Corona-Überblick: Meldungen am Donnerstag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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100 Tage Maske tragen: Biden plant Appell an Amerikaner

WASHINGTON: Der gewählte US-Präsident Joe Biden will die Amerikaner bei seiner Amtseinführung dazu aufrufen, zur Eindämmung der Corona-Pandemie 100 Tage lang Masken in der Öffentlichkeit zu tragen. Außerdem werde er anordnen, dass der Mundschutz in Gebäuden von Bundesbehörden sowie in Verkehrsmitteln wie Flugzeugen getragen werden muss, sagte Biden in einem Interview des TV-Senders CNN am Donnerstag. Ein US-Präsident kann das Tragen von Masken nur in bestimmten Situationen anordnen, solche Entscheidungen liegen größtenteils bei den einzelnen Bundesstaaten.

Er sei überzeugt, dass man mit Masken und Impfungen einen erheblichen Rückgang der Coronavirus-Infektionen erreichen könne, betonte Biden, der am 20. Januar ins Amt eingeführt wird. Die USA erleben gerade eine massive Corona-Welle mit einem starken Anstieg von Ansteckungen und auch Todesfällen. Der noch amtierende Präsident Donald Trump hatte das Tragen von Masken immer wieder ins Lächerliche gezogen.

Der renommierte Immunologe Anthony Fauci solle sein Chefberater für medizinische Fragen werden, sagte Biden außerdem. Fauci ist in den USA der bekannteste - und auch populärste - Corona-Experte. Er tritt entschieden für Vorsichtsmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus ein. In den vergangenen Monaten verlor er an Einfluss im Weißen Haus, weil seine Aufrufe, Masken zu tragen und vorsichtig zu sein, nicht zu Trumps Botschaft passten, dass Amerika die Pandemie bald hinter sich lassen werde.


Facebook will falsche Informationen über Corona-Impfungen löschen

MENLO PARK: Facebook verschärft das Vorgehen gegen falsche Informationen über Corona-Impfstoffe und will sie künftig löschen.

Dabei gehe es unter anderem um von Experten widerlegte Behauptungen zur Sicherheit und Effizienz der Impfungen, teilte das Online- Netzwerk am Donnerstag mit. Auch Verschwörungstheorien werden betroffen sein - etwa dass Mittel an bestimmen Bevölkerungsgruppen ohne deren Zustimmung getestet würden oder Microchips enthielten. Die härtere Gangart sei die Fortsetzung der Linie des Online-Netzwerks, Beiträge zu löschen, die Menschen in der realen Welt schaden könnten, hieß es.


Kalifornien verschärft Corona-Maßnahmen - Zuhausebleiben angeordnet

SACRAMENTO: Kalifornien führt wegen steigender Corona-Zahlen härtere Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie ein. In Regionen mit einer drohenden Überfüllung der Intensivstationen werden Ausgangsbeschränkungen und andere Auflagen verschärft, kündigte Gouverneur Gavin Newsom am Donnerstag an. Mit Blick auf steigende Krankenhauseinweisungen verhängt der Staat in weiten Teilen Kaliforniens eine Anordnung zum Zuhausebleiben (Stay at home order).

Kontakt mit anderen Haushalten soll vermieden werden. Viele nicht lebensnotwendige Geschäfte müssen schließen, darunter Friseure und Bars. Restaurants dürfen nur Essen zum Abholen anbieten. In Geschäften wird die Zahl der Kunden weiter reduziert. Der Staat müsse die Notbremse ziehen, sagte Newsom. In den betroffenen Regionen soll die Anordnung zunächst drei Wochen lang gelten.

Kalifornien mit rund 40 Millionen Einwohnern ist der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat. Insgesamt wurden dort seit Beginn der Pandemie mehr als 1,2 Millionen Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 nachgewiesen. Nach Angaben des Gouverneursbüros sind mehr als 19.400 Menschen an einer Coronavirus-Infektion gestorben. Auf die Einwohnerzahl bezogen steht der Westküstenstaat aber besser da als viele andere US-Bundesstaaten.


Kurz: Migranten «importierten» Corona-Fälle durch Heimatbesuche

WIEN: Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz hat seine viel kritisierte Aussage wiederholt, dass das Corona-Virus im Sommer durch Auslandsreisen von Menschen mit Migrationshintergrund «eingeschleppt» worden sei. Die Alpenrepublik habe durch Reiserückkehrer, vor allem vom Balkan, ein Drittel des Infektionsgeschehens im Sommer «importiert», so Kurz am Donnerstag bei «Bild live». «Das ist einfach ein Faktum, das ist keine Schuldzuweisung, sondern schlicht und ergreifend die Realität», sagte Kurz.

Österreichs Regierung verkündete am Mittwoch eine zehntägige Quarantänepflicht für alle Einreisenden aus Corona-Risikogebieten rund um Weihnachten und Neujahr. Das gilt praktisch für alle Nachbarstaaten und speziell auch für den Balkan, hieß es.

