Nachrichten zum Thema Seefahrt am Montag

Fotomontage: DER FARANG
Fotomontage: DER FARANG

Reederverband fordert rasche Aufklärung der «Ever Given»-Havarie

KAIRO/HAMBURG: Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hat eine rasche und gründliche Klärung der Ursache für die Havarie der «Ever Given» im Suezkanal gefordert. Zugleich betonte das geschäftsführende Präsidiumsmitglied Ralf Nagel am Montag in Hamburg: «Wer vorschnell Beschränkungen für große Containerschiffe fordert, muss gleichzeitig erklären, wie der globale Warenaustausch unter den gegebenen Bedingungen künftig funktionieren soll.» Zudem seien gerade große Containerschiffe wegen ihrer modernen Motoren und der hohen Tragfähigkeit weniger klimaschädlich.

«Der Zwischenfall am Suezkanal hat schlaglichtartig klar gemacht, welch elementare Bedeutung der Schifffahrt als Treiber des Welthandels zukommt», sagte Nagel. Er würde sich jedoch freuen, wenn den Seeleuten an Bord dieser Schiffe dieselbe Sorge wie den Waren zuteil würde. «Auch ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie haben weltweit immer noch 200.000 Seeleute große Probleme, an oder von Bord ihres Schiffes zu kommen, weil sie in Häfen nicht aussteigen dürfen, es keine Flüge in die Heimat gibt oder ihre Länder sie nicht einreisen lassen.»


Hapag-Lloyd: Stau am Suezkanal wohl in vier Tagen aufgelöst

KAIRO/HAMBURG: Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd geht davon aus, dass die Fahrten durch den wieder offenen Suezkanal noch am Montagabend wieder aufgenommen werden. Es sei noch nicht klar, ob und welche Schiffe für die Passage priorisiert würden, teilte die Reederei am Montag auf ihrer Homepage mit. Sie gehe aber davon aus, dass der Stau innerhalb von vier Tagen aufgelöst sei.

Der Kanalbehörde zufolge warteten zuletzt rund 370 Schiffe auf beiden Seiten des Kanals auf Durchfahrt. Der Finanznachrichtendienst Bloomberg berichtete am Montag von 450 Schiffen im Stau. Mehrere Reedereien hatten bereits begonnen, ihre Schiffe über das Kap der Guten Hoffnung in Afrika zu schicken.

Nach Angaben der Reederei sind neun Hapag-Lloyd-Schiffe von der Havarie der inzwischen wieder fahrbereiten 400 Meter langen «Ever Given» betroffen. Weitere sechs Schiffe anderer Reedereien mit Hapag-Lloyd-Containern an Bord hätten im Rahmen der Partnerschaft den Umweg über das Kap der Guten Hoffnung genommen.

Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit den kürzesten Schifffahrtsweg zwischen Asien und Europa. 2020 durchfuhren nach Angaben der Suezkanal-Behörde fast 19.000 Schiffe die Wasserstraße.


Suezkanal wieder frei nach Bergung der «Ever Given»

KAIRO: Fast eine Woche lang wurde gezogen, geschoben und gebaggert. Jetzt ist der Frachter «Ever Given» im Suezkanal wieder frei. Auch für deutsche Unternehmen bedeutet das Aufatmen. Es könnten aber noch Tage vergehen, bis alle wartenden Schiffe wieder fahren können.

Das festgefahrene Containerschiff «Ever Given» im Suezkanal ist vollständig freigelegt worden. Das Schiff sei am Nachmittag flott gemacht worden und der Kanal damit wieder frei, teilte das Bergungsunternehmen Boskalis am Montag mit. Die niederländische Firma hatte Ägypten bei der Bergung unterstützt. Für die Freilegung des Frachters wurden demnach rund 30.000 Kubikmeter Sand weggebaggert. Auch der Kanaldienstanbieter Leth Agencies berichtete von der erfolgreichen Bergung.

Trotz des Endes der Blockade könne es noch sechs Tage oder länger dauern, bis die gesamte Warteschlange abgelaufen ist, hieß es von der dänischen Reederei Maersk. Der Kanalbehörde zufolge warteten zuletzt rund 370 Schiffe auf beiden Seiten des Kanals auf Durchfahrt. Der Finanznachrichtendienst Bloomberg berichtete am Montag von 450 Schiffen im Stau. Mehrere Reedereien hatten bereits begonnen, ihre Schiffe über das Kap der Guten Hoffnung in Afrika zu schicken.

