Corona-Überblick: Meldungen am Donnerstag

Foto: Freepik
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EU-Behörde EMA gibt grünes Licht für Covid-Pille von Pfizer

AMSTERDAM: Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat grünes Licht gegeben für die Zulassung des Medikaments Paxlovid gegen Covid-19. Das Mittel des US-Herstellers Pfizer könne bei Patienten eine schwere Erkrankung nach einer Corona-Infektion verhindern, teilte die EMA am Donnerstag in Amsterdam mit. Nach der Zulassung ist dies das erste Medikament gegen Covid, das oral eingenommen werden kann. Die Pille gilt als sehr effektiv. Die EU-Kommission muss der Zulassung noch zustimmen, das aber gilt als Formsache.

Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wurden bereits eine Million Packungen Paxlovid geordert. «Das Mittel eignet sich insbesondere für die Behandlung ungeimpfter Risikopatienten.» Nach Angaben von Pfizer soll das Mittel das Risiko von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen bei Covid-19-Patienten um 89 Prozent senken.

Patienten nehmen nach Angaben des Herstellers fünf Tage lange zwei Mal täglich jeweils drei Tabletten ein. Der Wirkstoff Nirmatrelvir soll ein Sars-CoV-2-Protein hemmen und dadurch die Vermehrung des Virus stoppen. Zu möglichen Nebenwirkungen gehören eine Beeinträchtigung des Geschmackssinns, Durchfall, Bluthochdruck und Muskelschmerzen.


Italien will Einreiseregelung ab Februar lockern

ROM: Italien-Urlauber können ab Februar mit gelockerten Corona-Einreiseregeln rechnen. Ab dem 1. Februar brauchen Reisende aus den EU-Ländern lediglich entweder einen negativen Corona-Test oder einen Impf- oder Genesungsnachweis, wenn sie nach Italien kommen, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Donnerstag auf Nachfrage erklärte. Gesundheitsminister Roberto Speranza habe dazu eine Anordnung unterzeichnet.

In dem Mittelmeerland werden die Nachweise als «Green Pass» (Grüner Pass) bezeichnet. Die in Deutschland verwendeten QR-Codes für die Impfung gelten auch in Italien. Bislang mussten alle Reisenden, auch Coronageimpfte und Genesene, zusätzlich einen negativen Corona-Test vorweisen.

In dem Land mit rund 60 Millionen Einwohnern sind die Zahlen der täglichen Neuinfektionen mit dem Virus weiter hoch. Am Mittwoch meldeten die Behörden rund 167.000 Infektionen binnen eines Tages. Laut Medienberichten prüft die Regierung derzeit, das Ablaufdatum der Impfnachweise derjenigen auszusetzen, die die Auffrischungsimpfung erhalten haben.


Johnson-Verbündete: Sturz des Premiers würde Neuwahl auslösen

LONDON: Verbündete von Boris Johnson haben für den Fall eines erfolgreichen Misstrauensvotums gegen den britischen Premier vor einer Neuwahl gewarnt. Die Botschaft von Kulturministerin Nadine Dorries am Donnerstag dürfte wohl vor allem an Abweichler aus den eigenen Reihen gerichtet sein: Sollte die mit Spannung erwartete interne Untersuchung von Spitzenbeamtin Sue Gray den Verdacht auf Lockdown-Verstöße bei Feiern im Regierungssitz 10 Downing Street bestätigen, wird mit einer Revolte in Johnsons Tory-Fraktion gerechnet.

Johnson will sich unmittelbar nach Veröffentlichung des Berichts im Parlament rechtfertigen. Doch ob der noch in dieser Woche kommt, war zunächst unklar. Berichten zufolge ist das Dokument fertig, doch im Hintergrund wird angeblich darum gerungen, ob und wieviel davon zensiert werden soll.

Nach Kabinettsmitglied Jacob Rees-Mogg warnte auch Kulturministerin Dorries vor einer Neuwahl, sollte Johnson per Misstrauensvotum als Parteichef - und damit als Premierminister - abgelöst werden. Vergleiche mit Tony Blair, der 2007 sein Amt aufgab und von seinem Parteikollegen Gordon Brown ohne Neuwahl abgelöst wurde, seien in Zeiten sozialer Medien nicht mehr passend, twitterte Dorries.

