Saisonarbeiter dürfen nicht mehr einreisen

Anästhesistin und Flottillenarzt Thierbach richtet ein Intesivbett für einen Coronapatienten ein. Foto: Felix Kästle/Dpa
Anästhesistin und Flottillenarzt Thierbach richtet ein Intesivbett für einen Coronapatienten ein. Foto: Felix Kästle/Dpa

BERLIN: Um etwa Spargel oder Erdbeeren zu ernten, sind deutsche Landwirte auf Helfer angewiesen - doch die dürfen nun nicht mehr über die Grenze kommen. Agrarministerin Julia Klöckner hat aber auch eine gute Nachricht: Viele wollen nun auf den Äckern mit anpacken.

Im Kampf gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie in Deutschland hat das Bundesinnenministerium ein Einreiseverbot für Saisonarbeiter angeordnet. Erntehelfern und anderen Saison-Arbeitskräften werde von diesem Mittwoch an, ab 17.00 Uhr, im Rahmen der bestehenden Grenzkontrollen bis auf Weiteres die Einreise verweigert, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Der Bauernverband forderte, die Beschränkungen möglichst kurz zu halten.

Diese Regelung gelte für die Einreise aus Drittstaaten, aus Großbritannien, für EU-Staaten wie Bulgarien und Rumänien, die nicht alle Schengen-Regeln vollumfänglich anwenden, sowie für Staaten wie Österreich, «zu denen Binnengrenzkontrollen vorübergehend wieder eingeführt worden sind». Wie mit Saisonkräften aus Polen und Tschechien verfahren werden soll, ist noch nicht abschließend geklärt. Allerdings hätten diese wegen der Einschränkungen im eigenen Land ohnehin Schwierigkeiten, nach Deutschland zu kommen, hieß es. Die Beschränkungen seien «zwingend erforderlich, um Infektionsketten zu unterbrechen», fügte der Sprecher hinzu.

Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte, das Einreiseverbot treffe die Betriebe in der jetzigen Phase sehr hart. Der Stopp müsse so kurz wie möglich gehalten werden. Die Betriebe seien bereit, jegliche Maßnahmen zum Infektionsschutz umzusetzen. Insbesondere Obst-, Gemüse- und Weinbaubetriebe bräuchten dringend Arbeitskräfte. Auch Agrarministerin Julia Klöckner räumte ein, der Einreisestopp treffe die Landwirte «enorm hart». Die Regelung werde aber nach zwei Monaten überprüft. Mit Innenminister Horst Seehofer (CSU) sei sie darüber im Gespräch, Asylbewerbern ohne Arbeitserlaubnis in Deutschland die Möglichkeit zu geben, in der Landwirtschaft zu arbeiten.

In der Landwirtschaft sind jährlich knapp 300 000 Saisonarbeitskräfte beschäftigt, die vor allem aus Osteuropa kommen. Vielen Betrieben fehlen derzeit Arbeitskräfte für Ernte und Aussaat. Verbände und das Bundeslandwirtschaftsministerium haben Internet-Plattformen aufgesetzt, um Betriebe und Freiwillige, die auf den Feldern arbeiten könnten, in Kontakt zu bringen. Klöckner sagte, dass es bereits über 16 000 Bewerbungen von «helfenden Händen» gebe.

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Jürgen Franke 26.03.20 20:05
Herr Volkmann, Sie werden sich sicherlich
noch wundern, wie diese gesetzlichen Hürden mit entsprechenden Begründungen, schnell eingerissen werden können. In dieser Woche wurde damit schon im Bundestag begonnen
Thomas Knauer 26.03.20 20:05
Die Ideen wer für die ausfallenden Saisonarbeiter einspringen soll sind vielfältig.
Von FfF Teilnehmer, Flüchtlingen, über Hartz 4 Bezieher bis zu den jetzt durch die Krise freigesetzten Mitarbeitern aus der Gastronomie usw.
Es müssen hier allerdings viele gesetzliche Vorgaben beachtet werden, teilweise sind auch körperliche Fitness und gewisse Kenntnisse Voraussetzung.
bei einer Hotline die die Ausfälle kompensieren will haben sich mittlerweile 16 000 interessierte Bürger gemeldet.
Bei den meisten personalintensiven Feldfrüchten/Gemüse usw. handelt es sich um Luxus, sind nicht wirklich zum Leben notwendig. Für die Grundversorgung notwendige Produkte werden sicher nicht betroffen sein.
Jürgen Franke 26.03.20 20:00
Herr Kerp, dieser Vorschlag
ist so gut, könnte beinahe von mir sein. Aber genau so könnte es gemacht werden.
Hans-Dieter Volkmann 26.03.20 15:31
Ingo Kerb 26.03.20 12:46
Herr Kerb ich fände es gut, würde ihr Vorschlag Hartz 4 Empfänger zu verpflichten, praktiziert. Im Gegensatz zu ihrer Meinung ist das aber kein " leichtes" Vorhaben. Deutschland ist ein demokratischer Rechtsstaat. Da gilt es hohe gesetzliche Hürden einzuhalten.
Ingo Kerp 26.03.20 12:46
Bei den Tausenden von Hartz4 Empfängern und Arbeitslosen, dürfte es doch ein Leichtes sein, diese zu verpflichten, die Erntearbeiten zu übernehmen. Im Weigerungsfall entfällt eben ein bestimmter Prozentsatz der bisherigen Unterstützung. Begrenzen kann man das auf Menschen bis zu 50 Jahren, darüber koennte es koerperlich schwierig sein.