Corona-Überblick: Meldungen am Dienstag

Das Eat Out to Help Out-Programms der britischen Regierung. In den teilnehmenden Cafés und Restaurants können die Kunden unter Einhaltung des Mindestabstandes einen Rabatt von 50 % auf Lebensmittel oder alkoholfreie Geträn... Foto: epa/Neil Halle
Das Eat Out to Help Out-Programms der britischen Regierung. In den teilnehmenden Cafés und Restaurants können die Kunden unter Einhaltung des Mindestabstandes einen Rabatt von 50 % auf Lebensmittel oder alkoholfreie Geträn... Foto: epa/Neil Halle

Unicef: 168 Millionen Kinder seit fast einem Jahr nicht beschult

NEW YORK: Seit fast einem Jahr sind nach Angaben von Unicef mehr als 168 Millionen Kinder weltweit wegen Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie vom Schulunterricht ausgeschlossen. 214 Millionen Kinder hätten mehr als drei Viertel ihres Unterrichts verpasst, berichtete das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen am Mittwoch. Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore sprach von einer «katastrophalen Bildungskrise» wegen des weltweiten Lockdowns.

Dem Bericht zufolge haben sich 14 Länder von März 2020 bis Februar 2021 weitgehend im Lockdown befunden. Zwei Drittel dieser Länder gehören zu Lateinamerika und der Karibik und zählen gemeinsam fast 98 Millionen Schulkinder.

In Schulen würden Kinder sich mit Gleichaltrigen austauschen, Unterstützung erhalten, Zugang zu Gesundheitsdiensten und Impfungen sowie eine Mahlzeit bekommen. Die am stärksten Gefährdeten und die Kinder ohne Zugang zu Distanzunterricht sind laut Unicef einem erhöhten Risiko ausgesetzt, nie in die Schule zurückzukehren und zu Kinderehen oder Kinderarbeit gezwungen zu werden. «Die am meisten benachteiligten Kinder zahlen den höchsten Preis», sagte Fore. «Wir dürfen nichts unversucht lassen, um die Schulen offen zu halten oder ihrer raschen Wiedereröffnung Priorität einzuräumen.»

Auf die Bildungskrise will Unicef mit der Installation «Pandemic Classroom» aufmerksam machen: Das Modell-Klassenzimmer zeigt 168 leere Schreibtische - einen Schreibtisch für je eine Million Kinder, deren Schulen seit einem Jahr fast vollständig geschlossen sind.


Impfstoffverteilung: Vereinte Nationen feiern Meilenstein

GENF: Die internationale Covax-Initiative zur Verteilung von Corona-Impfstoff in aller Welt kommt in Fahrt. Nach den ersten Auslieferungen sind Impfprogramme in Ghana und Elfenbeinküste gestartet, und eine erste Lieferungen ging auch nach Kolumbien. Die Vereinten Nationen feierten dies am Dienstag als Meilenstein von historischem Ausmaß.

Bis Ende Mai sollen 237 Millionen Dosen des Astrazeneca-Impfstoffs an 142 Länder verteilt werden, sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus, Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Zudem werden bis Ende März 1,2 Millionen Dosen des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs ausgeliefert. Covax könne in diesem Jahr womöglich 500 Millionen mehr Impfdosen einkaufen und verteilen als geplant, insgesamt 1,8 Milliarden, sagte Seth Berkley, Chef der Impfallianz GAVI.

Covax ist ein UN-Programm, das allen Ländern der Welt zügig Zugang zu Corona-Impfstoffen verschaffen soll. Die Abkürzung steht für «Covid-19 Vaccines Global Access» (Globaler Zugang für Impfstoffe gegen Covid-19). Covax fördert zum einen viele Impfstoffkandidaten. So teilen sich die rund 170 teilnehmenden Länder das Risiko, in eine Firma zu investieren, deren Impfstoff scheitert. Zum anderen beschafft sie durch Großbestellungen Impfstoffe zu günstigen Preisen. Die reicheren Länder verzichten aber meist auf ihre Zuteilung, weil sie sich bilateral oder wie in der EU über Staatenverbünde Impfdosen gesichert haben.

