Irans Justiz weist Vorwürfe nach Tod junger Frau zurück

Eine verhüllte iranische Frau nimmt an der Zeremonie des Freitagsgebets in Teheran teil. Foto: epa/Abedin Taherkenareh
Eine verhüllte iranische Frau nimmt an der Zeremonie des Freitagsgebets in Teheran teil. Foto: epa/Abedin Taherkenareh

TEHERAN: Nach dem rätselhaften Tod einer jungen Frau im Iran hat die Justiz Berichte zurückwiesen, sie sei kurz zuvor vom Geheimdienst verhört worden. Die Hintergründe im Falle der jungen Sara Tabrisi seien Gegenstand der Ermittlungen, berichtete das Justizportal Misan am Freitagabend. Nach Darstellung der Justiz hatte ihr Vater seine Tochter vor rund einer Woche in der Wohnung leblos aufgefunden. Der Fall ereignete sich demnach in Schahriar, etwa 30 Kilometer nahe der Hauptstadt Teheran.

Aktivisten hatten der Justiz schwere Vorwürfe gemacht und berichtet, Tabrisi sei in den vergangenen Monaten unter Druck gesetzt worden. Die 20-Jährige sei nur einen Tag vor ihrem Tod zu einem Geheimdienstverhör geladen worden, berichtete unter anderem die Menschenrechtsorganisation Hawar.help auf X, ehemals Twitter. Im November sei Tabrisi an der Ausreise gehindert, inhaftiert und später zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Irans Justiz bestätigte eine Festnahme am Flughafen, datierte diese jedoch auf Anfang Januar. Tabrisi sei damals wegen gefälschter Ausweisdokumente inhaftiert worden und etwa eine Woche später auf Kaution freigekommen, hieß es in dem Bericht bei Misan weiter.

Die im Iran inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi machte Irans Regierung für den Tod der jungen Frau verantwortlich. «Eine Woche lang war sie bei uns. Mit den Sorgen, die uns allen bekannt sind. Sie erzählte uns von den Nächten in Isolationshaft und dem Schrecken, dass die Drohungen der Vernehmungsoffiziere vollstreckt werden», hieß es auf dem Instagram-Account Mohammadis, den Angehörige im Ausland betreiben.

Unabhängig überprüfen lassen sich die Darstellungen nicht, die Hintergründe sind weiter unklar. Im Netz löste der Fall jedoch inzwischen erneut einen Aufschrei aus. Misstrauen in die Behörden hatten in der Vergangenheit immer wieder zu Spekulationen und gesellschaftlichen Spannungen geführt. Nach den von Frauen angeführten Protesten im Jahr 2022 hat sich die Kluft zwischen Bevölkerung und Staat noch einmal vertieft.

Im Herbst 2022 hatte der Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini die schwersten Proteste in der Geschichte der Islamischen Republik ausgelöst. Monatelang gingen vor allem junge Menschen auf die Straßen, um gegen das islamische Herrschaftssystem zu demonstrieren. Amini soll ihr Kopftuch falsch getragen haben, war von den berüchtigten Sittenwächtern festgenommen worden und kurz darauf gestorben. Eine Expertenkommission im Auftrag der UN kam zu dem Schluss, dass körperliche Gewalt nach der Festnahme zu ihrem Tod führte.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.