Kritik an Vatikan-Kommission für Schutz Minderjähriger

Vater Hans Zollner in der Kirche des Patristischen Instituts Augustinianum. Archivfoto: epa/GIUSEPPE LAMI
Vater Hans Zollner in der Kirche des Patristischen Instituts Augustinianum. Archivfoto: epa/GIUSEPPE LAMI

ROM: Der deutsche Pater Hans Zollner hat überraschend die Päpstliche Kommission für den Schutz von Minderjährigen verlassen und heftige Kritik an der Arbeit des Gremiums geübt. «Strukturelle und praktische Probleme» machten eine weitere Mitarbeit in der von Papst Franziskus 2014 eingerichteten Kommission für den gebürtigen Regensburger nicht mehr möglich, wie Zollner am Mittwoch mitteilte. Er war von Beginn an Mitglied in der Kommission und gilt an der Kurie als einer der profiliertesten Kämpfer für die Prävention und Aufarbeitung von Kindesmissbrauch innerhalb der katholischen Kirche.

In seiner Erklärung zum Rücktritt, den der Papst schon am 14. März angenommen habe, zählte Zollner gleich mehrere Probleme innerhalb der Kommission auf. Er sieht etwa Compliance-Probleme, weil nicht klar sei, nach welchen Kriterien die Mitglieder ausgewählt und mit Rollen und Verantwortlichkeiten bedacht würden. Zudem kritisierte er eine unzureichende finanzielle Rechenschaftspflicht. Es müsse klar sein, wie die Gelder innerhalb der Kommission genutzt werden, schrieb er.

Außerdem werde nicht transparent genug kommuniziert, wie das Gremium Entscheidungen fälle. Ganz grundsätzlich bemängelte Zollner, dass ihm keine Regeln bekannt seien, wie die ursprünglich unabhängige Kommission innerhalb des Dikasteriums für die Glaubenslehre arbeiten könne. Papst Franziskus hatte die Kommission im vorigen Jahr in jene Kurienabteilung, die früher Glaubenskongregation hieß, eingegliedert.

Er bleibe offen für Diskussionen mit der Kommission über den Schutz von Kindern und hoffe, dass die von ihm benannten Probleme gelöst werden, schrieb Zollner weiter. Der Jesuitenpater berät weiterhin die Diözese Rom bei dem Thema und ist Direktor des Instituts für Anthropologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana.

Die katholische Kirche wird seit Jahren von Enthüllungen über sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche erschüttert. In mehreren Ländern - darunter auch Deutschland - ergaben Gutachten, dass teils jahrzehntelang Täter weder gesucht noch sanktioniert, dafür manchmal aber geschützt wurden. Papst Franziskus will den Kampf gegen Missbrauch und für den Schutz von Kindern verbessern.

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