Berkley bedankte sich namentlich bei Bundeskanzlerin Angela Merkel, die «seit vielen Jahren ein Champion solcher Aktivitäten ist». Deutschland hat für dieses Jahr 1,5 Milliarden Euro für die UN-Aktivitäten zur Förderung von Corona-Tests, -Impfstoffen und -Medikamenten zugesagt, wie die parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Maria Flachsbarth, sagte. Mit den Beiträgen des vergangenen Jahres belaufe sich die Summe auf 2,2 Milliarden Euro. Damit ist Deutschland einer der größten Zahler.


Biden: Lehrer und Kinderbetreuer sollen bis Ende März geimpft werden

WASHINGTON: In den USA sollen alle Lehrkräfte und Erzieher bis Ende des Monats mindestens die erste Dosis eines Corona-Impfstoffs erhalten. Dies sei ein wichtiger Schritt zur Wiederaufnahme des normalen Schulbetriebs, sagte Biden am Dienstag im Weißen Haus. Er werde die Bundesstaaten anweisen, Mitarbeiter an Schulen und Erzieher bei den Impfungen zu bevorzugen, wo dies noch nicht geschehe.

«Wir wollen, dass jeder Pädagoge, Schulmitarbeiter und Kinderbetreuer mindestens eine Impfung bis Ende des Monats März erhält», sagte Biden. Man müsse den Schulbetrieb als einen unverzichtbaren Dienst behandeln, denn das sei er. «Es ist eine landesweite Notwendigkeit, dass wir unsere Kinder sicher und so bald wie möglich zurück in die Klassenzimmer bringen», sagte Biden.

Bidens Ankündigung folgt auf eine Ausweitung der Impfstoffproduktion. Ein drittes Präparat, die Impfung von Johnson & Johnson, erhielt am Wochenende die Notfallzulassung für die USA. Zudem erklärte sich der US-Pharmakonzern Merck bereit, zusätzliche Dosen des Impfstoffs des Rivalen Johnson & Johnson herzustellen.


US-Pharmakonzern Merck produziert Impfstoff für Johnson & Johnson

WASHINGTON: Der US-Pharmakonzern Merck wird den von seinem Mitbewerber Johnson & Johnson entwickelten Corona-Impfstoff produzieren, der am Wochenende eine Notfallzulassung erhalten hatte. Die US-Regierung werde die Kooperation mit Blick auf die nötige Ausstattung von Mercks Produktionsstätten und logistischer Hilfe unterstützen, sagte die Sprecherin von Präsident Joe Biden, Jen Psaki, am Dienstag. Der erfahrene Impfstoffhersteller Merck hat bislang keinen eigenen Impfstoff gegen das Coronavirus im Programm.

Die Kooperation der beiden Rivalen werde die Verfügbarkeit der Corona-Impfstoffe in den USA weiter erhöhen, sagte Psaki. Zunächst blieb allerdings unklar, wie viel Dosen Merck in welchen Zeitraum produzieren soll. Biden und das Gesundheitsministerium wollten sich am Dienstagnachmittag (Ortszeit) zu Details der Kooperation äußern.

Johnson & Johnson hat bislang einen Vertrag mit der US-Regierung zur Lieferung von 100 Millionen Dosen des Impfstoffs geschlossen. Der gesamte Impfstoff soll noch vor Ende des ersten Halbjahres geliefert werden. Der Impfstoff entfaltet seine volle Wirkung schon nach Verabreichung einer Dosis und muss - anders als die übrigen genutzten Impfstoffe - nicht zweimal gespritzt werden. In den USA werden sonst bisher nur die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna gespritzt.

Die Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA hatte am Samstag eine Notfallzulassung für das Präparat von Johnson & Johnson erteilt. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) will am 11. März über die Empfehlung des Impfstoffes entscheiden. Die EU-Kommission hat von Johnson & Johnson Impfdosen für 200 Millionen Menschen bestellt.

Die US-Regierung hat sich von den Herstellern Biontech/Pfizer und Moderna jeweils die Lieferung von 300 Millionen Dosen bis Ende Juli gesichert. Die Regierung hält es damit für gesichert, bis dahin genügend Impfstoff für alle Erwachsenen in den USA zu haben.


Salzburg führt Ausreise-Beschränkung für zwei Gemeinden ein

SALZBURG: Das österreichische Bundesland Salzburg führt für zwei Gemeinden eine Corona-Testpflicht bei der Ausreise ein. Die Maßnahme zur Eindämmung hoher Infektionszahlen gilt ab Freitag für Radstadt und Bad Hofgastein, wie die Landesregierung am Dienstag mitteilte. In den kommenden zwei Wochen müssen Jugendliche und Erwachsene einen negativen Test vorweisen, wenn sie diese Orte verlassen wollen.

