Angriff bei privater EM-Party - Polizei erschießt Mann

von Polizei getötet

Polizisten und ein Fahrzeug eines Bestattungsunternehmen stehen in der Nähe des Einsatzorts, der möglichwerweise im Zusammenhang mit der Attacke in Wolmirstedt steht. Foto: Thomas Schulz/dpa
Polizisten und ein Fahrzeug eines Bestattungsunternehmen stehen in der Nähe des Einsatzorts, der möglichwerweise im Zusammenhang mit der Attacke in Wolmirstedt steht. Foto: Thomas Schulz/dpa

WOLMIRSTEDT: Angriff nach dem Anpfiff: In Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt verletzt ein 27-Jähriger zwei Menschen auf einem kleinen Hoffest schwer. Kurz zuvor soll er einen Mann erstochen haben. Das Motiv ist unklar.

Während Millionen Menschen in Deutschland beim EM-Eröffnungsspiel mitfiebern, spielt sich in Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt ein Drama ab: Ein 27-Jähriger dringt am Freitagabend auf ein Privatgrundstück in einer Einfamilienhaussiedlung ein und attackiert mehrere Menschen auf einer kleinen Gartenparty - laut Polizei mit einem «messerähnlichen Gegenstand». Eine 50-Jährige und ein 75-Jähriger werden schwer verletzt, ein 56 Jahre alter Mann leicht.

Die Partygäste hatten sich im Hof getroffen, unter anderem um das Spiel Deutschland gegen Schottland zu sehen. Zum Angriff kommt es laut Polizei kurz nach dem Anpfiff gegen 21 Uhr. Wenig später treffen alarmierte Beamte ein - zwei Polizisten schießen, als der Mann auch sie mit einem messerähnlichen Gegenstand angriff. Er stirbt im Krankenhaus.

Zuvor soll der aus Afghanistan stammende Mann nach Polizeiangaben in einem nicht weit entfernten Mehrfamilienhaus in einer Plattenbausiedlung einen 23-Jährigen angegriffen und verletzt haben. Der Mann, ebenfalls afghanischer Staatsangehöriger, starb nach Angaben der Polizei noch am Abend im Krankenhaus an seinen Verletzungen.

Weiter viele Fragen offen

Medienberichten zufolge soll es sich bei der Tatwaffe um ein Messer handeln, laut «Bild» waren die beiden Männer in Streit geraten. Der Polizei zufolge gab es zunächst keine Hinweise auf eine religiös motivierte Tat. Die Ermittlungen der Polizei liefen auf Hochtouren. Unter anderem sollten Zeugen befragt werden.

Dennoch waren am Sonntag weiter viele Fragen offen. Wie geht es den Verletzten? In welchem Verhältnis stand der Angreifer zu dem getöteten Afghanen? Wer war der Täter überhaupt - war er polizeilich bekannt? Wie hat sich die Tat genau abgespielt? Antworten wollte die Polizei bei einer Pressekonferenz am Sonntagnachmittag geben.

Nach dem tödlichen Angriff auf den 23-Jährigen soll sich der 27-Jährige laut Polizei «ziellos» durch Wolmirstedt bewegt haben. Die rund 12.000 Einwohner zählende Kleinstadt liegt nördlich von Magdeburg. Wie die «Magdeburger Volksstimme» schreibt, hatte der Angreifer auch in einer Kleingartenanlage Menschen mit einem Messer bedroht. Augenzeugen informierten die Polizei.

Gegen die Polizisten, die auf den Angreifer geschossen haben, sei - wie in solchen Fällen üblich - ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Sind die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen, will die Staatsanwaltschaft Magdeburg die Gründe für den Schusswaffengebrauch aufklären. Darauf werde der Fokus liegen, sagte Staatsanwalt Baumgarten. Nach derzeitigem Stand sehe er jedoch keine Anhaltspunkte dafür, dass die Schüsse zweier Beamte auf den Angreifer unrechtmäßig abgegeben wurden.

Nachbarn halten Schüsse zunächst für Böller wegen des Fußballspiels

Die dramatischen Minuten bekommt auch die Nachbarschaft in der als ruhig geltenden Einfamilienhaussiedlung mit. «Der Schock sitzt bei uns noch ziemlich tief», sagt ein Ehepaar. Am Abend habe das Paar selbst Fußball geschaut, als sie zwei Schüsse hörten. «Das zweite Tor war gerade gefallen, wir dachten, dass jemand vor Freude einen Böller losgelassen hat», sagte der Mann. Als sie aus dem Fenster schauten, hätten sie den Rettungsdienst gesehen und einen Mann, der in der Nähe der Auffahrt gelegen habe.

Auch in der nicht weit entfernten Plattenbausiedlung zeigen sich Anwohner am Samstagmorgen bestürzt. Eine Frau aus einem Nachbarblock diskutiert mit Bekannten über das Geschehen, als sie den Müll wegbringt. Ihre Anteilnahme ist groß, nicht nur, weil sie hier wohnt. Ihr Enkel sei als Polizist bei dem Einsatz dabei gewesen, sagt die Frau. «Ich kriege eine Gänsehaut nach der anderen.» Eine andere Frau sagt, «ganz schrecklich» sei das.

Auch Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang reagierte bestürzt. «Ich bin zutiefst entsetzt über den unberechenbaren und schrecklichen Angriff. Meine Gedanken sind bei den Opfern und allen Beteiligten, die nicht nur körperliche, sondern auch psychische Schäden davontragen», sagte die CDU-Politikerin am Samstagnachmittag. Die Innenministerin verwies darauf, dass die Polizeipräsenz im Land nach dem Vorfall erhöht wurde. Zudem liefen «umfangreiche und konzentrierte» Ermittlungen.

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