Kritik an der Wortwahl von Kurz kam nicht nur von der Opposition und in sozialen Medien. Die Kommunikation der Reisebeschränkungen sei «einseitig und von mangelnder Sensibilität» geprägt gewesen, so Grünen-Chef und Koalitionspartner Werner Kogler. Die Aussagen hätten viele Menschen verletzt. «Und ich denke da besonders an die vielen Frauen und Männer, die sich bei uns seit vielen Monaten in Pflegeheimen, Spitälern - da auch in den Intensivstationen - und in anderen wichtigen Bereichen voll einsetzen», so Kogler.

Statistiken der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) besagen, dass es zwei Sommerwochen gab, in denen ein Drittel der Corona-Fälle auf Rückkehrer vom Balkan zuzuordnen sind. Allerdings würden die Zahlen nichts über die Nationalität der Infizierten aussagen. Aufgrund der von der Regierung ausgesprochenen Reisewarnung für Kroatien waren viele Urlauber, Österreicher wie Migranten, in dieser Zeit in die Alpenrepublik zurückgekehrt.


Fauci: Bleibe auch unter Biden in Corona-Maßnahmen involviert

WASHINGTON: Der renommierte Immunologe Anthony Fauci geht davon aus, dass er unter dem künftigen US-Präsidenten Joe Biden eine wichtige Rolle im Kampf gegen das Coronavirus spielen wird. Er werde weiter am Forschungsinstitut NIH bleiben, sagte der 79-Jährige im Sender MSNBC am Donnerstag. «Ich bin in diesem Job seit 36 Jahren, ich war in diesem Job über die Amtszeit von sechs Präsidenten. Ich gehe absolut davon aus, dass ich in dieser Position bleiben werde». Welchen Beitrag genau er leisten könne, werde sich noch zeigen: «Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich nicht am Kampf gegen Covid-19 beteiligt sein werde.»

Fauci ist in den USA der bekannteste - und auch populärste - Corona-Experte. In den vergangenen Monaten verlor er allerdings an Einfluss im Weißen Haus, weil seine Aufrufe, Masken zu tragen und vorsichtig zu sein, nicht zur Botschaft von Donald Trump passten, dass Amerika die Pandemie bald hinter sich lassen werde. Wahlsieger Biden hatte wiederholt betont, dass er auf Wissenschaftlicher wie Fauci hören werde.

Da Trumps Regierung sich lange weigerte, Biden Zugang zur Regierungsinfrastruktur zu gewähren, sollte Fauci erst am Donnerstag zum ersten Mal mit dem Corona-Team des künftigen Präsidenten sprechen - per Videokonferenz.


Corona-Impfung wird kostenlos für alle sein

PARIS: In Frankreich soll die Corona-Impfung für alle Menschen kostenlos sein. «Der Beginn der Impfung ist jetzt nur noch eine Frage von Wochen», sagt Premier Jean Castex am Donnerstagabend bei der Vorstellung der nationalen Impfstrategie. Eine Million besonders gefährdete Menschen sollen bereits ab Januar geimpft werden können. Das seien etwa Ältere in Pflegeheimen. Frankreich werde über rund 200 Millionen Impfdosen verfügen, was es ermögliche, 100 Millionen Menschen zu impfen, so der Premier.

Für die nationale Impfkampagne soll hauptsächlich der Immunologe Alain Fischer zuständig sein. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte schon angekündigt, dass es in Frankreich keinen Impfzwang geben werde. Die Impfung werde den Verlauf der Epidemie in den kommenden Monaten nicht grundlegend verändern, warnte Gesundheitsminister Olivier Véran. Sie werde es aber ermöglichen, die Sterblichkeit und die Zahl schwerer Fälle zu reduzieren. Véran betonte, dass Transparenz wichtig sei. Vor Impfungen in Pflegeheimen werde etwa die Familie «selbstverständlich» konsultiert.

Premier Castex äußerte sich auch zur derzeitigen Corona-Lage im Land. Die Situation habe sich klar verbessert, aber die Situation bleibe fragil. «Wir haben dieses Virus noch nicht besiegt», warnte er. Für das Weihnachtsfest schlug Castex Feiern von maximal sechs Personen plus Kinder pro Haushalt vor.

Noch bis Mitte Dezember gelten in Frankreich landesweite Ausgangsbeschränkungen. Sie sollen dann durch nächtliche Ausgangssperren ersetzt werden. Über die Ferien könnten sich die Menschen frei im Land bewegen, so die Regierung - an Heiligabend und Silvester werden die nächtlichen Ausgangssperren ausgesetzt. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen war in Frankreich deutlich zurückgegangen und lag zwischenzeitlich sogar unter 5000.


Rekord bei Corona-Toten - fast 1000 Tote in 24 Stunden

ROM: In Italien haben die Behörden innerhalb eines Tages fast 1000 Menschen verzeichnet, die mit dem Coronavirus starben, und damit so viele wie noch nie seit dem Beginn der Pandemie. Wie das Gesundheitsministerium am Donnerstag mitteilte, wurden den Behörden in dieser Zeit 993 Todesfälle gemeldet. Die Gesamtzahl der Corona-Toten liege damit bei rund 58.000.