In Bad Hofgastein und Radstadt wurden in den vergangenen sieben Tagen jeweils 71 und 57 Infektionen entdeckt. Die Wochen-Inzidenz von positiven Tests pro 100.000 Einwohnern liegt bei 1042 beziehungsweise 1168 - ein Vielfaches des gesamtösterreichischen Wertes von rund 160. «Wir müssen jetzt reagieren, denn die Corona-Neuinfektionen in den beiden Gemeinden gehen durch die Decke», sagte Salzburgs Landeschef Wilfried Haslauer in einer Stellungnahme. Im Februar hatte das Bundesland Tirol ähnliche Maßnahmen eingeführt.


Biden verspricht Impfstoff für alle Erwachsenen bis Ende Mai

WASHINGTON: Die USA werden nach Worten von US-Präsident Joe Biden bereits «bis Ende Mai» genügend Impfstoff für alle Erwachsenen im Land haben. Bislang hatte Biden das Erreichen dieses Meilensteins bis Ende Juli angestrebt. Die jüngste Zulassung eines dritten Impfstoffs und die Bemühungen der Regierung, die Produktion der Präparate anzukurbeln, ermöglichten es, das Ziel noch schneller zu erreichen, sagte Biden am Dienstag im Weißen Haus.

Die Lebens- und Arzneimittelbehörde der USA (FDA) hatte am Samstag eine Notfallzulassung für das Präparat von Johnson & Johnson erteilt. Der Konzern hat einen Vertrag mit der US-Regierung zur Lieferung von 100 Millionen Dosen des Impfstoffs bis Ende Juni geschlossen. Der Impfstoff soll nun auch vom konkurrierenden Pharmakonzern Merck produziert werden, wie die Regierung am Dienstag ankündigte.

Die US-Regierung bekommt bis spätestens Ende Juli von den zwei Herstellern der bereits zuvor genehmigten Impfstoffe, Biontech/Pfizer und Moderna, jeweils 300 Millionen Dosen. Bei den Impfungen sind je zwei Dosen nötig; die Menge allein wäre also ausreichend, um alle rund 260 Millionen Erwachsenen im Land zu versorgen. Der Impfstoff von Johnson & Johnson ist bereits nach einer Spritze wirksam. Die Impfstoffe sind bislang nur für Erwachsene zugelassen.


WHO meldet Covid-Anstieg um 7 Prozent nach wochenlangem Rückgang

GENF: In einer Trendwende hat die Zahl der neuen Fälle von Covid-19 vorige Woche weltweit um sieben Prozent zugenommen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte am Dienstagabend in Genf Zahlen zum ersten Anstieg nach sechs Wochen Rückgang. Demnach wurden in der letzten Februarwoche 2,6 Millionen Fälle an die UN-Behörde in Genf gemeldet.

Diese Entwicklung könnte mit der Ausbreitung von ansteckenderen Virus-Varianten zu tun haben, schrieb die WHO in einem Bericht. Als weitere mögliche Gründe nannte sie die Lockerung von Gesundheitsmaßnahmen und Corona-Müdigkeit.

Den stärksten Anstieg im Wochenvergleich gab es im Nahen und Mittleren Osten (14 Prozent) gefolgt von Südostasien (9 Prozent), Europa (9 Prozent) und dem amerikanischen Kontinent (6 Prozent). Aus Afrika wurden dagegen um fast ein Viertel weniger Fälle als in der Vorwoche gemeldet. In der Westpazifischen Region mit Ostasien und Australien gingen die Zahlen leicht zurück.

Die WHO betonte, dass Corona-Impfungen erst nach Wochen immun machen. Bis zu einer breiteren Schutzwirkung für ganze Bevölkerungsgruppen werde es noch länger dauern. Deshalb müsse weiter auf Tests, Kontaktverfolgung, Abstand, Masken und Hygiene gesetzt werden.


EU-Arzneimittelbehörde entscheidet am 11. März über Johnson-Impfstoff

AMSTERDAM: Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) will am 11. März über die Empfehlung des Impfstoffes des US-Herstellers Johnson&Johnson entscheiden. Der zuständige Ausschuss für Humanmedizin werde dann zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommen, teilte die EMA am Dienstag in Amsterdam mit. Es wird erwartet, dass die Experten grünes Licht für die Zulassung in der EU geben. Formal muss dann noch die EU-Kommission zustimmen - das könnte noch am selben Tag geschehen.

