Corona-Überblick: Meldungen am Mittwoch

Der Bayerische Ministerpräsident Markus Soeder trifft nach einer Sitzung des Bayerischen Kabinetts in München zur Pressekonferenz ein. Foto: epa/Lukas Barth-tuttas
Der Bayerische Ministerpräsident Markus Soeder trifft nach einer Sitzung des Bayerischen Kabinetts in München zur Pressekonferenz ein. Foto: epa/Lukas Barth-tuttas

Söder offen für EU-Corona-Impfpass

BERLIN: Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder ist offen für einen EU-Impfpass für Personen, die gegen Corona geimpft sind. «Wenn er funktioniert, ist das eine Idee. Gut wäre, wenn er dann fälschungssicher ist», sagte der CSU-Chef Söder in der ARD-Talksendung «Maischberger. Die Woche», die am Mittwochabend ausgestrahlt wurde.

An diesem Donnerstag beraten die 27 EU-Staaten bei einem Videogipfel, ob und wie sie ein gemeinsames Dokument zum Nachweis von Corona-Impfungen einführen. Dass sie jetzt schon Privilegien wie einfacheres Reisen an einen solchen EU-Impfpass knüpfen, ist aber unwahrscheinlich. Bislang ist unter anderem unklar, ob Geimpfte andere weiterhin anstecken können.


Berlin will bei Gipfel Bekämpfung neuer Virusvarianten eng abstimmen

BERLIN: Die Bundesregierung will sich bei einem Videogipfel an diesem Donnerstag für eine enge Abstimmung in der EU bei der Bekämpfung von neuen Varianten des Corona-Virus einsetzen. Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sagte der Deutschen Welle: «Wenn wir gemeinsam mit unseren Nachbarländern auch die Mutationen niedrig halten wollen, müssen wir alle synchron handeln.» Als Ziel nannte er, Grenzschließungen zu vermeiden. «Deshalb ist es ganz wichtig, dass im Europäischen Rat Vorsorge getroffen wird. Dass wir jetzt alle gemeinsam die Mutation möglichst stark unterdrücken.»

Der Videogipfel der 27 EU-Staaten beginnt am Donnerstagabend. Dabei suchen Bundeskanzlerin Angela Merkel (ebenfalls CDU) und ihre EU-Kollegen eine gemeinsame Linie im weiteren Kampf gegen die Pandemie. Aktuell gibt es wegen der zuerst in Großbritannien und Südafrika entdeckten Virusvarianten bei vielen EU-Staaten große Sorgen, weil diese Mutationen ansteckender sind. Befürchtet wird, dass EU-Staaten zum Selbstschutz Grenzen abriegeln könnten. Dies könnte den Austausch von Waren im Binnenmarkt bremsen.

Braun äußerte sich überzeugt, dass mit den beschlossenen Maßnahmen in Deutschland ein Inzidenzwert unter 50 pro 100.000 Einwohner pro Woche erreicht werden kann. «Diesen Erfolg müssen wir dann auch verteidigen.» Der Kanzleramtschef zeigte sich zuversichtlich, «dass wir mit den Effekten vom Frühling und Impfen zur Normalität zurückkehren und dass nicht erneut, insbesondere nicht durch eine ansteckende Virusmutation, Probleme kommen, die dann noch schwerer zu beherrschen sind.»


Britischer Abgeordneter: Paris und London müssen Eurostar retten

LONDON: Der Vorsitzende im Verkehrsausschuss des britischen Parlaments hat die Regierungen in London und Paris zur Rettung des in der Corona-Pandemie in Schwierigkeiten geratenen Eurostars aufgerufen. Der Zug, der Großbritanniens Hauptstadt durch den Eurotunnel mit dem Kontinent verbindet, sei mit seinem «umweltfreundlichen und direkten» Beförderungsangebot einzigartig, so der konservative Abgeordnete Huw Merriman am Mittwoch im Parlament in London. Er fügte hinzu: «Wir können uns nicht leisten, dass der Eurostar der Pandemie zum Opfer fällt.»