Wann die «Ever Given» ihre Fahrt in nördlicher Richtung auf dem Weg nach Rotterdam im Kanal fortsetzen kann, war zunächst unklar. Laut Admiral Rabi, Vorsitzender der Kanalbehörde, soll das Containerschiff zunächst am Großen Bittersee am nördlichen Ende des Suezkanals untersucht werden. Zudem sollen Ermittlungen die Ursache für den Unfall klären. Der Frachter war am Dienstag auf Grund gelaufen. Bagger und Schlepper hatten tagelang versucht, das 400 Meter lange Schiff freizulegen.

Von der Blockade waren in Deutschland insbesondere die Chemie- und Autoindustrie sowie der Maschinen- und Anlagenbau betroffen. Die Branchen bekommen Bestandteile für ihre Produktion aus Asien, die über den Suezkanal transportiert werden, hieß es aus dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Unternehmen planen demnach bei Seetransporten zwar zwei bis fünf Tage als Puffer ein. Bei einer längeren Sperrung drohe aber zeitweise ein Stillstand der Produktion. Die Lage für die deutsche Industrie sei auch ohne die Sperrung bereits angespannt gewesen.

«Schon die Corona-Krise hat für Verwerfungen im maritimen Handel gesorgt und die Preise für den Container-Transport explodieren lassen», sagte Vincent Stamer, Experte für maritimen Handel beim Institut für Weltwirtschaft (IfW). Die Schiffshavarie im Suezkanal und ihre Nachwirkungen seien als zusätzliche Belastung hinzugekommen.

Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit den kürzesten Schifffahrtsweg zwischen Asien und Europa. 2020 durchfuhren nach Angaben der Suezkanal-Behörde fast 19.000 Schiffe die Wasserstraße. Durch die Blockade gingen dem Kanal bisher täglich Einnahmen von rund 13 bis 14 Millionen Dollar verloren.


Allianz: Suez-Stau kostet bis zu 10 Milliarden Dollar pro Woche

MÜNCHEN: Die Blockade des Suezkanals bedeutet für den Welthandel nach Schätzung der Allianz Einbußen von 6 bis 10 Milliarden Dollar pro Woche. 2019 seien durch den Kanal 1,25 Milliarden Tonnen Fracht befördert worden, 13 Prozent des gesamten Welthandelsvolumens, schreiben die Volkswirte der Allianz in einer am Freitag veröffentlichten Analyse. «Insbesondere wird dieser Zwischenfall zu Lieferverspätungen von Alltagsprodukten für Verbraucher weltweit führen», prophezeit Deutschlands größter Versicherer.

Seit Dienstag ist die «Ever Given» festgefahren, ein 400 Meter langes Containerschiff der taiwanischen Reederei Evergreen. Nach Einschätzung der Allianz verschärft der Stau im Suezkanal das Problem der Lieferverspätungen und -unterbrechungen im Welthandel. Knappheit an Halbleitern und anderen Produkten seit Jahresbeginn könnten für den Welthandel Einbußen von 230 Milliarden Dollar beziehungsweise ein um 1,4 Prozentpunkte geringeres Wachstum bedeuten. Die Auswirkungen in dieser Hinsicht seien für Europa vergleichbar mit dem Frühjahr 2020 - der Zeit des ersten Corona-Lockdowns - und für die USA noch erheblich schlechter.


Netz kommentiert Blockade des Suezkanals mit zahlreichen Memes

KAIRO/BERLIN: Nach einer fast einwöchigen Blockade des Suezkanals ist das auf Grund gelaufene Containerschiff «Ever Given» zumindest teilweise wieder freigelegt. Während die Schifffahrtswelt vorsichtig aufatmet, ist das Internet drauf und dran, einen seiner Shootingstars zu verlieren. In den vergangenen Tagen hatte der 400 Meter lange Containerriese für unzählige Lacher und Likes gesorgt. Der Hashtag #SuezBlocked auf Twitter sorgte für eine wahre Sturmflut an Memes - also Bildern, die mit lustigen Kommentaren versehen sind.

Zum Helden der Rettungsaktion wurde der unermüdlich kämpfende Fahrer eines Baggers, der augenscheinlich mit einer winzigen Schaufel versuchte, das riesige Schiff freizuschaufeln. Nutzer wünschten sich, einmal so viel Selbstbewusstsein zu haben wie er und wollten ihn zur «Person des Jahres» erklären.

Andere sahen in der Blockade durch das Schiff Parallelen zur Corona-Pandemie: Von dem Schiffskapitän könnten Bund und Länder etwas lernen - nämlich, wie man einen konsequenten Lockdown herbeiführt, twitterte das NDR-Satiremagazin «Extra 3». Die aktuellen Corona-Maßnahmen seien eher wie der winzige Bagger, der das riesige Schiff Corona-Pandemie freilegen wolle, schrieben andere.

