Gaza-Konflikt: Aktuelles Geschehen am Donnerstag

Menschen gehen vor dem militärischen Hauptquartier Kirya in Tel Aviv, Israel, neben einem langen Tisch mit leeren Stühlen spazieren, der die Geiseln symbolisiert, die von der Hamas in Gaza festgehalten werden. Foto: EPA-EFE/Abir Sultan
Menschen gehen vor dem militärischen Hauptquartier Kirya in Tel Aviv, Israel, neben einem langen Tisch mit leeren Stühlen spazieren, der die Geiseln symbolisiert, die von der Hamas in Gaza festgehalten werden. Foto: EPA-EFE/Abir Sultan

Trump: Israel sollte Gaza-Krieg schnell zu Ende bringen

WASHINGTON: Nach Auffassung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump sollte Israel den Gaza-Krieg schnell zu Ende bringen. «Sie müssen es hinter sich bringen», sagte der republikanische Präsidentschaftsbewerber in einem am Donnerstag ausgestrahlten Interview des konservativen US-Radiomoderators Hugh Hewitt. «Und zwar schnell, denn wir müssen zur Normalität und zum Frieden zurückkehren.» Ähnliche Aussagen hatte Trump bereits Ende März in einem Interview der Zeitung «Israel Hayom» getroffen, worauf der Radiomoderator ihn nun ansprach.

Auf die Frage, ob er weiterhin zu «100 Prozent an der Seite Israels» stehe, gab ihm Trump keine eindeutige Antwort. Stattdessen sprach er über die Wirkung von Bildern des Gaza-Kriegs, wie sie die israelische Armee übers Internet verbreitet. «Sie veröffentlichen die abscheulichsten, schrecklichsten Aufnahmen von einstürzenden Gebäuden», sagte Trump. «Und die Leute stellen sich vor, dass viele Menschen in diesen Gebäuden sind. Und das gefällt ihnen nicht.» Er verstehe nicht, warum Israel solche Bilder veröffentliche. «Ich schätze, das lässt sie stark aussehen. Aber für mich sieht das nicht stark aus. Sie verlieren den PR-Krieg.»

Wie er im Falle einer Wiederwahl mit der überaus komplexen Konfliktlage in Nahost umgehen würde, erläuterte Trump nicht. Er kritisierte jedoch erneut die Nahost-Politik seines Nachfolgers Joe Biden und betitelte den demokratischen Amtsinhaber als «Idioten» und «dümmsten Präsidenten, den wir je hatten».


Israel kündigt «sofortige» Aufstockung von Gaza-Hilfe an

TEL AVIV/GAZA: Israel will nach einer Aufforderung des Verbündeten USA «sofortige Schritte» zur Erhöhung humanitärer Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen ergreifen. Das beschloss das israelische Kriegskabinett am frühen Freitagmorgen (Ortszeit), wie die israelischen Zeitungen «Haaretz» und «Times of Israel» unter Berufung auf eine Mitteilung des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu meldeten. Demnach würden vorübergehend der Hafen von Aschdod sowie der Grenzübergang Erez geöffnet, wodurch leichter Hilfe in den besonders von Lebensmittelmangel betroffenen Norden des Gazastreifens kommen kann. Auch die über den Grenzübergang Kerem Schalom aus Jordanien kommenden Hilfsgüter würden aufgestockt. «Diese verstärkte Hilfe wird eine humanitäre Krise verhindern und ist unerlässlich, um die Fortsetzung der Kämpfe zu gewährleisten und die Ziele des Krieges zu erreichen», zitierte «Haaretz» aus der Erklärung.

Die Ankündigung erfolgte kurz nach einem Telefonat zwischen US-Präsident Joe Biden und Netanjahu. Darin hatte Biden den israelischen Regierungschef nach Angaben des Weißen Hauses aufgefordert, eine Reihe «spezifischer, konkreter und messbarer Schritte» zu unternehmen, um das Leid für die Menschen im Gazastreifen zu verringern und den Schutz von Helfern zu erhöhen. Die künftige US-Politik in Bezug auf Gaza hänge davon ab, wie Israel diese Maßnahmen umsetze, warnte Biden.