Doch die Eurostar-Betreibergesellschaft kämpft nach eigenen Angaben ums Überleben, seit der Betrieb in der Coronavirus-Pandemie deutlich eingeschränkt wurde. Die Fahrgastzahlen brachen um 95 Prozent ein. Statt täglich 50 Zugverbindungen fährt inzwischen nur noch ein Zug pro Tag in jede Richtung auf den Strecken zwischen London und Paris sowie zwischen London und Amsterdam via Brüssel.

Eurostar gehört zu 55 Prozent dem staatlichen französischen Bahnkonzern SNCF. Dessen Geschäftsführer Jean-Pierre Farandou hatte im französischen Radio in dieser Woche von einer «sehr kritischen» Situation für den Eurostar gesprochen. Die britische Regierung hatte ihre Anteile 2015 an private Unternehmen veräußert.


Tschechischer Präsident Zeman gegen Corona geimpft

PRAG: Der tschechische Staatspräsident Milos Zeman ist gegen das Coronavirus geimpft worden. Der 76-Jährige habe die erste von zwei Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer erhalten, teilte sein Sprecher am Mittwoch mit. Zeman werde noch zwei Tage in einem Militärkrankenhaus in Prag bleiben, um eine Reihe von Vorsorgeuntersuchungen zu absolvieren. Der Präsident leidet nach früheren Angaben an Diabetes und einer Nervenerkrankung.

Aktuell sorgt das Tempo der Impfungen in Tschechien für Unmut in der Bevölkerung. Viele sind der Meinung, dass nicht schnell genug geimpft wird. In dem Land mit 10,7 Millionen Einwohnern wurden bisher 130.000 Impfdosen verabreicht. Seit Beginn der Pandemie gab es in Tschechien mehr als 900.000 bestätigte Corona-Infektionen und 14.820 Todesfälle.


Studierende prangern schwierige Lage wegen Corona an

PARIS: In Frankreich haben am Mittwoch zahlreiche Studierende gegen coronabedingte Einschränkungen an Universitäten protestiert. Kundgebungen gab es in Städten wie Straßburg und Paris. Die Studentinnen und Studenten fordern unter anderem die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts. Viele fühlen sich ungerecht behandelt, weil es - anders als an Schulen - an Frankreichs Universitäten aktuell größtenteils keinen Präsenzunterricht gibt. Geklagt wird auch über psychische und finanzielle Probleme - vor allem, weil viele Studentenjobs derzeit wegfallen.

Premierminister Jean Castex hatte in der vergangenen Woche angekündigt, dass Präsenzunterricht etwa in Tutorien für Studienanfänger Ende Januar mit Einschränkungen wieder aufgenommen werden könne. Sollte es die Corona-Lage zulassen, werde das ausgeweitet. Präsident Emmanuel Macron will am Donnerstag eine Universität bei Paris besuchen.


1820 Corona-Tote binnen 24 Stunden gemeldet

LONDON: Großbritannien hat am Mittwoch den zweiten Tag in Folge einen Höchstwert an Corona-Todesfällen registriert: Innerhalb von 24 Stunden wurden 1820 Todesfälle gemeldet. Premierminister Boris Johnson sprach am Abend von «entsetzlichen» Zahlen. In einer Videobotschaft bereitete er das Land zugleich auf Schlimmeres vor. «Es wird noch mehr werden», sagte der Premier. Grund sei eine Infektionswelle vor Weihnachten mit der neuen, noch ansteckenderen Virusvariante, die sich rasend schnell in England ausgebreitet hatte. Diese sei nun in allen Teilen des Landes angelangt.

Der Regierung zufolge lag die Zahl der Neuinfektionen mit 38.905 Fällen am Mittwoch etwas höher als am Vortag - jedoch deutlich unter dem Niveau vom Jahreswechsel, als täglich rund 60.000 Fälle registriert wurden. Auch die Einweisungen ins Krankenhaus (3887) blieben auf hohem Niveau. Die Krankenhäuser sind insbesondere in England unter enormem Druck. Inzwischen haben in Großbritannien aber auch bereits 4,6 Millionen Menschen eine erste Impfdosis erhalten.

