Corona-Überblick: Meldungen am Freitag

Regierungschef Babis eröffnet mobile Impfstellen in Prag, um Impfungen ohne vorherige Anmeldung zu ermöglichen. Foto: epa/Martin Divisek
Regierungschef Babis eröffnet mobile Impfstellen in Prag, um Impfungen ohne vorherige Anmeldung zu ermöglichen. Foto: epa/Martin Divisek

Tschechiens Regierungschef Babis lässt sich zum dritten Mal impfen

PRAG: Der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis lässt sich zum dritten Mal gegen das Coronavirus impfen. Er werde die Auffrischspritze am 7. Oktober im Prager Militärkrankenhaus erhalten, sagte der 67-Jährige am Freitagabend in einer Fernsehdebatte. Das ist einen Tag vor dem Beginn der zweitägigen Parlamentswahl in dem EU-Mitgliedstaat, in die der Gründer der populistischen Partei ANO Umfragen zufolge als Favorit geht.

In der TV-Debatte musste Babis indes scharfe Kritik an seiner Corona-Politik einstecken. Sein Herausforderer Ivan Bartos von der Piratenpartei warf ihm vor, das Vertrauen der Bürger verspielt zu haben. «Das ist die größte Niederlage der tschechischen Regierung», sagte der 41-Jährige am Freitagabend im Sender CT. Hunderttausende Senioren seien noch immer nicht geimpft. «Herr Bartos hat keine Informationen und sagt nicht die Wahrheit», entgegnete Babis.

Nach Angaben der EU-Gesundheitsbehörde ECDC sind in Tschechien nach aktuellem Stand 65,5 Prozent der Erwachsenen vollständig geschützt. In Portugal mit seiner ähnlich großen Bevölkerung sind es indes bereits 89,3 Prozent. Seit Beginn der Pandemie gab es in Tschechien mit 10,7 Millionen Einwohnern mehr als 30.400 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus.


Deutsche Forscher und Biontech-Biochemikerin mit US-Preisen geehrt

NEW YORK: Zwei deutsche Hirnforscher und die Biontech-Biochemikerin Katalin Karikó sind in diesem Jahr unter den Trägern der renommierten Lasker-Preise. Karikó, die sich Biontech 2013 anschloss, werde gemeinsam mit Drew Weissman von der University of Pennsylvania für die Entdeckung einer neuen therapeutischen Technologie basierend auf der Modifikation von Boten-RNA ausgezeichnet, die eine schnelle Entwicklung der hochwirksamen Covid-19-Impfstoffe ermöglichte. Das teilte die Lasker-Stiftung am Freitag in New York mit. Auf der Methode basieren die mRNA-Impfstoffe gegen das Coronavirus. Karikó und Weissman gelten in diesem Jahr auch als Anwärter auf einen Nobelpreis.

Die deutschen Hirnforscher Dieter Oesterhelt vom Max Planck Institut für Biochemie bei München und Peter Hegemann von der Berliner Humboldt Universität wurden gemeinsam mit ihrem US-Kollegen Karl Deisseroth von der Stanford University ausgezeichnet - für die «Entwicklung einer Technologie, die es Forschern ermöglicht, die Aktivität von Gehirnzellen zu kontrollieren, indem Lichtstrahlen verwendet werden, um den Ionenfluss in und aus Neuronen auszulösen».

Zudem erhielt der US-Mikrobiologe und Virenforscher David Baltimore vom California Institute of Technology einen Preis für sein Lebenswerk.

Die seit 75 Jahren verliehenen und mit 250.000 Dollar dotierten Lasker-Preise gelten als bedeutendste biomedizinische Forschungsauszeichnungen. Dutzende Lasker-Preisträger gewannen im Anschluss auch einen Nobelpreis.


Biden ruft Berechtigte zu Corona-Auffrischungsimpfungen auf

WASHINGTON: Nach der Zulassung von Corona-Auffrischungsimpfungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen in den USA hat Präsident Joe Biden dringend dazu aufgerufen, das Angebot zu nutzen. Biden appellierte am Freitag bei einer Ansprache im Weißen Haus an die Berechtigten, sich eine dritte Impfung geben zu lassen, sobald sie an der Reihe seien. Es sei eine Tragödie, dass noch immer Menschen sterben müssten, weil sie ungeimpft seien. «Bitte lassen Sie das nicht Ihre Tragödie werden», mahnte der Präsident.

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte Corona-Auffrischungsimpfungen mit dem Mittel von Biontech/Pfizer für ältere Menschen und Risikogruppen am Mittwochabend genehmigt. Am späten Donnerstag sprach sich schließlich auch ein Beratergremium der US-Gesundheitsbehörde CDC dafür aus, Auffrischungsimpfungen mit dem Präparat für Menschen ab 65 Jahren zu empfehlen. Zudem sprachen sich die Mitglieder des Gremiums mehrheitlich dafür aus, die Auffrischungsimpfungen mindestens sechs Monate nach den ersten beiden Impfungen für Menschen zwischen 50 und 64 Jahren, die Risikogruppen angehören, zu empfehlen. Für Personen ab 18 Jahren aus Risikogruppen solle dies ebenso möglich sein, nach vorheriger individueller Risiko- und Nutzenanalyse.

