Kroatien für pro-westliches Montenegro 

Europa zu wenig aufmerksam

Kroatischer Präsident Zoran Milanovic (R) begrüßt den montenegrinischen Präsidenten Milo Djukanovic (L) bei seinem offiziellen Besuch in Zagreb. Foto: epa/Antonio Bat
Kroatischer Präsident Zoran Milanovic (R) begrüßt den montenegrinischen Präsidenten Milo Djukanovic (L) bei seinem offiziellen Besuch in Zagreb. Foto: epa/Antonio Bat

ZAGREB: Kroatiens Präsident Zoran Milanovic hat sich für ein pro-westliches Montenegro unter seinem Präsidenten Milo Djukanovic ausgesprochen. «Wir wollene einem offenen Montenegro unsere Unterstützung geben», sagte Milanovic am Donnerstag nach einem Treffen mit Djukanovic in Zagreb.

Der Besuch des Montenegriners erfolgte anderthalb Wochen, nachdem die pro-serbische Regierung seines Landes die Amtseinführung des neuen serbisch-orthodoxen Metropoliten Joanikije in der historischen Hauptstadt Cetinje mit Polizeigewalt durchgesetzt hatte. Die pro-montenegrinisch eingestellte Bevölkerung von Cetinje hatte den Festakt als Machtdemonstration des pro-serbischen Lagers empfunden.

Die seit Dezember 2020 amtierende Regierung in Podgorica steht in offenem Gegensatz zu Djukanovic, der das kleine Balkanland 2006 in die Unabhängigkeit von Serbien und 2017 in die Nato geführt hatte. Milanovic und Djukanovic beklagten in Zagreb die aus ihrer Sicht fehlende Aufmerksamkeit des Westens für die Entwicklungen in Montenegro.

«Dass es keinen Krieg gibt, dass Gott sei Dank kein Blut fließt, ist kein Grund, Menschen in Geiselhaft zu nehmen», sagte Milanovic. Denn Montenegro sei derzeit «eine Geisel des Desinteresses, der Krämpfe und Spasmen der europäischen Politik».

Der Mangel an Aufmerksamkeit in den wichtigsten europäischen Metropolen habe ein «politisches Vakuum» in der Region erzeugt, meinte Djukanovic. Russland, das Serbien bei seinen expansionistischen Ambitionen unterstütze, würde dies ausnutzen, um seine eigene geopolitische Agenda voranzutreiben.

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