Der kühle Brexit-Unterhändler Großbritanniens

Foto: epa/Olivier Hoslet
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LONDON (dpa) - Am Montag beginnen die Gespräche über die künftige Beziehung zwischen der Europäischen Union und Großbritannien.

Mit David Frost steht dem EU-Chefunterhändler Michel Barnier erstmals ein echter Profi gegenüber. Der 55 Jahre alte Brite vereint in einer Person die Rollen des Brexit-Ministers und des Chefunterhändlers. Er gilt als bedacht und kühl im Auftreten.

Anders als von den Brexit-Ministern David Davis, Dominic Raab und Stephen Barclay ist von ihm nicht zu erwarten, dass er sich mit Wissenslücken blamiert. Er muss sich aber auch weit weniger in der Öffentlichkeit rechtfertigen. Das Brexit-Ministerium wurde von Premierminister Boris Johnson kürzlich abgeschafft. Frost gilt als Berater des Premierministers und ist daher dem Parlament keine Rechenschaft schuldig. Er führt, ähnlich wie Barnier, eine Task-Force an.

Frost ist ein Karrierediplomat und Handelsexperte, der sich zeitweise auch als Chef des Branchenverbands Scotch Whisky Association in der Wirtschaft verdingte. In früheren Stationen war er britischer Botschafter in Dänemark, und er leitete die Abteilung für Europa, Handel und Internationale Beziehungen im Wirtschaftsministerium. Auch im Außenministerium war er schon mit EU-Themen betraut.

Obwohl Frost als überzeugter Brexit-Anhänger gilt, hatte er sich in der Vergangenheit weit weniger optimistisch zum raschen Abschluss eines Freihandelsabkommens geäußert, als er das jetzt tut: «Als früherer Unterhändler in Handelsgesprächen glaube ich nicht, dass wir uns auf ein Freihandelsabkommen nach dem Vorbild Kanadas oder der Schweiz in zwei Jahren einigen, es ratifizieren und umsetzen können», schrieb Frost im Juni 2016 kurz nach dem Votum der Briten für den EU-Austritt. Nun bleiben beiden Seiten gerade einmal maximal zehn Monate für einen Deal.

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