Die USA begrüßten «die Schritte, die die israelische Regierung heute Abend auf Ersuchen des Präsidenten nach seinem Gespräch mit Premierminister Netanjahu angekündigt hat», sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Adrienne Watson. Sie müssten «vollständig und rasch umgesetzt werden».

Die USA seien bereit, in Abstimmung mit der israelischen Regierung, den Regierungen Jordaniens und Ägyptens, den Vereinten Nationen und humanitären Organisationen zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, «dass diese wichtigen Schritte umgesetzt werden und dazu führen, dass in den kommenden Tagen und Wochen deutlich mehr humanitäre Hilfe die notleidende Zivilbevölkerung im gesamten Gazastreifen erreicht», sagte Watson weiter.


Wieder Raketenalarm in mehreren südisraelischen Grenzorten

TEL AVIV: Erstmals seit fast drei Monaten hat es am Donnerstagabend in der südisraelischen Stadt Netivot wieder Raketenalarm gegeben. Auch in den Städten Sderot und Aschkelon heulten Armeeangaben zufolge die Sirenen. Der Palästinensische Islamische Dschihad (PIJ) reklamierte den Angriff für sich. Mehrere Geschosse seien abgefangen worden, meldeten israelische Medien. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht. In Sderot schlug Berichten zufolge eine Rakete auf einer Straße ein.

Bereits am Mittwoch hatte es in den Grenzorten zum Gazastreifen mehrfach Raketenalarm gegeben. Nach israelischen Angaben von vergangener Woche haben extremistische Palästinenser seit dem 7. Oktober mehr als 15.000 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert.


Blinken: Hilfe für Zivilisten im Gazastreifen «völlig unzureichend»

WASHINGTON/BRÜSSEL: Die US-Regierung hält Israels Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung im Gazastreifen für nicht ausreichend. «Trotz wichtiger Schritte, die Israel unternommen hat, um Hilfe im Gazastreifen zu ermöglichen, sind die Ergebnisse vor Ort völlig unzureichend und inakzeptabel», sagte US-Außenminister Antony Blinken am Donnerstag in Brüssel. Derzeit gebe es keine höhere Priorität als den Schutz der Zivilbevölkerung und die Ausweitung humanitärer Hilfe, betonte Blinken.

Blinken verwies in diesem Kontext auf den tödlichen Angriff auf sieben Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen, die das israelische Militär zu Wochenbeginn bei einem Luftangriff getötet hatte. Die Helfer waren im Gazastreifen für die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln unterwegs. «Der schreckliche Angriff auf World Central Kitchen in dieser Woche war nicht der erste derartige Vorfall», sagte Blinken. «Es muss der letzte sein.»

Nach Angaben des US-Außenministeriums wurden seit Kriegsbeginn im Oktober 2023 mehr als 200 humanitäre Helfer im Gazastreifen getötet.


Biden spricht in Telefonat Warnung an Netanjahu aus

WASHINGTON: US-Präsident Joe Biden hat Israels Premierminister Benjamin Netanjahu dazu aufgefordert, eine Reihe «spezifischer, konkreter und messbarer Schritte» zu unternehmen, um das Leid für die Menschen im Gazastreifen zu verringern. In einem Telefonat am Donnerstag sprach Biden auch die Warnung aus, dass die künftige US-Politik in Bezug auf den Gazastreifen davon abhänge, wie Israel diese Maßnahmen umsetze, teilte das Weiße Haus mit. Es gehe bei den Maßnahmen auch darum, die Mitarbeiter von Hilfsorganisation in dem abgeriegelten Küstenstreifen zu schützen.

Biden bekräftigte den Angaben zufolge auch seine Forderung nach einer sofortigen Feuerpause, die für eine Verbesserung der humanitären Lage unerlässlich sei. Israel müsse «unverzüglich» ein Abkommen erreichen, um die zur Rückführung der Geiseln zu erreichen. Laut der US-Regierungszentrale sprachen Biden und Netanjahu auch die Bedrohung Israels durch den Iran.


