Erste Präsidentin von Honduras tritt inmitten von Krise Amt an

Amtseinsetzung von Xiomara Castro als neue Präsidentin von Honduras. Foto: epa/Bienvenido Velasco
Amtseinsetzung von Xiomara Castro als neue Präsidentin von Honduras. Foto: epa/Bienvenido Velasco

TEGUCIGALPA: Als erste Frau ist Xiomara Castro als Präsidentin von Honduras vereidigt worden. Zusammen mit ihrem Ehemann, dem 2009 aus dem Amt geputschten Ex-Präsidenten Manuel Zelaya, fuhr die linke Politikerin am Donnerstag in einem offenen Wagen an jubelnden Menschenmengen vorbei in das Nationalstadion in der Hauptstadt Teguicalpa ein. Vor einem Publikum von Tausenden Menschen und in Anwesenheit ausländischer Gäste, darunter die US-Vizepräsidentin Kamala Harris, nahm eine Richterin Castro den Amtseid ab.

In den Tagen zuvor war es in dem mittelamerikanischen Land zu einer politischen Krise gekommen. Zwei rivalisierende Kongressvorsitzende wurden gewählt und vereidigt - einer von ihnen war ein abtrünniger Abgeordneter von Castros Partei Libre, Jorge Cálix. Ihn wählte eine Mehrheit der Parlamentarier, darunter das konservative Lager des bisherigen Präsidenten Juan Orlando Hernández.

Castro erkannte allerdings Luis Redondo von der PSH (etwa: Partei der Rettung von Honduras) als Kongressvorsitzenden an. Als Teil ihrer Wahlallianz mit der PSH, der Partei ihres Vizepräsidenten Salvador Nasralla, hatte Castro versprochen, Redondo zu unterstützen. Am Vorabend ihrer Vereidigung bot Castro Cálix als Geste der Einigkeit den Posten des Kabinettschefs an. Er versprach eine baldige Antwort.

Die 62 Jahre alte Castro war im November als erste Kandidatin seit der Rückkehr zur Demokratie 1982, die nicht einer der beiden etablierten Parteien - der Partido Nacional von Hernández oder der Partido Liberal - angehörte, an die Staats- und Regierungsspitze des Landes mit rund zehn Millionen Einwohnern gewählt worden.

Honduras ist eines der Hauptherkunftsländer der Migranten, die bei der unerlaubten Einreise in die USA aus Mexiko aufgegriffen werden. Hernández' Bruder wurde vergangenen März in den USA wegen großangelegten Drogenhandels zu lebenslanger Haft verurteilt. Den scheidenden Präsidenten könnte nun ebenfalls eine Anklage erwarten.

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