Corona-Überblick: Meldungen am Samstag

Eine Nahaufnahme zeigt die deutsche 'Corona Warn-App' auf einem Smartphone in Köln. Foto: Epa/Sascha Steinbach
Eine Nahaufnahme zeigt die deutsche 'Corona Warn-App' auf einem Smartphone in Köln. Foto: Epa/Sascha Steinbach

WHO: Trotz Rückgang der Corona-Fälle Maßnahmen nicht lockern

GENF: Die strikten Maßnahmen zur Eindämmung von Ansteckungen mit dem Coronavirus in vielen Ländern zeigen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Wirkung: Die Zahl neuer Todesfälle weltweit falle seit zwei Wochen, die neuer Infektionen seit vier Wochen, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitag in Genf. «Das scheint darauf zurückzuführen zu sein, dass Länder die Schutzmaßnahmen strikter durchsetzen.»

Er verband dies mit einer Warnung: Selbstgefälligkeit sei fehl am Platz, sagte er. «Jetzt ist für kein Land der richtige Zeitpunkt, um Maßnahmen zu lockern, ebenso nicht für einzelne Menschen, in ihrer Wachsamkeit nachzulassen», sagte Tedros.

Die Zahlen waren von mehr als fünf Millionen gemeldeten Infektionen pro Woche weltweit Anfang Januar auf zuletzt gut drei Millionen zurückgegangen. Die Zahl der gemeldeten Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion ging von fast 100.000 pro Woche Mitte Januar auf unter 90.000 zurück. Insgesamt waren der WHO bis Freitagmittag 107 Millionen Infektionen und 2,36 Millionen Todesfälle gemeldet worden.


Rom führt bei Einreise aus Österreich Tests und Quarantäne ein

ROM: Im Kampf gegen neue Varianten des Coronavirus führt Italien für Einreisende aus Österreich verschärfte Regeln mit Mehrfach-Tests und Quarantäne ein. Das teilte Gesundheitsminister Roberto Speranza am Samstag in Rom mit. Damit wolle Italien sich besonders gegen südafrikanische Virusmutanten schützen, die in Österreich zirkulierten, schrieb der Politiker auf Facebook. Die Verschärfung trete ab Sonntag in Kraft.

Das Dekret des Ministers schreibt vor, dass Menschen, die mehr als zwölf Stunden in Österreich waren - auch Durchreisende - einen negativen Corona-Test an der Grenze vorlegen müssen. Er darf nicht älter als 48 Stunden sein. Im Land angekommen, sind ein Test und eine zweiwöchige Quarantäne Pflicht. Nach dem Ende dieser Phase muss den Behörden ein neuer, negativer Test vorgelegt werden. Einige Virus-Varianten gelten als besonders ansteckend. Auch in Italien wurden schon Mutanten festgestellt, besonders die britische Variante kursiert laut einer Studie schon recht häufig.


Tschechische Feuerwehr richtet Testzentrum für Lkw-Fahrer ein

PRAG/CHEB: Wegen der Verschärfung der deutschen Einreisebestimmungen richtet die tschechische Feuerwehr kurzfristig ein zusätzliches Corona-Testzentrum ein. Es stehe bereits ab Mitternacht in der Nacht zu Sonntag in Pomezi nad Ohri vor dem Grenzübergang Schirnding (Bayern) zur Verfügung, teilte ein Sprecher bei Twitter mit. Zielgruppe sind insbesondere Lkw-Fahrer, die vom deutschen Einreiseverbot ausgenommen sind. Sie müssen sich vorab online registrieren und einen negativen Corona-Test mitführen, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Über weitere Unterstützungsmaßnahmen werde beraten, hieß es.

Derweil stellte die tschechische Staatsbahn (Ceske Drahy) den grenzüberschreitenden Verkehr mit Deutschland ein. Die letzten Züge aus der Bundesrepublik trafen am Abend in Decin und Domazlice ein. Betroffen ist unter anderem die normalerweise im Zwei-Stunden-Takt verkehrende Eurocity-Verbindung zwischen Prag und Berlin. Die Bundesregierung hatte Tschechien zum «Virusvariantengebiet» erklärt. Damit geht ein Beförderungsverbot einher.

Das Gesundheitsministerium in Prag meldete am Samstag 8782 neue Corona-Fälle innerhalb von 24 Stunden. Seit Pandemiebeginn gab es mehr als eine Million bestätigte Infektionen und 18.058 Todesfälle. Der EU-Mitgliedstaat hat rund 10,7 Millionen Einwohner.


