Corona-Überblick: Meldungen am Samstag

Eine Nahaufnahme zeigt die deutsche 'Corona Warn-App' auf einem Smartphone in Köln. Foto: Epa/Sascha Steinbach
Eine Nahaufnahme zeigt die deutsche 'Corona Warn-App' auf einem Smartphone in Köln. Foto: Epa/Sascha Steinbach

Tschechien soll russischen Impfstoff Sputnik V bekommen

PRAG: Tschechien rechnet mit einer Lieferung des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V. Er habe sich mit einer entsprechenden Anfrage an seinen russischen Kollegen Wladimir Putin gewandt, erläuterte der tschechische Präsident Milos Zeman am Samstag im Fernsehsender CNN Prima News. «Wenn ich richtig informiert bin, wird diesem Wunsch nachgekommen», sagte der 76-Jährige.

Man brauche indes noch eine Zulassung für den Impfstoff, räumte Zeman ein. Ihm selbst würde nach eigener Aussage eine Genehmigung durch die tschechische Arzneimittelbehörde SUKL «vollauf genügen». Anders hatte sich vor kurzem Ministerpräsident Andrej Babis geäußert, der erst die offizielle Freigabe durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) abwarten will.

Russland hatte Sputnik V bereits im vorigen Sommer zugelassen, obwohl bis dahin wichtige Tests noch nicht erfolgt waren. Anfang Februar wurden im medizinischen Fachblatt «The Lancet» Daten zu einer wohl hohen Wirksamkeit des Vakzins veröffentlicht. Laut russischen Angaben wurde der Impfstoff in mittlerweile mehr als 30 Ländern registriert. Ungarn hat im Februar als bislang einziges EU-Land mit der Verabreichung des russischen Covid-19-Impfstoffes begonnen.

In Tschechien werden die Impfstoffe von Pfizer-Biontech, Moderna und Astrazeneca verwendet. Bislang wurden in dem EU-Mitgliedstaat mit 10,7 Millionen Einwohnern 644.321 Einzeldosen verabreicht. In der Bevölkerung wächst angesichts der sehr hohen Corona-Infektionszahlen die Kritik, dass die Impfkampagne zu langsam verlaufe.


Hunderte demonstrieren in Dublin teils gewaltsam gegen Lockdown

DUBLIN: Hunderte Menschen haben am Samstag in der irischen Hauptstadt Dublin teils gewaltsam gegen die Lockdown-Maßnahmen in dem Land demonstriert. Zu Zusammenstößen mit der Polizei kam es nach Angaben der irischen Rundfunksenders RTÉ, als Demonstranten versuchten, zu einem zentral gelegenen Park durchzudringen. Mehrere Menschen wurden demnach festgenommen.

In einem Video, das im Internet kursierte, war zu sehen, wie ein Mann Polizisten mit einer Art Feuerwerksraketen beschießt. Daraufhin scheint die Lage zu eskalieren. Irlands Vizepremier Leo Varadkar zeigte sich bestürzt. «Gewalt gegen Polizisten oder sonst jemanden ist unentschuldbar», schrieb er auf Twitter.

Die irische Regierung hatte kürzlich angekündigt, die höchste Lockdown-Stufe in dem Land bis mindestens zum 5. April beizubehalten. Die Schulen sollen allerdings schrittweise bereits vom kommenden Monat an wieder geöffnet werden.


Dänemark probt das Massen-Impfen - 37.500 Impfungen an einem Tag

KOPENHAGEN: Wie viele Menschen können an einem Tag gegen Covid-19 geimpft werden? Bei einer Generalprobe für die Hochphase der Corona-Impfkampagne haben in Dänemark mehr als 37.500 Menschen einen Stich erhalten. 36.564 Menschen bekamen ersten Zahlen zufolge am Freitag ihre erste Impfdosis, 990 weitere ihre zweite, wie Gesundheitsminister Magnus Heunicke am Samstag auf Twitter mitteilte. Damit wurden bisher mehr als 412.000 Dänen erstmals geimpft, rund 182.000 davon haben beide notwendigen Impfungen erhalten.

Wie aus den Daten der EU-Gesundheitsbehörde ECDC hervorgeht, zählt Dänemark im europäischen Vergleich zu den Ländern in der EU, die bislang den größten Bevölkerungsanteil gegen eine Covid-19-Erkrankung geimpft haben. 7,1 Prozent der Bevölkerung haben laut Heunicke ihre erste Dosis verabreicht bekommen, 3,1 Prozent ihre zweite.

