PRISTINA: Bei der Nato-geführten Schutztruppe KFOR im Kosovo hat am Dienstag turnusmäßig das Kommando gewechselt. Im Rahmen einer Zeremonie in der Hauptstadt Pristina übernahm der türkische General Özkan Ulutas die Führung der 4500 Mann starken Truppe vom italienischen General Angelo Michele Ristuccia, berichtete das Nachrichtenportal «koha.net».
Der Kommandowechsel erfolgt vor dem Hintergrund neu aufgeflammter Spannungen zwischen dem Kosovo und dem Nachbarland Serbien. Am 24. September waren schwer bewaffnete Para-Militärs aus Serbien in das fast ausschließlich serbisch bevölkerte Nord-Kosovo eingedrungen. Bei Kämpfen mit kosovarischen Polizeikräften starben drei serbische Eindringinge und ein kosovarischer Polizist.
Pristina wirft der Regierung in Serbien vor, den Trupp geschickt zu haben, um einen bewaffneten Umsturz im Nord-Kosovo herbeizuführen. Belgrad bestreitet jegliche Mittätterschaft. Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte früher zu Serbien gehört und sich 2008 für unabhängig erklärt.
Mehr als 100 Länder, darunter Deutschland, nicht aber Serbien, Russland, China und fünf EU-Mitgliedsländer, haben die Eigenstaatlichkeit des Kosovos anerkannt. Serbien fordert hingegen die Rückgabe seiner ehemaligen Provinz. Von der EU vermittelte Verhandlungen über eine Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern führten bislang zu keinen Ergebnissen.
Der türkische General Ulutas ist der 28. Kommandant der seit 1999 im Kosovo stationierten KFOR, der derzeit auch rund 70 deutsche Soldaten angehören. Von 2017 bis 2021 war er Kommandant des türkischen Kontingents der schnellen Eingreiftruppe der Nato und zuletzt Direktor für Strategie im Generalstab der türkischen Streitkräfte.