Insgesamt wurden bisher knapp 96.000 Sterbefälle registriert, bei denen Covid-19 auf dem Totenschein erwähnt wurde. Andere Berechnungen besagen, dass bereits mehr als 108.000 Menschen an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben sind.


Biden: Wir können das Coronavirus besiegen

WASHINGTON: Der neue US-Präsident Joe Biden hat sich zu Beginn seiner Amtszeit zuversichtlich gezeigt, dass die USA die Coronavirus-Pandemie hinter sich lassen können. «Wir können das todbringende Virus besiegen», sagte Biden nach seiner Vereidigung vor dem Kapitol in Washington. Die USA müssten der Pandemie als geschlossene Nation begegnen, appellierte er. Biden will die Amerikaner unter anderem aufrufen, zunächst 100 Tage lang Masken in der Öffentlichkeit zu tragen.

Die diesjährige Amtseinführung steht unter dem Eindruck der Corona-Pandemie: Anders als üblich gibt es für Biden kein Massenpublikum. Wegen der Erstürmung des Kapitols durch gewalttätige Anhänger seines Vorgängers Donald Trump vor zwei Wochen wurden zudem die Sicherheitsvorkehrungen erheblich verschärft. Trump blieb der Vereidigung als erster scheidender Präsident seit 1869 fern. Die ehemaligen Präsidenten Barack Obama, George W. Bush und Bill Clinton waren anwesend.


Kamala Harris als erste US-Vizepräsidentin vereidigt

WASHINGTON: Kamala Harris ist als erste Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten vereidigt worden. Die Supreme-Court-Richterin Sonia Sotomayor nahm der 56-Jährigen am Mittwoch an der Westseite des US-Kapitols in Washington den Amtseid ab, kurz bevor Joe Biden als Präsident vereidigt werden sollte. Biden und Harris lösen Donald Trump und dessen Vize Mike Pence nach nur einer Amtszeit ab.

Die Zeremonie am US-Kapitol fand unter beispiellosen Sicherheitsvorkehrungen statt. Vor zwei Wochen hatten gewalttätige Anhänger des abgewählten Präsidenten Donald Trump das Parlamentsgebäude gestürmt. Die Angst vor neuerlicher Gewalt rund um die Vereidigung war groß. Tausende Mitglieder der Nationalgarde wurden zum Schutz des Kongressgebäudes abgestellt. Wegen der Corona-Pandemie fand die Amtsübergabe zudem ohne das übliche Massenpublikum statt.

Harris sorgt als erste US-Vizepräsidentin auch für ein weiteres Novum: Ihr Ehemann Doug Emhoff wird zum ersten «Second Gentleman» in der Geschichte des Landes. Harris ist nicht nur die erste Frau, sondern auch die erste Schwarze, die das Vizepräsidentenamt bekleidet.

Harris und Biden wollen das Land einen und enorme Kraftanstrengungen bei der Bewältigung der Corona-Pandemie und der dadurch ausgelösten Wirtschaftskrise unternehmen. Versprochen haben sie auch, dem strukturellen Rassismus und der Ungleichheit in Amerika zu begegnen. Im Gegensatz zu Trump wollen sie wieder stärker mit traditionellen US-Verbündeten zusammenarbeiten und multilaterale Allianzen erneuern. Die Biden-Regierung will die USA zudem in internationale Verträge wie dem Pariser Klimaabkommen zurückführen.


EU-Videogipfel zu Corona: Schneller Impfen, Virus-Varianten bremsen

BRÜSSEL: Die Beschleunigung der Corona-Impfungen in Europa steht im Mittelpunkt eines Videogipfels der EU-Staats- und Regierungschefs am Donnerstagabend (ab 18.00 Uhr). Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre EU-Kollegen sprechen dabei auch über einen möglichen einheitlichen Corona-Impfpass. Darüber hinaus wollen die 27 Staaten Wege finden, die neuen, hoch ansteckenden Varianten des Corona-Virus zu bremsen.

