Corona-Überblick: Meldungen am Donnerstag

Örtliche Polizisten patrouillieren in einer Passage, während die Menschen das Wetter im Freien genießen, nachdem die Regierung die Abriegelungsmaßnahmen für Covid-19 in Mailand gelockert hat. Foto: epa/Mourad Balti Touati
Örtliche Polizisten patrouillieren in einer Passage, während die Menschen das Wetter im Freien genießen, nachdem die Regierung die Abriegelungsmaßnahmen für Covid-19 in Mailand gelockert hat. Foto: epa/Mourad Balti Touati

Italien verschärft Corona-Maßnahmen - Neue Zutrittsregeln

ROM: Angesichts steigender Infektionszahlen verschärft Italien die Corona-Regeln. Ab dem 6. August ist unter anderem für Restaurantbesuche im Innenbereich, in Museen, Fitnessstudios und Schwimmbädern mindestens ein einfacher Impfnachweis, ein negativer Corona-Test oder ein Genesungsnachweis notwendig. Dies gab der italienische Ministerrat am Donnerstagabend bekannt. Der Notstand wurde einer Mitteilung zufolge bis zum 31. Dezember verlängert

In dem Land mit rund 60 Millionen Einwohnern ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen zuletzt wieder gestiegen. Experten zufolge wurden vor allem bei jungen Menschen mehr Ansteckungen registriert. «Die Delta-Variante ist bedrohlich, weil sie sich schnell ausbreitet», sagte Ministerpräsident Mario Draghi bei einer Pressekonferenz am Abend. Gesundheitsminister Roberto Speranza betonte, dass sich die Menschen impfen lassen sollten.

Den Angaben zufolge sollen für die Einteilung der Risiko-Zonen gegen die Pandemie (weiße, gelbe, orangene und rote Zonen) ab August neue Regeln gelten. Statt der Inzidenz werden demnach künftig die Auslastung der Krankenhausbetten auf den Covid-19-Stationen sowie auf den Intensivstationen die entscheidenden Parameter sein.

Am Donnerstag registrierten die Gesundheitsbehörden in Italien knapp 5057 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages und 15 Tote. Mehr als 53 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahre wurden bislang vollständig geimpft.


RKI: Inzidenzanstieg vor allem bei 15- bis 34-Jährigen

BERLIN: Der Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist laut Robert Koch-Institut (RKI) bisher vor allem bei Menschen zwischen 15 und 34 Jahren zu beobachten. Während sich die Werte in den Gruppen ab 60 Jahren in den vergangenen Wochen nur minimal und auf sehr niedrigem Niveau (unter 5 Fälle pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen) veränderten, verzeichnet das RKI für Jüngere relativ starke Zuwächse. Das geht aus einem wöchentlichen Covid-19-Lagebericht hervor, den das RKI neuerdings donnerstags vorlegt.

Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz von 32 in der vergangenen Woche verzeichnen demnach die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 24 Jahren. In dem Alter sind schwere Krankheitsverläufe von Covid-19 relativ selten. Die Impfquoten bei den Menschen unter 60 sind zudem auch deutlich geringer als bei den über 60-Jährigen. Das RKI schreibt, der Rückgang der Patientenzahlen in Krankenhäusern und auf Intensivstationen setze sich aktuell jedoch nicht weiter fort. Die Werte lägen zurzeit aber auf einem niedrigen Niveau.


EU-Arzneimittelbehörde entscheidet über zweiten Impfstoff für Jüngere

AMSTERDAM: Die EU-Arzneimittelbehörde EMA will eine Vorentscheidung über die Zulassung eines weiteren Corona-Impfstoffs für Kinder treffen. Die Experten der Behörde beraten am Freitag über die Zulassung des Impfstoffes des US-Herstellers Moderna auch für 12- bis 17-Jährige. Die Bewertung von Studien des Herstellers sollten abgeschlossen werden, teilte die EMA in Amsterdam mit. Wenn die Experten grünes Licht geben, müsste nur noch die EU-Kommission zustimmen. Das gilt als Formsache.