Ein anderes Bild zeigt sich bei den Corona-Neuinfektionen. Innerhalb von 24 Stunden zählten die Behörden etwas mehr als 23.000 Corona-Fälle. Das waren etwa 6000 weniger als am Donnerstag der Vorwoche. Insgesamt wurden damit bislang fast 1,665 Millionen Corona-Fälle registriert.

Zuletzt hatten die täglichen Toten-Fallzahlen ungefähr zwischen 540 und 850 geschwankt. Am Mittwoch etwa hatte das Gesundheitsministerium 684 Menschen gemeldet, die mit Sars-CoV-2 gestorben waren. Der bisherige Höchstwert stammte von Ende März. Den Angaben nach waren damals 969 Menschen mit oder am Coronavirus gestorben.


Großbritannien überschreitet Marke von 60.000 Corona-Toten

LONDON: In Großbritannien hat die Zahl der offiziell registrierten Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus die Marke von 60.000 überschritten. Wie das Gesundheitsministerium am Donnerstag in London mitteilte, wurden innerhalb von 24 Stunden landesweit 414 neue Todesopfer gezählt. Damit erhöhte sich die Gesamtzahl seit Beginn der Pandemie auf 60.113.

Das Ministerium zählt inzwischen nur Todesfälle als coronabedingt, die innerhalb von 28 Tagen nach einem positiven Testergebnis auftreten. Die Zahlen wurden daher vor einigen Monaten stark nach unten korrigiert. Nach Zahlen der britischen Statistikbehörden starben bereits mehr als 75.000 Menschen mit oder an Covid-19. Erfasst werden dabei alle Sterbefälle, bei denen die vom Coronavirus verursachte Lungenkrankheit im Totenschein erwähnt wird.


Guterres: Missachtung von WHO hat Corona verschlimmert

NEW YORK: UN-Generalsekretär António Guterres hat die Missachtung von Corona-Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation für das Ausmaß der Pandemie mitverantwortlich gemacht. Die WHO habe von Beginn an «Fakten und wissenschaftliche Orientierung» geliefert, sagte Guterres am Donnerstag zu Beginn einer zweitägigen Sondersitzung der UN-Generalversammlung. Dies hätte Grundlage für eine weltweite Zusammenarbeit im Kampf gegen das Virus sein können. «Leider wurden viele dieser Empfehlungen nicht befolgt.» Auf welche Länder sich seine Kritik bezieht, ließ der UN-Generalsekretär offen.

Weiter sagte Guterres: «In manchen Situationen wurden Fakten zurückgewiesen und Empfehlungen ignoriert. Und wenn Länder in ihre eigenen Richtungen gehen, geht das Virus in jede Richtung.» Bei der Corona-Sondersitzung werden Videobotschaften von etwa 100 Staats- und Regierungschefs erwartet, auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Der abgewählte US-Präsident Donald Trump, unter dem sich die Vereinigten Staaten aus der WHO verabschiedet hatten, lässt sich vertreten.

Konkrete Beschlüsse werden von der Veranstaltung nicht erwartet. Die Corona-Sondersitzung solle zum Austausch dienen, sagte der aktuelle Präsident der Generalversammlung, Volkan Bozkir. «Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um mit dem Finger auf andere zu zeigen.»


Österreich beginnt breit angelegte Massentests

WIEN: Im Kampf gegen das Coronavirus beginnen in Österreich am Freitag in großem Stil Massentests der Bevölkerung.

In den Bundesländern Wien, Tirol und Vorarlberg sind die Bürger aufgerufen, sich freiwillig testen zu lassen. Neben der Regierungsspitze appellierte auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen an die Österreicher, das Angebot zu nutzen. Die Massentests gelten als wichtiger Baustein, um nicht zuletzt symptomfreie Infizierte, die das Virus unwissentlich verbreiten, zu erkennen und in Quarantäne schicken zu können. In Wien dauert der erste von zwei geplanten Durchläufen zehn Tage.


Athen verlängert Corona-Lockdown bis Mitte Dezember

ATHEN: In Griechenland wird der Corona-Lockdown um eine Woche bis zum 14. Dezember verlängert. Dies teilte am Donnerstag Regierungssprecher Stelios Petsas in Athen mit. Begründet wird dies von der Regierung damit, dass sich die Corona-Fallzahlen langsamer stabilisierten als erhofft. Zudem stünden viele Krankenhäuser vor allem im Norden des Landes weiterhin stark unter Druck. Der Lockdown hatte Anfang November begonnen.

Eine Ausnahme wird es geben: Geschäfte, die Weihnachtsartikel verkaufen, dürfen vom 7. Dezember an öffnen. Der Betrieb von Bars, Tavernen und Clubs bleibt jedoch untersagt. Außerdem dürfen Bürger weiterhin nur aus bestimmten Gründen auf die Straße, etwa um zum Arzt, einkaufen oder arbeiten zu gehen. Zuvor müssen sie den Zivilschutz per SMS benachrichtigen. Generell dürfen nach 21 Uhr nur noch Menschen unterwegs sein, die in Spät- oder Nachtschicht arbeiten, sowie Hundebesitzer.