Johnsons Autorität ist durch die von den Medien als Partygate bezeichnete Affäre inzwischen schwer beschädigt. Seit Wochen kommen immer neue Details über angebliche Feiern in der Downing Street ans Tageslicht, während der Rest des Landes im Lockdown war und die Menschen in vielen Fällen nicht einmal ans Sterbebett ihrer Familienmitglieder eilen durften, um Abschied zu nehmen. Mehr als 60 Prozent der Briten finden inzwischen, Johnson sollte zurücktreten, wie aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov von dieser Woche hervorgeht. Nur ein Viertel der Befragten will ihn weiterhin im Amt sehen.


Rekord: Mehr als 57.000 Corona-Neuinfektionen

WARSCHAU: Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Polen hat den zweiten Tag in Folge einen Höchstwert erreicht. Innerhalb von 24 Stunden kamen 57.659 neue Fälle hinzu, wie das Gesundheitsministerium am Donnerstag mitteilte. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Im selben Zeitraum starben 262 Menschen in Zusammenhang mit dem Virus. Polen hat rund 38 Millionen Einwohner, also knapp halb so viele wie Deutschland.

Nach einer Anweisung des Bildungsministeriums stellten am Donnerstag alle Schulen des Landes auf Fernunterricht für Schüler ab der 5. Klasse um. Diese Regelung soll für einen Monat gelten. Auch führt Polen nun die Möglichkeit zu kostenlosen Corona-Tests ein. Ab sofort gebe es landesweit 64 Apotheken, wo sich Bürger testen lassen könnten, teilte Gesundheitsminister Adam Niedzielski mit.

Von der Opposition erntete er dafür Spott. «Das entspricht nicht einmal zwei Apotheken auf eine Millionen Bürger - die haben ja Schwung», schrieb der Fraktionsvorsitzende Borys Budka vom Oppositionsbündnis Bürgerkoalition. Oppositionsvertreter werfen der nationalkonservativen PiS-Regierung schon länger vor, drastische Beschränkungen im Alltagsleben zu vermeiden, um Impfgegner in den eigenen Reihen nicht zu verprellen. Bislang hat die Regierung in Warschau nichts unternommen, um etwa eine rechtliche Grundlage dafür zu schaffen, dass Betreiber von Restaurants, Hotels und Geschäften den Impfstatus ihrer Kunden abfragen können.

Auch ein Gesetzentwurf, der wenigstens Arbeitgebern ermöglichen soll, den Impfstatus oder ein Testergebnis der Beschäftigten abzufragen, steckt seit Monaten im Parlament fest. Die PiS hat dort nur eine bröckelnde Mehrheit und ist auf die Stimmen von Abgeordneten angewiesen, die Impfgegner sind.


Israel beginnt mit vierter Impfung für alle Risikogruppen

TEL AVIV: Israel beginnt mit der vierten Impfung gegen das Coronavirus für Erwachsene mit Vorerkrankungen. Betroffene mit Risikofaktoren für schwere Erkrankungen bei einer Corona-Infektion sowie ihre Betreuer könnten sich nun erneut impfen lassen, teilte des Gesundheitsministerium am Mittwochabend mit. Außerdem berechtigt seien Erwachsene, die bei ihrer Arbeit einer besonderen Gefährdung für eine Infektion ausgesetzt sind. Dies habe Generaldirektor Nachman Asch entschieden. Voraussetzung für die vierte Impfung sei nur, dass die dritte Impfung mindestens vier Monate zurückliegt.

Asch folgt damit nur teilweise einer Empfehlung eines Expertenrates, der für das Gesundheitsministerium arbeitet. Das Gremium hatte am Dienstag eine vierte Impfung gegen das Coronavirus für alle ab 18 Jahren empfohlen - ab fünf Monate nach der dritten Impfung.

Die Entscheidung Aschs sei auf Basis der positiven Erfahrungen mit der vierten Impfung für Menschen ab 60 Jahren gefällt worden, hieß es nun. Diese zeige einen Schutz vor Infektion, der doppelt so gut sei wie nach der dritten Impfung. Der Schutz vor einer schweren Erkrankung sei sogar drei- bis fünfmal so hoch.

In Israel haben bereits mehr als 610.000 Menschen eine vierte Impfdosis erhalten. Bisher galt die Empfehlung nur für über 60-Jährige, Immungeschwächte und medizinisches Personal.


