WIEN (dpa) - Ein führender österreichischer Rechtspolitiker verdächtigt den Milliardär und Philantropen George Soros, die massenhafte Zuwanderung nach Europa gezielt zu fördern. Soros spiele eine «fragwürdige Rolle», sagte FPÖ-Fraktionschef Johann Gudenus in einem am Samstag veröffentlichten Interview der Tageszeitung «Die Presse». Er glaube nicht, «dass die Massenmigration nach Europa zufällig in dem Ausmaß passiert ist», sagte der Fraktionsvorsitzende der rechten Regierungspartei. «Und da ist Soros einer der möglichen Akteure.»
Gudenus zeigte Verständnis für die Attacken von Ungarns kürzlich wiedergewähltem Ministerpräsidenten Viktor Orban gegen Soros. Im Wahlkampf hatte Orban die Migration zum fast ausschließlichen Thema gemacht und Soros zum Feindbild hochstilisiert. Orban warf dem 87 Jahre alten Holocaust-Überlebenden vor, die massenhafte Zuwanderung von muslimischen Einwanderern nach Europa zu organisieren. Beweise für diese Behauptung legte er keine vor.
Auch Gudenus berief sich auf die Anschuldigungen: «Und es gibt stichhaltige Gerüchte, dass Soros daran beteiligt ist, wenn es darum geht, gezielt Migrantenströme nach Europa zu unterstützen. So hat er etwa einige NGOs finanziert, die für die Massenmigration nach Europa mitverantwortlich sind.»
Seit mehreren Jahrzehnten unterstützt Soros weltweit Initiativen und Organisationen, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen. Aufgrund der Anfeindungen der ungarischen Regierung will Soros Medienberichten zufolge das Büro seiner Stiftung in Budapest schließen und ein neues in Berlin eröffnen. Auch die von Soros gegründete Central European University könnte von Budapest nach Wien umziehen, sagte CEU-Professor Anton Pelinka dem österreichischen Sender ORF a Freitag.
Österreichs rechtskonservative Regierung aus ÖVP und FPÖ teilt die migrationskritische Politik Orbans, aus der Kampagne gegen Soros hielt sie sich bislang heraus.