Nachrichten zum Thema Seefahrt am Dienstag

Collage: DER FARANG
Collage: DER FARANG

Allianz: Häfen weltweit überlastet

MÜNCHEN/HAMBURG: Handel und Industrie ächzen unter Nachschubmangel - ob Autos, Baustoffe, Dünger oder Stahl. Ein schnelles Ende der Probleme in der Schifffahrt ist laut Allianz nicht in Sicht.

Wegen Pandemie und Ukraine-Krieg sind die großen internationalen Handelshäfen derzeit rund um den Globus überlastet. Das berichtete der zur Allianz gehörende Industrieversicherer AGCS am Dienstag. Der Krieg hat die von der Pandemie verursachten Lieferprobleme, die Überlastung der Häfen und auch die Probleme bei der Rekrutierung von Schiffsmannschaften weiter verschärft, wie die Fachleute in der neuen Ausgabe ihrer jährlichen Analyse der Schifffahrtsrisiken schreiben.

Allein im weltgrößten Hafen Shanghai könnte eine Rückkehr zum Normalbetrieb nach dem derzeit noch andauernden Lockdown Monate dauern, wie AGCS-Risikoberater Anastasios Leonburg sagte. «Ich denke, dass das in naher Zukunft nicht einfach schnell gelöst ist.» Eine Prognose sei schwierig, da das sowohl von den Maßnahmen der chinesischen Behörden als auch der Entwicklung der Pandemie in China abhänge.

Die Frachtkapazitäten in der Handelsschifffahrt sind nach Einschätzung der Allianz insgesamt zu knapp. Deswegen hätten große internationale Reedereien 7,5 Millionen neue Container bestellt, sagte Leonburg. «Man muss wesentlich mehr Container bauen, die dann in den Umlauf kommen.»

Abgesehen von den Lieferproblemen sehen die Fachleute weitere Risiken auf die Schifffahrt zukommen, großteils technischer Natur. Zwar habe sich die Zahl der Totalverluste im Laufe der vergangenen zehn Jahre mehr als halbiert, sagte Justus Heinrich, Leiter der AGCS-Schiffsversicherung in Mitteleuropa. 2012 gab es demnach noch 127 gesunkene oder irreparabel beschädigte Schiffe und im vergangenen Jahr nur noch 54. Doch da Containerschiffe immer größer werden, finden sie bei Bränden an Bord häufig keinen Hafen mehr, den sie anlaufen können, wie Leonburg sagte. So sank im vergangenen Jahr der unter singapurischer Flagge fahrende Frachter «X-Press Pearl» nach einem fast zwei Wochen dauernden Brand vor der Küste Sri Lankas.

In etwa fünf Prozent der weltweit verschifften Container werden nach AGCS-Schätzung heimlich nicht deklarierte Gefahrgüter transportiert. In den vergangenen fünf Jahren brachen demnach über 70 Brände auf Containerschiffen aus. Das beschäftigt nicht nur die Versicherungen: «Mit Sorge betrachten aber auch wir die zunehmende Zahl von Bränden auf Frachtern, insbesondere Containerschiffen und Autotransportern», sagte Christian Naegeli, Sicherheitsreferent des Verbands Deutscher Reeder. Bei der Falschdeklaration gefährlicher Ladung an Bord seien die Verlader aufgefordert, dringend nachzubessern.

Die Reeder betonten aber auch, dass die Schifffahrt immer sicherer werde. «Obwohl es immer mehr Handelsschiffe gibt und obwohl es auch immer mehr sehr große Containerschiffe gibt, nimmt die Zahl der schweren Unfälle seit Jahren kontinuierlich ab», sagte Hauptgeschäftsführer Martin Kröger.


Nach Anschlag auf Russen-Jacht - Verfahren auf Mallorca eingestellt

PALMA: Knapp zweieinhalb Monate nach einem Anschlag auf die Luxusjacht eines Russen auf Mallorca ist das Verfahren gegen einen Ukrainer eingestellt worden. Die Ermittlungen würden beendet, weil man den Beschuldigten nicht mehr ausfindig machen könne, berichteten die Zeitung «Diario de Mallorca» und andere Medien der spanischen Insel am Montag unter Berufung auf Justizsprecher. Zudem werde ihm eine relativ geringe Sachbeschädigung zur Last gelegt. Somit komme es nicht zur Anklage. Ein Sprecher des zuständigen Amtsgerichts in der Inselhauptstadt Palma bestätigte auf Anfrage die Informationen.

Der aus der Ukraine stammende Seemann und Maschinenwart Taras O. hatte in Interviews mit spanischen Medien und auch vor dem Untersuchungsrichter zugegeben, dass er am 26. Februar versucht habe, im Nobelhafen Porto Adriano bei Santa Ponsa im Südwesten der Mittelmeerinsel die Luxusjacht «Lady Anastasia» seines russischen Arbeitgebers zu versenken. Er habe sich damit für die Invasion in seiner Heimat rächen wollen. Sein Chef sei ein ranghoher Angehöriger eines russischen Konzerns, der Kriegswaffen produziere. Sein eigenes Haus in der Ukraine sei bei einem russischen Angriff zerstört worden.

Der Ukrainer hatte auf der Jacht nach Angaben der mallorquinischen Polizei unter anderem mehrere Ventile geöffnet, um den Maschinenraum zu fluten. Dabei sei die etwa sieben Millionen Euro teure und 47 Meter lange «Lady Anastasia» beschädigt worden, hieß es. Verletzte gab es den amtlichen Berichten zufolge nicht.

Nachdem er unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt worden war, flog der Beschuldigte nach Medienberichten und eigenen Angaben in die Ukraine, um dort für sein Land zu kämpfen. Sein Schicksal und sein Aufenthaltsort sind derzeit unbekannt. Auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln leben nach amtlichen Zahlen zur Zeit insgesamt rund 2100 Ukrainer und etwa 2000 Russen.

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