Moderna startet klinische Studie zu Omikron-Impfstoff

NEW YORK: Der Hersteller Moderna hat seine erste klinische Studie zur Untersuchung eines speziell auf die Omikron-Variante zugeschnittenen Corona-Impfstoffs begonnen. Insgesamt 600 Freiwillige - teils mit zwei oder bereits drei Injektionen - würden daran an 24 Standorten in den USA teilnehmen, teilte Moderna am Mittwoch (Ortszeit) mit. Die Beständigkeit der Antikörper mit der normalen Booster-Impfung stimme zwar zuversichtlich, sagte Moderna-Chef Stéphane Bancel. «In Anbetracht der langfristigen Bedrohung durch die sogenannte Immunflucht von Omikron treiben wir unseren Omikron-spezifischen Impfstoffkandidaten dennoch weiter voran.»

Zuletzt hatten auch Biontech und Pfizer die Erprobung ihres Impfstoffkandidaten gegen Omikron angekündigt. Dabei sollen Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit geprüft werden, wie die beiden Unternehmen am Dienstag mitgeteilt hatten. Die Studie soll bis zu 1420 Testpersonen umfassen, die in drei Gruppen unterteilt werden.

Unterdessen veröffentlichte das Fachmagazin «New England Journal of Medicine» eine Untersuchung zur Wirksamkeit des bisher bereits zugelassenen Boosters von Moderna gegen die Omikron-Variante. Demnach ist der Antikörperspiegel gegen die hochansteckende Mutation des Coronavirus einen Monat nach der dritten Injektion 20 Mal höher als nach der zweiten - er nehme in den darauffolgenden Monaten jedoch deutlich ab. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach twitterte dazu: «Die Studie zeigt, dass der Moderna Booster-Impfstoff das Risiko einer Infektion mit Omikron massiv senkt. Das ist genau die Booster-Impfung, die wir in Deutschland neben Biontech gerade anbieten.»


62.000 französische Impfpässe gefälscht - Verdächtige festgenommen

PARIS: Fahnder in Frankreich haben ein Netzwerk von Betrügern ausgehoben, das 62.000 gefälschte Impfnachweise erstellt haben soll. Die Ermittlungen einer Pariser Spezialeinheit für Cyberkriminalität hätten zur Festnahme von fünf Personen im Raum Poitiers und Lyon geführt, berichtete der Sender France Info am Mittwochabend unter Verweis auf die Polizei. Drei 22 bis 29 Jahre alte Verdächtige sollen die Daten von 35 Ärzten gehackt haben, um damit falsche Nachweise für Corona-Impfungen zu erstellen. Diese sollen sie direkt und über Mittelsmänner weiterverkauft haben. Der Betrug war nach Hinweisen unter anderem einer Krankenkasse aufgeflogen, die in der Dokumentation auf Tausende angebliche Impfungen durch eine einzelne Krankenschwester gestoßen war, die an der Impfkampagne aber gar nicht beteiligt war.

Die französische Regierung war kürzlich von rund 200.000 gefälschten Impfnachweisen ausgegangen, die im Land im Umlauf seien. Seitdem für einen vollständigen Corona-Impfschutz eine Auffrischimpfung erforderlich ist, dürften viele der gefälschten Nachweise für die Käufer aber relativ nutzlos geworden sein.


Weltkongress: Pandemie als «Brandbeschleuniger» für Antisemitismus

BERLIN: Die Corona-Pandemie hat nach Einschätzung des Jüdischen Weltkongresses (WJC) den Antisemitismus in Deutschland verstärkt. «Die Pandemie wirkt wie ein Brandbeschleuniger: Menschen vergleichen den Holocaust verharmlosend mit Impfungen», sagte WJC-Präsident Ronald Lauder der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». «Unter dem Deckmantel vermeintlicher Kritik an Corona-Maßnahmen ist Antisemitismus noch gesellschaftsfähiger und damit gefährlicher geworden», kritisierte Lauder.

Lauder zeigte sich vor dem Holocaust-Gedenktag besorgt über eine Zunahme des Antisemitismus in Deutschland. Der WJC-Präsident verwies auf eine im November von seiner Organisation durchgeführten Umfrage unter 5000 Menschen in Deutschland, über deren Details die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» und das ZDF berichteten. Demnach hat nach Lauders Angaben jeder Dritte unter 30 Jahren grundsätzlich antisemitische Vorstellungen, unter allen Erwachsenen sei es fast jeder Fünfte. Lauder beklagte ferner nachlassendes Wissen über den Holocaust.

