Corona-Überblick: Meldungen am Samstag

Eine Nahaufnahme zeigt die deutsche 'Corona Warn-App' auf einem Smartphone in Köln. Foto: Epa/Sascha Steinbach
Eine Nahaufnahme zeigt die deutsche 'Corona Warn-App' auf einem Smartphone in Köln. Foto: Epa/Sascha Steinbach

Israels Ministerpräsident Netanjahu erhält zweite Corona-Impfung

TEL AVIV: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat seine zweite Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Der 71-Jährige bekam die Spritze am Samstagabend gemeinsam mit Gesundheitsminister Juli Edelstein im Scheba-Krankenhaus bei Tel Aviv verabreicht. Die Impfung wurde auf dem Youtube-Kanal des Regierungschefs übertragen.

Netanjahu hatte die erste Spritze am 19. Dezember erhalten. Dies markierte den Auftakt der Impfkampagne in dem Land. Seither gelang es, mehr als 1,7 Millionen Menschen zu impfen. Die Regierung strebt an, bis Ende März alle Bewohner des Landes, die älter als 16 Jahre sind, zu impfen.

In dem Land mit etwas mehr als neun Millionen Einwohnern hatten die Infektionszahlen nach einem vergleichsweise milden Pandemiebeginn im Sommer massiv zugenommen. Als Grund gelten unter anderem verfrühte Lockerungen. Mitte September verhängte die Regierung einen zweiten Lockdown, der die Zahlen deutlich senkte. Ab Mitte Oktober setzte die Regierung schrittweise Lockerungen um, seither nahmen die Zahlen wieder stark zu. Zuletzt wurden täglich immer mehr als 7600 und teils sogar über 8000 Infektionen verzeichnet.


Sorge wegen mutierter Corona-Variante

PARIS: In weiteren französischen Départements ist die abendliche Ausgangssperre wegen der Corona-Situation auf 18 Uhr vorgezogen worden. Dazu zählen etwa die an Deutschland grenzenden Départements Haut-Rhin und Bas-Rhin sowie Vaucluse, Alpes-de-Haute-Provence oder Bouches-du-Rhône. Sorge bereitet den Behörden vor allem die in Großbritannien verstärkt aufgetretene mutierte Form des Coronavirus. So wurde in Bouches-du-Rhône an der Mittelmeerküste ein Cluster entdeckt, das auf eine Familie zurückgeht. In Bagneux bei Paris gab es am Samstag eine großangelegte Testaktion, nachdem die mutierte Form dort aufgetreten war.

Bereits zu Beginn des Jahres hatten einige stark betroffene Regionen die Ausgangssperre auf 18 Uhr vorgezogen. In allen anderen Départements des Landes gilt eine abendliche Ausgangssperre ab 20 Uhr - darunter auch Paris. Den Menschen ist es dann nicht mehr gestattet, an der frischen Luft spazieren zu gehen, Sport zu machen oder einzukaufen. Frankreich ist schwer von der Covid-19-Pandemie getroffen, mehr als 67.000 Menschen sind bisher im Land gestorben.


Italiens Schüler müssen weiter zu Hause bleiben - Proteste in Mailand

ROM: Viele Schüler in Italien sind verärgert über die Bildungspolitik in der Corona-Krise. Ursprünglich hatte die Regierung in Rom angekündigt, dass ab kommenden Montag landesweit die Hälfte der Schüler aus den höheren Jahrgängen wieder in die Schule darf. Die Lombardei und ein Großteil der übrigen Regionalregierungen entschieden nun jedoch, dass sie weiterhin zu Hause lernen müssen. Am Mailänder Dom versammelten sich am Freitagabend Dutzende Schüler und Lehrer, um gegen die Maßnahmen der Lombardei zu protestieren.

Die Wiederöffnung ist von Region zu Region unterschiedlich geplant. Latium mit der Hauptstadt Rom will die Schulen am 18. Januar für die älteren Schüler öffnen, Sizilien erst am 30. Januar. Eine der wenigen Ausnahmen will die Toskana sein. Die Corona-Zahlen der Region stimmten optimistisch, sagte Regionalpräsident Eugenio Giani der Zeitung «La Repubblica» (Samstag). Die Region wolle für die Wiederöffnung mehr Ordnungskräfte einsetzen, die unter anderem darauf achten sollen, dass Abstände eingehalten werden.