Das Präparat «Spikevax» wäre dann der zweite Corona-Impfstoff, der in der EU auch jungen Menschen verabreicht werden darf. Ende Mai war der Impfstoff von Pfizer/Biontech auch für 12- bis 17-Jährige zugelassen worden.

Grundlage des Antrags des Herstellers Moderna war eine Studie bei 2500 Jugendlichen in den USA. Danach lag die Wirksamkeit des Präparates nach Angaben des Unternehmens bei 100 Prozent. Außerdem soll das Präparat für Minderjährige ebenso sicher und verträglich sein, wie für Erwachsene.


EU will 200 Millionen Corona-Impfdosen spenden

BRÜSSEL: Die EU-Länder wollen an Entwicklungs- und Schwellenländer bis Ende des Jahres mindestens 200 Millionen Corona-Impfdosen spenden.

Dies kündigte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Donnerstag an. Damit werde der bereits im Mai zugesagte Betrag von 100 Millionen Dosen übertroffen. Beim G7-Gipfel vergangenen Monat hatte Merkel bereits die Zahl 2,3 Milliarden Impfdosen bis Ende 2022 für ärmere Länder in Aussicht gestellt. Im Abschlusskommuniqué heißt es, mit den direkten Spenden und den Finanzzusagen kämen seit Beginn der Pandemie mehr als zwei Milliarden Impfdosen der G7 für die Verteilung zusammen. Zu den G7-Ländern zählen neben Deutschland auch Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA.


Muslimische Wallfahrt Hadsch in Mekka beendet

RIAD: Zum zweiten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie haben Tausende Pilger offenbar ohne größere Zwischenfälle an der muslimischen Wallfahrt Hadsch in Saudi-Arabien teilgenommen. Die meisten Pilger reisten Medienberichten zufolge am Donnerstag aus Mekka ab. Wegen der Gefahr durch das Coronavirus waren in diesem Jahr nur rund 60.000 in Saudi-Arabien lebende Pilger zugelassen. Das ist ein Bruchteil der 2,3 Millionen, die 2019 vor Beginn der Pandemie am Hadsch teilgenommen hatten. Die Wallfahrt ist normalerweise die größte Versammlung von Muslimen weltweit.

Pilger konnten dieses Jahr erstmals mit einer «Smart Card» am Hadsch teilnehmen. Diese Karte verschaffte Zugang zu Schlaflagern und Hotels sowie Transportmitteln. Die Karte sollte auch als Zahlungsmittel eingesetzt werden und Pilgern in Kombination mit einer dazugehörigen Handy-App bei der Orientierung helfen. Ziel war gleichzeitig, gegen illegale Pilger vorzugehen, also Teilnehmer der religiösen Rituale, die sich nicht vorab angemeldet und die keine Gebühr gezahlt haben.

Im Islam zählt die Wallfahrt zu den fünf Grundpflichten. Jeder fromme Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, sollte einmal im Leben nach Mekka pilgern. Für die weite Anreise sparen viele Menschen Jahre oder ein Leben lang. Die Wallfahrt, die auch durch Reisebüros und Touranbieter organisiert wird, kann einen Pilger schnell mehrere Tausend Dollar kosten.


EU-Kommission: 120 Millionen Euro für neue Projekte gegen Corona

BRÜSSEL: Die EU-Kommission hat 120 Millionen Euro für elf neue Forschungsprojekte zur Bekämpfung des Coronavirus und seiner Varianten zugesichert.

Die Gelder stammen aus dem EU-Programm «Horizont Europa», wie die Behörde am Donnerstag mitteilte. An den Projekten seien mehr als 300 Forschungsteams aus 40 Ländern - darunter auch Deutschland - beteiligt. Viele der Projekte dienen den Angaben zufolge dazu, klinische Prüfungen für neue Therapien und Impfstoffe zu unterstützen. Andere wiederum wollen sich mit dem Austausch von Daten, Fachwissen und Forschungsressourcen beschäftigen, hieß es weiter.


