Corona-Überblick: Meldungen am Freitag

USA bereiten schrittweise Rückkehr zum Kreuzfahrtbetrieb vor

WASHINGTON: Seit Mitte März sind Kreuzfahrten von US-Häfen aus aufgrund der Corona-Pandemie verboten, nun soll es bald langsam wieder losgehen. Die Gesundheitsbehörde CDC gab am Freitag bekannt, ihre strikte «No Sail Order» zu lockern und stellte ein Regelwerk für eine schrittweise Rückkehr zum Betrieb vor. Die Aktien der großen Kreuzfahrtanbieter wie der Aida-Mutter Carnival, Royal Caribbean und Norwegian Cruise Line reagierten mit kräftigen Kurssprüngen.

Auf ein rasches Comeback der kriselnden Branche deutet derzeit dennoch wenig hin. Angesichts neuer Corona-Eskalationen in Teilen der USA ist das Timing der CDC-Maßnahme eher etwas überraschend. Laut US-Medienberichten hätte Direktor Robert Redfield das Verbot eigentlich sogar gern verlängert, der Industrie soll es aber gelungen sein, mit verstärkter Lobbyarbeit eine von Vizepräsident Mike Pence geleitete Task Force der US-Regierung auf ihre Seite zu ziehen.


Eurozone: Corona-Krise hinterlässt kaum Spuren bei Arbeitslosenquote

LUXEMBURG: Die offiziellen Arbeitslosenzahlen in der Eurozone zeigen nach wie vor nur begrenzte Auswirkungen der Corona-Krise. Im September habe die Arbeitslosenquote wie im Vormonat 8,3 Prozent betragen, teilte das Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg mit. Die Quote liegt damit 0,8 Prozentpunkte höher als im Vorjahresmonat. Der Anstieg ist, verglichen mit den konjunkturellen Bremswirkungen der Krise, aber vergleichsweise gering. In der Europäischen Union (EU) fällt die Entwicklung ähnlich aus.

Der Grund für diesen eher moderaten Anstieg liegt in der wirtschaftspolitischen Reaktion auf die Krise. Wie in Deutschland setzen auch viele andere Länder in Europa Instrumente der Kurzarbeit ein. Da Eurostat die Arbeitslosigkeit daran misst, ob die Menschen arbeitslos sind und aktiv nach einem Job suchen, fallen viele Kurzarbeiter aus der Statistik heraus, obwohl sie wirtschaftlich von der Krise betroffen sind.


Aussichtsplattform auf dem One World Trade Center öffnet wieder

NEW YORK: Nach fast achtmonatiger Schließung in der Coronavirus-Pandemie öffnet die Aussichtsplattform auf dem Wolkenkratzer One World Trade Center am Sonntag wieder für Besucher. Zunächst solle die Plattform nur am Wochenende mit deutlich reduzierter Besucherkapazität sowie unter Einhaltung von Hygiene-, Abstands- und Maskenregeln geöffnet werden, teilten die Betreiber mit. Zuvor war die Touristenattraktion seit Mitte März aus Sorge vor einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus ganz geschlossen gewesen.

Seit der Öffnung der Aussichtsplattform im höchsten Gebäude der Stadt im Mai 2015 haben nach Angaben der Betreiber schon mehr als 10,7 Besucher von dort aus das Panorama der Millionenmetropole besichtigt.


Regierung rät von Familienbesuchen zu Allerheiligen ab

VILNIUS: In Litauen haben Staatspräsident Gitanas Nauseda und Gesundheitsminister Aurelijus Veryga die Bevölkerung dazu aufgerufen, von größeren Familientreffen am anstehenden Wochenende abzusehen. In dem katholisch geprägten Baltenstaat besuchen viele Menschen an den Feiertagen Allerheiligen (1. November) und Allerseelen (2. November) traditionell ihre Familiengräber und Angehörigen - auch wenn das mit Reisen quer durch das Land verbunden ist. Angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen sollten die Litauer nach Möglichkeit in diesem Jahr auf die Besuche verzichten, appellierten Nauseda und Veryga am Freitag in Vilnius an ihre Landsleute.

Litauen mit knapp drei Millionen Einwohnern verzeichnete bislang 13.823 bestätigte Infektionen und 157 Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus. Nach Angaben der EU-Behörde ECDC ist die Entwicklung in dem Baltenstaat aktuell schlechter als in Deutschland.

