Land braucht Friedensdialog

Foto: epa/Jean Marc Herve Abelard
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PORT-AU-PRINCE (dpa) - Der deutsche Botschafter in Haiti sieht die Lage in dem Inselstaat nach heftigen Protesten als angespannt. Es sei wichtig, mit Nachdruck zu versuchen, einen nationalen Dialog in Gang zu bringen und nicht weiter Öl ins Feuer zu gießen, sagte Manfred Auster am Sonntag (Ortszeit) der Deutschen Presse-Agentur. «Die nationale Polizei bekommt die Lage trotz ernsthafter Anstrengungen nur teilweise unter Kontrolle, auch weil sie richtigerweise bemüht ist, die Situation nicht durch unverhältnismäßige Härte weiter zu eskalieren», so Auster.

Seit Beginn der Demonstrationen vor mehr als einer Woche habe es trotzdem Tote und Verletzte gegeben, sagte der Botschafter. Die lokalen Medien berichteten bis Sonntag von mindestens sieben Toten. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein. Auch am Wochenende brannten in der Hauptstadt Port-au-Prince und anderen Städten Straßenbarrikaden. Die Demonstranten fordern den Rücktritt von Präsident Jovenel Moïse.

Die Menschen werfen der Regierung vor, Geld aus einem Hilfsfonds veruntreut zu haben, das für den Wiederaufbau nach dem verheerenden Erdbeben 2010 mit Hunderttausenden Toten verwendet werden sollte. Die Opposition weigerte sich bislang, einen Dialog ohne den Rücktritt Moïses zu beginnen. Der Beginn eines Dialogs, der aber jederzeit offen steht für weitere Teilnehmer, könnte nach Ansicht von Botschafter Auster diesen Graben verkleinern.

Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. Der Staat mit ungefähr elf Millionen Einwohnern ist weitgehend von Hilfszahlungen aus dem Ausland abhängig, neben der grassierenden Korruption ist auch Gewaltkriminalität ein großes Problem. Haiti liegt im Westen der Insel Hispaniola, auf der Osthälfte befindet sich die Dominikanische Republik, die politisch und wirtschaftlich stabiler ist.

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