Biden sagte, mit den Empfehlungen könne die Mehrheit der Amerikaner, die mit Pfizer/Biontech voll geimpft seien, eine Auffrischungsimpfung bekommen. Die Empfehlung gelte demnach neben Senioren auch für Menschen mit Vorerkrankungen und aus diversen Berufsgruppen, die besonderen Risiken ausgesetzt seien: etwa Mitarbeiter im Gesundheitssystem, Lehrer, Erzieher oder Supermarkt-Angestellte. Millionen Amerikaner, die bereits zu Jahresbeginn oder im Frühling ihre zweite Impfung mit dem Präparat erhalten hätten, könnten sich die dritte Spritze schon heute geben lassen. Er hoffe darauf, dass zu einem späteren Zeitpunkt Auffrischungsimpfungen auf breiter Front ohne Begrenzungen zugelassen würden, und auch für jene, die mit den Präparaten von Moderna und Johnson & Johnson geimpft worden seien.

Der Präsident machte erneut jenen schwere Vorhaltungen, die sich bewusst gegen eine Corona-Impfung entschieden. «Sie richten großen Schaden an», beklagte er. «Die Weigerung, sich impfen zu lassen, geht auf Kosten von uns allen.» Ungeimpfte bevölkerten die Krankenhäuser und nähmen so Kapazitäten für Menschen mit anderen Erkrankungen weg. Sie brächten auch die wirtschaftliche Erholung im Land in Gefahr.


Nach Corona-Infektionen in New York: Bolsonaro hinterfragt Quarantäne

BRASÍLIA: Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hat die ihm auferlegte Quarantäne nach dem positiven Corona-Test seines Gesundheitsministers während einer Dienstreise in New York in Frage gestellt. Er habe deswegen bei der Gesundheitsüberwachungsbehörde Anvisa nachgefragt, sagte Bolsonaro in einer Übertragung in sozialen Medien am Donnerstagabend (Ortszeit).

Bolsonaro befindet sich nach der Rückkehr aus den USA laut brasilianischen Medienberichten derzeit für fünf Tage in Isolation im Regierungspalast in der Hauptstadt Brasília. Danach wolle er einen neuen Test machen. Die Anvisa, die etwa Corona-Impfstoffe in Brasilien zulässt, hatte Bolsonaro und Mitgliedern der brasilianischen Delegation, die Kontakt mit Gesundheitsminister Marcelo Queiroga hatte, 14 Tage Quarantäne empfohlen.

Queiroga gab am Dienstag bekannt, dass er positiv auf das Coronavirus getestet worden sei und in New York in Quarantäne bleibe. Er hatte mit Bolsonaro an der Generaldebatte der Vereinten Nationen teilgenommen und sich dabei auch im UN-Hauptquartier am East River aufgehalten. Zuvor war bereits ein weiteres Mitglied der Delegation positiv getestet worden.

Zudem twitterte Queiroga in den Tagen in New York Fotos unter anderem mit Bolsonaro, dessen Frau Michele und Vertretern von Investmentfonds. Er hatte auch ein Treffen mit dem britischen Premierminister Boris Johnson, der wiederum US-Präsident Joe Biden traf. Die britische Nachrichtenagentur PA meldete am Donnerstagabend, dass Johnson negativ getestet worden sei.


Norwegen verabschiedet sich von meisten Corona-Beschränkungen

OSLO: Norwegen verabschiedet sich von den meisten in der Pandemie erhobenen Corona-Beschränkungen. Am Samstag um 16.00 Uhr werden die allermeisten Maßnahmen innerhalb des Landes aufgehoben, wie die scheidende Ministerpräsidentin Erna Solberg am Freitag auf einer Pressekonferenz in Oslo bekanntgab. Unter anderem gilt künftig nicht mehr die Ein-Meter-Abstandsregel, auch die Teilnehmerbeschränkungen bei Veranstaltungen und Zusammenkünften fallen weg. Einzig die Anforderung, im Falle einer Corona-Erkrankung in Isolation zu gehen, bleibt bestehen. Auch die Einreisebeschränkungen werden schrittweise aufgehoben.

«Jetzt ist die Zeit gekommen. Jetzt werden wir zu einem normalen Alltag zurückkehren», sagte Solberg nach mehr als eineinhalb Jahren mit Beschränkungen. Die Infektionszahlen gingen zurück, die Einlieferungen von Corona-Patienten ins Krankenhaus ebenfalls. Die Pandemie sei jedoch nicht vorbei. Es sei deshalb wichtig, dass sich die Menschen gegen Corona impfen lasse. Nach Angaben des nationalen Gesundheitsinstituts FHI sind in dem Land mit 5,4 Millionen Einwohnern fast 84 Prozent aller Erwachsenen vollständig geimpft.