USA besorgt über Chinas Umgang mit WHO-Mission zu Corona-Ursprung

WASHINGTON: Die US-Regierung hat sich sehr besorgt über Chinas Umgang mit der Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Ursprung des Coronavirus gezeigt. Peking müsse mit der Untersuchung kooperieren und sicherstellen, dass die Mission der Experten unabhängig und «frei von Einmischung oder Veränderungen durch die chinesische Regierung» bleibe, forderte US-Präsident Joe Bidens Nationaler Sicherheitsberater, Jake Sullivan. Die ersten Erkenntnisse der Mission und der Untersuchungsprozess gäben Anlass zu «großer Sorge», erklärte Sullivan am Samstag.

«Um diese Pandemie besser zu verstehen und uns auf die nächste vorzubereiten, muss China die Daten der ersten Tage des Ausbruchs der Krankheit zur Verfügung stellen», forderte Sullivan. Die höchste Priorität müsse es zu diesem «kritischen Zeitpunkt sein, die Glaubwürdigkeit der WHO zu schützen», erklärte er. China wurde vereinzelt vorgeworfen, Erkenntnisse über erste mögliche Erkrankungen außerhalb Wuhans schon im Spätherbst 2019 zurückgehalten zu haben.

Die internationalen Experten, die im Auftrag der WHO nach der Herkunft des Erregers suchen, waren vier Wochen in China. Nach zwei Woche in Quarantäne, in denen sie ihre Visite vorbereitet und intensiv per Video auch mit ihren chinesischen Kollegen konferiert hatten, besuchten sie in Wuhan mehrere Krankenhäuser, Institute, Labore und auch den Huanan-Markt, wo erste erfasste Infektionen mit dem Virus aufgetreten waren. Es gab in Wuhan aber auch Ansteckungen, die nicht mit diesem Markt in Zusammenhang gebracht werden konnten.

Die Ermittlungen folgten erst nach langem Tauziehen mit der chinesischen Seite. Die Suche nach der Herkunft des Erregers gilt als politisch heikel, da China befürchtet, als Schuldiger für die Pandemie angeprangert werden zu können.


Festnahme und zwei Dutzend Geldstrafen nach Boot-Party in London

LONDON: In London hat die Polizei eine illegale Party auf einem Boot mit etwa 30 Menschen aufgelöst. Wegen Verstoßes gegen die Corona-Regeln wurde der mutmaßliche Veranstalter, ein 31-jähriger Mann festgenommen, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Ihm droht zudem eine Geldstrafe von 10.000 Pfund (11.420 Euro). 26 Gäste müssen je 800 Pfund Strafe zahlen. In England gilt wegen der Corona-Pandemie ein Lockdown mit weitreichenden Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen. Treffen von Mitgliedern mehrerer Haushalte sind verboten.

Es habe mehrere Beschwerden über laute Musik im Nordostlondoner Gebiet Hackney Marshes gegeben, teilte die Polizei mit. Darauf hätten Beamte am frühen Morgen auf das Boot auf dem Flus Lea übergesetzt. Dort stellten sie unter anderem Musikausrüstung sicher.


Corona-Notstand läuft aus - Suche nach Ausweg

PRAG: In Tschechien blieb am Wochenende die Unsicherheit groß, wie es mit den Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus weitergeht. In der Nacht zum Montag läuft der Ausnahmezustand aus, dessen Verlängerung das Parlament abgelehnt hatte. An ihn knüpfen sich Teile des Lockdowns wie Geschäftsschließungen und die nächtliche Ausgangssperre, nicht aber die allgemeine Maskenpflicht. Die Regierung war in Gesprächen mit den Präsidenten der Verwaltungsregionen, die das Kabinett angesichts der hohen Infektionszahlen um einen neuerlichen Notstand ersuchen könnten.

Ein renommierter Verfassungsrechtler äußerte sich skeptisch zu einer solchen Lösung: «Wenn das Parlament dafür gestimmt hat, dass wir nicht mehr im Notstand leben werden, und man ihn gleich wieder ausruft, dann ist das ein absoluter Verstoß gegen die Verfassung», sagte der Jurist Jan Kysela der Zeitung «Pravo» (Samstag). Der Biologe Jaroslav Flegr warnte indes vor 20.000 zusätzlichen Toten bei einer unkontrollierten Öffnung des Landes.

