Höher, schneller, weiter. In Pattaya scheint der Condominium-Boom ungebrochen. In Rekordzeit werden neue Wohntürme aus dem Boden gestampft. Tatsächlich verfügt die Touristenmetropole bemessen an der Anzahl von im Bau stehenden und geplanten Projekten über eine der am schnellsten wachsenden Skylines der Welt. Da Grundstücke in Strandlage Mangelware sind, wird zunehmend in die Höhe und auf engstem Raum gebaut. Besonders der Wongamat-Strand stellt einen begehrten Investitionsstandort dar, der Bauträger auf den Plan ruft.
In einer ruhigen Minute schweift mein Blick über den Balkon. Das Panorama, das mir zu Füßen liegt, setzt sich zusammen aus Baukränen, Hochhäusern und Siedlungen. Die wenigen Bäume, die von der Bauwut geschäftiger Immobilienhaie noch verschont geblieben sind, erscheinen wie kleine, grüne Inseln in einer Stadt, die sich jedes Jahr, ja, man kann fast sagen jeden Monat, neu erfindet und stets weiter wächst, wie ein Teenager in der Sturm- und Drangzeit.
Immer noch herrscht Goldgräberstimmung in Pattaya. Das Stadtgebiet gleicht einem großen Spielfeld, das irgendwie an das Brettspiel „Hotel“ aus lang vergangener Kindheit erinnert. Ziel des im Jahr 1974 bei Denys Fisher Toys erschienenen Spieles ist es, sich ähnlich zu „Monopoly“ als Monopolist die meisten Hotels anzueignen und gleichzeitig seine Mitspieler in die Insolvenz zu treiben. Tauschen wir Las Vegas gegen Pattaya und Casinos gegen Condominium-Türme, kommen wir dem Ist-Zustand der Touristenmetropole schon recht nahe. Zu den Mitspielern zählen bekannte Namen wie Raimon Land, die Tulip Group, die Sansiri Group, Major Development oder Heights Holdings.
Die Stadtsilhouette ändert sich
Im hohen Norden des Stadtgebietes, zwischen dem Wongamat-Strand und der Naklua Road, ließ sich in den vergangenen Jahren ein regelrechter Immobilienhype beobachten, der weder von der in die Jahre gekommenen Infrastruktur, wie der zusammengestürzten Strandpromenade am Wongamat-Strand, noch von dreckigen Stränden oder den astronomisch in die Höhe steigenden Quadratmeterpreisen getrübt wird. Es herrscht Prime-Time am Immobilienmarkt. Immobilienblase? Ein Fremdwort! Unter den Bauträgern gilt, sich die letzten verfügbaren Strandgrundstücke zu sichern. Das genaue Ausmaß dieser Bauwut wird auf beeindruckende Art deutlich, wenn man sich mit dem Schiff, sei es Fähre oder Speedboat, von der vorgelagerten Insel Larn der Stadt auf dem Seeweg nähert und die stets wachsende Wolkenkratzer-Silhouette am Horizont betrachtet. Oder eben auf meinem Balkon, wenn die in der Nacht schillernd leuchtende Spaß- und Vergnügungsstadt einer Schatzkiste zu gleichen scheint! Statt Juwelen und Brillanten sind es vielmehr die mit vielen bunten Lampen erstrahlenden Unterhaltungsbetriebe, die prächtig leuchtenden Fassaden der großen Condominium- und Hotelanlagen sowie die den nächtlichen Himmel abtastenden Laserstrahlen und Skybeamer trendiger Diskotheken, die den Charme der Großstadt am Meer unterstreichen. Doch zurück zu den Immobilien.