Norwegen ist im europäischen Vergleich relativ gut durch die Pandemie gekommen. Solbergs Regierung hatte im Frühjahr 2020 früh und strikt auf die Corona-Krise reagiert. Dennoch wurde die Konservative vor eineinhalb Wochen bei der Parlamentswahl abgewählt. Ihr Nachfolger wird aller Voraussicht nach der Sozialdemokrat Jonas Gahr Støre, derzeit laufen Sondierungsgespräche mit möglichen Koalitionspartnern.


Zahl der Asylanträge steigt im zweiten Quartal deutlich

LUXEMBURG: Nach einem coronabedingten Einbruch im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Asylanträge in der EU zwischen April und Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt. Insgesamt seien im zweiten Quartal dieses Jahres 103.895 Erstanträge in den EU-Staaten gestellt worden, teilte die EU-Statistikbehörde Eurostat am Freitag in Luxemburg mit. Dies sei ein Zuwachs um 115 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und ein Plus von 9 Prozent im Vergleich zum vorangegangen Quartal.

Die Zahl der Anträge liegt jedoch noch sehr weit unter jener während der Hochphase der Fluchtbewegung nach Europa 2015 und 2016, als jährlich mehr als eine Million Anträge gestellt wurden. Im Frühjahr 2020 war die Zahl der Erstanträge etwa wegen der Reisebeschränkungen in der Corona-Krise extrem eingebrochen.

Mit gut 20.500 Anträgen kamen die meisten Asylsuchenden im zweiten Quartal 2021 aus Syrien, gefolgt von Afghanistan (13.860) und Pakistan (4430). Die Zahl der Anträge von Afghanen legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 216 Prozent zu, im Vergleich zum ersten Quartal 2021 immerhin um 28 Prozent. Diese Zuwächse sind deutlich größer als bei Syrern oder Pakistanern.

Mit 29.545 Anträgen gingen die meisten Ersuchen im zweiten Quartal bei deutschen Behörden ein, gefolgt von Frankreich (22.015) und Spanien (12.335). In den drei Ländern wurden zwischen April und Juni 61 Prozent aller Erstanträge in der EU registriert. Deutschland und Frankreich sind gemessen an der Bevölkerung die größten EU-Staaten, Spanien liegt auf Platz vier.


828 Corona-Todesfälle an einem Tag - Höchstwert

MOSKAU: Russland hat so viele Corona-Todesfälle an einem Tag verzeichnet wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Behördenangaben von Freitag zufolge starben 828 Menschen innerhalb eines Tages. Den vierten Tag in Folge seien damit jeweils mehr als 800 Menschen binnen 24 Stunden im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Schon seit Monaten melden die Behörden jeden Tag Hunderte Sterbefälle. In dem flächenmäßig größten Land der Erde breitet sich die besonders ansteckende Delta-Variante des Virus aus.

In Russland sind laut offizieller Corona-Statistik bislang mehr als 202.200 Menschen an Covid-19 gestorben. Es wird aber von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen. Diesen Rückschluss lassen auch andere Statistiken der Behörden zu. Der Kreml hatte erst am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge einen landesweiten Lockdown ausgeschlossen - Beschränkungen auf regionaler Ebene dagegen nicht.

Am Freitag gab es der Statistik zufolge 21.300 Neuinfektionen. Dieser Wert steigt seit Tagen erneut an. Seit mehr als einer Woche befindet sich Kremlchef Wladimir Putin wegen mehrerer Corona-Fälle in seiner Umgebung in Selbstisolation. Dem 68-Jährigen soll es aber gut gehen.

Nach wie vor ist die Zahl der Geimpften vergleichsweise gering. 28 Prozent der Bevölkerung sind doppelt geimpft. Russland hat rund 146 Millionen Einwohner.


Militär unterstützt Krankenhäuser in Nordirland

BELFAST: Das britische Militär will in Nordirland mehrere Krankenhäuser unterstützen, die wegen Corona-Patienten stark belastet sind. Rund 100 Militärmediziner sollen in bis zu drei Krankenhäusern in nordirischen Städten zum Einsatz kommen, wie der Sender Sky News unter Berufung auf das britische Verteidigungsministerium am Freitag berichtete. Auch mehrere schottische Krankenhäuser werden Berichten zufolge vom Militär unterstützt.

Nordirland gehört mit Wales und Teilen von Schottland derzeit zu den am stärksten von der Pandemie betroffenen Teilen des Vereinigten Königreichs. Die Sieben-Tage-Inzidenz der britischen Provinz liegt aktuell bei 431. In den vergangenen Monaten hat trotz einer hohen Impfquote im Land auch der Druck auf die Krankenhäuser wieder zugenommen.

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