Die EU-Kommission hat konkrete Impfziele vorgeschlagen: Bis zum Sommer sollen 70 Prozent der Erwachsenen in der Europäischen Union gegen das Coronavirus immunisiert sein, bis März bereits 80 Prozent der Menschen über 80 Jahre und des Pflege- und Gesundheitspersonals. Die Brüsseler Behörde hält das für machbar, zumal bald neue Impfstoffe auf den Markt kommen sollen. Zudem soll die Produktion der zugelassenen Mittel aufgestockt werden.

Um die zuerst in Großbritannien und Südafrika entdeckten Virus-Mutationen aufzuspüren und einzudämmen, sollen alle 27 Staaten nach dem Vorschlag der Kommission mehr Proben mit der sogenannten Genom-Sequenzierung genauer untersuchen. Thema beim Gipfel ist zudem die gegenseitige Anerkennung von Schnelltests bei Reisen in der EU.


Algeriens Präsident in Deutschland am Fuß behandelt

ALGIER: Algeriens Präsident Abdelmadjid Tebboune ist in Deutschland «erfolgreich» am Fuß behandelt worden. Dies teilte das Präsidialamt am Mittwoch mit. Der 75-Jährige werde nach ärztlicher Rücksprache in einigen Tagen zurück nach Algerien reisen. Die Fußbeschwerden waren demnach Folge einer Infektion mit dem Coronavirus. Eine nähere Erklärung gab es dafür nicht.

Tebboune hält sich zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten in Deutschland auf, um sich ärztlich behandeln zu lassen. Nach seiner vorigen Ankunft im Oktober wurde offiziell bestätigt, dass er sich mit dem Coronavirus infiziert hatte. Wo genau der Präsident behandelt wurde, teilte sein Büro nicht mit. Auch bei seiner nun zweiten Reise blieb der genaue Aufenthaltsort unklar.

In Algerien wurden bisher nach Angaben der Behörden rund 104.000 Corona-Infektionen gemeldet. Mehr als 2800 Menschen starben nach offiziellen Angaben in Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung.


Russland will EU-Zulassung für Corona-Impfstoff «Sputnik V»

MOSKAU: Russland strebt eine Registrierung seines Corona-Impfstoffes «Sputnik V» in der Europäischen Union an. Ein entsprechender Antrag sei bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA eingereicht worden, teilte der staatliche Direktinvestmentfonds am Mittwoch in Moskau mit, der das Vakzin mitfinanziert und im Ausland vermarktet. Mit einer Prüfung werde im nächsten Monat gerechnet. Bereits von diesem Freitag an will sich Russland die Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit von «Sputnik V» von der Weltgesundheitsorganisation WHO beurteilen lassen.

Der Wirkstoff war Mitte August als weltweit erster für eine breite Anwendung in der Bevölkerung freigegeben worden, obwohl bis dahin wichtige Tests ausgestanden hatten. Das hatte international Kritik ausgelöst. Unabhängige Studien sind bisher nicht bekannt. In Russland laufen Impfungen mit «Sputnik V» bereits seit Anfang Dezember - parallel zur Testphase III. Bis zum Sommer sollen nach dem Willen der russischen Regierung 60 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Bislang haben mehr als anderthalb Millionen Menschen das Vakzin erhalten.

Russland verkauft das Vakzin auch ins Ausland - unter anderem nach Ungarn, Kasachstan und Turkmenistan in Zentralasien. Russischen Angaben zufolge kommt es auch nach einer Notzulassung etwa in Argentinien, Bolivien, Serbien und Venezuela zum Einsatz. Nach Ansicht von Experten sind verschiedene Impfstoffe notwendig, um die Pandemie weltweit zu bekämpfen.

Russland hat mit «EpiVacCorona» bereits einen zweiten Impfstoff freigegeben. Nach Angaben der Behörden soll mit der Massenproduktion im nächsten Monat begonnen werden. Bis März werde deshalb ausschließlich «Sputnik V» gespritzt.


Von der Leyen über Impfziele: Es ist gut, ambitioniert zu sein

BRÜSSEL: Die Impfziele der EU-Kommission für Frühjahr und Sommer sind nach Überzeugung von Kommissionschefin Ursula von der Leyen nicht zu ehrgeizig. «Wenn wir auf die Menge der Dosen schauen, die kommen, ist das machbar», sagte die deutsche Politikerin am Mittwoch in Brüssel. «Es ist gut, ambitionierte Ziele zu haben, weil wir wissen, dass weitere Impfstoffe kommen.» Sie verwies auf die Impfstoffe der Unternehmen Astrazeneca, Johnson & Johnson sowie Curevac.