Die Daten der Studien und Versuche des Unternehmens werden bereits von den EMA-Experten im laufenden Verfahren geprüft. Bisher sind in der EU drei Impfstoffe gegen das Coronavirus auf dem Markt. In den USA war der Wirkstoff am Wochenende zugelassen worden. Er ist von der J&J-Tochter Janssen in den Niederlanden entwickelt worden. Anders als bei den bisherigen Präparaten ist bei diesem Impfstoff nur eine Dosis erforderlich.


Britischer Finanzminister legt Haushalt vor

LONDON: Unter dem Eindruck der Corona-Pandemie stellt der britische Finanzminister Rishi Sunak am Mittwoch (13.30 Uhr MEZ) im Parlament seinen Haushaltsplan vor. Dabei stehen zusätzliche 1,65 Milliarden Pfund (1,91 Mrd Euro) für das Impfprogramm bereit. Erwartet werden zudem zahlreiche Maßnahmen, um Unternehmen, die Gastronomie und Kulturinstitutionen nach dem bereits dritten Corona-Lockdown zu unterstützen.

So sollen fünf Milliarden Pfund als Direkthilfe für Läden, Pubs und Dienstleister wie Fitnessstudios und Friseure bereitstehen. Das «Furlough»-Programm, das der deutschen Kurzarbeit nachempfunden ist, soll noch einmal verlängert werden, ebenso die Aussetzung der Stempelsteuer - ähnlich der Grunderwerbsteuer - für die ersten 500.000 Pfund (567.000 Euro) bei Immobilienkäufen.

Der Sport soll ebenfalls profitieren: Allein für Cricket sind 300 Millionen Pfund vorgesehen, aber auch Tennis, Pferderennen und Rugby sollen bedacht werden. Geld steht auch für die Bewerbung um die Fußball-WM 2030 bereit. Im Gegenzug wird mit Steuererhöhungen in den kommenden Jahren gerechnet, etwa mit einer stufenweisen Steigerung der Unternehmensteuer von 19 auf 25 Prozent, aber auch für Privatleute.

Im November war Finanzminister Sunak für das Finanzjahr 2021/22 von 55 Milliarden Pfund Kosten wegen der Corona-Pandemie ausgegangen. Das Steuerjahr endet in Großbritannien am 5. April.


Deutschland bekommt von der EU Aufbauhilfe für digitale Verwaltung

BRÜSSEL: Deutschland erhält zur Digitalisierung seiner Verwaltung Aufbauhilfe der Europäischen Union. Unterstützt werden nach Angaben der EU-Kommission vom Dienstag dieses Jahr drei Vorhaben: die Digitalisierung der Finanzaufsicht, die Stärkung digitaler Kompetenzen in der Verwaltung und die Digitalisierung von Bürgerdienstleistungen.

Sie gehören zu einem Programm namens «Instrument für technische Unterstützung», um Reformen in den 27 Staaten voranzubringen. Dafür gibt die EU nach Angaben der Kommission dieses Jahr 102,6 Millionen Euro aus. Die EU-Hilfe besteht aber nicht aus Geld, sondern auch aus Fachwissen, das die Kommission den Regierungen zur Verfügung stellt. Die Umsetzung der Reformen muss dann selbst oder aus anderen EU-Töpfen finanziert werden.

Insgesamt wurden für die «technische Unterstützung» dieses Jahr 226 Projekte ausgewählt. Viele kleine oder neue EU-Staaten haben mehr Vorhaben im Rennen als Deutschland. Zum Beispiel sind es elf in Lettland, zehn in Ungarn und sieben in Bulgarien.

«Wir brauchen eine effiziente öffentliche Verwaltung», sagte die zuständige EU-Kommissarin Elisa Ferreira. «Wir brauchen die Verwaltung, um der Erholung den Weg zu ebnen.» Die technische Unterstützung soll auch helfen, die Corona-Aufbaupläne der 27 Staaten auszuarbeiten und das Geld aus dem milliardenschweren Corona-Hilfsfonds optimal einzusetzen.


