Corona-Überblick: Meldungen am Donnerstag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
Foto: Pixabay/Gerd Altmann

Johnson-Nachfolge: Truss und Sunak stellen sich Parteimitgliedern

LEEDS: Erstmals haben sich die möglichen Nachfolger des britischen Premierministers Boris Johnson, Außenministerin Liz Truss und Ex-Finanzminister Rishi Sunak, direkt den Fragen von Mitgliedern ihrer Konservativen Partei gestellt. Bei einer regionalen Wahlveranstaltung im nordenglischen Leeds erhielt vor allem Truss viel Applaus für Versprechen, die wirtschaftlich schwache Region voranzubringen. Die 47-Jährige wuchs teilweise in Leeds auf. «Wir müssen stolz darauf sein, wer wir sind. Wir müssen stolz darauf sein, dass wir Konservative sind», sagte Truss. Sie betonte, sie sei ein Fan Johnsons, der in der Partei noch sehr beliebt ist.

Sunak räumte ein, dass er in Umfragen zurück liegt. Dennoch sei er der bessere Kandidat, um die Partei wieder zu einen, weil er Unterstützung aus allen Parteiflügeln und aus allen Ecken des Landes habe, sagte der 42-Jährige. Mit Blick auf Steuerversprechen seiner Kontrahentin kündigte er an, er werde nicht Dutzende Milliarden Pfund leihen und die Zukunft späterer Generationen verwetten. Viel Beifall bekam Sunak auch für die Maßnahmen, mit denen er die Wirtschaft während der Corona-Pandemie gestützt hatte. Allerdings warfen ihm andere Mitglieder vor, er sei Premier Johnson in den Rücken gefallen und schuld an dessen Rücktritt.

Es war die erste von insgesamt zwölf solcher Wahlkampfveranstaltungen im ganzen Land. Sunak und Truss hatten in der konservativen Fraktion die meisten Stimmen erhalten, die Tory-Mitglieder entscheiden nun bis zum 5. September über den Sieger oder die Siegerin. Wer gewinnt, zieht auch in die Downing Street ein.


Welt-Aids-Konferenz startet im kanadischen Montreal

MONTREAL: Hunderte Experten, Interessierte und Betroffene wollen ab Freitag bei der Welt-Aids-Konferenz über Strategien im Kampf gegen HIV diskutieren. Nachdem die Konferenz 2020 wegen der Coronavirus-Pandemie ins Internet verlegt werden musste, findet das Treffen diesmal bis zum 2. August mit Ansprachen, Diskussions- und Fragerunden zumindest teilweise wieder vor Ort im kanadischen Montreal statt. Unter den Teilnehmern ist beispielsweise der US-Immunologe Anthony Fauci. Die 1985 erstmals durchgeführte Konferenz gilt als weltweit größtes wissenschaftliches Treffen zum Thema Aids.

Bereits im Vorfeld hatte das UN-Programm für die Bekämpfung von Aids (UNAIDS) mit einem Bericht darauf aufmerksam gemacht, dass der Kampf gegen HIV und Aids weltweit ins Stocken geraten sei. In den vergangenen beiden Jahren hätten - auch angesichts der Corona-Pandemie und anderer Krisen - deutlich weniger Mittel als zuvor zur Bekämpfung von HIV und Aids zur Verfügung gestanden. In einigen Regionen, in denen die Zahl der Neuinfektionen zuvor gesunken war, stieg sie nun wieder; Millionen von Leben seien bedroht. Auf der Welt-Aids-Konferenz wollen die Wissenschaftler nun neue Kraftanstrengungen fordern, um die Bekämpfung von HIV und Aids wieder zu verstärken.


Zwei Frankfurter Gebäude für Internationalen Hochhauspreis nominiert

FRANKFURT/MAIN: Zwei neue Hochhäuser in Deutschlands Finanzmetropole Frankfurt am Main sind für den Internationalen Hochhauspreis nominiert: Das «One» von Meurer Architekten im Europaviertel und das «Senckenberg Quartier» von Cyrus Moser Architekten neben dem gleichnamigen Museum.