Griechenland war lange nicht sehr stark von Corona betroffen, doch dann schnellten die Zahlen in den vergangenen acht Wochen massiv in die Höhe. Bald kam das Gesundheitssystem an seine Grenzen, in der Hafenstadt Thessaloniki etwa waren zwischenzeitlich fast alle Corona-Intensivbetten belegt. Am Mittwoch wurden 2600 neue Infektionen binnen 24 Stunden registriert. Im selben Zeitraum starben 89 Menschen an dem Virus.


Kein Platz mehr wegen Corona: Griechische Friedhöfe werden erweitert

THESSALONIKI: In der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki werden Friedhöfe erweitert, weil es keinen Platz mehr für die Corona-Toten gibt. Die Bilder erinnerten an Kriegszeiten, berichtete die griechische Boulevardzeitung «To Proto Thema» am Donnerstag und zeigte Fotos von Reihen frisch ausgehobener Gräber. Auch in anderen Regionen des Landes seien Friedhöfe am Limit und würden erweitert, hieß es weiter. Es werde dabei darauf geachtet, dass die «Corona-Gräber» etwas abseits der bestehenden Grabstätten lägen, damit sich Besucher nicht infizierten.

Thessaloniki gehört zu den von Corona am stärksten betroffenen Städten und Regionen des Landes. Doch auch im Rest des Landes schnellten die Zahlen in den vergangenen Wochen in die Höhe und das Gesundheitssystem geriet an seine Grenzen. Am Mittwoch wurden laut griechischer Gesundheitsbehörde 2600 neue Infektionen binnen 24 Stunden registriert; im selben Zeitraum starben 89 Menschen an dem Virus.


Arbeitsmarkt leidet europaweit nur wenig unter zweiter Corona-Welle

NÜRNBERG: Die zweite Corona-Welle hat die Aussichten auf den Arbeitsmärkten nach Erkenntnissen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nur leicht gedämpft. Das European Labour Barometer als Frühindikator deute auf eine moderat negative Entwicklung in den nächsten Monaten hin, teilte das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg mit. Das Barometer wird von einem Netzwerk europäischer Arbeitsverwaltungen in 14 Ländern betrieben.

«Der Arbeitsmarkt in Europa war während des Frühjahrs-Lockdowns im Schockzustand. Die zweite Corona-Welle beeinträchtigt die Erholung, ein erneuter europaweiter Einbruch ist aber nicht zu erwarten», erklärte IAB-Forschungsbereichsleiter Enzo Weber, der das europäische Barometer initiiert hatte. In Deutschland zeigte sich der Arbeitsmarkt dank erheblicher Ausgaben für Kurzarbeit ohnehin robust.

«Am Horizont gibt es Hoffnung auf einen Impfstoff, aber dem stehen kurzfristig die Wirkungen der Lockdowns in europäischen Ländern gegenüber», betonte Weber. Es habe sich auch gezeigt, dass die Auswirkungen der zweiten Welle - abhängig vom jeweiligen Maßnahmenpaket - in den einzelnen Ländern zu stärkeren Unterschieden führten als bei der ersten Welle im Frühjahr.


EU-Kommission prüft Modelle für Corona-Hilfen ohne Polen und Ungarn

BRÜSSEL: Im EU-Haushaltsstreit mit Polen und Ungarn prüft die EU-Kommission konkrete Modelle, um den milliardenschweren Corona-Aufbaufonds ohne die beiden Länder zu starten. Dies bestätigten EU-Kreise am Donnerstabend in Brüssel. Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (Freitag) berichtete, das bevorzugte Modell orientiere sich an der neuen Kurzarbeiterhilfe SURE.

Der Corona-Fonds könnte demnach durch freiwillige Garantien der EU-Staaten abgesichert werden statt über den EU-Haushalt. Das Geld könnte nach diesem Modell genauso schnell fließen wie vorgesehen, schrieb die FAZ. Aus Kommissionskreisen hieß es aber, eine Entscheidung über einen bestimmten Weg sei noch nicht gefallen.

Polen und Ungarn blockieren das 1,8 Billionen Euro schwere Haushaltspaket für die nächsten sieben Jahre, einschließlich bis zu 750 Milliarden Euro an Hilfen gegen die Corona-Rezession. Grund ist, dass beide Länder eine neue Klausel zur Kürzung von EU-Mitteln bei bestimmten Rechtsstaatsverstößen ablehnen. Sollte der EU-Gipfel nächste Woche keine Lösung bringen, droht der EU ein Nothaushalt. Der Corona-Fonds könnte nicht in Kraft treten.

Die Debatte über Alternativen, die die übrigen 25 EU-Staaten ohne Polen und Ungarn starten könnten, erhöht den politischen Druck, die Blockade doch noch zu lösen. Ein EU-Diplomat sagte am Donnerstag, diese Modelle seien teils kompliziert, und mit weniger als 27 Staaten voranzugehen, sei nicht wünschenswert. Aber klar sei auch, dass es möglich sei, eine Lösung ohne Polen und Ungarn zu finden.