Helfer ziehen verheerende Bilanz nach sechs Monaten Gaza-Krieg

BERLIN: Hilfsorganisationen ziehen nach sechs Monaten Gaza-Krieg eine verheerende Bilanz. Mehr als 13.800 Kinder seien im Gazastreifen ums Leben und über 12.000 weitere seien verletzt worden, wie die Vereinten Nationen und die von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde in Gaza mitteilten. «Auch wenn die Zahlen schwer überprüfbar sind: Jedes Kind, das in diesem Krieg getötet, verstümmelt oder verletzt wird, ist ein Kind zu viel», sagte der Geschäftsführer von Save the Children Deutschland, Florian Westphal, am Donnerstag. Seit über 180 Tagen dauert der Gaza-Krieg an, die Überlebenschancen der Menschen sinken von Tag zu Tag, wie Westphal sagte.

Gefragt, ob es ein Krieg gegen Kinder sei, sagte Tanya Haj-Hassan von Ärzte ohne Grenzen, es sei ein Krieg gegen die Zivilbevölkerung. «Ich bezweifle, dass vor allem Kinder das Hauptziel dieses Krieges sind. Es ist eher die Tatsache, dass 50 Prozent der Bevölkerung Kinder sind. Kinder sind verletzlich. Kinder werden ihr Leben, ihre Gesundheit, ihre Gliedmaßen, ihre Bildung verlieren», sagte Haj-Hassan.

Die ärztliche Versorgung in der Region sei kritisch, sagte Amber Alayyan, stellvertretende Programmleiterin für Nahost von Ärzte ohne Grenzen Paris. «Wir sehen jetzt Schusswunden bei Kindern, die von Quadcoptern stammen - die im Grunde Drohnen mit Waffen sind. Wir sehen eine alarmierende Anzahl von Infektionskrankheiten oder Ausbrüchen von Hepatitis.» Alarmierend seien auch steigende Fälle von Unterernährung.

Doch die mentale Gesundheit und Resilienz dieser Kinder sei bemerkenswert, sagte Karyn Beattie, Einsatzleiterin von Save the Children International im Gazastreifen.


Helfer: Mentale Gesundheit der Kinder in Gaza ist bemerkenswert

BERLIN: Hilfsorganisationen ziehen nach sechs Monaten Gaza-Krieg eine verheerende Bilanz. Mehr als 13.800 Kinder seien im Gazastreifen ums Leben und über 12.000 weitere seien verletzt worden, wie die Vereinten Nationen und die von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde in Gaza mitteilten. «Auch wenn die Zahlen schwer überprüfbar sind: Jedes Kind, das in diesem Krieg getötet, verstümmelt oder verletzt wird, ist ein Kind zu viel», sagte der Geschäftsführer von Save the Children Deutschland, Florian Westphal, am Donnerstag. Seit über 180 Tagen dauert der Gaza-Krieg an, die Überlebenschancen der Menschen sinken von Tag zu Tag, wie Westphal sagte.

Gefragt, ob es ein Krieg gegen Kinder sei, sagte Tanya Haj-Hassan von Ärzte ohne Grenzen, es sei ein Krieg gegen die Zivilbevölkerung. «Ich bezweifle, dass vor allem Kinder das Hauptziel dieses Krieges sind. Es ist eher die Tatsache, dass 50 Prozent der Bevölkerung Kinder sind. Kinder sind verletzlich. Kinder werden ihr Leben, ihre Gesundheit, ihre Gliedmaßen, ihre Bildung verlieren», sagte Haj-Hassan.

Die ärztliche Versorgung in der Region sei kritisch, sagte Amber Alayyan, stellvertretende Programmleiterin für Nahost von Ärzte ohne Grenzen Paris. «Wir sehen jetzt Schusswunden bei Kindern, die von Quadcoptern stammen - die im Grunde Drohnen mit Waffen sind. Wir sehen eine alarmierende Anzahl von Infektionskrankheiten oder Ausbrüchen von Hepatitis.» Alarmierend seien auch steigende Fälle von Unterernährung.

Doch die mentale Gesundheit und Resilienz dieser Kinder sei bemerkenswert, sagte Karyn Beattie, Einsatzleiterin von Save the Children International im Gazastreifen.