Besonders dramatisch bleibt die Situation in den drei Hotspots Cheb (Eger), Sokolov und Trutnov, die von der Außenwelt weitgehend abgeriegelt wurden. Die Polizei kontrolliert an den Zufahrtsstraßen und wies bisher mehr als 500 Menschen ab, die hinein- oder herauswollten. Auf der Autobahn D6 kam es wegen der Kontrollen, von denen auch der Transitverkehr betroffen ist, zu kleineren Staus.

Das Gesundheitsministerium in Prag meldete am Samstag 8782 neue Corona-Fälle innerhalb von 24 Stunden. Seit Pandemiebeginn gab es mehr als eine Million bestätigte Infektionen und 18.058 Todesfälle. Der EU-Mitgliedstaat hat rund 10,7 Millionen Einwohner.


EU-Kommissionspräsidentin bedingt für EU-Impfbescheinigung

ATHEN: Die EU-Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen hat sich grundsätzlich für die Einführung einer EU-Bescheinigung einer Corona-Impfung ausgesprochen. Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis fordert dies seit Wochen, damit Reisen ohne Einschränkungen stattfinden können.

«Ich begrüße die Initiative des griechischen Ministerpräsidenten», sagte von der Leyen der Athener Zeitung «Ta Nea» (Samstag). Was allerdings noch beschlossen werden müsste, sind eine europaweite Regelung und wie die Reisen stattfinden können. Dies wird nach den Worten der EU-Kommissionspräsidentin aber erst dann zur Debatte stehen, wenn große Teile der Bevölkerung geimpft seien.

Unterdessen machen Israel und Griechenland die ersten Schritte, um Geimpften freie Reisen zwischen den beiden Mittelmeerstaaten zu ermöglichen, ohne auf die Entscheidungen der EU zu warten. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte bei einer Pressekonferenz mit seinem griechischen Kollegen Kyriakos Mitsotakis vergangenen Montag gesagt, Reisen zwischen Israel und Griechenland sollten ohne Quarantäne möglich sein. In Kreisen des Athener Tourismusministeriums erwartet man eine solche Vereinbarung mit Israel für Ende März. Auch Zypern will da mitmachen. Für alle drei Staaten ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsbereich.

In der EU wird kontrovers über eine Aufhebung von Reisebeschränkungen für Menschen mit Corona-Impfung diskutiert. Die offizielle Debatte über mit dem «Impfpass» verbundene Vorteile wurde im Januar vertagt. Ungeklärt ist noch, ob von bereits geimpften Menschen weiter eine Ansteckungsgefahr ausgehen kann.


Nach Lockerungen: Großer Andrang in polnischen Skigebieten

WARSCHAU: Während andere Länder ihre Corona-Regeln verschärfen, hat Polen probeweise eine Lockerung für den Wintertourismus erlaubt. Prompt meldeten die Skigebiete zu Beginn des Wochenendes einen regelrechten Ansturm auf Lifte und Hotels, vor allem in der Hohen Tatra im Süden des Landes. In Zakopane zum Beispiel seien praktisch alle Unterkünfte ausgebucht, berichtete der Fernsehsender TVP Info am Samstag unter Berufung auf örtliche Hoteliers.

Schon unmittelbar nach der Lockerungs-Ankündigung hätten Hotels eine große Zahl von Reservierungen gemeldet, erklärte Agata Wojtowicz, die Regionalchefin der Handelskammer für die Hohe Tatra, dem TV-Sender. Auch aus anderen Wintersportorten wurden hohe Buchungszahlen gemeldet.

Das schöne Wetter und die Freude über vorsichtige Lockerungen nach langen pandemiebedingten Einschränkungen ließen die Polen in so großer Zahl in die Skigebiete strömen, dass sich lange Staus auf den Straßen in Richtung der Skigebiete bildeten. Der bevorstehende Valentinstag und ein angekündigter Skisprungwettbewerb in der Region hätten das Touristen-Interesse noch zusätzlich verstärkt, sagte Wojtowicz. Die Hotels und Pensionen dürfen zwar seit Freitag wieder Touristen beherbergen, aber gemäß Corona-Beschränkungen nur bis zu einer maximalen Auslastung von 50 Prozent.

Die Regierung in Warschau hatte in der vergangenen Woche beschlossen, ab dem 12. Februar Hotels, Kinos und Theater sowie Sportanlagen unter freiem Himmel und Schwimmbäder für eine Testphase von zwei Wochen zu öffnen. Nach Einschätzung des Regierungschefs Mateusz Morawiecki hat das Land zuletzt bei der Zahl der Corona-Neuinfektionen eine «fragile Stabilisierung» erreicht. Restaurants und Kneipen bleiben aber weiterhin geschlossen.

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