Bei der Generalprobe am Freitag wollten die dänischen Regionen testen, ob sie und ihre Impfzentren bereit sind, um an einem Tag deutlich mehr Impfungen zu verabreichen als bislang. Die sozialdemokratische Regierung in Kopenhagen hat sich zum Ziel gesetzt, dass 100.000 Däninnen und Dänen pro Tag geimpft werden können, sobald mehr Impfstoff zur Verfügung steht. Im Fünf-Millionen-Einwohner-Land Dänemark rechnet man damit, dass im März etwa eine Million Impfdosen ins Land kommen, im April dann sogar doppelt so viele. Im Februar waren es nach Angaben der Nachrichtenagentur Ritzau rund 382.000 Impfdosen.


Ein einziger Corona-Fall: Lockdown für neuseeländische Stadt Auckland

AUCKLAND: Nach der Meldung einer einzigen Corona-Neuinfektion in der neuseeländischen Stadt Auckland ist ein Lockdown von mindestens einer Woche verhängt worden. Das gab Premierministerin Jacinda Ardern am Samstag bekannt. Sie wisse wie frustrierend das sei, sagte Ardern.

Zurzeit sei unklar wie es zu der Ansteckung gekommen sei, sagte Ardern weiter. Die Gesundheitsbehörden seien dabei, eine Gen-Sequenzierung des nachgewiesenen Corona-Virus durchzuführen und Kontakte nachzuverfolgen. In Auckland gab es bereits am 14. Februar einen dreitägigen Lockdown, nachdem drei Corona-Neuinfektionen in einer Familie aufgetreten waren.

Ab Sonntagfrüh (Ortszeit) sind in der größten Stadt Neuseelands unter anderem Schwimmbäder, Museen, Kinos und Spielplätze geschlossen. Schulen bleiben weiterhin geöffnet, bieten jedoch nur Notbetreuung an. Zahlungen müssen ohne Bargeld erfolgen. Im Rest des Landes sind Versammlungen von mehr als 100 Menschen verboten.

Neuseeland gilt als Musterland in der Corona-Pandemie. In dem Land mit 4,8 Millionen Einwohnern wurden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation bisher 2016 Infektionsfälle nachgewiesen, 26 Menschen sind nach einer bestätigten Corona-Infektion gestorben.


Trauerfeier für britischen Pandemie-Helden «Captain Tom» hat begonnen

BEDFORD: Die Trauerfeier für den britischen Rekordspendensammler Tom Moore («Captain Tom») hat am Samstagmittag im englischen Bedford begonnen. Der in eine Union-Jack-Fahne gehüllte Sarg war zuvor in einem schwarzen Leichenwagen mit Polizeieskorte von Tom Moores Wohnort im nahen Marston Moretaine zu dem Krematorium in Bedford gebracht worden.

Der Anfang Februar im Alter von 100 Jahren nach einer Coronavirus-Infektion gestorbene Weltkriegsveteran hatte im vergangenen Jahr mehr als 32 Millionen Pfund (etwa 36,8 Millionen Euro) an Spenden für den in der Pandemie schwer unter Druck geratenen Gesundheitsdienst NHS gesammelt. Er war dafür 100 Runden mit seinem Rollator durch seinen Hinterhof marschiert. Beinahe über Nacht avancierte er zum nationalen Helden. Queen Elizabeth II. (94) schlug ihn zum Ritter.

«Captain Tom» werden bei der Bestattung militärische Ehren zuteil, wie das britische Verteidigungsministerium mitteilte. Dazu gehören Salutschüsse und der Überflug eines Militärflugzeugs aus dem Zweiten Weltkrieg. Ein Hornspieler werde das als «Last Post» bezeichnete militärische Signal spielen, hieß es zudem.


Bundesregierung will Corona-Beförderungsverbot verlängern

BERLIN: Die Bundesregierung will das Beförderungsverbot für Einreisende aus sogenannten Virusvarianten-Gebieten bis 17. März verlängern. Das berichtet die «Funke Mediengruppe», der ein entsprechender Referentenentwurf des Bundesgesundheitsministeriums vorliegt. «Mit einem deutlich verringerten Eintrag von Virusvarianten sollen weitere Infektionen möglichst verhindert werden», heißt es demnach in dem Papier.

