PANAMA-STADT: Eigentlich sollte der rechte Ex-Präsident Martinelli zur Wahl in dem mittelamerikanischen Land antreten - doch er wurde wegen Korruption verurteilt. Das Rennen macht sein früherer Vizekandidat.
Der rechte Anwalt und Ex-Sicherheitsminister José Raúl Mulino wird neuer Präsident von Panama. Nach der Auszählung fast aller Stimmen kam der Ersatzkandidat am Montag nach vorläufigem Ergebnis auf rund 34 Prozent der Stimmen. Er war nachnominiert worden, weil Ex-Präsident Ricardo Martinelli wegen Korruption verurteilt und von der Wahl ausgeschlossen wurde. Der scheidende panamaische Präsident Laurentino Cortizo gratulierte dem Oppositionspolitiker Mulino zu seinem Sieg. Der künftige Präsident will die irreguläre Migration durch das mittelamerikanische Land in Richtung USA unterbinden und die Wirtschaft ankurbeln.
An zweiter Stelle lag nach Angaben der Wahlbehörde Ricardo Lombana mit knapp 25 Prozent. Der Rechtsanwalt hatte im Wahlkampf vor allem die Korruption angeprangert. Die rund drei Millionen Wahlberechtigten stimmten am Sonntag auch über alle 71 Parlamentssitze und fast 800 lokale Ämter ab. In Panama wird der Sieger der Präsidentenwahl mit einfacher Mehrheit in einem Wahlgang ermittelt. Mulino tritt das Amt des Staats- und Regierungschefs am 1. Juli an.
«Ich habe mit dem gewählten Präsidenten José Raúl Mulino telefoniert, um ihm zu seinem Sieg bei den heutigen Wahlen zu gratulieren und ihm für seine neue Amtszeit Erfolg und gute Gesundheit zu wünschen», schrieb Cortizo auf der Online-Plattform X, vormals Twitter. Der Zentrumspolitiker und Agrarunternehmer regiert seit 2019. Panamas Verfassung verbietet eine direkte Wiederwahl.
Der 64 Jahre alte Mulino war ursprünglich der Vizepräsidentschaftskandidat des rechten Bündnisses Alianza para Salvar a Panamá (Allianz zur Rettung Panamas) an der Seite von Martinelli. Als die Wahlbehörde diesen im März nach seiner Verurteilung zu mehr als zehn Jahren Haft wegen Korruption von der Wahl ausschloss, rückte Mulino nach. Martinelli bezeichnet sich als politisch Verfolgten und hält sich seit Februar in der Botschaft Nicaraguas auf - das autoritär regierte Land will ihm Asyl gewähren. In der Botschaft besuchte ihn Mulino am Sonntag nach seiner Stimmabgabe.
Das rasante Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre in Panama ließ zuletzt nach. Wegen einer Dürre verringerte sich der Schiffsverkehr durch den Panamakanal. Die soziale Ungleichheit war im Wahlkampf ebenso ein Thema wie Panamas Situation als Durchgangsland für viele Migranten auf dem Weg in die USA. Mulino, der früher auch Außen- und Justizminister war, sagte, er wolle das Durchqueren des Darién-Dschungels zwischen Kolumbien und Panama unterbinden. Mehr als eine halbe Million Menschen nutzte im vergangenen Jahr die gefährliche Migrationsroute.