Alles neu im hohen Norden
Besonders in Naklua wird ein Hochhaus nach dem anderen aus dem Boden gestampft. Allen voran der Wong Amat Tower in der Soi 16, ein 38 Stockwerke und 361 Luxusapartments umfassender Wohnturm, der von Heights Holdings in unmittelbarer Nähe zum bereits in 2010 eröffneten Projekt Laguna Heights errichtet wird und nach Fertigstellung im April 2014 mit Sicherheit das Schmuckstück im Portfolio des geschäftigen Unternehmens darstellt. Der Tower wurde vom bekannten Architekten Mario Kleff entworfen und wird Annehmlichkeiten wie einen Infinity-Swimmingpool auf dem Dach, einen ebenerdigen Swimmingpool, einen Kinderspielplatz, ein Restaurant und Café sowie eine 24 Stunden besetzte Rezeption mit hotelähnlichen Serviceleistungen bieten. Das architektonische Glanzstück wird die sage und schreibe 13 Meter hohe Lobby darstellen (Infos: www.wongamattowerpattaya.com).
In der nahegelegenen Soi 12 baut Heights Holdings außerdem das im Niedrigbaustil gehaltene Projekt Club Royal Wong Amat, das ebenfalls von Mario Kleff designt wurde. Das Condominium setzt sich aus vier Gebäuden zusammen. Das Herzstück der Anlage stellt eine 1.000 Quadratmeter große tropische Lagune mit Wasserrutschen und mehreren Jacuzzi-Höhlen dar, umgeben von einem tropischen Garten. Per Keycard erhalten die Bewohner Zugang zum Privatstrand. Die Gebäude A und B wurden bereits fertiggestellt, Gebäude C und D im Juni und Dezember 2014 (Infos: www.clubroyalwongamat.com).
Direkt neben dem Club Royal Wong Amat errichtet ein Neueinsteiger auf Pattayas Condominium-Markt, die Modus-Gruppe, das Modus Privat Beachfront Condominium, das neben exklusiven Luxuswohnungen das Centara Grand Modus Resort & Spa Pattaya beherbergt, das von Centara Hotels & Resorts betrieben wird. Diese Kombination aus Condominium und 5-Sterne-Hotel beschert den Bewohnern hoteltypische Annehmlichkeiten wie Limousinenservice, WiFi-Internet, Fitnessstudio, Sauna, einen 25 Meter langen Swimmingpool, einen Spa, Seminarräumlichkeiten und mehrere Restaurants. Im Gespräch ist sogar ein Shuttleboot vom Modus zum Einkaufszentrum Central Festival Pattaya Beach. Das Design stammt vom thailändischen Stararchitekten Thossaporn Namethem, „Arjarn Joob“ genannt (Infos: www.moduspattaya.com, www.centarahotelsresorts.com).
Sois 12 und 16 wachsen zusammen
Das mit Sicherheit höchste und exklusivste Gebäude am Ende der Soi 16 wird ohne Zweifel The Palm Wong Amat darstellen, das von der namhaften Nova Group errichtet wird und zwei 26 und 54 Stockwerke hohe Tower mit insgesamt 544 Wohnungen umfasst. Zur Ausstattung des Condominiums zählen mehrere Infinity-Swimmingpools mit Jacuzzibänken, Wasserrutschen, eine Poolbar, Salas, ein Fitnesscenter, ein Clubhaus, ein Strandrestaurant, ein Kinderspielplatz und der 70 Meter breite Privatstrand (www.thepalmpattaya.com). Nur einen Steinwurf entfernt baut die Nova Group außerdem noch das Serenity, das mit acht Etagen Platz für 152 Wohneinheiten bietet und mit dem „Voll-eingerichtet-ab 957.600-Baht“-Werbeslogan in Rekordzeit viele Käufer fand. Neben einem 18 Meter langen Swimmingpool auf dem Dach sorgen ein Fitnesscenter und ein Koi-Karpfen-Teich für Wohlfühlatmosphäre. Die Fertigstellung wird auf das erste Quartal 2015 datiert (Infos: http://serenitypattaya.com). Direkt daneben entsteht das Baan Plai Haad, was auf Deutsch soviel wie „Haus am Ende des Strands“ bedeutet und das erste Condominium der renommierten Sansiri Group in Pattaya darstellt. Das Projekt beinhaltet zwei 7 und 31 Stockwerke umfassende Wohntürme mit insgesamt 353 Wohneinheiten und bietet Annehmlichkeiten wie einen Swimmingpool im 30. Stockwerk, ein Fitnesscenter, einen tropischen Garten, eine Sauna, einen gepflegten Privatstrand (geteilt mit Modus und The Sanctuary) sowie exklusive Serviceleistungen im Rahmen des „Sansiry Family“-Programms. Das Design des modernen Wohnturmes stammt von „The Steven Leach Group and Landscape Designer“-Gruppe (Infos: www.sansiri.com).