Aktuell gilt das Beförderungsverbot, das derzeit auch Einreisen aus Tschechien und weite Teile des österreichischen Bundeslandes Tirol umfasst, bis 3. März. Im Prinzip dürfen von dort nur noch Deutsche und Ausländer mit Wohnsitz in Deutschland einreisen. Unter anderem für Berufspendler, die in systemrelevanten Branchen arbeiten, gibt es Ausnahmen.

Menschen, die nach Deutschland einreisen, sollen ab Montag zudem eine Corona-SMS der Bundesregierung erhalten, wenn sich ihr Handy in das deutsche Mobilfunknetz einbucht. «Damit werden sie über die in der Bundesrepublik Deutschland geltenden Einreise- und Infektionsschutzbestimmungen informiert sowie auf geltende Infektionsschutzmaßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 hingewiesen», heißt es in einer Mitteilung des Gesundheitsministeriums vom Samstag.


Mehr als 20.000 Corona-Tote - Kritik an Verschärfungen

PRAG: In Tschechien hat die Zahl der Corona-Toten die Schwelle von 20.000 überschritten. Seit Beginn der Pandemie starben 20.194 Menschen, die zuvor positiv getestet worden waren. Das teilte das Gesundheitsministerium in Prag am Samstag mit. Innerhalb von 24 Stunden wurden 14.676 Neuinfektionen registriert. Die Gesamtzahl der jemals Infizierten lag bei mehr als 1,2 Millionen. Tschechien hat rund 10,7 Millionen Einwohner und derzeit die höchste Neuinfektionsrate unter allen EU-Staaten.

Um die Pandemie unter Kontrolle zu bringen, greift die Regierung nun zu drastischen Maßnahmen. Die Bürger dürfen ihren jeweiligen Bezirk von Montag an nur noch in Ausnahmefällen verlassen. Die Bezirke entsprechen in ihrer Größe etwa den Landkreisen in Deutschland. «Wenn wir das nicht tun, sieht die ganze Welt ein zweites Bergamo in Tschechien», warnte Ministerpräsident Andrej Babis nach einer Sondersitzung des Kabinetts. Im vorigen Frühjahr wütete das Coronavirus in der italienischen Provinz Bergamo.

In Online-Kommentaren und den sozialen Medien überwog dennoch der Ärger. «Bisher habe ich alles eingehalten, aber darauf werde ich pfeifen», schrieb ein Internet-Nutzer. «Die Regierungspolitiker sind verrückt geworden», meinte ein anderer.

Erlaubt bleiben Fahrten zur Arbeit, zum Arzt und zu Behörden, wenn entsprechende Nachweise erbracht werden. Spaziergänge und Sport werden nur in der eigenen Gemeinde erlaubt sein. Kontrollieren sollen das nicht nur Polizisten, sondern auch bis zu 5000 Soldaten.


Scholz mahnt gemeinsames Vorgehen bei Corona-Lockerungen an

BERLIN: Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) hat vor den Bund-Länder-Gesprächen zu einem gemeinsamen Vorgehen bei möglichen Öffnungen in der Corona-Pandemie gemahnt. «Ich bestehe darauf, dass wir hier eine gemeinschaftliche Führungsleistung in Deutschland zustande bringen», sagte Scholz im Deutschlandfunk. Es müsse auch die Bereitschaft geben, dass bei steigenden Infektionszahlen vor Ort schnell gehandelt werde, damit es nicht wieder eine Ausbreitung des Virus auf ein ganzes Bundesland oder Deutschland gebe.

Es sei bekannt, dass etwa der Einzelhandel in einer ganz schwierigen Lage sei. «Aber niemand hat etwas davon, wenn wir Geschäfte öffnen und kurz danach wieder schließen», erklärte er. «Deshalb sage ich, ich bin dafür, dass es nicht bei vagen Aussagen bleibt, sondern dass wir sehr klare, präzise Festlegungen treffen, dass sie zwischen den Ländern und mit der Bundesregierung besprochen werden und dass wir dann uns auch gemeinsam vorwärts bewegen.» Es müsse einen Plan geben, den alle gut verstehen könnten - in Kombination mit dem großflächigen Testen auf das Virus. «Das muss eine Lösung aus einem Guss sein.»

Der Bund und die Länder beraten an diesem Mittwoch über mögliche Öffnungsschritte in der Pandemie.

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Renato Bumann 28.02.21 14:51
Tschechen bekommen guten Impfstoff
Tschechen bekommen den guten, wirksamen Russischen Impfstoff ! Felix Mähren