«Ich bin sehr besorgt darüber, was heute in Deutschland passiert», sagte Lauder im ZDF. Die Studie zeige, dass das Ausmaß des Antisemitismus in Deutschland auf einem Allzeithoch sei. Der WJC-Präsident appellierte an die Politik, aktiver gegen den Antisemitismus vorzugehen. Auf die Frage im ZDF, ob die Politik tue, sagte Lauder: «Einige tun genug, die Mehrheit nicht.» Es sei die Aufgabe der Bundesregierung, mit den Länderregierungen zusammenzuarbeiten, um das zu stoppen. «Aber wenn die Bundesregierung keine starke Rolle übernimmt, ist es eine sehr gefährliche Sache», sagte Lauder.

Am 27. Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des deutschen Konzentrationslagers Auschwitz im besetzten Polen befreit. Die Nazis hatten dort mehr als eine Million Menschen ermordet. Seit 1996 wird das Datum in Deutschland als Holocaust-Gedenktag begangen. Bei einer feierliche Gedenkstunde am Donnerstag im Bundestag werden die Holocaust-Überlebenden Inge Auerbacher und der israelische Parlamentspräsident Mickey Levy sprechen.


Intel wächst durch Geschäft mit Rechenzentren

SANTA CLARA: Das Geschäft mit Rechenzentren hat im vergangenen Quartal für Wachstum beim Chip-Riesen Intel gesorgt. Der Umsatz legte im Jahresvergleich um drei Prozent auf 20,5 Milliarden Dollar (18,2 Mrd Euro) zu, wie Intel nach US-Börsenschluss am Mittwoch mitteilte. Der Konzern übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Unterm Strich sank der Quartalsgewinn um 21 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar.

Der Bedarf an Kapazitäten in Rechenzentren steigt schon seit Jahren - in der Corona-Pandemie hat sich das Wachstum noch weiter beschleunigt. Intel gehört zu den Anbietern, die davon profitieren. Der Quartalsumsatz in dem Geschäft legte um 20 Prozent auf 7,3 Milliarden Dollar zu. Das operative Ergebnis gab zugleich um knapp 17 Prozent auf 1,73 Milliarden Dollar nach.

Im Geschäft mit PC-Prozessoren sanken die Erlöse um sieben Prozent auf 10,1 Milliarden Dollar. Der operative Gewinn der Sparte fiel um 23 Prozent auf knapp 3,5 Milliarden Dollar. Der PC-Markt hatte in der Corona-Pandemie einen kräftigen Aufschwung erlebt - Ende vergangenen Jahres gab es aber einen Dämpfer, unter anderem wegen der globalen Komponenten-Engpässe.

Die Intel-Aktie gab im nachbörslichen Handel zeitweise um 2,30 Prozent nach.


Lauterbach will verkürzten Genesenenstatus europaweit umsetzen

BERLIN: Im Streit um die Verkürzung des Genesenenstatus nach Corona-Infektionen in Deutschland hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Drei-Monats-Frist verteidigt und will sich um Umsetzung auch auf europäischer Ebene bemühen. «Wir werden in Kürze erneut versuchen, die drei Monate auch auf europäischer Ebene umzusetzen», sagte der SPD-Politiker am Mittwochabend im ZDF-«heute journal». «Nach drei Monaten kann sich derjenige, der schon mit der Delta-Variante infiziert war, erneut mit der Omikron-Variante infizieren. Somit sind die drei Monate wissenschaftlich richtig», betonte Lauterbach.

Die EU-Staaten hatten sich am Dienstag darauf verständigt, dass sich Reisende innerhalb der Union ohne weitere Auflagen frei bewegen können sollen, wenn sie einen gültigen Impf-, Test- oder Genesenennachweis vorlegen. Beim Genesenennachweis wird hier eine Gültigkeit von 180 Tagen genannt, also sechs Monate. In Deutschland war der Status Mitte des Monats überraschend auf eine Zeitspanne von 28 bis 90 Tagen nach einem positiven PCR-Test verkürzt worden.

Die Frage einer möglichen generellen Impfpflicht sei allerdings eine ethische und keine wissenschaftliche, betonte Lauterbach nach der Debatte im Bundestag über das Thema. Im Parlament sprach sich der SPD-Politiker für eine allgemeine Impfpflicht aus, allerdings nicht als Minister, sondern als Bundestagsabgeordneter.

Ein Impfregister hält Lauterbach für nicht nötig und auch hinderlich, da eine Einführung zu lange dauern würde. Die Kontrolle eines Impfnachweises könnte Lauterbach zufolge am Arbeitsplatz oder bei der Nutzung bestimmter Verkehrsmittel erbracht werden oder auch bei Arztbesuchen. Es könnte auch einfach sporadische Kontrollen geben wie in Österreich.

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