Corona-Überblick: Meldungen am Sonntag

Argentinien verlängert Corona-Maßnahmen bis Mitte Oktober

BUENOS AIRES: Die vor sechs Monaten wegen der Corona-Pandemie in Argentinien verhängten Ausgangsbeschränkungen sind verlängert worden. Sie gelten nun bis zum 11. Oktober, wie aus einem Dekret der Regierung des südamerikanischen Landes vom Sonntag hervorgeht. Im Großraum der Hauptstadt Buenos Aires sowie in anderen besonders betroffenen Gegenden dürfen die Menschen nur für bestimmte Zwecke ihr Zuhause verlassen.

Argentinien hatte am 20. März strenge Ausgangsbeschränkungen verhängt, den Wirtschaftsbetrieb weitgehend heruntergefahren und die Grenzen geschlossen. Dadurch gelang es zunächst, die Verbreitung des Virus zu bremsen - deutlich besser als etwa im Nachbarland Brasilien. Zuletzt ließ die Disziplin der Bevölkerung allerdings nach. Es gab auch Demonstrationen gegen die Anti-Corona-Maßnahmen. Inzwischen ist Argentinien mit mehr als 630.000 bestätigten Infektionen nach Statistiken der Johns-Hopkins-Universität das Land mit den zehntmeisten Coronavirus-Fällen weltweit.



Corona: Erstmals über 1000 Neuansteckungen am Tag

BUDAPEST: In Ungarn sind erstmals mehr als 1000 Menschen innerhalb von 24 Stunden positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der Krisenstab der ungarischen Regierung gab den Rekordwert am Sonntag mit 1070 an. Sechs Menschen starben in den letzten 24 Stunden an den Folgen der Lungenkrankheit Covid-19, die durch das Virus Sars-CoV-2 ausgelöst werden kann. Seit Beginn der Pandemie im März starben in dem Zehn-Millionen-Einwohner-Land 683 Menschen mit dem Coronavirus.

Die Zahl der Infektionen steigt in Ungarn seit Ende August stark an. Experten führen dies auf das sorglose Verhalten der Bevölkerung in den Sommermonaten zurück, als für das Land ein schwaches Infektionsgeschehen kennzeichnend war. Allein in den letzten sieben Tagen registrierten die Behörden 5681 Neuansteckungen. Die deutsche Bundesregierung hatte die Hauptstadt Budapest am vergangenen Mittwoch zum Risikogebiet erklärt.


Geldstrafen für Verstöße gegen Quarantäne-Pflicht in England

LONDON: Als Reaktion auf die drastisch zunehmenden Infektionen mit dem Corona-Virus in England führt die Regierung hohe Geldstrafen für Verstöße gegen die Quarantäne-Regeln ein. Wer positiv auf das Virus getestet wird oder nach Kontakt zu Infizierten von den Gesundheitsbehörden zur Selbstisolierung angehalten wird, muss sich künftig zwingend in Quarantäne begeben. Wird diese Pflicht missachtet, drohen Geldstrafen von mehreren Tausend Euro. Die neue Vorschrift tritt in England am 28. September in Kraft und soll möglicherweise auf ganz Großbritannien - also auch Schottland, Wales und Nordirland - ausgedehnt werden.

«Wir können das Virus am besten bekämpfen, wenn sich alle an die Regeln halten und in Selbstisolation begeben, sobald das Risiko besteht, dass sie das Coronavirus weiterverbreiten könnten», sagte Premierminister Boris Johnson. Die Mindeststrafe für Verstöße soll bei umgerechnet 1100 Euro liegen, Wiederholungstätern drohen Geldbußen bis zu 11.000 Euro (10.000 Pfund). Der Höchstbetrag wird auch für Unternehmen fällig, die Beschäftigte an den Arbeitsplatz beordern, obwohl diese eigentlich in Selbstquarantäne bleiben müssten. Geringverdiener, die aus Infektionsschutzgründen zuhause bleiben müssen und nicht im Homeoffice arbeiten können, sollen zur Entschädigung eine Einmalzahlung von umgerechnet 550 Euro bekommen.

Wegen der sich dramatisch verschlimmernden Corona-Lage droht Großbritannien zurzeit ein erneuter landesweiter Lockdown. Johnson hatte am Freitag gesagt, auch wenn sich niemand eine solche Maßnahme wünsche, sei die zweite Ausbruchswelle auch in Großbritannien angekommen. Einem Bericht der «Financial Times» zufolge hat das wissenschaftliche Beratergremium der Regierung («Sage») einen zweiwöchigen Lockdown während der Schulferien im Oktober empfohlen, um die stark steigenden Infektionszahlen in den Griff zu bekommen. Innerhalb Europas ist Großbritannien mit Blick auf die Todesfälle das am schlimmsten von der Pandemie betroffene Land.