In der Soi 18/1 baut Petch Pattaya Development Co., Ltd. das Condominium-Projekt Prima Wong Amat, das aus drei verschiedenen Gebäuden oder in den Worten des Bauträgers drei verschiedenen „Phasen“, besteht. Prima Phase 1 verfügt über sechs Etagen, die Platz für 35 großzügig geschnittene Wohneinheiten bieten. Auf dem Dach finden ein 25-Meter-Swimmingpool, ein Fitnesscenter, ein tropischer Garten sowie eine Aussichtsterrasse mit Meerblick Platz. Der Luxustower Prima Phase 2 umfasst 108 Wohnungen auf 34 Stockwerken und wird in zwei Zonen unterteilt. Die erste Zone reicht von der fünften bis zur 12. Etage und beherbergt Apartments der G Hotel Group, die in der fünften Etage Hotelannehmlichkeiten wie einen Swimmingpool, ein Restaurant und einen Kids Club betreibt. Die Condo-Wohnungen befinden sich in den Stockwerken 13 bis 34. In der 13. Etage finden Besitzer oder Mieter der Wohnungen einen Infinity-Edge-Swimmingpool, einen Kinderpool, eine Kinderpoolbar und einen Kids Club vor sowie eine Poolbar für die Erwachsenen, ein Fitnesscenter und ein Clubhaus. Details zu Prima Phase 3 wurden noch nicht bekanntgegeben (Infos: www.primapattaya.com).
Gebaut wird immer höher und enger
Fakt ist: In direkter Strandlage wird anstatt in die Breite zunehmend in die Höhe gebaut, wie die beiden Türme des Northpoint-Condominiums in der Soi 18 auf beeindruckende Weise aufzeigen, die bereits im Januar 2010 fertiggestellt wurden, mit ihren 46 und 54 Stockwerken jedoch die Stadtsilhouette völlig neu definierten und den architektonischen Trend der Zeit vorbestimmten. Genau hier, zwischen die beiden Mega-Tower von Raimon Land gequetscht, errichtet die geschäftige Gruppe nun das Zire Wongamat, das mit seinen zwei Türmen 37 und 54 Stockwerke zählt, die insgesamt Platz für 480 Einheiten bieten. Für das Design der Türme und die Landschaftsgestaltung wurden namhafte Firmen wie Soda (Thailand) Ltd., SHMA Co., Ltd., Warness Associates Co., Ltd. und Pro-En Technologies Ltd. beauftragt, was auch erklären mag, dass man für eine Immobilie von Raimon Land etwas tiefer in die Tasche greifen muss als für andere Objekte. Die Eigentümer und Mieter dürfen sich auf Annehmlichkeiten wie einen 25-Meter-Infinity-Lap-Pool, einen Kinderpool, Sonnenterrassen, einen Fitnessraum, eine Sauna, einen tropischen Garten sowie einen Beach Club freuen. Die Bauarbeiten sollen bis zum zweiten Quartal 2014 abgeschlossen sein (Infos: www.zirewongamat.com).
Betrachtet man diese enge Aneinanderreihung von Wohntürmen – namentlich Northpoint, Zire Wonagamat, Sky Beach Condominium und Saranchol Condominium – von der Strandseite aus, könnte man annehmen, dass sich alle Bewohner gegenseitig die Hände schütteln könnten! Der Platz für Condos mit direktem Strandzugang und Seeblick ist eben begrenzt, und in naher Zukunft wird man wohl mit weiteren Ansammlungen von Wolkenkratzern auf engstem Raum rechnen dürfen.