Seit der zweiten Corona-Welle in Italien mussten vor allem die älteren Schüler zu Hause bleiben. Im vergangenen Jahr häuften sich die Proteste landesweit, weil die Jungen und Mädchen wieder in die Klassen wollten. Zuletzt ging jedoch aus dem wöchentlichen Corona-Lagebericht des Gesundheitsministeriums hervor, dass sich die Pandemie wieder verschärfte. Bislang starben in Italien den Statistiken zufolge mehr als 77.900 Menschen mit Sars-CoV-2. Die Behörden registrierten fast 2,4 Millionen Corona-Infektionen.


Neue Corona-Variante aus Südafrika erstmals in Israel nachgewiesen

JERUSALEM: In Israel sind erste Infektionen mit der in Südafrika aufgetretenen Coronavirus-Variante nachgewiesen worden. Wie das Gesundheitsministerium am Samstag mitteilte, handelt es sich um vier Fälle. Es seien zwei Infektionsketten festgestellt worden. Ein Test sei bei einer eingereisten Person positiv gewesen, zudem sei eine Familie positiv auf die Variante getestet worden, die sich bei einem Eingereisten angesteckt habe.

Die Einreise aus Südafrika nach Israel ist nur in Ausnahmefällen möglich, seit Freitag gelten hierfür verschärfte Quarantänebestimmungen.

Israel steckt inmitten einer dritten Corona-Welle mit hohen Infektionszahlen. Seit Freitag gilt erneut ein landesweiter, harter Lockdown. Parallel dazu läuft eine massive Impfkampagne.

Die Palästinenser warten derweil weiter auf einen Impfstoff. Es gebe noch keinen Termin für die Lieferung von Dosen, teilte Gesundheitsministerin Mai Al-Kaileh mit. Präparate würden aber wahrscheinlich im Laufe des ersten Quartals eintreffen. Mit der Produktion seien vier Hersteller beauftragt worden. Deren Impfstoffe würden für 70 Prozent der Bevölkerung reichen, weitere 20 Prozent würden über die Weltgesundheitsorganisation zur Verfügung gestellt.


Impfkampagne gegen Corona soll am 16. Januar beginnen

NEU DELHI: In Indien soll am 16. Januar eine der weltweit größten Corona-Impfkampagnen beginnen. Zuerst sollen etwa 30 Millionen Mitarbeiter im Gesundheitswesen geimpft werden, wie das Gesundheitsministerium in Delhi am Samstag bekanntgab. Danach plant die Regierung rund 270 Millionen Menschen, die älter als 50 Jahre alt sind, und Bürger unter 50 mit Begleiterkrankungen zu impfen.

Indien hatte am Sonntag erstmals zwei Corona-Impfstoffen eine Notfallzulassung erteilt: dem in Indien entwickelten Impfstoff Covaxin der Firma Bharat Biotech und dem des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca. Der AstraZeneca-Impfstoff soll für Indien und andere Märkte unter dem Namen Covishield von dem indischen Hersteller Serum Institute of India produziert werden.

Indien ist mit rund 1,3 Milliarden Einwohnern das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt nach China. Mehr als 10,4 Millionen Menschen haben sich dort, nach Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore, seit Beginn der Pandemie mit dem Corona-Virus infiziert. Mehr als 150.000 Menschen starben in dem südasiatischen Land mit dem Virus.


Britische Experten fürchten weitere Verschärfung der Corona-Lage

LONDON: Nach der Ausrufung des Katastrophenfalls in London wegen der hohen Auslastung der Krankenhäuser rechnen Experten in Großbritannien mit einer weiteren Verschärfung der Lage. Simon Walsh vom britischen Ärzteverband British Medical Association (BMA) sagte im BBC-Fernsehen, er erwarte einen weiteren Anstieg der Zahlen, bevor sie wieder zurückgingen. Das ergebe eine Analyse der ersten Pandemiewelle im Frühjahr vergangenen Jahres.

