Österreich trägt schwere Bürde der NS-Verbrechen

Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz (M.), der österreichische Holocaust-Überlebende Viktor Klein (l.), Yad Vashem-Vorsitzender Avner Shalev (r.) im Holocaust-Gedenkmuseum. Foto: epa/Yuri Kochetkov
Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz (M.), der österreichische Holocaust-Überlebende Viktor Klein (l.), Yad Vashem-Vorsitzender Avner Shalev (r.) im Holocaust-Gedenkmuseum. Foto: epa/Yuri Kochetkov

JERUSALEM (dpa) - Österreichs Kanzler Kurz (ÖVP) bemüht sich bei einem Israel-Besuch um neues Vertrauen. Politiker der rechten Koalitionspartei FPÖ hatten mit antisemitischen Äußerungen immer wieder für Irritationen gesorgt.

Österreich steht nach Worten von Bundeskanzler Sebastian Kurz in der Pflicht, die Gräuel des Holocaust auch in Zukunft nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Bei einem Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sagte Kurz am Sonntag: «Als Kanzler Österreichs muss ich feststellen, dass Österreich und die Österreicher eine schwere Bürde tragen, der schändlichen Verbrechen, die während der Schoah begangen wurden.» Er bekräftigte: «Wir Österreicher wissen, dass wir für unsere eigene Geschichte verantwortlich sind.»

Kurz war am Samstagabend zu einem dreitägigen Besuch in Israel eingetroffen. Ziel ist unter anderem, die belasteten Beziehungen zu normalisieren. Israel boykottiert Minister der rechten Partei FPÖ, mit der Kurz in einer Koalition regiert. FPÖ-Politiker haben mit antisemitischen Äußerungen schon öfter für Empörung gesorgt.

Kurz unterzeichnete in Yad Vashem eine Vereinbarung, die den Zugang zu österreichischen Archiven für Holocaust-Forschung erleichtern soll. Außerdem unterschrieb er ein Abkommen im Bereich der Lehrerfortbildung, wie der österreichische Botschafter Martin Weiss bei Twitter mitteilte.

In Yad Vashems Halle der Erinnerung entfachte Kurz das Mahnfeuer. Kurz traf auch österreichische Holocaust-Überlebende und lud sie zu einem Besuch in ihrer Heimat ein.

Anschließend legte er am Grab des früheren israelischen Präsidenten und Friedensnobelpreisträgers Schimon Peres einen Kranz nieder.

Auch ein Besuch der Max Rayne Schule in Jerusalem, die in ihren Klassen zweisprachig arabische und jüdische Kinder unterrichtet, stand auf seinem Programm.

In Jerusalems Altstadt wollte Kurz anschließend die Grabeskirche und die Klagemauer besuchen. Kurz trifft am Montag auch den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und am Dienstag Präsident Reuven Rivlin.

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Jürgen Franke 11.06.18 20:40
Der Bundeskanzler Österreichs hat in Israel
wie immer die richtigen Worte gefunden. Es geht weder um Entschuldigungen oder Schuldgefühle sondern lediglich um die Geschichtsereignisse, die nicht vergessen werden sollten. Kurz: "Wir sind für unsere eigene Geschichte verantwortlich"