Die Beschleunigung der Corona-Impfungen in Europa steht im Mittelpunkt eines Videogipfels der EU-Staats- und Regierungschefs am Donnerstagabend. Die EU-Kommission hatte am Dienstag zwei Impfziele für die Staatengemeinschaft vorgeschlagen: 80 Prozent der Menschen über 80 Jahre und des Medizin- und Pflegepersonals sollen bis März geimpft sein, 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung bis zum Sommer, also spätestens bis Ende August. Derzeit gibt es in Deutschland und den anderen EU-Staaten allerdings nur Impfstoff für einen Bruchteil der Bevölkerung.

Von der Leyen versicherte: «Die Menge an Impfstoffen wird zunehmen.» Man müsse an allen Fronten arbeiten, um die Impfziele zu erreichen. Im Plenum des Europaparlaments hatte von der Leyen zuvor betont, dass man Unternehmen dabei unterstützen müsse, die Produktionskapazitäten zu erhöhen. Das Impftempo in Europa sei noch zu unterschiedlich, kritisierte sie die aktuelle Lage.

In Bezug auf Virusmutationen forderte von der Leyen mehr Untersuchungen in den EU-Staaten. Viele Länder hätten noch gar nicht mit der Genomsequenzierung begonnen. Als Zielmarke für die Verfolgung der Entwicklung neuer Varianten schlug sie die Untersuchung von fünf bis zehn Prozent positiver Tests vor. Mitgliedstaaten könnten sich dafür auch an das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten ECDC wenden.


Wieder Spaß am Unterricht - Italiens Schüler zurück im Klassenzimmer

ROM: Während in Deutschland viele Schüler weiter im Homeschooling sitzen, füllen sich in Italien die Klassenräume wieder. Seit Montag können die Jugendlichen der höheren Jahrgangsstufen, die über Monate Distanzunterricht von zu Hause aus hatten, in vielen Regionen wieder in der Schule lernen. «Ich bin sehr froh, wieder dort zu sein», sagte die Schülerin Valeria aus Rom der Deutschen Presse-Agentur. Von den sechs Schultagen je Woche sei sie an dreien zu Hause und an dreien im Klassenzimmer.

«Mir ist in den vergangenen Tagen klargeworden, wie sehr mir die echte Schule gefehlt hat», erklärte sie. Sie schaffe es endlich wieder, sich für den Unterricht zu interessieren. Außerdem freue sie sich darüber, wieder Routine in ihrem Tag zu haben. Manche Räume seien allerdings zu klein, um den nötigen Abstand zu wahren, ergänzte sie.

Eigentlich hatte die Regierung den wegen Corona ausgesperrten Schülern in Aussicht gestellt, schon Anfang Januar wieder in die Schule kommen zu dürfen. Daraus wurde jedoch nichts, weil die Regierungen vieler Regionen mit Blick auf die Corona-Lage steigende Infektionszahlen befürchtet hatten. Landesweit protestierten die Jungen und Mädchen lautstark gegen diese Entscheidung. Die Regierung überließ es nun den Schulen, nach eigenem Ermessen ab Montag zwischen 50 und 75 Prozent der Schüler wieder kommen zu lassen.


Trudeau zu Kritik an Impfstart: Auch Merkel beklagt sich über Kritik

TORONTO: Kanadas Premierminister Justin Trudeau hat Kritik in seinem Land am Impfstart gegen das Coronavirus abgewiegelt - und dabei auf ein Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel verwiesen. Sie habe sich dabei beklagt, dafür kritisiert zu werden, dass es in Deutschland nicht so gut laufe wie in Kanada, sagte Trudeau am Dienstag (Ortszeit) in einem Videomitschnitt, der auf dem Portal Global News zu sehen war.