Tschechien setzt auf Corona-Impfungen ohne Anmeldung

PRAG: Im Kampf gegen erste Anzeichen von Impfmüdigkeit setzt Tschechien immer stärker auf Corona-Impfangebote ohne Anmeldung. Am Donnerstag öffnete im Janacek-Theater in der zweitgrößten Stadt Brünn (Brno) ein neues Zentrum, in dem sich täglich 1500 Menschen spontan die Spritze gegen das Virus geben lassen können. Es ist auch nach Feierabend und an Wochenenden geöffnet. Zuvor waren bereits Impfstellen ohne Anmeldung unter anderem am Prager Hauptbahnhof sowie landesweit in mehreren Einkaufszentrum, Krankenhäusern und Polikliniken eröffnet worden. Voraussetzung ist in jedem Fall ein Wohnsitz in Tschechien.

Derweil erteilte Ministerpräsident Andrej Babis einer Impfpflicht gegen das Coronavirus zum derzeitigen Zeitpunkt eine Absage: «Wir gehen den Weg der Überzeugung», sagte der 66-Jährige nach Angaben der Agentur CTK bei einem Besuch in Nachod im Norden des Landes. Er schloss indes eine Debatte über eine Impfpflicht in der nächsten Legislaturperiode nicht aus. Anfang Oktober wird ein neues Parlament gewählt. Mehr als vier Millionen der rund 10,7 Millionen Einwohner Tschechiens sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums bereits vollständig geimpft.


WHO-Europachef warnt vor nachlassendem Impftempo

BERLIN: Im Hinblick auf steigende Corona-Infektionszahlen warnt der Europachef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einem nachlassenden Tempo bei den Impfungen. Angesichts des noch nicht ausreichenden Impffortschritts lege die Delta-Variante die Achillesferse Europas frei, sagte Hans Kluge dem «Handelsblatt». «Je langsamer wir impfen, umso mehr Varianten werden entstehen.»

Das Impftempo nehme in vielen Ländern ab einer Impfquote von 40 bis 50 Prozent deutlich ab, so Kluge. Das reiche aber noch nicht annähernd aus. Die Maskenpflicht müsse daher beibehalten werden. Einer Impfpflicht steht Kluge demnach skeptisch gegenüber, sie müsse ein Mittel der letzten Wahl sein. «Wir können aber an einen Punkt gelangen, an dem die WHO eine Impfpflicht empfehlen wird.»


Corona-Impf-Ziel verzögert sich

DURBAN: In Afrika rückt das Ziel einer Impfung von 60 Prozent der Bevölkerung gegen Covid-19 ins kommende Jahr. «Wir bleiben sehr optimistisch, bis zum Jahresende 25 Prozent geimpft zu haben», sagte am Donnerstag John Nkengasong von der Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union, der Africa CDC. Das ursprünglich für dieses Jahr anvisierte Ziel einer Impfung von 60 Prozent der Bevölkerung sei somit kaum vor Ende 2022 zu erreichen.

Laut CDC sind bisher gerade mal 1,39 Prozent der Bevölkerung auf dem Kontinent komplett geimpft. Marokko ist mit 21,3 Millionen Dosen der kontinentale Spitzenreiter, vor Südafrika mit 5,6 Millionen verabreichten Dosen. Die Länder Burundi, Eritrea und Tansania hätten nicht mal mit Impfungen begonnen - obwohl Tansania sich nun bei der Corona-Bekämpfung stärker engagiere.