Ungeklärte Corona-Fälle: Isle of Man geht wieder in Lockdown

DOUGLAS: Wegen ungeklärter Corona-Fälle gilt auf der britischen Insel Isle of Man von diesem Mittwoch an wieder ein Lockdown. Schulen sowie nicht lebensnotwendige Geschäfte und Dienstleister müssten schließen, Pubs und Restaurants dürften nur noch Takeaway-Mahlzeiten anbieten, teilte die Regierung des Kronbesitzes in der Irischen See am Dienstag mit. Es gelten wieder Abstandsregeln und Maskenpflicht. Die Maßnahmen würden zunächst für drei Wochen in Kraft gesetzt und ständig überprüft. Auf der Insel mit etwa 85.000 Einwohnern waren am 1. Februar alle Corona-Maßnahmen beendet worden.

Etwa 40 aktuelle Corona-Fälle seien auf eine infizierte Fährbesatzung zurückzuführen, berichtete die BBC. Seit Freitag seien aber mindestens fünf Fälle aufgetaucht, die nicht mit der Fähre in Verbindung stünden. Dieser Ausbruch müsse nun unter Kontrolle gebracht werden, hieß es zur Begründung für den Lockdown. Auf der Insel zwischen Großbritannien und Nordirland gelten strenge Einreiseregeln.


Lockdown : Polizei kontrolliert Zehntausende Fahrer

PRAG: Nach Kontrollen des neuen verschärften Corona-Lockdowns in Tschechien hat die Polizei eine überwiegend positive Bilanz gezogen. Die meisten Menschen hätten die nötigen Papiere dabei und zeigten Verständnis für die Maßnahmen, teilte ein Sprecher am Dienstag mit. Man habe innerhalb von 24 Stunden mehr als 53.000 Fahrzeuge angehalten und nur in 1527 Fällen die Weiterfahrt untersagen müssen.

Die Bürger dürfen ihren Bezirk seit Montag nur noch in Ausnahmefällen verlassen. Erlaubt bleiben Wege zur Arbeit, zum Arzt und zu Behördengängen, wenn entsprechende Nachweise erbracht werden. Diese strikten Regeln sollen zunächst für drei Wochen gelten. Insgesamt beteiligen sich mehr als 30.000 Einsatzkräfte von Polizei, Armee und Zoll an den landesweiten Kontrollen.

Für Kritik in den sozialen Medien sorgt, dass alle Dokumente auf Papier ausgedruckt sein müssen. Die Polizei sei wohl noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen, hieß es in einem Online-Kommentar. «Nur dumm, dass die Papiergeschäfte geschlossen sind», merkte ein anderer Internet-Nutzer an.

Tschechien mit seinen rund 10,7 Millionen Einwohner leidet aktuell besonders stark unter der Corona-Krise. Mehr als 7700 Patienten sind im Krankenhaus in Behandlung. Seit Beginn der Pandemie gab es mehr als 1,2 Millionen bestätigte Infektionen und mehr als 20.700 Todesfälle. Binnen sieben Tagen steckten sich nach dpa-Berechnungen rund 780 Menschen je 100.000 Einwohner mit dem Virus an.


Mallorcas Gastwirte empfangen nach sieben Wochen wieder Gäste

PALMA: Nach einer siebenwöchigen Corona-Zwangsschließung haben die Gastwirte auf Mallorca erstmals wieder Gäste empfangen. In Folge einer deutlichen Verbesserung der Pandemie-Lage auf der spanischen Urlaubsinsel dürfen sie seit Dienstag wieder öffnen - vorerst allerdings nur die Außenbereiche. Spätestens um 17 Uhr müssen alle Restaurants, Cafés und Kneipen wieder schließen. Zudem dürfen vorerst lediglich höchstens 50 Prozent der Tische draußen aufgestellt werden - bei einer Besetzung von maximal je vier Personen aus höchstens zwei verschiedenen Haushalten.

Diese erste Etappe der Lockerung des strengen Lockdowns gilt nach einem Beschluss der Regionalregierung der Balearen zunächst für zwei Wochen auf Mallorca und auch auf Formentera. Auf Menorca dürfen die Gastwirte seit Dienstag unter strengen Auflagen auch wieder innen öffnen, weil dort die Infektionszahlen noch niedriger sind. Auf Ibiza, wo die Lage derzeit weniger gut ist als auf den Nachbarinseln, bleiben alle Gastronomiebetriebe weiter geschlossen.

