René Benko meldet Insolvenz an

Immobilien-Tycoon am Tiefpunkt

René Benko, österreichischer Immobilien-Unternehmer, kommt zum Ständehaus-Treff der Rheinischen Post. Foto: Marcel Kusch/dpa
René Benko, österreichischer Immobilien-Unternehmer, kommt zum Ständehaus-Treff der Rheinischen Post. Foto: Marcel Kusch/dpa

INNSBRUCK: Benko wurde als österreichischer Vorzeige-Unternehmer gefeiert. Zuletzt häuften sich die Insolvenzen innerhalb seiner Immobilien- und Handelsgruppe Signa. Das hat nun Konsequenzen für den Unternehmer.

Nach der Insolvenz-Serie bei Signa hat sich nun auch der Gründer der Immobilien- und Handelsgruppe selbst für zahlungsunfähig erklärt. René Benko habe am Landgericht Innsbruck Insolvenz angemeldet, bestätigte eine Gerichtssprecherin am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Ein Richter werde voraussichtlich in den kommenden Tagen über den Antrag des 46-jährigen Unternehmers entscheiden, sagte sie. Zuvor hatte die «Kronen Zeitung» darüber berichtet.

Ohne Abitur zum Selfmade-Milliardär: So lautete die Kurzversion der Aufstiegsgeschichte des Immobilien- und Handelstycoons, bis Benko Anfang Dezember seinen Milliardärs-Status verlor. Der 1977 in Innsbruck geborene Benko begann schon als Teenager, Dachböden zu sanieren. Er verließ das Wirtschaftsgymnasium ohne Abschluss und stieg in das Immobiliengeschäft ein. 2004 machte der damals 26-Jährige Schlagzeilen mit dem Ankauf eines Innsbrucker Kaufhauses, das danach vom britischen Stararchitekten David Chipperfield als Shopping-Center umgestaltet wurde.

Aufstieg mit prominenten Investoren und großen Zielen

Benko gelang es, finanzkräftige Unterstützer an Bord zu holen - etwa Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne, Unternehmensberater Roland Berger oder Torsten Toeller, den Gründer der Fressnapf-Heimtiermärkte. «Das ist ganz einfach. Investoren sind daran interessiert, dass das Geld, das sie einsetzen, anständig verzinst wird», sagte der österreichische Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer, der in der Signa-Gruppe verschiedene Beratungs- und Aufsichtsfunktionen ausgeübt hat. «Die Investoren haben immer gut verdient», sagte Gusenbauer dem Sender ORF.

Benko wollte weit mehr als Immobilien entwickeln. «Signa soll eine europäische Industrie- und Beteiligungsholding im Familienbesitz sein. Ähnlich wie die Familienholdings der Agnellis, Oetkers oder Reimanns», sagte er 2018 dem österreichischen Magazin «Trend». Die italienische Autobauer-Familie Agnelli (Stellantis), die Oetkers mit ihren Lebensmittel- und Getränkeunternehmen und die Getränke-Dynastie Reimann (Jacobs) sind nicht nur in ihren Kerngeschäften, sondern in mehreren Branchen aktiv.

Wie die Agnellis setzte Benko auch auf Medien, wie die Oetkers setzte er auch auf Hotels. Außerdem investierte er in die Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof und in den Online-Handel mit Sportartikeln. Heute ist die Galeria-Gruppe erneut insolvent, genauso wie die Sport-Sparte. Die Medienbeteiligungen stehen vor dem Verkauf. Zu Benkos prestigeträchtigen Investitionen gehören auch das Elbtower-Projekt in Hamburg, das Luxuskaufhaus KaDeWe in Berlin und das Chrysler Building in New York.

Intransparentes Firmenkonstrukt

Als aktuelle Auslöser der Signa-Krise gelten die Zinsen, Energiepreise und Baukosten, die im Zuge des Ukraine-Krieges stark gestiegen sind. Es gab aber schon früher Anzeichen für mögliche Probleme. «Ich bin 2016 bei Signa als Aktionär ausgeschieden, weil die Zahlen, die mir vorgelegt wurden, nicht mit dem übereinstimmten, was uns Benko in den Sitzungen vorgetragen hat», erzählte der ehemalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking dem «Handelsblatt». Zudem fehlte die Transparenz im kaum durchschaubaren Signa-Firmennetzwerk mit hunderten Teilgesellschaften.

Benko hatte bis vor einigen Monaten als einer der reichsten Österreicher gegolten. Laut dem US-Magazin «Forbes» hatte Benkos Wert 2023 einen Höchststand von 6 Milliarden Dollar (5,5 Milliarden Euro) erreicht. Doch Anfang Dezember strich ihn «Forbes» angesichts der wachsenden Probleme von Signa aus seiner internationalen Milliardärs-Liste.

Wo ist Benkos Vermögen geblieben?

Nun hat Benko als Unternehmer Insolvenz beantragt. Im Unterschied zu einer Privatinsolvenz kann er deshalb ein Sanierungsverfahren durchlaufen, dass wie bei einer Firma abläuft. Die Republik Österreich hatte am Landgericht Innsbruck zuvor einen Insolvenzantrag gegen ihn eingebracht. Dabei ging es unter anderem um einen noch nicht vollständig bezahlten Zuschuss, den Benko für die insolvente Holding der Signa-Gruppe angekündigt hatte.