Und wie könnte man die Blockade lösen, falls die Rettungsversuche doch nicht zum Erfolg führen? Auch hier waren Nutzer kreativ: Einfach die Container abladen und daraus Pyramiden bauen, meinten einige - die würden sich ja immerhin in die ägyptische Landschaft einfügen.

Für Belustigung sorgte auch ein angebliches Phallus-Muster, das der Schiffskapitän vor der Havarie ins Meer gefahren haben soll. Dass er damit absichtlich für Lacher sorgen wollte, halten Fachleute jedoch für ausgeschlossen. Mit einem 400 Meter langen Schiff sei das ein Ding der Unmöglichkeit, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands der See- und Hafenlotsen, Uwe Jepsen.


Scheuer sieht noch keine Entwarnung für Lage am Suezkanal

BERLIN: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sieht noch keine Entwarnung für die Lage am Suezkanal.

Der CSU-Politiker sagte der Deutschen Presse-Agentur am Montag mit Blick auf das im Kanal auf Grund gelaufene Containerschiff «Ever Given»: «Nach der direkten Rückmeldung von vor Ort ist das Schiff noch nicht frei.» Der Bug sitze noch auf Sand. Ein weiterer Saugbagger, der unter dem Bug den Sand mit wegspülen solle, solle wohl am Dienstag eintreffen. Im Laufe des Tages solle bei Flut ein weiterer Versuch unternommen werden, das Schiff frei zu schleppen. «Wir analysieren gerade die Auswirkung des Staus bei so vielen betroffenen Schiffen auf die Logistik, besonders für die Lieferketten», so Scheuer.


Bergungsfirma: Bug der «Ever Given» liegt noch im Suezkanal fest

ROTTERDAM: Das niederländische Bergungsunternehmen des Containerschiffes «Ever Given» im Suezkanal hat vor zu schnellem Jubel über eine Freilegung des Kanals gewarnt. Die «Ever Given» sei nur am hinteren Teil freigelegt worden. «Aber der Bug sitzt noch völlig fest», sagte Peter Berdowski, Chef des Unternehmens Boskalis am Montagmorgen im niederländischen Radio. «Es bewegt sich was, das ist die gute Nachricht», sagte er. Aber für Entwarnung sei es zu früh.

In der Nacht zum Montag war mit Hilfe eines schweren Schleppers das Heck vom Boden losgelöst worden. Dadurch konnte das 400 Meter lange Schiff um 20 Grad drehen. Das schwierigste sei nun aber die Loslösung des Bugs, so der Boskalis-Chef. Der liege «wie ein Wal auf dem Strand».

Die Berger hoffen nun, mit Hilfe eines weiteren Schleppers im Laufe des Tages das Schiff völlig zu befreien. Sollte das nicht gelingen, müssten möglicherweise doch Container abgeladen werden. Das ist nach den Worten des Experten sehr zeitraubend.


Neuer Anlauf zum Freischleppen des Containerschiffs im Suezkanal

KAIRO: Die Hilfs- und Bergungsteams am Suezkanal wollen am Montagmorgen mit zusätzlichen Schleppern einen weiteren Anlauf zum Freischleppen des Containerschiffs «Ever Given» unternehmen. Diesen Entschluss traf die zuständige Kanalbehörde nach Medienberichten in der Nacht. Zuvor sollen Bagger weiterhin Erdreich unter dem Schiffsbug abtragen. Zudem sei ein weiterer Spezialbagger unterwegs, um die Arbeiten zu unterstützen. Sollte der Frachter nicht bis Montagabend freigeschleppt werden, soll auf Anweisung des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi damit begonnen werden, Container von dem Schiff abzuladen.

Der Druck auf die Verantwortlichen steigt, weil rund 370 Schiffe auf Durchfahrt warten, darunter 25 Öltanker, und der wirtschaftliche Schaden weiter wächst. Bisher konnte das 400 Meter lange Schiff nur wenige Meter bewegt werden.

Das Schiff eines japanischen Eigentümers war in Richtung Rotterdam unterwegs, als es bei der Durchfahrt des Kanals mit zwei Lotsen an Bord am Dienstag auf Grund lief und seitdem die Durchfahrt blockiert. Die Ursache sei ersten Ermittlungen zufolge «starker Wind» gewesen, hieß es.

Ein Versuch, Hunderte Container etwa mit einem Kran vom Schiff zu heben und dessen Ladung damit zu verringern, würde Tage oder gar Wochen dauern. Es wäre eine logistische Herausforderung, die tonnenschweren Großraumbehälter aus fast 60 Metern Höhe mitten in der Wüste und ohne die Infrastruktur eines Hafens zu entladen. Die «Ever Given» kann bis zu 18.000 Container transportieren.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.