Tatort: «Ich bin kein Mörder!»

Dezember: Dresdner «Tatort» mit Max Riemelt

Die Schauspielerinnen Karin Hanczewski (r) und Cornelia Gröschel sitzen am Rande der Dreharbeiten zum Tatort-Krimi
Die Schauspielerinnen Karin Hanczewski (r) und Cornelia Gröschel sitzen am Rande der Dreharbeiten zum Tatort-Krimi "Die Zeit ist gekommen" auf einer Bank. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-zentralbild/dpa

DRESDEN: «Ich bin kein Mörder!» - Louis (Max Riemelt) schreit diese Worte heraus. Zu Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel), zu seiner Frau Anna (Katia Fellin) und Sohn Tim (Claude Heinrich). Sie alle sind in der Dresdner «Tatort»-Folge «Die Zeit ist gekommen» (2020) in einer Ausnahmesituation. Das Erste zeigt die Wiederholung am Sonntag um 21.45 Uhr - es ist mehr Psychodrama und Gesellschaftsstudie statt klassischer Krimi. Der Plot verlangt den Kommissarinnen und ihrem Chef Peter Michael Schnabel (Martin Brambach), aber auch Täter und Opfern alles ab.

Nur zwei Tage zuvor hat sich Louis noch am Ziel gewähnt: ein Neuanfang, ohne Drogen und Partys, in einem schönen Zuhause. Jubelnd vor Glück hat er seine Liebste mit dem Motorroller von der Arbeit abgeholt, es ist ihr Geburtstag und er hat Aussicht auf einen Job. Schnitt. Anna schminkt sich zu Hause und Louis sticht sich in der Untersuchungshaft mit frisch angespitztem Bleistift ins Ohr.

Doch jetzt ist der Nachbar aus dem Plattenbau erschlagen worden, ein Polizist. Das Verbrechen hat den Traum von Normalität zerplatzen lassen. Louis, der schon drei Jahre im Gefängnis war, steht unter Verdacht. «Ich hab' nichts gemacht», beteuert er vergeblich. Fingerabdrücke auf der Tatwaffe, Tims Baseballschläger, Berichte über Streit mit dem Opfer, alles spricht gegen ihn. Er sieht nur einen Ausweg: Flucht. Anna befreit ihn aus dem Krankenhaus, als er wegen seines Ohres behandelt wird.

«Nie wieder ins Gefängnis» hat Louis seinem Sohn Tim versprochen. Tim abholen und ins Ausland, das ist sein Plan. Aber Gorniak und Winkler fahren auch ins Kinderheim «Moritz», wo sich ganz schnell andere Fragen stellen. Die Flüchtigen haben die Pistolen von Louis' Bewachern. In die Ecke gedrängt, nehmen sie die Heimleiterin und einen Jugendlichen als Geiseln, verschanzen sich in der Küche. Und zwei Mädchen verstecken sich unbemerkt auf dem Dachboden - auch Schnabel kommt ins Schwitzen, nicht nur wegen der Sommerhitze.

In diesem Fall gibt es kein Schwarz oder Weiß, fast bis zum Schluss bleibt offen, ob Louis schuldig ist. Die verschiedenen Perspektiven - Kommissare, Kinderheim, Plattenbau - waren eine besondere Herausforderung, auch für die Darsteller. Vor allem Gröschel konnte schauspielerisch emotional an Grenzen gehen, «das hat Spaß gemacht», sagt sie. Mit Max Riemelt («Die Welle») sicherten sich die «Tatort»-Macher einen profilierten Schauspieler als Gaststar.

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