EU-Kommission will Medienlandschaft nach Corona-Krise stärken

BRÜSSEL: Die heftig von Corona getroffene Medienlandschaft muss nach Ansicht der EU-Kommission stärker bei der Erholung sowie der Digitalisierung unterstützt werden. «Diese Sektoren, die die Coronavirus-Krise besonders hart getroffen hat, sind für die Demokratie, die kulturelle Vielfalt Europas und die digitale Autonomie von entscheidender Bedeutung», heißt in einer Mitteilung vom Donnerstag.

Ein Aktionsplan sieht nun unter anderem vor, dass Medienunternehmen der Zugang zu Finanzierung erleichtert und Investitionen zugunsten des ökologischen und digitalen Wandels angekurbelt werden sollen. So sollen Medien und der audiovisuelle Bereich - etwa Kinos - krisenfester werden. Nach Einschätzung der EU-Kommission könnte die «strategische Autonomie des audiovisuellen und Mediensektors der EU» gefährdet sein, weil «Online-Plattformen von Betreibern außerhalb der EU große Marktanteile» gewönnen.

«Die Medien sind nicht nur ein Wirtschaftssektor, sondern ein Grundpfeiler unserer Demokratie», sagte EU-Kommissionsvize Vera Jourova.

Die ersten Maßnahmen aus dem Aktionsplan sollen im kommenden Jahr umgesetzt werden. Zudem wollte die EU-Kommission am Donnerstag skizzieren, wie die Demokratie in der EU gestärkt werden soll. Darin soll es auch um einen besseren Schutz für Journalisten und unabhängige Medien gehen.


Trotz Corona: Hunderttausende Schüler machen Reifeprüfung

SEOUL: Trotz eines Aufwärtstrends bei den täglichen Corona-Fallzahlen haben in Südkorea landesweit Hunderttausende Schüler an der jährlichen Reifeprüfung teilgenommen. Die Prüfung, die über die Zulassung an einer guten Hochschule entscheidet, erfolgte am Donnerstag an 1380 Testzentren unter strengen Schutzmaßnahmen. Dutzende infizierter Schüler mussten die eintägige Prüfung nach Angaben des Erziehungsministeriums an separaten Orten ablegen.

Die Schüler mussten während der Prüfung eine Schutzmaske tragen. Vor den Eingängen der Testzentren wurde Fieber gemessen. Die Testorte umfassten neben Schulen diesmal auch Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen, in denen Corona-Patienten die Prüfung ablegen durften. Die Eltern wurden darum gebeten, nicht - wie oft üblich - bis zum Prüfungsende an Schuleingängen zu warten.

In Südkoreas bildungshungriger Gesellschaft hat die Prüfung CSAT (College Scholastic Ability Test) eine enorm große Bedeutung. Wie in China und Japan kommen Schüler nur mit Spitzennoten auf gute weiterführende Schulen oder Universitäten. Die Zulassungsprüfungen bezeichnen die Südkoreaner selbst als eine «Prüfungshölle».

Insgesamt erschienen den Angaben der Behörden zufolge diesmal mehr als 426.000 Schüler zu der stundenlangen Prüfung. Zuvor seien über 493.000 dafür angemeldet worden. Mit 13,1 Prozent war es die bisher höchste Abwesenheitsquote. Die Prüfung wurde coronabedingt um zwei Wochen verschoben. Zuletzt stiegen die täglich erfassten Neuinfektionen von zuvor etwa 100 auf wieder bis zu mehr als 500. Südkorea erlebt laut Behörden derzeit die dritte Ansteckungswelle mit Sars-CoV-2. Die Kontaktbeschränkungen wurden daher wieder verschärft.


Britischer Experte: Impfung kann Todesfälle um 99 Prozent verringern

LONDON: Nach der Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer hofft die britische Regierung auf eine drastische Reduzierung der Todesfälle durch Corona. Die erste Phase des Immunisierungsprogramms soll bereits in der kommenden Woche beginnen und vor allem auf ältere und geschwächte Menschen sowie Bewohner von Pflegeheimen abzielen.

«Wir könnten theoretisch 99 Prozent der Krankenhausaufenthalte und Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 eliminieren», sagte Professor Jonathan Van-Tam, der stellvertretende medizinische Chefberater der Regierung in England, im BBC-Fernsehen am Donnerstag. Voraussetzung sei aber, dass die Impfung auf hohe Akzeptanz in der Bevölkerung stoße. Premierminister Boris Johnson wollte noch am Donnerstag in einer Facebook-Fragestunde auf die Fragen und Sorgen der Bevölkerung eingehen.