Angesichts der rasant steigenden Corona-Infektionszahlen stellte die Regierung in Vilnius zuletzt 21 der 60 Kommunen des Landes unter lokale Quarantäne. Veryga schloss am Freitag auch die Einführung einer landesweiten Quarantäne nicht aus. Seit Freitag sind zudem Veranstaltungen und Versammlungen an öffentlichen Orten vorübergehend bis zum 13. November untersagt. Ausgenommen sind Sport- und Kulturveranstaltungen, für die Teilnahmebeschränkungen gelten.


Strengere Corona-Maßnahmen auf Island

REYKJAVIK: Auf der Nordatlantik-Insel Island gelten ab Samstag wegen steigender Infektionszahlen strengere Corona-Maßnahmen. Die maximale Teilnehmerzahl für Versammlungen wird im gesamten Land von 20 auf 10 herabgesetzt. Bis zu 30 Menschen dürfen eine Beerdigung besuchen; in Apotheken und Lebensmittelgeschäften sind nun maximal 50 Kunden erlaubt. Sportveranstaltungen und Bühnenauftritte werden allesamt untersagt, Schwimmbäder, Bars und Nachtclubs geschlossen. Restaurants mit Alkoholausschank müssen um 21.00 Uhr schließen. Das gaben Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir und ihre Regierung am Freitag auf einer Pressekonferenz bekannt.

Die strikteren Maßnahmen sollen bis zum 17. November gelten. Bis dahin soll geprüft werden, inwieweit Lockerungen möglich sind oder eine Verlängerung notwendig wird.

Das Infektionsgeschehen war auf der Insel mit ihren rund 360.000 Einwohnern im Sommer fast zum Erliegen gekommen, hat dann aber wieder an Fahrt aufgenommen. Die Ansteckungsrate in den vergangenen beiden Wochen ist auf 100.000 Einwohner gerechnet höher als in Deutschland gewesen, aber niedriger als in derzeit besonders stark betroffenen Ländern wie Belgien, Tschechien und Frankreich. Erstmals seit Monaten hat es in Island in den vergangenen Tagen auch wieder einzelne Todesfälle in Verbindung mit einer Corona-Infektion gegeben, die Anzahl der Toten ist somit seit Mitte Oktober von 10 auf 13 gestiegen.


Neue Höchstmarke: Mehr als 30.000 Corona-Neuinfektionen

ROM: In Italien hat die Anzahl der Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages erstmals die Marke von 30.000 übersprungen. Wie die Behörden in Rom am Freitag mitteilten, wurden 31.084 neue Corona-Fälle registriert. Damit hat sich der Wert in etwa einer Woche verdoppelt. In dem Mittelmeerland mit seinen rund 60 Millionen Einwohnern starben in 24 Stunden zudem fast 200 Menschen mit oder an dem Virus.

Seit Beginn der Pandemie im Februar gab es in Italien nun 647.674 bestätigte Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2. Die Zahl der Corona-Toten stieg auf über 38.300.

Die Regierung hatte Anfang der Woche verschärfte Schutzmaßnahmen wie die Schließung aller Lokale um 18.00 Uhr abends gestartet. Kinos und Theater sind seit Montag zu.

Zahlreiche Experten mahnten am Freitag, dass die Infektionskurve schnell abgeflacht werden müsse. Der zuständige Sonderkommissar der Regierung, Domenico Arcuri, sagte im Fernsehsender Sky TG24, noch gebe es ausreichend Intensivbetten für die Behandlung von Covid-19-Patienten im Land. Er nannte eine Zahl von rund 10.000 Plätzen. Allerdings dürften die Infektionen nicht mehr so schnell wie zuletzt klettern, sagte er.

Nach Medienberichten berät die Mitte-Links-Regierung von Ministerpräsident Giuseppe Conte bereits über weitere Verschärfungen der Vorschriften.


Spahn: Ab November digitale Einreiseanmeldungen in Deutschland

BRÜSSEL: Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus sollen in Deutschland laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im November digitale Einreiseanmeldungen eingeführt werden. «Wir werden jetzt in Deutschland im November endlich beginnen mit der digitalen Einreiseanmeldung», sagte Spahn am Freitag nach einer Videokonferenz der EU-Gesundheitsminister. Bisher habe es für Reisende aus Risikogebieten Papieraussteigekarten im Flugverkehr gegeben.

