Mehr Migranten wegen Lage in Tunesien

Foto: epa/Jose Sena Goulao
Foto: epa/Jose Sena Goulao

ROM (dpa) - Die italienische Innenministerin Luciana Lamorgese hat den jüngsten Anstieg der Migrantenzahlen in Italien auf die Lage in Tunesien zurückgeführt. «Es gibt einen Anstieg der Landungen, aber das ist vor allem wegen der politischen Situation in Tunesien, denn der größte Teil derjenigen, die hier ankommen, sind Tunesier», sagte Lamorgese am Dienstag, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Nach Zahlen des italienischen Innenministeriums kamen im September 2386 Migranten auf dem Seeweg nach Italien. Dies ist die höchste Monatsbilanz in diesem Jahr. Zugleich war September der erste Monat des Jahres, in dem die Zahl höher als im Vergleichsmonat des Vorjahres lag. Lamorgeses Vorgänger Matteo Salvini, Chef der rechten Lega, hatte deswegen die neue Mitte-Links-Regierung heftig kritisiert.

In Tunesien fand am 15. September die erste Runde der Präsidentenwahl statt. Sie kam einem politischen Erdbeben gleich und hat die etablierten Parteien abgestraft. Am Sonntag stehen Parlamentswahlen an. Das Land leidet auch unter massiven wirtschaftlichen Problemen. Da Tunesien eine Demokratie ist, haben seine Bürger kaum Chancen auf politisches Asyl. Nach Presseberichten will der italienische Außenminister Luigi Di Maio in Kürze nach Tunesien und Algerien reisen, um über die Einrichtung «sicherer Häfen» in Nordafrika zu reden.

Trotz des jüngsten Anstiegs liegt die Zahl der in Italien eintreffenden Bootsflüchtlinge weit unter den Werten früherer Jahre. Im laufenden Jahr waren es bis Ende September 7.632, im gleichen Zeitraum 2017 dagegen 105.737. Die meisten Migranten gelangen derzeit selbstständig auf kleinen Schiffen nach Italien, die wenigsten mit den Rettungsschiffen der Hilfsorganisationen.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.