiht sich dort auch die Witwe des Kremlkritikers Alexej Nawalny in die Warteschlange ein.

Die Witwe des Kremlkritikers Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja, hat die russische Botschaft in Berlin betreten. Sie reihte sich am Sonntagnachmittag überraschend in die Schlange der Menschen ein, die dort ihre Stimme für die russische Präsidentschaftswahl abgeben wollten. Am frühen Abend betrat sie dann das Botschaftsgelände, wie eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur beobachtete. Nawalnaja äußerte sich vor der Stimmabgabe nicht zu ihren Beweggründen.

Die russische Präsidentenwahl ist von Betrugs- und Manipulationsvorwürfen überschattet. Einen Monat nach dem Tod Alexej Nawalnys und mehr als zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine will sich Kremlchef Wladimir Putin seine fünfte Amtszeit sichern. Er steht schon im Vorhinein als Sieger fest und dürfte sich ein Rekordergebnis bescheinigen lassen.

Nawalny war nach russischen Behördenangaben Mitte Februar in einem Straflager in der Polarregion gestorben. Der scharfe Kritiker von Kremlchef Putin war durch einen Giftanschlag im Jahr 2020 und ständige Einzelhaft im Lager körperlich sehr geschwächt. Seine Unterstützer und auch viele internationale Beobachter sind sich deshalb einig, dass von einer «natürlichen» Todesursache, wie es auf dem Totenschein heißen soll, nicht die Rede sein kann. Witwe Nawalnaja hatte Putin auf der Münchner Sicherheitskonferenz vor der Weltöffentlichkeit für das Schicksal ihres Mannes verantwortlich gemacht.


Festnahmen bei Wahlprotesten gemeldet

MOSKAU: Aus Protest gegen den Kreml stellten sich Menschen in ganz Russland um 12.00 Uhr in Schlangen vor ihre Wahllokale. Obwohl die Aktionen äußerst friedlich waren, kam es zu Dutzenden Festnahmen.

Bei kremlkritischen Protestaktionen sind am letzten Tag der viel kritisierten Präsidentenwahl in Russland Bürgerrechtlern zufolge Dutzende Menschen festgenommen worden. Insgesamt zählte die Organisation Ovd-Info bis zum Sonntagnachmittag landesweit mehr als 70 Festnahmen - rund 30 davon in der Stadt Kasan. Auch Menschen in Moskau und St. Petersburg waren betroffen. Viele von ihnen wollten sich demnach um exakt 12.00 Uhr Ortszeit vor ihren Wahllokalen in langen Schlangen anstellen, um so ihren Unmut über die vom Machtapparat geplante und von der Opposition als undemokratisch eingestufte Wiederwahl von Kremlchef Wladimir Putin zu zeigen.

Zu dieser Aktion unter dem Motto «Mittag gegen Putin» hatten Oppositionelle aufgerufen, darunter das Team des kürzlich im Straflager ums Leben gekommenen Kremlgegners Alexej Nawalny. Festnahmen gab es den Bürgerrechtlern zufolge auch abseits der Proteste. Eine Aktivistin in St. Petersburg wurde demnach direkt beim Verlassen ihres Hauses von Sicherheitskräften aufgegriffen. Manche Menschen wurden nach einiger Zeit wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen.

Die russische Präsidentenwahl, die noch bis Sonntagabend um 19.00 Uhr MEZ läuft, dient vor allem dem Machterhalt Putins, der sich aller Voraussicht nach mitten im Angriffskrieg gegen die Ukraine seine fünfte Amtszeit sichern wird. Echte Oppositionelle sind entweder nicht als Kandidaten zugelassen worden, ins Ausland geflohen oder sitzen im Gefängnis. Außerdem häufen sich Berichten von Betrug und Manipulation. Unabhängige Beobachter bezeichnen die Abstimmung deshalb als Farce und rufen die internationale Gemeinschaft auf, das Ergebnis nicht anzuerkennen.


Ägypten kann auf milliardenschwere EU-Finanzhilfen hoffen

KAIRO/BRÜSSEL: Ägypten kann bis Ende 2027 auf EU-Finanzhilfen in Höhe von rund 7,4 Milliarden Euro hoffen. Die Unterstützung in Form von Krediten und Zuschüssen soll Teil einer neuen strategischen Partnerschaft sein, wie die Europäische Kommission am Sonntag anlässlich eines Spitzentreffens von EU-Vertretern mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi in Kairo mitteilte. Bei ihr wird es den Planungen zufolge um einen Ausbau der Zusammenarbeit zur Eindämmung unerwünschter Migration, aber auch um wirtschaftliche und politische Kooperation gehen.

Den Angaben zufolge sind von den 7,4 Milliarden Euro 5 Milliarden Euro für Darlehen und 1,8 Milliarden Euro für Investitionen in Bereiche wie Ernährungssicherheit und Digitalisierung vorgesehen. 600 Millionen Euro sollen demnach als Zuschüsse fließen, 200 Millionen davon für das Migrationsmanagement.

Zu dem Spitzentreffen in Kairo wurden neben EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auch mehrere Regierungschefs von EU-Staaten wie die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni und der belgische Ministerpräsident Alexander De Croo erwartet.

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