Luxus-Niedrigbau und Budget-Condos
Doch es lassen sich noch weitere Trends auf dem Immobilienmarkt beobachten. Zum einen werden neben wolkenkratzerähnlichen Türmen auffallend viele Luxussegment-Condominiums in Niedrigbauweise errichtet. Zum anderen preisgünstige Hochhäuser in weniger ästhetisch wirkendem Klotzdesign, die vorwiegend auf die junge Käuferschaft abzielen und vom Design auch in Berlin-Marzahn stehen könnten. Beispiele für Erstgenanntes befinden sich zumeist nicht in direkter Strandlage. So plant unter anderem die Porchland Group in einer Querstraße zwischen der Soi 16 und Soi 12 die Errichtung des The Prim Grand Condominiums, das 64 Wohneinheiten auf acht Etagen sowie einen Swimmingpool auf dem Dach und eine schicke Bar beherbergen soll (Infos: www.theprimpattaya.com). Ebenfalls in der Soi 12, in Nachbarschaft zum Hotel The Zign, schreiten zügig die Bauarbeiten zum Sixtythree@12 der Anaakot Group voran, ein achtgeschossiges Gebäude, das Boutiquehotel-Elemente und Condominium-Raffinessen miteinander verbinden soll und Platz für 63 Wohnungen bietet. Die Bauarbeiten sollen im Juli 2014 abgeschlossen sein (Infos: www.sixtythree-12.com).
Ein Beispiel für ein typisches Budget-Condominium hingegen stellt das Lumpini Ville Naklua Wong Amat der L.P.N. Development Group dar, wobei der Name Budget in diesem Zusammenhang nicht negativ gemeint ist, sondern auf das attraktive Preis-Leistungsverhältnis hinweisen soll. Die vergleichsweise günstigen Kaufpreise sind unter anderem dadurch möglich, dass der Bauträger auf den gängigen „pre-launch-“, „soft-launch-“, „launch-“ und „re-launch“-Zirkus verzichtet. Vielmehr setzt man ohne großes Werbebudget auf perfekte Lokalitäten, bietet Wohnungen zu einem akzeptablen Preis an und reagiert dadurch mit einem gutdurchdachten Angebot auf die Nachfrage auf dem Markt. In den drei 20 und 32 Stockwerke umfassenden Wohntürmen wird Platz für 532 Wohnungen geschaffen. Bemerkenswert erscheint, dass der Bauträger innerhalb von einem Jahr mit Lumpini Condo Town an der Sukhumvit Road, Lumpini Park Beach Jomtien in Jomtien (im Bau) und dem oben genannten Objekt an der Naklua Road drei Großprojekte aus dem Boden gestampft hat (Infos: www.lpn.co.th), die sich alle einer großen Nachfrage erfreuen.
Platzt die Immobilienblase…?
Bereits in 2011 warnte das Beratungsunternehmen Agency for Real Estate Affairs (AREA) vor einer Überhitzung des Immobilienmarktes und schloss einen Crash nicht aus. Ein Platzen der Immobilienblase würde zu einem Stopp geplanter und im Bau befindlicher Projekte führen und bei einer Welle fauler Kredite Finanzinstitute schwer belasten. Anzeichen dafür stellen die weniger gut belegten Condo-Türme dar, wie das T.W. Wong Amat Beach Resort Condominium in der Soi 16, das vor wenigen Monaten still und heimlich zum R Con Wong Amat Beach Resort für asiatische Gruppentouristen umgerüstet wurde. Während Kritiker des Bau-Booms in Pattaya vor der Schaffung eines zweiten Benidorm warnen, weisen Befürworter auf die starke Nachfrage an Condominium-Wohnungen im Seebad hin, sobald die High-Speed-Zug-Verbindung von Bangkok nach Pattaya im Jahr 2018 in Betrieb geht.
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Strandprivatisierung als Masterplan?Für viele Residenten und Urlauber erscheint es unbegreiflich, wieso die ehemals schöne Promenade am Wongamat-Strand wegen mangelnder Instandsetzungsarbeiten völlig in sich zusammenbrach. Andere hingegen vermuten hinter der mangelnden Strandpflege einen geheimen Masterplan. So wird der zuvor öffentliche Strand zunehmend von den neuen Condominium-Projekten privatisiert und entsprechend gepflegt. Eben Stadtplanung à la Pattaya! Im Bild der Privatstrand von The Palm, Modus, The Sanctuary und Baan Play Haad. |