Großbritannien hatte am Freitag mit mehr als 68.000 neuen Coronainfektionen und 1325 gemeldeten Todesfällen innerhalb von 24 Stunden gleich zwei traurige Rekorde verzeichnet. Besonders schlimm ist die Lage in London, wo Bürgermeister Sadiq Khan einen Katastrophenfall ausrief. Die Krankenhäuser dort sind Berichten zufolge am Anschlag. Die Bedrohung, die das Coronavirus für die Stadt darstelle, sei an einem kritischen Punkt, sagte Khan einer Mitteilung zufolge. «Wenn wir nicht unverzüglich handeln, könnte unser NHS (Gesundheitsdienst) überwältigt werden und mehr Menschen werden sterben.»

Die Sieben-Tages-Inzidenz in der britischen Hauptstadt liegt inzwischen bei mehr als 1000. Damit ist die Zahl der Neuinfektionen innerhalb einer Woche auf 100.000 Einwohner gemeint. Die Zahl der im Krankenhaus behandelten Covid-19-Patienten in London sei allein in der ersten Januarwoche um knapp ein Drittel, die Zahl der Patienten, die künstlich beatmet werden müssen, um mehr als 40 Prozent gestiegen, hieß es in der Mitteilung des Bürgermeisters. Zur Hilfe kamen dem Gesundheitsdienst unter anderem Hunderte Feuerwehrleute, die als Fahrer von Krankenwagen eingesetzt wurden.

Verantwortlich für die rasche Ausbreitung des Virus machen die Regierung und Experten dafür auch eine neue, womöglich ansteckendere Variante. Sie soll sich um bis zu 70 Prozent schneller ausbreiten als die bisher vorherrschende Virus-Variante.


Verschärfte Corona-Lage - Ausgangssperre ab 18 Uhr im Elsass

PARIS: Im Elsass gilt ab Sonntag wegen des Coronavirus eine verschärfte abendliche Ausgangssperre. In den an Deutschland grenzenden französischen Départements Bas-Rhin und Haut-Rhin wird das sogenannte couvre-feu auf 18 Uhr vorgezogen. Die Corona-Lage in dem Département Bas-Rhin mit der Elsass-Metropole Straßburg gebe Anlass zu großer Sorge, teilte die zuständige Präfektur am Samstag mit. Daher werde die Ausgangssperre von 20 auf 18 Uhr vorverlegt. Ähnlich äußerte sich das Département Haut-Rhin.

Die Menschen dürfen zu dieser Zeit weiterhin zur Arbeit fahren oder wegen zwingender familiärer Gründe das Haus verlassen. Spaziergänge, Einkäufe oder Sport an der frischen Luft sind aber untersagt. Bereits seit Anfang Januar gilt diese Regelung auch in dem an Deutschland grenzenden Département Moselle.

Die Ausgangssperre ab 18 Uhr gilt in besonders schwer von der Pandemie getroffen Regionen vor allem im Osten und Süden Frankreichs. Im restlichen Teil des Landes, darunter auch Paris, gilt eine abendliche Ausgangssperre ab 20 Uhr.


First Lady Brigitte Macron an Weihnachten positiv auf Corona getestet

PARIS: Frankreichs First Lady Brigitte Macron ist an Weihnachten positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die 67-Jährige habe am 24. Dezember ein positives Testergebnis erhalten, teilte ihr Büro der Deutschen Presse-Agentur am Samstag mit. Ihr Ehemann, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, war eine Woche zuvor Mitte Dezember positiv getestet worden. Brigitte Macron wurde danach als Kontaktfall eingestuft. Sechs Tage nach Weihnachten sei ihr Testergebnis dann negativ gewesen, so das Büro weiter.

Emmanuel Macron litt nach seiner Infektion mit dem Coronavirus unter Husten, Fieber und Müdigkeit. Er hatte sich zunächst in der Präsidentenresidenz La Lanterne isoliert. Brigitte Macron wurde damals negativ getestet und blieb im Pariser Élyséepalast. Nach Ende einer siebentägigen Isolierung konnte Macron dann vor Weihnachten die Residenz am Rande des Schlossparks von Versailles wieder verlassen. Das Ehepaar reise zur Urlaubsresidenz Fort de Brégançon am Mittelmeer.