«Ich halte das eigentlich für die spannendste Insolvenz in dem gesamten Signa-Komplex», sagte Gerhard Weinhofer von der Wirtschaftsauskunftei Creditreform in Wien. «Wo ist das Geld? Warum ist er illiquid?», so der Fachmann über die Vorgänge. In Medien war zuletzt mehrmals über Geldtransfers geschrieben worden, in denen die Privatstiftungen Benkos eine Rolle spielten.

Zu den finanziellen Forderungen gegen ihn und zu der Signa-Krise hat sich Benko bislang nicht öffentlich geäußert. Dazu hätte er Anfang April Gelegenheit. Er ist zu einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss geladen, welcher der möglichen Bevorzugung von politisch gut vernetzten Großunternehmern durch Behörden nachgeht.

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Johann Mueller 10.03.24 22:40
Charisma – BENKO - die besondere Ausstrahlung ???
Charismatische Menschen strahlen etwas ganz besonderes aus, doch sicher NICHT bei diesem Grössenwahnsinnigen - Selbstbild geteilt durch Fremdbild – ist das die Formel für unseren Charismaquotienten ?
Monruedee Kanhachin 10.03.24 08:40
Herr Peter
Aus Ihren Zeilen entnehme ich eine starke Aversion zu Geld! Das könnte bedeuten, Sie haben zu viel davon oder zu wenig. Bei Ersterem erhalten Sie Zinsen auf Ihr Vermögen, die Ihnen trotz Ihrer Abneigung sicher willkommen wären. Im zweiten Fall sind Sie gezwungen irgendwie über die Runden zu kommen oder Schulden zu machen...aber es zwingt Sie niemand dazu, egal ob fester oder variabler Zinssatz. In verschiedenen Fällen lohnt es sich sogar Schulden zu machen. Es gibt aber noch andere Möglichkeiten, Sie können betrügen und stehlen, das ist in diesem Fall passiert und errinert an wirecard.
Peter Joe 08.03.24 23:51
Signa Krise
Es ist das Geldsystem, belastet mit Zinsen und Zinseszinsen. Es ist verantwortlich fuer die Probleme die jetzt Rene Benko als Unternehmer hat. Das Geldsystem ist krebsartig und deshalb fordern die Politiker und Banker staendiges Wirtschaftswachstum, nicht damit es den Buergern besser geht, sondern damit die wachsenden Zinsbelastungen auf die Staatsverschuldung bedient werden koennen. Der Plan war doch von Anfang an klar, dass das zusammenbrechen muss. Leider wissen die Mehrheit der Leute nicht wie Geld funktioniert. Das Geldsystem ist ein Pyramidensystem um die Menschheit zu versklaven.
Ole Bayern 08.03.24 22:50
Ich hatte vor einigen Jahren einmal die " Ehre "
.... Benko persönlich kennenzulernen. Ein absoluter unsympathischer Mensch , eigentlich ohne echte Bildung und vor allem Ausbildung . Er wußte alles besser , ein konstruktives Gespräch war mit ihm nicht zu führen , er wäre sehr gerne der Fürst von Tirol gewesen wie er sich so darstellte .....
Er hatte lange Glück mit seinen Investments , die Wirtschaft und vor allem die Zinsen spielten ihm in die Karten , so daß er größenwahnsinnige Übernahmen z.B. der Karstadt / Kaufhaus - Gruppe überhaupt stemmen konnte , aber zum großen Teil auf Kosten der Belegschaft und des Staates wie es sich nun zeigt .
Er kam mir vor wie der " Little - Trump " , vom Charakter her . Und Trump selbst hat ja auch nichts groß
" gerissen " , Atlantic - City ist das Paradebeispiel . Das Firmenimperium stammt von seinem Vater, der dies aber auch zum Teil mit fragwürdigen und halb- kriminellen Methoden aufgebaut hat .
So ist es eben dann immer ..... Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm bzw. Wie der Herr, so’s Gescherr "

VG Ole
Johann Mueller 08.03.24 19:40
René Benko - kluger Mann ....
es wäre höchst erstaunlich, wenn Herr Benko, nicht schon lange sein Vermögen vor sämtlichen Zugriffen geschützt hat - bei so verschachtelten Firmengeflechten, müssten die Anwälte, Notare und Revisionsgesellschaften, auch in die Verantwortung genommen werden - offenbar sind diese bisher nicht mal am Rande erwähnt worden, jedoch haben diese im ganzen Konstrukt, grosszügig mitgewirkt & sehr viel Geld verdient ! GA
Bernd Wendland 08.03.24 19:00
All die Vorgänge um die Insolvenz der Signa-Gruppe erinnern an die Abläufe um den einst allseits gefeierten und von Politikern, Unternehmern und Bankern herumgereichten und finanzierten Jungunternehmer Lars Windhorst, der ebenfalls nach vielen windigen Geschäften Insolvenz anmeldete (Lebenslauf siehe Wikipedia) und der, trotz seiner angeblichen Pleite noch heute ein Vermögen von mehreren hundert Millionen Euro besitzen soll. In gleicher Weise wird sich vermutlich Benko auf Kosten der Allgemeinheit, sprich der Steuerzahler und Werktätigen mit einem riesigen Vermögen ins Ausland absetzen .
werner spierling 08.03.24 12:40
Und wieder zahlt der dumme Steuerzahler die Rechnung für einen Verbrecher der seine Milliarden in den Steueroasen Kaymen Bahamas usw. versteckt.Kommt durch seine Anwälte wie auch immer er diese bezahlt aud dunklen Kanälen wieder auf Bewährung frei.Das hat mit Sozialstaat nichts zu tun.