Ermittler lassen nach Frachtbesitzer fahnden

​Explosion in Beirut

Foto: epa/Wael Hamzeh
Foto: epa/Wael Hamzeh

BEIRUT: Im Zuge der Ermittlungen nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut lassen Libanons Behörden über Interpol nach dem Besitzer des Frachters «Rhosus» fahnden. Das Schiff soll 2013 große Mengen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat nach Beirut gebracht haben, die die Detonation Anfang August ausgelöst haben sollen.

Die internationale Polizeiorganisation Interpol habe auf Bitten des zuständigen libanesischen Staatsanwalts eine «Rote Notiz» («Red Notice») herausgegeben, mit der nach dem Frachtbesitzer gesucht werde, meldete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA am Dienstag. Gefahndet wird demnach auch nach einem portugiesischen Händler, der das Ammoniumnitrat 2014 inspiziert habe.

Bei der Explosionskatastrophe in Beirut waren am 4. August mehr als 190 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 6000 wurden verletzt. Große Teile des Hafens und der umliegenden Wohngebiete wurden zerstört. Die Explosion verschärfte die ohnehin schon schlimme Wirtschaftskrise, unter der das Land seit Monaten leidet.

Im Hafen sollen rund 2750 Tonnen Ammoniumnitrat explodiert sein, die dort ohne Sicherungsmaßnahmen gelagert worden waren. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie an Bord der unter moldauischer Flaggen fahrenden «Rhosus» ins Land kamen. Als Eigner galt der russische Geschäftsmann Igor Gretschuschkin. Medien zufolge untersagten Libanons Behörden dem Schiff wegen Mängeln die Weiterfahrt und beschlagnahmten die Ladung. Mittlerweile ist der Frachter gesunken.

Der frühere Kapitän des Schiffes sagte der russischen Staatsagentur Tass, er selbst sehe bei sich keine Schuld für die Explosion. Dem Hafen seien Kopien von Dokumenten der Ladung gegeben worden. Damit seien die Verantwortlichen über die Gefahr informiert worden, doch niemand habe etwas unternommen, meinte Boris Prokoschew. «Ich habe kein Geld für Anwälte. Ich lebe nur von einer Rente.»

Die Ermittlungen zu der Explosion laufen äußerst schleppend. Bislang konnten sie die Umstände der Katastrophe nicht aufklären. So ist weiter ungeklärt, wie sich das Ammoniumnitrat entzünden konnte.

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Ingo Kerp 14.01.21 13:07
Wie wäre es, nur so eine Frage eines Interessierten, wenn sich die Behoerden mal an die eigene Nase fassen würden und ihre Untersuchung nach den Umständen im eigenen Land beginnen würden? 7 Jahre lang war bekannt, was im Hafen lagerte und keinen hat es interessiert.