Die EU-Gesundheitskommissarion Stella Kyriakides sagte dazu, dass es bisher in elf EU-Staaten solche digitalen Formate gebe. Diese sind auch unter dem englischen Namen Passenger Locator Form (PLF) bekannt und sollen helfen, Infektionsketten nachzuverfolgen. Auf die Kritik, weshalb die Einführung in Deutschland so lange dauere, entgegnete Spahn, es brauche Zeit, alle 27 EU-Staaten auf eine Linie zu bekommen, und es sei auch eine technische Herausforderung. Es sei «herausfordernde» gewesen, alle 27 Mitgliedsstaaten zu einem gemeinsam Rahmen zu bringen, was Reisen, Testen beim Reisen, das Definieren von Risikogebieten und Quarantäneregelungen angehe.

Zur möglichen Coronaschutzimpfung sagte Spahn, dass die Akzeptanz der Bürger sehr wichtig sei. Nach Zulassen eines Impfstoffes sollten ihn alle 27 Mitgliedsstaaten von Anfang an bekommen. Wichtig sei, dass die alle klinischen Test bis zu sogenannten Phase 3 abgewartet würden. «Es macht keinen Sinn, einen Impfstoff zu haben, der von den Leuten nicht akzeptiert wird», sagte Spahn.


Pakistan mit neuen Corona-Beschränkungen

ISLAMABAD: Angesichts steigender Corona-Zahlen hat Pakistan Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie verschärft. In größeren Städten würden Öffnungszeiten der Geschäfte eingeschränkt und als Corona-Hotspots identifizierte Gegenden abgeriegelt, teilte die Regierung mit. Zudem gelte in mindestens elf der bevölkerungsreichsten Städte in der Öffentlichkeit eine Maskenpflicht.

Nach Behördenangaben vom Freitag wurden tags zuvor binnen 24 Stunden mehr als 1000 Neuinfektionen mit dem Virus registriert. Dabei habe es sich um den höchsten Wert seit Juli gehandelt. In Pakistan sind bislang mehr als 332.000 Coronavirus-Infektionen nachgewiesen worden. In dem Zusammenhang wurden insgesamt mehr als vier Millionen Menschen getestet. Mehr als 6700 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Das Land hat rund 220 Millionen Einwohner.


ECDC besorgt wegen möglicher Kapazitätsengpässe auf Intensivstationen

STOCKHOLM: Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC ist beunruhigt, dass es in zunächst weniger stark von der Corona-Krise betroffenen Staaten nun an Intensivbetten fehlen könnte. «Wir sind uns bewusst, dass viele Länder als Reaktion auf die Situation im Frühjahr ihre Krankenhauskapazitäten erhöht haben», teilte die in Stockholm ansässige Behörde auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Dennoch sei man besorgt, dass nun Länder oder Regionen, in denen der Bedarf an Intensivpflege während der ersten Corona-Hochphase geringer gewesen war, weniger gut vorbereitet sein könnten, mit der möglichen höheren Nachfrage der kommenden Wochen und Monate umzugehen.

Spezifische Daten zu den aktuellen Kapazitäten im Europäischen Wirtschaftsraum liegen der EU-Behörde zwar nicht vor. Dennoch warnt sie, dass die Nachfrage nach Krankenhaus- und Intensivpflege signifikant bis zu einem Punkt steigen könnte, an dem die Krankenhäuser ihre Belastungsgrenze erreichen.

Zum jetzigen Zeitpunkt der Pandemie sei es wichtig, die Übertragungsraten und somit auch den Bedarf an Krankenhausversorgung zu verringern, mahnte das ECDC an. Alle Länder sollten zudem ihre Kapazitäten in den Krankenhäusern und Intensivstationen ausweiten, um den wahrscheinlichen Anstieg des Bedarfs meistern zu können. Dabei müsse man auch berücksichtigen, dass diese Kapazitäten im nahenden Winter voraussichtlich teils auch für Patienten mit schwerer Grippe gebraucht würden.


Kirchenführer aus Montenegro an Corona-Erkrankung gestorben

PODGORICA: Der serbisch-orthodoxe Metropolit von Montenegro, Amfilohije, ist am Freitag im Alter von 82 Jahren an den Folgen einer Corona-Erkrankung gestorben. Dies teilte die serbisch-orthodoxe Metropolie an ihrem Sitz in Cetinje mit. Der als Amfilohije Radovic geborene Kirchenführer starb demnach im Klinik-Zentrum der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica. Der Metropolit zählte zum dogmatischen Flügel der serbisch-orthodoxen Kirche und war ein entschiedener Gegner der Unabhängigkeit Montenegros. Die ehemalige jugoslawische Teilrepublik hatte sich 2006 nach einem Referendum aus dem damaligen Staatenbund mit Serbien gelöst.