Insgesamt sind 34 Hochhäuser auf vier Kontinenten in der Auswahl, wie die beteiligten Institutionen am Donnerstag in Frankfurt am Main mitteilten. Das Deutsche Architekturmuseum hat die nominierten Gebäude aus mehr als 1000 neuen Hochhäusern weltweit ausgewählt, nur vier davon stehen in Europa. Im Herbst werden die fünf Finalisten bekanntgegeben. Der Gewinner wird am 8. November 2022 in der Frankfurter Paulskirche gekürt. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert.

«Ähnlich wie bereits vor zwei Jahren konnte weltweit ein deutlicher Fertigstellungsrückgang beobachtet werden», berichteten die Juroren. «In vielen Ländern kam es aufgrund der Covid-19-Pandemie und damit verbundenen Lieferketten-Problemen und Arbeitskräftemangel zu Verzögerungen.» Die meisten neuen Hochhäuser entstanden in China.

Der Internationale Hochhauspreis wird alle zwei Jahre für ein vorbildliches Hochhaus vergeben. Bewertet werden Nachhaltigkeit, äußere Gestaltung und innere Raumqualitäten sowie städtebauliche Aspekte. Weitere Kriterien sind innovative Bautechnik und Wirtschaftlichkeit. Die Gebäude müssen mindestens 100 Meter hoch und in den vergangenen zwei Jahren fertiggestellt worden sein. Der Preis wird gemeinsam von der Stadt Frankfurt am Main, dem Deutschen Architekturmuseum und der DekaBank vergeben.


EU sichert sich bis zu 85 Millionen Dosen Grippe-Impfstoff

BRÜSSEL: Zur Vorsorge einer möglichen Grippe-Pandemie hat sich die Europäische Union bis zu 85 Millionen Dosen eines Influenza-Impfstoffs gesichert. Der Rahmenvertrag mit dem britischen Pharmaunternehmen GSK sei am Donnerstag unterzeichnet worden, sagte ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel. «Auch wenn sich eine Grippepandemie nur schwer vorhersagen lässt, ist es wichtig, Vorsorge zu treffen», teilte die Behörde mit.

Konkret geht es um den GSK-Impfstoff Adjupanrix. Zwölf Länder beteiligen sich an der gemeinsamen Anschaffung. Wie es aus der Kommission hieß, ist Deutschland unter ihnen. Im Falle einer Grippe-Pandemie könnten die zwölf Länder dann die bis zu 85 Millionen Impfstoffdosen kaufen. «Vorsorge ist entscheidend bei gesundheitlichen Notlagen. Covid-19 hat dies zweifelsfrei gezeigt», sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides.


Brexit-Kontrollen in Dover: Britische Urlauber stehen im Stau

DOVER: Wegen schärferer französischer Grenzkontrollen ist es am wichtigen südostenglischen Hafen Dover am Ärmelkanal erneut zu langen Staus gekommen. In der ersten Woche der englischen Sommerferien warteten Urlauber und Lastwagenfahrer rund zwei Stunden auf der Autobahn, um ihre Verbindungen nach Frankreich zu erreichen, wie die britische Nachrichtenagentur PA am Donnerstag meldete. Fähranbieter warnten vor einem äußerst vollen Wochenende. Kunden sollten zwei Stunden allein für Check-in und Grenzkontrollen einplanen. Die Nachfrage werde weiter in die Höhe schnellen.

Bereits am vorigen Wochenende hatte sich der Urlaubsstart von Zehntausenden Briten um mehrere Stunden verzögert. Die konservative Regierung in London wirft Frankreich vor, nicht ausreichend Grenzbeamte eingesetzt zu haben. Paris wiederum sieht sich keiner Schuld bewusst: Grund für die Staus sei der Brexit, für den sich das Vereinigte Königreich entschieden habe. Seit Großbritanniens EU-Austritt müssen britische Pässe bei der Einreise in die EU gestempelt werden - wie die von anderen Drittstaaten auch. Weil wegen der Corona-Pandemie lange Zeit keine größeren Urlaubsreisen möglich waren, sind die Auswirkungen nun das erste Mal zu spüren.


Porsche baut Geschäft in der ersten Jahreshälfte aus

STUTTGART: Der Sportwagenhersteller Porsche hat im ersten Halbjahr ungeachtet sinkender Verkäufe mehr umgesetzt und verdient. Wie die Volkswagen-Tochter am Donnerstag in Stuttgart mitteilte, stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,5 Prozent auf 17,9 Milliarden Euro.