Israel weitet GPS-Störungen auf Zentrum des Landes aus

TEL AVIV: Israel weitet Berichten zufolge gezielte Störungen bei der GPS-Nutzung aus. Betroffen seien seit einigen Tagen auch die Städte Tel Aviv und Jerusalem, berichtete die israelische Zeitung «Haaretz» am Donnerstag. Satellitennavigationssysteme würden gezielt gestört, berichtete das Blatt unter Berufung auf die israelische Armee. In den vergangenen Monaten gab es GPS-Störungen bereits im Norden und Süden des Landes, um Drohnenangriffe der Hisbollah und der Hamas zu vereiteln. Nun nehmen die Ausfälle Berichten zufolge auch im Zentrum des Landes zu.

Israelische Medien vermuten, dass Drohungen aus dem Iran der Grund für die Ausweitung der GPS-Störung sind. Nach einem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Syriens Hauptstadt Damaskus mit mehreren Toten kündigte der Iran Vergeltung an. Bei dem Angriff am Montag wurden zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarden (IRGC) getötet. Die IRGC sind Irans Elitestreitmacht, sie werden mächtiger eingeschätzt als die konventionellen Streitkräfte.

Die Zeitung «Israel Hayom» berichtete am Donnerstag, zahlreiche Autofahrer im Zentrum des Landes hätten bei der Navigation falsche Standorte angezeigt bekommen. Kuriere von Lieferdiensten seien etwa auf der ägyptische Sinai-Halbinsel verortet worden.

Die GPS-Störungen im Norden des Landes hatten Medien zufolge in der Vergangenheit bereits das Online-Dating der Menschen im israelisch-libanesischen Grenzgebiet durcheinander gewirbelt. Libanesischen Nutzern wurden demnach etwa Profile von Menschen aus Israel angezeigt. Der Libanon und Israel befinden sich offiziell im Kriegszustand. Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober kommt es zudem täglich zu teils tödlichen Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen im Libanon.


600 Anwälte fordern Stopp britischer Waffenlieferungen an Israel

LONDON: Die britische Regierung steht nach dem tödlichen Angriff auf ausländische Helfer im Gazastreifen unter Druck, Waffenlieferungen an Israel einzustellen. In einem offenen Brief an Premierminister Rishi Sunak warnten mehr als 600 Justizexpertinnen und -experten, Großbritannien riskiere ansonsten den Bruch international bindender Gesetze. Bei dem Angriff waren sieben Ausländer getötet worden, unter ihnen drei Briten.

Angesichts der katastrophalen Lage im Gazastreifen und der Einschätzung des Internationalen Gerichtshofs, dass eine «plausible Gefahr eines Völkermords» bestehe, sei Großbritannien verpflichtet, Waffenverkäufe an das Land auszusetzen, hieß es in dem Schreiben. Unter den Unterzeichnern waren auch ehemalige Richterinnen und Richter des Obersten Gerichts.

Der außenpolitische Sprecher der Oppositionspartei Labour, David Lammy, forderte die Regierung am Donnerstag auf, alle rechtlichen Ratschläge zu veröffentlichen, die sie zu der Frage erhalten habe, ob Israel gegen internationales Recht verstoßen habe. «Das Gesetz ist eindeutig», sagte Lammy. «Britische Waffenlizenzen können nicht erteilt werden, wenn die klare Gefahr besteht, dass die Gegenstände dazu verwendet werden könnten, einen schweren Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht zu begehen oder zu erleichtern.»

Downing Street hatte zuvor mitgeteilt, man werde sich nicht zu rechtlichen Ratschlägen äußern. Premier Sunak betonte, es seien «sehr vorsichtige» Waffenexportrichtlinien in Kraft. Großbritannien beliefert Israel nicht direkt mit Waffen, aber vergibt Exportlizenzen für britische Rüstungsunternehmen. Deren Verkäufe kann die Regierung mit einer Aussetzung der Lizenzen blockieren. Das nutzte die damalige Premierministerin Margaret Thatcher 1982 nach der israelischen Invasion im Libanon. 2002 blockierte Regierungschef Tony Blair den Verkauf einiger Rüstungsgüter an Israel.

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