Trudeau rief seine Landsleute dem Portal zufolge ferner auf, die Strategien einzelner Länder im Kampf gegen das Coronavirus nicht miteinander zu vergleichen. Zugleich versicherte er, Kanada bemühe sich in Gesprächen mit den Herstellern, so viele Impfdosen wie möglich und so schnell wie möglich zu bekommen.

Das Gespräch zwischen Merkel und Trudeau fand nach Angaben des Kanzleramtes in Berlin am Montag statt. Mehr Informationen gab das Kanzleramt dazu nicht. Es sei ein «nettes» Gespräch gewesen, sagte Trudeau in dem Videomitschnitt.


Biden-Team bekräftigt: Sofort Rückkehr in WHO und Klimaabkommen

WASHINGTON: Joe Biden wird mit seinen ersten Amtshandlungen als Präsident wie angekündigt die USA in das Klimaabkommen von Paris und Weltgesundheitsorganisationen WHO zurückbringen. Der renommierte Coronavirus-Experte Anthony Fauci werde bereits am Donnerstag als Chef einer US-Delegation bei einer Ratsversammlung der WHO sprechen, teilte Bidens Übergangsteam wenige Stunden vor seiner Vereidigung am Mittwoch mit. Biden wird die Amerikaner aufrufen, 100 Tage lang Masken in der Öffentlichkeit zu tragen, um die Corona-Ausbreitung einzudämmen.

Zu den weiteren Maßnahmen per Präsidentenerlass werden die Aufhebung des von seinem Vorgänger Donald Trump verhängten Einreisestopps für Muslime aus mehreren Ländern gehören - sowie der Baustopp des umstrittenen Zauns an der Grenze zu Mexiko.

Biden wird auch die sogenannte «1776-Kommisison» auflösen, die im Auftrag Trumps eine «patriotische» Auslegung der amerikanischen Geschichte ausarbeiten sollte. Das Biden-Team betonte hingegen, die Kommission, die jüngst einen Bericht veröffentlicht hatte, habe rassistische Unterdrückung in den USA aus der Geschichtsschreibung tilgen wollen.

Biden will nach bisherigen Angaben die ersten Präsidentenerlasse gegen 17.15 Uhr Ortszeit (23.15 MEZ) unterzeichnen.


Vatikan impft 25 Obdachlose gegen Covid-19

ROM: Der Vatikan hat eine Gruppe obdachloser Menschen gegen Covid-19 geimpft. 25 Leute hätten im Zuge des Impfprogramms des Heiligen Stuhls in der Vatikanischen Audienzhalle eine erste Impfung verabreicht bekommen, teilte Vatikan-Sprecher Matteo Bruni am Mittwoch mit. Die Obdachlosen seien in den Einrichtungen der Apostolischen Almosenverwaltung des Kirchenstaates untergebracht. Der Vatikan will in den kommenden Tagen weitere Menschen immunisieren.

Am vergangenen Donnerstag hatte die Kirche mitgeteilt, dass Papst Franziskus und der emeritierte Papst Benedikt XVI. ihre Impfdosen erhalten hätten. Franziskus hatte zuvor immer wieder gefordert, Impfstoffe gerecht zu verteilen und allen zugänglich zu machen. Man müsse sich impfen lassen, denn man spiele sonst nicht nur mit dem eigenen Leben, sondern auch mit dem Leben anderer, hatte der 84-Jährige unlängst im italienischen Fernsehen gesagt.


UN mahnen zu dringender Hilfe für Terroropfer in Mosambik

JOHANNESBURG: Nach jahrelangen Attacken auf Städte und Dörfer im Norden Mosambiks fordern die Vereinten Nationen dringend eine Aufstockung der internationalen Hilfe für die 560.000 Vertriebenen. «Wir müssen eine weitere Verschlimmerung der Lage verhindern», mahnte die UN-Koordinatorin in Mosambik, Myrta Kaulard und warnte vor einer Zunahme der Spannungen. Es gebe in der besonders betroffenen Provinz Cabo Delgado zudem nach starken Regenfällen einen Cholera-Ausbruch. Auch Vertreter mehrerer anderer UN-Organisationen riefen in einer gemeinsamen Videokonferenz zu schneller Hilfe für Mosambik auf.