Proteste gegen Corona-Absperrungen in Madrid - «Keine Ghettos»

MADRID: Tausende Menschen haben in Madrid gegen die coronabedingte Abriegelung von mehreren einkommensschwachen Gebieten der spanischen Hauptstadt protestiert. Bei Großkundgebungen wurden die Maßnahmen am Sonntag als ungerecht und diskriminierend zurückgewiesen. Sie sollen am Montag in Kraft treten.

Die Menschen trugen Plakate mit Aufschriften wie «Unsere Stadtteile sind keine Ghettos», «Mehr Ärzte, mehr Kontaktnachverfolger - keine Ausgrenzung» oder «Ihr habt uns im Stich gelassen und nun sperrt ihr uns ein». Sie forderten den Rücktritt der konservativen Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso: «Ayuso, Du bist das Virus».

Die harten Maßnahmen sollen zunächst zwei Wochen lang gelten. Betroffen sind nach amtlichen Angaben 850.000 der rund 6,6 Millionen Einwohner der Region um die Hauptstadt. Abgeriegelt werden insgesamt 37 Gebiete in sechs Stadtteilen sowie in sieben Kommunen im Umland Madrids. Die jeweiligen Gebiete dürfen dann nur noch für dringende Angelegenheiten betreten oder verlassen werden - etwa für den Weg zur Arbeit, zur Schule oder zum Arzt.

Ähnliche Absperrungen gibt es auch in anderen Teilen Spaniens, etwa in Mallorcas Hauptstadt Palma. Betroffen sind bei den sogenannten «Teilabsperrungen» nicht nur in Madrid fast immer ärmere Wohnquartiere mit sozialen Problemen. In den betroffenen Gebieten Madrids liegt die Zahl der Neuinfektionen oft bei weit mehr als 1000 pro 100.000 Einwohner binnen 14 Tagen. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die sogenannte 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Ansteckungen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen 7 Tage, derzeit etwa bei 12.

Mit mehr als 640.000 Infektionen und fast 30.500 Toten ist Spanien das von der Corona-Pandemie am schlimmsten getroffene Land Westeuropas. Auf die Region um Madrid entfällt seit Wochen mehr als ein Drittel aller Neuinfektionen.


Appell an UN: Wegen Pandemie stärker gegen Hunger und Armut vorgehen

NEW YORK: Die Corona-Pandemie verschlechtert Hilfsorganisationen zufolge die weltweite Ernährungslage. Vor den Veranstaltungen zum 75. Geburtstag der Vereinten Nationen in New York forderte die Kinderhilfsorganisation World Vision deswegen am Sonntag die Weltgemeinschaft auf, stärker gegen Hunger, Armut und Ungleichheit vorzugehen. Aktuell leiden demnach weltweit 820 Millionen Menschen an Hunger. Jedes siebte Kind unter fünf Jahren sei untergewichtig.

«Die Pandemie wird besonders Länder im globalen Süden hart treffen», sagte World Vision voraus. «Immer mehr Menschen verlieren Einkommensmöglichkeiten.» Die Welternährungsorganisation (FAO) warne eindringlich vor einer drastischen Verschärfung der Ernährungskrise.

Das Ziel, dem vermeidbaren Sterben von Kindern endlich ein Ende zu setzen, werde weit verfehlt, beklagte Marwin Meier von World Vision Deutschland. 5,2 Millionen Kinder seien allein 2019 vor ihrem fünften Lebensjahr an den Folgen von Hunger, Lungenentzündungen, Komplikationen bei der Geburt, Durchfallerkrankungen und Malaria gestorben. «Die Sekundärfolgen der Covid-19-Pandemie werden uns leider weiter zurückwerfen», so Meier.

Die Coronavirus-Pandemie hat dem UN-Kinderhilfswerk Unicef zufolge 150 Millionen Kinder zusätzlich in die Armut gestürzt. Seit Ausbruch der Atemwegserkrankung sei die Zahl der in Ländern mit geringen oder mittleren Durchschnittseinkommen und in Armut lebenden Kinder um 15 Prozent auf etwa 1,2 Milliarden gestiegen, heißt es.

World Vision forderte, die eigentlichen Ursachen für Armut, Hunger und Ungleichheit stärker zu bekämpfen. So müssten Gesundheits- und soziale Sicherungssysteme ausgebaut, Zugang zu Bildung ermöglicht, nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme entwickelt, die Gleichstellung der Geschlechter und gerechter Welthandel gesichert werden, forderte World Vision mit Blick auf die am Dienstag beginnende UN-Generaldebatte.

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