Die CDC versucht über die nun zum Trust ausgebaute Avat-Kommission (African Acquisition Trust), die Mittel der afrikanischen Staaten zu bündeln und Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie zu koordinieren. Bisher hat Afrika laut CDC erst 82,7 Millionen Impfdosen von den für dieses Jahr geplanten 700 Millionen beschafft - 74 Prozent wurden verabreicht. Ausdrücklich begrüßt wurden Partnerschaften wie die mit dem Mainzer Biopharma-Unternehmen Biontech, das künftig seinen Covid-19-Impfstoff auch bei einem Partner in Afrika abfüllt. Ende der kommenden Woche sollen die ersten Dosen der in Südafrika produzierten Dosen von Johnson & Johnson ausgeliefert werden. Auch die von den USA versprochenen Impfstoffe stehen nun zur Auslieferung an.

Der Kontinent befindet sich aktuell im Griff einer dritten Infektionswelle - in Algerien und Tunesien wurde laut CDC bereits die vierte registriert. Die Infektionswelle wird von der hochansteckenden Delta-Variante getrieben. Insgesamt wurden bisher in Afrika gut 6,3 Millionen Infektionen dokumentiert, von denen mehr als 160.000 tödlich waren. Die Dunkelziffer dürfte nach Expertenansicht auf dem Kontinent mit seinen 1,3 Milliarden Menschen aber höher liegen. Auch Nkengasong gab zu, dass in einigen Ländern noch unklar sei, warum die Zahlen dort auffällig niedrig seien. Dennoch ist die Gesamtzahl der Fälle weiter gering im Vergleich zu anderen Weltregionen.


Merkel zieht Bilanz: Fünf Krisen in meiner Amtszeit

BERLIN: In ihrer fast 16-jährigen Amtszeit hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel aus eigener Sicht nur Krisen zu bewältigen gehabt, die ihre Ursachen nicht in Deutschland hatten.

Die Regierungschefin zählt dazu die Finanzkrise von 2007/08, die Euro-Rettung, die Flüchtlingskrise von 2015, den Klimawandel und die Corona-Pandemie. «Was meine Amtszeit schon durchzogen hat, immer, ist, dass wir halt nicht alleine mit nationaler Politik unsere Herausforderungen bewältigen können, sondern dass wir Teil einer Weltgesamtheit sind, und das ist ja auch das Thema, das wir bei Klima sehen», sagte Merkel am Donnerstag vor der Hauptstadtpresse in Berlin.

Merkel ist seit 22. November 2005 deutsche Bundeskanzlerin. Bei der Bundestagswahl Ende September tritt sie nicht mehr an. Sie will sich dann aus der aktiven Politik zurückziehen. «Ein Leben ohne Krisen ist einfacher. Aber wenn sie da sind, müssen sie bewältigt werden. Dafür sind wir Politiker», sagte Merkel.


Merkel sieht Deutschland vor großen Modernisierungsaufgaben

BERLIN: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht Deutschland bei der Modernisierung und Zukunftstechnologien vor großen Herausforderungen.

Sie verwies dabei am Donnerstag in Berlin auf Erkenntnisse der Corona-Pandemie, aber auch das enorme Entwicklungstempo der USA bei Chip-Technologie. «Wir sind ein starkes Land», sagte Merkel. Mit Blick auf die Digitalisierung sagte sie: «Aber wir haben an einigen Stellen wirklich zu tun, um den hohen Standard, den wir haben, auch aufrechtzuerhalten.»

Merkel beantwortete Fragen von Hauptstadt-Journalisten. Sie tritt bei der Bundestagswahl am 26. September nicht mehr an und zieht sich anschließend aus der Politik zurück. Sie ist seit fast 16 Jahren im als Regierungschefin im Amt.


Grönland lockert Regel für öffentlichen Verkehr nach kurzer Zeit

NUUK: Bereits nach wenigen Tagen verabschiedet sich Grönland von der Regel, dass nur noch Menschen mit Corona-Impfung die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen dürfen. Diese erst am Dienstag in Kraft getretene Anforderung gilt nur noch bis einschließlich Freitag und nicht wie geplant bis Ende des Monats, wie die grönländische Regierung nach Angaben des Rundfunksenders KNR und der Zeitung «Sermitsiaq» am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Nuuk bekanntgab. Grund dafür sind positive Entwicklungen bei der Infektionslage.