Die Kapazität vieler Kommunen, die Vertriebene aufnehmen, stoße an ihre Grenzen. Nach einem Besuch nahe der Nordprovinz Cabo Delgado schätzen sie die Zahl der Bedürftigen auf 1,5 Millionen Menschen. Eine Rückkehr in die Region sei vorerst undenkbar. Viele der Vertriebenen seien nach extremer Brutalität der Angreifer völlig verstört und hätten ohne ihre Habe oder Dokumente fliehen müssen. Damit sei auch keine behördliche Registrierung - etwa für die Anmeldung der Kinder in den Schulen - möglich. «Mosambik droht ohne Hilfe eine verlorene Generation», mahnte der Regionaldirektor des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Valentin Tapsoba.

Seit drei Jahren leidet die Bevölkerung in der erdgasreichen Provinz Cabo Delgado im Norden des südostafrikanischen Staats unter brutalen Angriffen. Die Rebellion hat Experten zufolge ihre Wurzeln in den Missständen der armen Region. Sie wird auch zunehmend von einer Gruppierung mit Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) dominiert. Im Kampf gegen die Aufständischen gehen Sicherheitskräfte zum Teil ebenfalls brutal vor. Insgesamt sind nach UN-Angaben bisher mehr als 2000 Menschen dabei ums Leben gekommen. Der französische Total-Konzern hatte bereits aus Sicherheitserwägungen im dortigen Flüssigerdgas-Projekt die Zahl des anwesenden Personals reduziert.


Israel feiert Impfrekorde und verlängert den Lockdown um zehn Tage

TEL AVIV: In Israel sind erstmals mehr als 200.000 Corona-Impfungen am Tag verabreicht worden. Gleichzeitig verlängert das kleine Land am Mittelmeer seinen Lockdown angesichts eines Allzeithochs von Neuinfektionen um weitere zehn Tage. Die Beschränkungen sollen nun bis Ende des Monats gelten, wie die Regierung des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Dienstagabend beschloss.

Gesundheitsminister Juli Edelstein teilte am Mittwoch mit, am Vortag seien insgesamt 201.000 Menschen geimpft worden. Von ihnen erhielten 129.000 bereits die zweite Impfdosis und 72.000 die erste. Insgesamt haben bereits mehr als 2,2 Millionen Menschen in Israel die erste und 550.000 Menschen die zweite Impfdosis bekommen. «In diesem Tempo besiegen wir die Mutation», schrieb Edelstein bei Twitter.

Am Dienstag hatte die Zahl der Corona-Neuinfektionen im Land erstmals 10.000 überstiegen. Seit knapp zwei Wochen gilt in Israel ein Lockdown mit strikten Einschränkungen. Man darf das eigene Haus oder die eigene Wohnung nur in einem Umkreis von 1000 Metern verlassen. Von der Regel gibt es aber zahlreiche Ausnahmen. Die Schulen bleiben weiter geschlossen, es gibt lediglich Fernunterricht.

Laut der neuen Entscheidung des Kabinetts müssen Reisende nach Israel vor dem Abflug einen höchstens 72 Stunden alten negativen Corona-Test vorlegen. Alternativ gelten auch eine nachgewiesene Corona-Impfung oder eine Bescheinigung, dass der Reisende in der Vergangenheit erkrankt und genesen ist. Diese Vorschrift soll am 23. Januar in Kraft treten.


«La Vanguardia»: Arme Länder müssen mehr Corona-Impfstoffe bekommen

MADRID: Die spanische Zeitung «La Vanguardia» kritisiert in einem Kommentar am Mittwoch die ungleiche Verteilung von Corona-Impfstoffen zwischen reichen und armen Ländern:

«Die Herausforderung für einen erfolgreichen Kampf gegen Covid-19 besteht darin, einen hohen Prozentsatz der Weltbevölkerung in nicht allzu langer Zeit impfen zu können. Während die Industrieländer wie die der EU und die USA auf das Gaspedal drücken, laufen arme Länder Gefahr, im Rennen zurückzufallen. Das ist nicht nur ein Problem für sie, sondern für alle, da das Coronavirus keine Grenzen kennt. Der Kampf muss global sein, was ein hohes Maß an globaler Solidarität und Koordination erfordert, die es aber noch nicht gibt.