Van-Tam warnte jedoch auch vor übereilter Euphorie und Nachlässigkeit im Umgang mit der Pandemie. «Wir müssen auch sicherstellen, dass die Leute verstehen, dass dies kein unmittelbarer Ausweg von irgendetwas ist», so der Wissenschaftler. Man habe nun noch einige harte Wintermonate vor sich und die Menschen müssten weiterhin die Abstandsregeln befolgen, egal ob sie eine Impfung erhalten hätten oder nicht.

Noch am Donnerstag sollten nach den Worten Van-Tams die ersten Dosen des Impfstoffs in Großbritannien eintreffen. Doch bereits zuvor hatte die Regierung eingestanden, dass die Verabreichung in Pflegeheimen zunächst aufgeschoben werden muss. Die Impfungen sollen zunächst in 50 Kliniken im Land verabreicht werden, erklärte Simon Stevens vom englischen Gesundheitsdienst NHS (National Health Service) am Mittwochabend. Später sollen Hausarztpraxen hinzukommen. Anfangs seien aber wegen der komplizierten Lagerung bei minus 70 Grad nur Einheiten mit 975 Dosen verfügbar. Sobald ein Weg gefunden sei, die Impfdosen auf sicherem Wege in kleinere Einheiten zu unterteilen, könne mit dem Impfen in Pflegeheimen begonnen werden.


Behörde fordert deutlich stärkere Corona-Eindämmung

BERLIN: Die Zahl der neuen Corona-Fälle in Deutschland muss aus Sicht des staatlichen Robert Koch-Instituts (RKI) deutlich stärker gesenkt werden, um das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu bekommen.

«Die Lage bleibt weiter sehr angespannt», sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Donnerstag in Berlin. Auch nach den Beschränkungen der vergangenen Wochen, die die Fallzahlen als ersten Erfolg stabilisiert hätten, seien sie immer noch zu hoch. «Sie sinken nicht spürbar», sagte Wieler.

Die Gesundheitsämter seien zusehends erschöpft und schafften es nicht mehr zu ermitteln, wo sich Betroffene angesteckt haben. Es gebe mehr Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen, in einigen Regionen kämen Krankenhäuser an Belastungsgrenzen. Die Zahl der schweren Verläufe und Todesfälle steige von Woche zu Woche, es sei mit vielen weiteren Fällen zu rechnen. Wieler rief auch eindringlich dazu auf, Regeln zu Abstand, Hygiene und Alltagsmasken «immer und überall» zu beherzigen.

In Deutschland wurden laut RKI nun 22.046 neue Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet - etwas weniger als am Donnerstag der Vorwoche. Mit 479 neuen Todesfällen innerhalb eines Tages gab es jetzt den zweithöchsten Stand seit Beginn der Pandemie. Um die Virus-Ausbreitung einzudämmen, hatten Bund und Länder beschlossen, den seit Anfang November geltenden Teil-Lockdown mit Schließungen zahlreicher Einrichtungen bis 10. Januar 2021 zu verlängern.


Erstmals mehr als 2800 Corona-Tote an einem Tag in den USA

BALTIMORE: Die Zahl der binnen 24 Stunden erfassten Corona-Toten in den USA hat einen Rekordwert erreicht. Am Mittwoch wurden 2804 Tote mit einer bestätigten Coronavirus-Infektion verzeichnet, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore von Donnerstagmittag (13.00 Ortszeit/19.00 MEZ) hervorging. Der bislang höchste Wert mit 2607 Toten war am 15. April registriert worden. Am Donnerstagmorgen hatte die JHU-Statistik noch 3157 Tote für den Vortag verzeichnet gehabt.

Die Johns-Hopkins-Webseite wird regelmäßig aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In manchen Fällen werden die Zahlen - unter anderem die der Neuinfektionen binnen 24 Stunden, aber auch die der Toten - nachträglich aktualisiert.

Zum zweiten Mal seit Beginn der Pandemie übertraf die Zahl der binnen eines Tages gemeldeten Neuinfektionen am Mittwoch die Marke von 200.000. Der bislang höchste Wert war nach JHU-Angaben am Freitag mit rund 205.000 neuen Fällen registriert worden. Experten hatten mit Blick auf den Feiertag Thanksgiving in der vergangenen Woche mit einer landesweiten Zunahme der Ansteckungen gerechnet. Die Gesundheitsbehörde CDC hatte im Vorfeld von Familienbesuchen und Reisen dringend abgeraten. Viele Menschen hielten sich jedoch nicht daran.

Insgesamt haben sich in dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern mehr als 13,9 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Seit Beginn der Pandemie starben mehr als 273.000 Menschen mit dem Erreger Sars-CoV-2. In absoluten Zahlen gemessen sind das mehr als in jedem anderen Land der Welt.


Menschenrechtlerin Sotudeh bestätigt Rückkehr ins Gefängnis

TEHERAN: Die iranische Menschenrechtlerin Nasrin Sotudeh hat bestätigt, dass sie nach ihrem Hafturlaub wieder zurück ins Gefängnis müsse. In einer Erklärung auf der Facebook-Seite ihres Ehemannes Resa Chandan gab die 57-Jährige bekannt, dass sie am Donnerstag in die Frauenanstalt Gharchak zurückkehren werde. Zuvor hatte Chandan auf Twitter mitgeteilt, dass die Justiz die Anweisungen der Ärzte, die ihren Hafturlaub um zwei Wochen verlängert hatten, ignoriert und sie zurück in die Haft zurückgeschickt habe. Die Justiz äußerte sich zu dem Thema zunächst nicht.

