Das neue Eislauf-Traumpaar

«Für die Zukunft da»  

Grand Prix, Paare, Kür: Minerva-Fabienne Hase (r) und Nikita Volodin aus Deutschland jubeln nach der Siegerehrung. Sie starten im Grand-Prix-Finale in Peking. Foto: Tomohiro Ohsumi/Ap/dpa
Grand Prix, Paare, Kür: Minerva-Fabienne Hase (r) und Nikita Volodin aus Deutschland jubeln nach der Siegerehrung. Sie starten im Grand-Prix-Finale in Peking. Foto: Tomohiro Ohsumi/Ap/dpa

BERLIN: Minerva Hase und Nikita Volodin laufen kaum ein Jahr zusammen auf dem Eis und sind schon Weltklasse. Die Berlinerin und der Russe starten jetzt auch als Mitfavoriten beim Grand-Prix-Finale.

Wenn Nikita Volodin müde vom Training mit Minerva Fabienne Hase ist, schaut er auf das Foto von Aljona Savchenko. Es hängt in der Berliner Eishalle in Hohenschönhausen. Das Bild der Olympiasiegerin von 2018 und mehrfachen Welt- und Europameisterin im Paarlauf gibt ihm den Antrieb, mit Hase in der Erfolgsspur zu bleiben. Der Russe und die Berlinerin gelten nach wenigen gemeinsamen Monaten auf dem Eis schon als neues Traumpaar des deutschen Eiskunstlaufs. Auf Anhieb und wie aus dem Nichts zogen sie in das Grand-Prix-Finale am Donnerstag in Peking ein. Und nicht nur das: Sie sind sogar schon Mitfavoriten auf den Sieg.

«Eine Aljona Savchenko kann keiner ersetzen. Wir als Paar wollen auch gar nicht mit ihr verglichen werden», sagte die 24 Jahre alte Hase. «Wir versuchen uns einen eigenen Namen in Deutschland zu machen und uns als eigenständiges Paar zu etablieren.» Es wäre aber «ein megagroßer Traum, wenigstens mal halbwegs so bekannt zu werden.»

Was für ein großes Potenzial das Duo hat, konnte man in ihrer ersten Saison bereits sehen. Auf Vermittlung des russischen Trainers Dimitri Sawin begann Hase im Oktober 2022 mit dem 19 Tage jüngeren Volodin die Zusammenarbeit. Von den bisherigen fünf Wettbewerben gewannen sie vier, darunter zwei aus der Grand-Prix-Serie - in Espoo in Finnland und im japanischen Osaka.

Der Erfolg in Japan hat einen besonderen Stellenwert. Unmittelbar vor der Kür war ein Schnürhaken von Volodins Schlittschuh abgebrochen. Trainer Sawin bohrte blitzschnell ein neues Loch in den Stiefel, um den Schnürsenkel zu befestigen und sie konnten laufen. «Dass Nikita die Nerven behalten hat, war erstaunlich. Ich hätte erst einmal geheult», sagte Hase.

Abgesehen von diesem Malheur hat sich schnell gezeigt, dass sich ihre Vorstellungen vom Paarlauf ergänzen, sie auf dem Eis bei Sprüngen und Hebungen harmonieren. Selbstverständlich war das nicht. Sieben Jahre lang hatte Hase nur Nolan Seegert als Partner, mit dem sie WM- und EM-Fünfte wurde und bei den Winterspielen 2022 in Peking am Start war. Volodin probierte es zuvor ohne Erfolg mit vier russischen Partnerinnen.

«Unsere Technik ist ähnlich. Und wir beide sind explosiv und haben beim Einstudieren der Elemente schnell zusammengefunden», berichtete er. Deshalb hätten sie sich auch getraut, schon am fünften Tag des gemeinsamen Trainings den dreifachen Wurfrittberger anzugehen, eine Höchstschwierigkeit für jedes Paar. «Dass es aber direkt so einschlägt, hätte ich nicht gedacht», meinte Hase und fügte selbstbewusst hinzu: «Wir sind für die Zukunft da und möchten vorn mitmischen. Wir wollen ein Statement in der Eiskunstlauf-Welt setzen.»

Der Fußball-, Computerspiele- und Auto-Fan darf bei Grand-Prix-Wettbewerben, der EM im Januar in Kaunas in Litauen und im März bei der WM in Montreal starten. Für die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2026 in Italien muss er deutscher Staatsbürger werden. «Ich fange schon an, Deutsch zu lernen», sagte Volodin.

Da in Berlin «die halbe Trainingsgruppe Russisch» spreche, sei das nicht einfach. «Das ist ein Plus und ein Minus.» Minus, weil man weniger motiviert sei zu lernen, und Plus, weil man sich fern der Heimat wohler fühle.

Ein großer Vorteil für ihn ist, dass auch außerhalb des Eises die Chemie zwischen ihm und «Minnie», wie er sie nennt, stimmt. «Wir sind beide fröhliche und offene Menschen. Wir können viel miteinander lachen», sagte Hase. «Wir sind ziemlich ähnliche Persönlichkeiten.»

Das zweite deutsche Elitepaar Annika Hocke und Robert Kunkel hatte sich auch für das Grand-Prix-Finale qualifiziert, musste aber verletzungsbedingt absagen. Ob die EM-Dritten bis zur deutschen Meisterschaft vom 15./16. Dezember Januar in ihrer Heimatstadt Berlin zum Duell mit Hase/Volodin zur Titelverteidigung antreten können, ist offen. «Unser Ziel ist der Gewinn des ersten deutschen Meistertitels - und daher etwas Besonderes», so Hase.

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