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom hat die reichen Länder davor gewarnt, Impfstoffe zum Nachteil armer Länder zu horten, da dies die Gesundheitskrise verschärfen und zusätzliche wirtschaftliche und soziale Probleme verursachen werde. Eine Globalisierung des Impfstoffes ist derzeit jedoch nicht zu erkennen. Bisher wurden in 49 reichen Ländern 39 Millionen Dosen Corona-Impfstoffe verabreicht, in Ländern mit niedrigerem Einkommen jedoch nur 25 Millionen. Die Welt steht vor einer moralischen Herausforderung und muss die Impfung auf alle Länder ausweiten.»


Dreijähriges Corona-Hilfsprojekt für Kinder in Afrika gestartet

JOHANNESBURG: Im Rahmen der Corona-Hilfe für Afrika startet ein Zusammenschluss der sechs weltweit größten Kinderhilfsorganisationen ein dreijähriges Projekt für den Schutz von Mädchen und Jungen vor Gewalt. Es erhält nach Angaben der Organisationen zehn Millionen Euro von der Europäischen Union, um Kinder in fünf afrikanischen Ländern vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen.

In Äthiopien, Kenia, Mali, Senegal und Uganda sollen in den kommenden drei Jahren rund 718.000 Kinder in Flüchtlingslagern, städtischen Elendsvierteln, Konfliktregionen und Grenzgebieten davon profitieren. Das Projekt «Joining Forces for Africa - Schutz von Kindern vor Gewalt während der COVID-19-Krise und darüber hinaus» (JOFA) steht unter der Leitung von Plan International Deutschland.

«Unter den negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie leiden die Kinder am stärksten, sie sind die verborgenen Opfer dieser Krise» sagte Maike Röttger, Vorsitzende der Geschäftsführung von Plan International Deutschland. Durch die Ausgangsbeschränkungen seien Mädchen und Jungen einem hohen Risiko von häuslicher und sexueller Gewalt ausgesetzt.

Neben Plan International und World Vision sind auch ChildFund International, Save the Children, Terre des Hommes und SOS-Children's Villages International an dem Projekt beteiligt.


Sauerstoff aus Venezuela erreicht Amazonas-Metropole Manaus

MANAUS/CARACAS: Nach dem Zusammenbruch des Gesundheitssystems in Manaus sind in der brasilianischen Amazonas-Metropole mehrere Lastwagen mit Sauerstoffzylindern aus dem benachbarten Venezuela angekommen. Wie das Nachrichtenportal «Portal do Holanda» am Dienstagabend (Ortszeit) berichtete, transportierte der Konvoi mehr als 100.000 Kubikmeter Sauerstoff. Dies entspricht den Angaben zufolge dem Bedarf von eineinhalb Tagen.

Die venezolanische Regierung hatte die Lieferung angekündigt, nachdem den Krankenhäusern in Manaus wegen der enormen Zunahme an Covid-19-Patienten der Sauerstoff ausgegangen war. Die Lastwagen fuhren von der Stadt Puerto Ordaz ab, die etwa 1.500 Kilometer von Manaus entfernt in Venezuela liegt.

Die brasilianische Regierung von Präsident Jair Bolsonaro erkennt allerdings nicht den autoritär regierenden sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro, sondern den Oppositionsführer und selbsternannten Übergangspräsidenten Juan Guaidó als legitimen Staatschef Venezuelas an. Der rechtsgerichtete Bolsonaro hatte gesagt, dass er dennoch den Sauerstoff von Maduro annehmen werde. Allerdings könnte auch Maduro seiner Bevölkerung «Nothilfe leisten».

Venezuela steckt in einer tiefen Krise. Aus Mangel an Devisen und wegen zahlreicher US-Sanktionen kann es kaum noch Lebensmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs importieren. Selbst Benzin ist in dem Land mit den größten Ölreserven der Welt Mangelware. Millionen Venezolaner haben ihre Heimat verlassen.

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