Der operative Gewinn verbesserte sich um fast ein Viertel auf 3,48 Milliarden Euro. Die Umsatzrendite, bei der Umsatz und Gewinn miteinander in Beziehung gesetzt werden, kletterte auf 19,4 Prozent - das waren 2,5 Punkte mehr als zuvor.

Der Autobauer hatte bereits berichtet, dass von Januar bis Ende Juni rund fünf Prozent weniger Autos an Kunden ausgeliefert wurden. Neben den Einschränkungen durch den erneuten Ausbruch der Corona-Pandemie in China und anderen Märkten wirkten sich Engpässe bei Bauteilen und Probleme im Logistikbereich negativ aus.

Für das Gesamtjahr streben die Stuttgarter einen Umsatz in der Größenordnung von 38 bis 39 Milliarden Euro an. Herbert Diess soll zum 1. September die Leitung des VW-Vorstands an Porsche-Chef Oliver Blume abgeben - dieser führt die Stuttgarter Sportwagenmarke dann parallel weiter.


Nissan mit deutlichem Gewinnrückgang - Chipmangel belastet

TOKIO: Der japanische Renault-Partner Nissan hat in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres einen deutlichen Gewinnrückgang verbucht.

Wie der Konzern am Donnerstag bekanntgab, sank das Nettoergebnis bis Ende Juni um 58,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 47,1 Milliarden Yen (0,34 Mrd Euro). Die Bilanz wurde durch die andauernden Lieferengpässe bei Halbleitern, den Corona-Lockdowns in China sowie steigenden Materialkosten belastet. Der Umsatz stieg allerdings um 6,4 Prozent auf 2,14 Billionen Yen.


Iranische Polizei verbietet Gassigehen in Parks

TEHERAN: Im Iran hat die Polizei das Gassigehen mit Hunden in Parks verboten. «Bürgern ist nicht erlaubt, Hunde in Parks und Grünanlagen zu bringen», sagte Teherans Polizeichef Hussein Rahimi der Tageszeitung «Shargh» (Donnerstag) zufolge. Die Behörden begründen den Schritt damit, mehr Sicherheit in Parks zu schaffen. Iranische Tierschützer halten die Maßnahmen für überzogen. Unklar war aber, ob das Verbot tatsächlich von den Behörden durchgesetzt wird.

Haustiere werden im schiitischen Iran von einigen Teilen der Gesellschaft nicht gerne gesehen, vor allem von der streng religiösen Schicht. Hunde gelten zudem im Islam als unrein. Dennoch hat in den vergangenen Jahren der Haustiere-Trend zugenommen, vor allem im Zuge der Corona-Pandemie. Dementsprechend gibt es seit einigen Jahren auch immer mehr Tierkliniken und Tiershops.


VW-Konzern verdient besser - Corona-Probleme in China lassen nach

WOLFSBURG: Der Volkswagen-Konzern hat im ersten Halbjahr trotz der Lieferprobleme bei Mikrochips und Corona-Einschränkungen in China einen Gewinnsprung hingelegt. Die Wolfsburger konnten das Ergebnis nach Steuern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwas mehr als ein Viertel auf 10,6 Milliarden Euro steigern, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Das zweite Quartal, in dem erneute Lockdowns die Produktion und Verkäufe auf dem wichtigsten Markt in Asien ausgebremst hatten, drückte hingegen mit einem Ertragsminus von gut 22 Prozent für sich genommen auf das Geschäft. Der Absatz von Elektroautos zog aber weiter an.

Finanzvorstand Arno Antlitz sagte, Europas größte Autogruppe habe ungeachtet «beispielloser globaler Herausforderungen beachtliche finanzielle Robustheit bewiesen». Für die zweite Jahreshälfte geht VW auch von einer Entspannung der Lieferketten-Probleme aus.

«Allerdings lassen sich die konkreten Auswirkungen der Entwicklungen des Kriegs in der Ukraine oder der Covid-19-Pandemie auf das Geschäft, auf die Weltwirtschaft und das Wachstum der Branche im Geschäftsjahr 2022 weiterhin noch nicht abschließend beurteilen», schränkte Volkswagen in seinem Ausblick ein. Zum Jahresbeginn hatten vor allem die besonders profitablen Oberklasse-Marken den Konzern durch die angeschlagene globale Autokonjunktur getragen.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.