Medienberichten nach litt Brigitte Macron nicht unter schweren Symptomen. Während die Erkrankung der First Lady erst jetzt bekannt wurde, kommunizierte der Élyséepalast damals regelmäßig über den Gesundheitszustand des Präsidenten.


Experte für Covid-Behandlung zweifelt an britischer Strategie

LONDON: Der Experte für die Behandlung von Covid-19-Patienten, Stefan Kluge, hat Zweifel an der Entscheidung Großbritanniens, neue Medikamente gegen die Krankheit einzusetzen. «Das überrascht mich schon ein bisschen, dass der britische Premierminister den Einsatz der Medikamente schon empfiehlt», sagte der Intensivmediziner Kluge, der in Deutschland die Leitlinien für die stationäre Behandlung von Covid-Patienten mitentwickelt hat, der Deutschen Presse-Agentur. Premier Boris Johnson hatte zuvor angekündigt, der britische Gesundheitsdienst NHS werde ab sofort die Medikamente Tocilizumab und Sarilumab gegen Covid-19 einsetzen. Diese kommen normalerweise bei rheumatischer Arthritis zum Einsatz.

Johnson hatte die Präparate als «lebensrettend bezeichnet» und sich auf Versuchsdaten bezogen, denen zufolge die Todesrate von Covid-19-Patienten mit den Medikamenten signifikant gesenkt sowie ihre Aufenthaltsdauer im Krankenhaus verkürzt werden könne. «Das Problem an der Studie, auf die Johnson sich bezieht, ist, dass sie noch nicht richtig begutachtet und in einer medizinischen Fachzeitschrift publiziert ist», sagte Kluge, der am Uniklinikum in Hamburg-Eppendorf die Intensivmedizin leitet. Sie sei zwar wohl methodisch solide, habe allerdings nur recht kleine Fallzahlen an Patienten untersucht.

«Außerdem gibt es andere Studien, die diese Effekte so nicht finden konnten. Man hat also widersprüchliche Studienergebnisse. Das macht einen ein bisschen skeptisch», so Kluge weiter. In einer aktuellen Studie im New England Journal of Medicine zum Medikament Tocilizumab konnte nicht belegt werden, dass das Mittel die Sterblichkeit von Covid-19-Patienten verringert. In Deutschland sei ein Einsatz der Medikamente auf dieser Basis derzeit nicht vorstellbar, sagte Kluge. «Wenn wir eine Empfehlung abgeben, dann muss das auch Hand und Fuß haben.» Jedes Medikament habe schließlich Nebenwirkungen und koste Geld.

Großbritannien zählt bereits mehr als 82.000 Menschen mit Covid-19 auf dem Totenschein. In den vergangenen Tagen wurden jeweils mehr als 1000 Todesfälle pro Tag gemeldet. Krankenhäuser insbesondere in London und im Süden Englands stoßen an ihre Belastungsgrenzen. Für die eskalierende Situation machen Regierung und Mediziner die in Großbritannien entdeckte, wohl deutlich ansteckendere neue Coronavirus-Variante verantwortlich.


Mehr als 80.000 Corona-Tote

LONDON: In Großbritannien sind inzwischen mehr als 80.000 Menschen gestorben, die sich nachweislich mit dem Coronavirus infiziert hatten. Das teilte die Regierung in London am Samstag mit. Seit dem Vortag wurden 1035 neue Todesfälle gemeldet. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte aber noch höher sein. Laut Totenschein starben in dem Land bislang bereits rund 95.000 Menschen mit oder an der Krankheit Covid-19.

Die Zahl der Infektionen seit Ausbruch der Pandemie im vergangenen Frühjahr beträgt in Großbritannien inzwischen mehr als drei Millionen, nachdem am Samstag knapp 60.000 weitere Fälle gemeldet wurden. Die zweite Pandemiewelle wütet in Großbritannien noch heftiger als die erste im Frühjahr des vergangenen Jahres. Verantwortlich dafür machen die Regierung und Experten auch eine neue, wohl ansteckendere Variante. Sie soll sich um bis zu 70 Prozent schneller ausbreiten als die bisher vorherrschende Virus-Variante.

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