Regierungschef Múte B. Egede sagte nach Angaben der beiden führenden grönländischen Medien, er sei stolz, dass die Bürger Verantwortung übernommen hätten und die Regeln befolgten. Die Corona-Lage müsse jedoch weiter ernstgenommen werden. Die Obergrenze von 20 Teilnehmern für Versammlungen gilt deshalb vorläufig ebenso weiter wie die Maskenpflicht an öffentlichen Orten.

Derzeit gibt es noch 26 aktive Corona-Fälle auf der größten Insel der Erde. Das sind einige weniger als am Dienstag, dennoch ist das für Grönland mit seinen rund 56.000 Einwohnern verglichen mit früheren Phasen der Pandemie weiterhin ein hohes Niveau. Lange Zeit hatte es gar keine Neuinfektionen auf der Insel im hohen Norden gegeben.


Frauen sollen in britischen Quarantäne-Hotels besser geschützt werden

LONDON: Nach Berichten von sexuellen Übergriffen in britischen Quarantäne-Hotels sollen alleinreisende Frauen künftig besser geschützt werden. Soweit wie möglich sollten sie weibliche Wachen zur Seite gestellt bekommen, wie die BBC am Donnerstag berichtete. Das Gesundheitsministerium soll diese Änderung veranlasst haben, nachdem der Sender über mehrere Fälle berichtet hatte, bei denen männliche Wachen Frauen sexuell belästigt hatten. Sollte die Begleitung durch eine weibliche Wache nicht möglich sein, sollen alleinreisende Frauen den neuen Richtlinien zufolge stattdessen von zwei männlichen Wachen begleitet werden.

Eine Betroffene, die im April in einem Quarantäne-Hotel belästigt wurde, kritisierte diese Änderung im Gespräch mit der BBC. Die Begleitung durch zwei männliche Wachen würde das Risiko eher erhöhen als verringern. Während ihres Aufenthalts habe eine Gruppe von männlichen Sicherheitsmitarbeitern beobachtet, wie jemand sie belästigt habe und sei nicht eingeschritten.

Großbritannien schreibt bei Einreise aus Ländern auf der sogenannten «roten Liste» eine zehntägige Quarantäne im Hotel auf eigene Kosten (1750 Pfund pro Person, umgerechnet rund 2040 Euro) vor. Auf der Liste stehen vor allem Länder, in denen sich gefährliche Varianten des Coronavirus ausbreiten.


China lehnt WHO-Pläne für Laborinspektionen ab

PEKING: China stellt sich gegen Pläne der WHO einer Labor-Inspektion in der zentralchinesischen Metropole Wuhan auf der Suche nach dem Ursprung des Coronavirus. China könne einen solchen Plan nicht akzeptieren, sagte Zeng Yixin, Vizeminister von Chinas Nationaler Gesundheitskommission, am Donnerstag. Er sei überrascht gewesen, als er die neuen Pläne der WHO studierte. Der Fokus auf einen möglichen Laborausbruch zeuge von einer arroganten Haltung gegenüber der Wissenschaft.

Auf der Suche nach dem Ursprung des Coronavirus hatte die WHO vergangene Woche in einem Brief an die Mitgliedsländer eine neue ständige Arbeitsgruppe angekündigt. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus betonte zudem, dass neben der Untersuchung von Wildtieren und Tiermärkten im chinesischen Wuhan, wo das Virus Ende 2019 zum ersten Mal aufgetaucht war, auch die dortigen Labore inspiziert werden müssen.

China hatte die Reise des ersten WHO-Forscherteams monatelang verzögert. Obwohl die WHO die Untersuchungen fortsetzen will, macht Peking keine Anstalten, das in China zuzulassen. «Wir sind zutiefst enttäuscht», sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, am Donnerstag. Die Position Chinas sei «unverantwortlich und offen gesagt, gefährlich».