Amfilohije wurde 1991 zum Metropoliten von Montenegro und dem Küstenland ernannt, wie die Kirchenprovinz bei der serbisch-orthodoxen Kirche heißt. Er fiel immer wieder durch homophobe Äußerungen auf. Den vom Haager Tribunal zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilten bosnisch-serbischen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic glorifizierte er wiederum als «Giganten des serbischen Volkes».

Der streitbare Kirchenfürst bekämpfte aufs entschiedenste die neue und selbstständige montenegrinisch-orthodoxe Kirche. Amfilohije führte dazu Massenproteste an, die auch während der Corona-Pandemie fortgesetzt wurden. Der Metropolit und seine Anhänger ignorierten dabei weitgehend die Schutzmaßnahmen. Am 7. Oktober kam Amfilohije mit einer Corona-Erkrankung ins Krankenhaus.


Spahn ruft zur Stärkung der WHO auf

BRÜSSEL: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat zu einer Stärkung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgerufen. «Jede internationale Organisation kann nur so gut sein, wie die Mitgliedstaaten sie sein lassen», sagte Spahn am Freitag vor Beginn einer Videokonferenz mit seinen EU-Amtskollegen, bei der es unter anderem um die WHO geht. «Unser gemeinsames Ziel ist klar: wir wollen als Europäische Union den Reformprozess der WHO maßgeblich gestalten», sagte Spahn in dem von der deutschen EU-Ratspräsidentschaft verbreiteten Video.

Der deutsche Gesundheitsminister erinnerte an die «kritische Phase» der Corona-Pandemie, unter deren Folgen die Menschen auf der ganzen Welt litten. «Umso wichtiger ist es, dass es eine Organisation gibt, die die Gesundheitsversorgung der Menschen weltweit unterstützt und steuert», sagte Spahn. Die WHO sorge dafür, dass man sich beim Umgang mit der Pandemie abstimme, sich gegenseitig helfe und international gemeinsame Initiativen wie die zur Impfstoffbeschaffung und -forschung starte.

Am 9. November beginnt eine Weltgesundheitsversammlung der WHO, vor der die Europäer EU-Diplomaten zufolge ein starkes politisches Signal setzen wollen. Die USA haben ihren Austritt aus der WHO eingereicht, der im Juli 2021 wirksam wird. Präsident Donald Trump warf der in Genf ansässigen Organisation vor, zu spät über die Gefahr des Coronavirus informiert zu haben und unter der Kontrolle der chinesischen Regierung zu stehen. Er macht die WHO mitverantwortlich für die hohe Zahl der Corona-Toten.


Erste Runde landesweiter Corona-Massentests in der Slowakei beginnt

BRATISLAVA: In der Slowakei beginnt am Samstag (07.00 Uhr) die erste Runde landesweiter Massentests auf das Coronavirus. Die Armee richtet am Wochenende rund 5000 Abnahmestellen ein, unter anderem in Schulen und Rathäusern. Verwendet werden Antigen-Schnelltests, die innerhalb von 15 bis 30 Minuten ein Ergebnis liefern, aber als weniger zuverlässig als PCR-Tests gelten. Mit den Massentests sollen bisher unbekannte Ansteckungsherde ermittelt werden.

Initiator des Projekts ist der seit März regierende populistisch-konservative Ministerpräsident Igor Matovic. Zu den Kritikern zählt die Ärztekammer des Landes, die von einer Ressourcenverschwendung sprach.

Die zweite Testrunde folgt am 7. und 8. November. Die Teilnahme ist freiwillig. Doch nur wer einen negativen Test vorweisen kann, wird von den geltenden Ausgangsbeschränkungen ausgenommen.

Bei einem Probelauf in vier Bezirken an der Grenze zu Polen vor einer Woche waren knapp vier Prozent der Teilnehmer positiv getestet worden. Seit Beginn der Pandemie registrierten die Behörden mehr als 55.000 Corona-Infektionen und 212 Todesfälle. Allerdings zählt die Slowakei nur Verstorbene, bei denen eine andere Todesursache ausgeschlossen wurde. Der EU-Mitgliedstaat hat knapp 5,5 Millionen Einwohner.

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