Laut Sotudeh fiel ihr die Rückkehr ins Gefängnis und zu ihren Mithäftlingen nicht so schwer. Das liege auch daran, dass sie während des Hafturlaubs ihre beiden Kinder wegen ihres positiven Corona-Tests nicht habe in die Arme nehmen können. Kurz nach ihrem Hafturlaub letzten Monat wurde Sotudeh positiv auf das Coronavirus getestet. Angesteckt hatte sie sich im Gefängnis Gharchak südlich der Hauptstadt Teheran, wo laut ihrem Ehemann die hygienischen Zustände besonders katastrophal sein sollen.

Sotudeh durfte im November nach über zwei Jahren erstmals in den Hafturlaub. Laut Chandan war der Gesundheitszustand seiner Frau in den vergangenen Monaten besorgniserregend, besonders nach ihrem fast 50-tägigen Hungerstreik. Mit dem Hungerstreik wollte die Anwältin und Frauenrechtlerin gegen die Haftbedingungen politischer Gefangener während der Corona-Pandemie protestieren. Unter anderem leidet die 57-Jährige an einer Herzschwäche, wegen der sie im September fünf Tage in einem Krankenhaus in Teheran behandelt werden musste.

Sotudeh wird «staatsfeindliche Propaganda» vorgeworfen. Sie wurde 2018 von einem Revolutionsgericht zu einer Haftstrafe von 33 Jahren und sechs Monaten sowie zu 148 Peitschenhieben verurteilt. Von der Haft muss sie mindestens zwölf Jahre absitzen. Sotudeh hatte vor Gericht alle Vorwürfe zurückgewiesen. Sie engagiere sich lediglich friedlich für Frauenrechte und gegen die Todesstrafe im Iran. Sie und ihr Mann gehören zu den renommiertesten Menschenrechtsaktivisten des Landes.


Ärzte ohne Grenzen: Teile des reservierten Corona-Impfstoffs abgeben

BERLIN: Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat Gerechtigkeit bei der Verteilung von Corona-Impfstoffen angemahnt und wünscht sich eine Abgabe von Ländern, die sich bereits Impfstoffe gesichert haben. Mehr als die Hälfte der Impfstoffe im kommenden Jahr sei schon jetzt reserviert, sagte Elisabeth Massute von der Hilfsorganisation im ZDF-Morgenmagazin. «Da bleibt natürlich wenig bis gar nichts für die Ärmsten der Armen oder für Menschen in humanitären Not- und Krisensituationen übrig.»

«Wir würden uns wünschen, dass Länder, die sich jetzt bereits Impfstoffe reserviert haben, tatsächlich verpflichtend Anteile abgeben», sagte Massute. Damit sollen Menschen in humanitären Not- und Krisensituationen sowie Gesundheitspersonal auf der ganzen Welt geschützt werden. Es wäre unsolidarisch, wenn in Deutschland bereits die Bevölkerung geimpft werden könne, während anderswo Gesundheitspersonal noch nicht geschützt sei. Eine solche Verteilung würde demnach am Ende allen zugutekommen: In einer globalisierten Welt könne kein Land mit einem nationalistischen Ansatz die Pandemie in den Griff bekommen. «Die Pandemie wird erst dann vorbei sein, wenn sie für uns alle vorbei ist», sagte Massute.

Im November hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO vor einem «Impfstoff-Nationalismus» gewarnt. Am Mittwoch war bekannt geworden, dass Großbritannien kommende Woche mit Impfungen beginnt. Nach Regierungsangaben wurden dort 40 Millionen Impfdosen der Firmen Biontech und Pfizer bestellt. Die EU hat sich bis zu 300 Millionen Dosen reserviert. In China wird bereits geimpft, in Russland sollen die Impfungen demnächst beginnen.


Flixbus nimmt Betrieb am 17. Dezember wieder auf

BERLIN/MÜNCHEN: Der Fernbus-Anbieter Flixbus bietet ab dem 17. Dezember vorübergehend wieder Verbindungen an. In Deutschland sollen dann 150 Ziele angefahren werden, wie das Unternehmen am Donnerstag in München mitteilte. Das Angebot bleibe zunächst bis zum 11. Januar begrenzt. Flixbus hatte seinen Betrieb am 3. November wegen der neuen Corona-Kontaktbeschränkungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorübergehend eingestellt.

Zu den Abfahrts- und Ankunftsorten mit Beginn der Schulferien und an den Feiertagen gehören außer Großstädten wie Berlin, München, Hamburg oder Köln auch zahlreiche kleine Städte, hieß es. Zudem werden Fahrten ins benachbarte Ausland angeboten. Flixbus wies darauf hin, dass Reisen nach dem Jahreswechsel weiterhin eingeschränkt werden sollen, um einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken. Nach dem 11. Januar werde man das Verbindungsnetz «dynamisch der Situation im neuen Jahr anpassen», sagte Geschäftsführer André Schwämmlein.