Das Thema ist heikel. Die USA werfen China vor, transparente Analysen zu verhindern. Peking argwöhnt, dass die USA China Schuld an der Verbreitung des Virus geben wollen. Gleichzeitig wird in China die Theorie gestreut, dass das Virus auch aus einem Labor des US-Militärs entwichen seien könnte.


Corona: Australien und Neuseeland nicht zum Rugby League World Cup

BERLIN: Australien und Neuseeland verzichten wegen der weiter angespannten Corona-Situation in England auf ihre Teilnahme am diesjährigen Rugby League World Cup. Die Australian Rugby League Commission (ARLC) und die New Zealand Rugby League (NZRL) teilten den Organisatoren ihre Entscheidung am Donnerstag mit. Das Turnier soll Ende Oktober beginnen.

Als Grund gaben sie jeweils Bedenken um das Wohl und die Sicherheit der Spieler und Offiziellen wegen der Corona-Pandemie an. Ihre Entscheidung hätten sich die Verbände keineswegs leicht gemacht, sagte ARLC-Chef Peter V'landys: «Aber wir mussten die berechtigten Interessen unserer Spieler und Offiziellen an die erste Stelle setzen. Sie zu schützen, hat absolute Priorität.»

Die Australian Rugby League Commission und die New Zealand Rugby League (NZRL) hätten auch erneut darum gebeten, das Turnier ins kommende Jahr zu verlegen, hieß es in der Mitteilung.


Deutlich mehr englische Jugendliche mit Essstörungen im Krankenhaus

LONDON: Während der Corona-Pandemie sind in England deutlich mehr Jugendliche mit Essstörungen ins Krankenhaus eingeliefert worden als im Jahr davor. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten BBC-Recherche hervor, die sich auf Zahlen des britischen Gesundheitsdienstes NHS beruft.

So lag die Zahl der unter 20-Jährigen, die aufgrund von Essstörungen in England im Krankenhaus behandelt werden mussten, 2020/21 bei mehr als 3200 - und damit fast 50 Prozent höher als im Vorjahr. Die Zahlen beziehen sich jeweils auf die Periode von April bis März und geben damit einen guten Vergleich zwischen der Zeit vor und nach Ausbruch der Pandemie.

Die Krankenhäuser haben dem BBC-Bericht zufolge teilweise Probleme, diese Patientinnen und Patienten auf den dafür vorgesehenen Stationen unterzubringen und entsprechend zu versorgen. So mussten Jugendliche mit Essstörungen wie etwa Bulimie teilweise auf regulären Stationen untergebracht werden - ohne Betreuung durch spezialisiertes Pflegepersonal. Experten machen auch die Belastung durch lange Phasen des Corona-Lockdowns für den Anstieg verantwortlich.


Fünf Tage Hafturlaub für iranische Menschenrechtlerin Sotudeh

TEHERAN: Der inhaftierten Menschenrechtlerin Nasrin Sotudeh ist nach Angaben ihres Ehemannes ein fünftägiger Hafturlaub gewährt worden. In den fünf Tagen sollen bei Sotudeh diverse medizinische Untersuchungen durchgeführt werden, so Resa Chandan am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite. Er postete auch ein Bild von Sotudeh und ihre beiden Kindern nach der temporären Entlassung aus dem Gharachak-Gefängnis südlich der Hauptstadt Teheran.

Sotudehs Gesundheitszustand in den vergangenen Monaten war besorgniserregend, besonders nach ihrem fast 50-tägigen Hungerstreik im vergangenen Jahr. Unter anderem leidet die 58-Jährige an einer Herzschwäche. Mit dem Hungerstreik wollte die Anwältin und Frauenrechtlerin gegen die Haftbedingungen der politischen Gefangenen während der Corona-Pandemie protestieren. Letzten November wurde sie dann selbst positiv auf das Coronavirus getestet.