Litauen mit Höchststand bei Corona-Neuinfektionen

VILNIUS: In Litauen hat die Zahl der Corona-Neuinfektionen einen Höchststand erreicht. In dem EU-Land wurden am Donnerstag 2.450 positive Tests innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, wie die nationale Gesundheitsbehörde mitteilte. Angesichts einer anhaltend hohen Zahl an Corona-Neuinfektionen hat die Regierung den Anfang November verhängten Teil-Lockdown bereits bis kurz vor Weihnachten verlängert. Auch gilt eine Maskenpflicht, und es dürfen nicht mehr als zwei Leute im öffentlichen Raum zusammen sein.

Der baltische Staat mit knapp drei Millionen Einwohnern verzeichnete im Herbst einen rapiden Anstieg der Corona-Zahlen. Allein im November wurden gut 44.000 neue Fälle registriert - viermal so viele wie im Oktober. Nach Angaben der EU-Behörde ECDC ist die Entwicklung in dem Ostseestaat aktuell deutlich schlechter als in Deutschland. Insgesamt wurden in Litauen mehr als 67.000 Menschen positiv auf Corona getestet.


UN: Langzeitfolgen der Corona-Pandemie könnten massive Armut bringen

NEW YORK: Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie könnten den Vereinten Nationen zufolge die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen bis 2030 auf mehr als eine Milliarde bringen. Diese Entwicklung könne aber noch abgewendet werden, hieß es in einer am Donnerstag vom UN-Entwicklungsprogramm UNDP veröffentlichten Studie.

Das Papier skizziert drei mögliche Zukunfts-Szenarien: Im schlimmsten Fall würden bis 2030 mehr als 200 Millionen Menschen zusätzlich unter extremer Armut leiden - und damit weltweit mehr als eine Milliarde. Im «Basis-Szenario» wären es 44 Millionen Menschen.

Es gebe aber auch ein positives Szenario, wonach bis 2030 über die derzeitigen Pläne hinaus zusätzlichen 146 Millionen Menschen aus der extremen Armut hinaus geholfen werden könne. Dafür müsse unter anderem in soziale Programme, Digitalisierung und den Kampf gegen den Klimawandel investiert werden, hieß es in dem Bericht. Die Pandemie sei ein «Wendepunkt», sagte UNDP-Chef Achim Steiner. «Die Entscheidungen, die die Verantwortlichen jetzt treffen, könnten die Welt in sehr unterschiedliche Richtungen tragen.»


Trotz Corona: Lichter am Rockefeller-Weihnachtsbaum angezündet

NEW YORK: Mit dem traditionellen Anzünden der mehr als 50.000 bunten Lichter am wohl bekanntesten Weihnachtsbaum der Welt ist die Millionenmetropole New York offiziell in die Festsaison gestartet. Aufgrund der Corona-Beschränkungen fand das Spektakel am Rockefeller Center diesmal allerdings ohne Zuschauer vor Ort und nur als reine TV-Übertragung statt. Musik-Stars wie Dolly Parton, Gwen Stefani und Kelly Clarkson traten bei der Show am Mittwochabend (Ortszeit) auf. Normalerweise verfolgen Zehntausende Menschen die Veranstaltung auf den Straßen rund um das Rockefeller Center in Manhattan.

Das seit Anfang der 1930er Jahre jährlich zelebrierte Anzünden der Lichter am Baum vor dem Rockefeller Center gilt als eine der beliebtesten New Yorker Weihnachtstraditionen. Der diesjährige Baum ist eine rund 23 Meter hohe Fichte aus der Kleinstadt Oneonta rund 270 Kilometer nördlich von New York. Nach der Anlieferung war zwischen den Ästen des Baumes überraschend eine kleine Eule gefunden worden, die inzwischen wieder in die Freiheit entlassen worden ist. Dann wurden die Zweige unter anderem mit Zehntausenden Lichtern geschmückt. Auf der Spitze des Baumes sitzt ein rund 400 Kilogramm schwerer Stern von Star-Designer Daniel Libeskind. Zuvor war viele Jahre lang der deutsche Künstler Michael Hammers für den Stern verantwortlich gewesen.

Die Tradition des Baumes sei in diesem Jahr der Pandemie «lebenswichtig» und der Baum «ein Symbol der Hoffnung und Widerstandsfähigkeit», hatten die Betreiber des Rockefeller Centers im Vorfeld betont. Wer ihn bis Anfang Januar vor Ort bestaunen will, muss sich in diesem Jahr allerdings für fünfminütige Besuchseinheiten vorab anmelden und dann Masken-, Hygiene- und Abstandsregeln einhalten. Die Kapazitäten sind damit deutlich geringer - in den vergangenen Jahren hatten rund 750.000 Menschen pro Tag den Baum betrachtet.

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