Sotudeh wird «staatsfeindliche Propaganda» vorgeworfen. Über ihre Haftstrafe gibt es unterschiedliche Angaben. Ihrem Ehemann zufolge wurde sie 2018 von einem Revolutionsgericht zu einer Haftstrafe von 33 Jahren und sechs Monaten sowie zu 148 Peitschenhieben verurteilt. Von der Haft muss sie mindestens 12 Jahre absitzen. Später war aber auch von 38 Jahren die Rede. Sotudeh hatte vor Gericht alle Vorwürfe gegen sie zurückgewiesen.


Menschenrechtler kritisieren Haftstrafen für Demonstranten

HAVANNA: Nach den jüngsten Massenprotesten gegen die sozialistische Regierung in Kuba werden nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten zahlreiche festgenommene Demonstranten in Schnellverfahren zu Haftstrafen verurteilt. Ihnen werde das Recht auf Verteidigung verweigert, schrieb der Regionalchef der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), José Miguel Vivanco, am Mittwoch (Ortszeit) auf Twitter.

«Die Berichte, die wir aus Kuba erhalten, sind trostlos», schrieb Vivanco. Hunderte Demonstranten seien inhaftiert. Polizei und Militär kontrollierten die Straßen der Karibikinsel. Zahlreiche Aktivisten und Journalisten stünden unter Hausarrest. Am 11. Juli hatten Tausende Kubaner in zahlreichen Städten für Freiheit, gegen Unterdrückung und Mangelwirtschaft demonstriert. Solche Proteste hatte es in dem Karibikstaat seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.

Der Fotograf Anyelo Troya, der in der Hauptstadt Havanna Aufnahmen für das Video des Protest-Songs «Patria y Vida» (Vaterland und Leben) gemacht hatte, wurde am Mittwoch wegen «öffentlicher Unruhen» bei seiner Teilnahme an den Protesten zu einem Jahr Haft verurteilt, wie das regierungskritische Nachrichtenportal «14ymedio» unter Berufung auf Angehörige berichtete. Ein Dutzend weiterer junger Leute hätten die gleiche Strafe erhalten.

Die kubanische Regierung warf den Vereinigten Staaten vor, hinter den Demonstrationen zu stecken. Außenminister Bruno Rodríguez schrieb am Mittwoch auf Twitter, die US-Regierung übe derzeit «einen brutalen Druck» auf eine Gruppe von Ländern der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) aus, damit diese eine Erklärung gegen das Vorgehen der kubanischen Regierung unterzeichneten. Kubas Wirtschaft leidet stark unter dem Einbruch des Tourismus in der Corona-Pandemie sowie unter US-Sanktionen. Es fehlt an Lebensmitteln und Medikamenten. Zudem stiegen die Corona-Zahlen zuletzt deutlich.


WHO Europa: Langzeitfolgen von Pandemie für psychische Verfassung

KOPENHAGEN: Das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist auf die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie für die geistige Gesundheit der Menschen hin. Es seien nicht nur die Infektionen und die Angst vor einer solchen Ansteckung, die auf die Psyche schlagen könnten, teilte das WHO-Regionalbüro Europa am Donnerstag mit. Auch von den psychologischen Effekten von Lockdowns und Selbstisolation, aber auch den Folgen von Arbeitslosigkeit, finanziellen Sorgen, sozialer Ausgrenzung und anderem sei jeder auf die eine oder andere Weise betroffen.

«Die Menschen in der europäischen Region brechen buchstäblich unter der Belastung von Covid-19 und seinen Folgen zusammen», erklärte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. Die Auswirkungen der Corona-Krise hätten hinsichtlich der geistigen Gesundheit und dem Wohlbefinden der Menschen enormen Tribut gefordert.

Gleichzeitig biete die Pandemie Ländern eine Gelegenheit, ihre psychische Gesundheitsversorgung zu überdenken und zu reformieren. «Das ist eine Gelegenheit, bei der es sich kein Land leisten kann, sie zu verschwenden, wenn wir besser und stärker wieder aufbauen wollen», so Kluge. Psychische Gesundheit und Wohlbefinden sollten als grundlegende Menschenrechte betrachtet werden.

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