Im Rahmen der vorsichtigen Lockerungen darf man auf Mallorca zudem wieder Verwandte und Freunden treffen. In den vergangenen Wochen waren Treffen mit haushaltsfremden Personen sowohl in Innenräumen als auch im Freien verboten. In einer erste Etappe sind private Treffen von maximal sechs Personen aus höchstens zwei Haushalten erlaubt. Es gibt auch Lockerungen für den Einzelhandel. Die nächtliche Ausgehsperre zwischen 22 und sechs Uhr bleibt derweil in Kraft.

Die Corona-Lage auf des Deutschen liebster Urlaubs-Insel Mallorca und auf den anderen Balearen verbessert sich seit Wochen rapide. Mit gut 31 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen gehört die «Autonome Gemeinschaft», die im Dezember und Januar lange die schlimmsten Zahlen ganz Spaniens hatten, inzwischen zu den Regionen des Landes mit den besten Werten. Die Balearen haben aktuell auch deutlich bessere Zahlen als alle deutschen Bundesländer. Nach Angaben des Robert Koch Instituts lag die Sieben-Tage-Inzidenz zum Beispiel in Hamburg bei 74, in Berlin bei 63 und in Bayern bei 66. «Spitzenreiter» ist Thüringen mit 125.


Intensivbetten fast komplett belegt - Athener Krankenhäuser am Limit

ATHEN: Die rund 400 Intensivbetten im Großraum Athen sind zu 93 Prozent belegt. Demnach stehen für die rund vier Millionen Einwohner nur noch 26 freie Betten zur Verfügung, wie der Nachrichtensender Skai am Dienstag berichtete. Zum Vergleich: Im einwohnermäßig nur etwas kleineren Berlin gibt es laut der Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) 1148 Intensivbetten, von denen 1008 belegt sind.

Der Großraum Athen und viele andere Gegenden in Griechenland befinden sich seit Wochen in einem harten Lockdown, der jedoch die Zahl der Neuinfektionen nicht so stark gesenkt hat wie erhofft. Dass der Lockdown am Wochenende aufgehoben wird, ist deshalb nach Aussagen von Regierungschef Kyriakos Mitsotakis ziemlich unwahrscheinlich. Vielmehr dürften die Maßnahmen voraussichtlich am Freitag beim Treffen des Corona-Krisenstabs der Regierung noch bis Mitte März verlängert werden, spekulierten griechische Medien. Am Montag hatte die Gesundheitsbehörde landesweit 1176 Neuinfektionen gemeldet.

Derweil wollen sich immer mehr Griechen gegen Corona impfen lassen. Nach einer aktuellen Umfrage des Senders Skai sind 80 Prozent der Bürger dazu bereit. Nur 18 Prozent äußern Bedenken oder lehnen eine Impfung ganz ab. Bei einer ähnlichen Umfrage im November 2020 hatten noch 30 Prozent geantwortet, keine Impfung machen lassen zu wollen.

Bisher wurden nach Regierungsangaben in Griechenland gut 920.000 Menschen geimpft. Das sind etwa 8,5 Prozent der Bevölkerung. Nach offiziellen Zahlen starben an oder mit dem Virus bislang mehr als 6534 Menschen.


Gesundheitsrat fordert Ausgangssperre

BRASÍLIA: Die Gesundheitsbeauftragten der brasilianischen Bundesstaaten fordern eine Ausgangssperre, um die rasante Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen. «Der Nationale Rat der Gesundheitsbeauftragten (CONASS) spricht sich für die sofortige Verabschiedung von Maßnahmen aus, um den drohenden Zusammenbruch der öffentlichen und privaten Gesundheitssysteme zu vermeiden», hieß es in einem «Brief an die brasilianische Nation», den der CONASS am Montag auf seiner Webseite veröffentlichte. Zu den geforderten Maßnahmen gehören die Aussetzung des Präsenzunterrichts und eine landesweite Ausgangssperre von 20 bis 6 Uhr sowie an den Wochenenden.

Brasilien ist eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder. Die Impfungen gegen das Coronavirus begannen dort erst im Januar. Bislang haben sich im größten Land Lateinamerikas fast 10,6 Millionen Menschen nachweislich mit dem Krankheitserreger infiziert - nur in den USA und in Indien sind die Zahlen noch höher. Am Donnerstag, ein Jahr nach dem ersten registrierten Corona-Fall in Brasilien, überschritt das Land die Marke von 250.000 Toten in Verbindung mit Covid-19.

Präsident Jair Bolsonaro hatte das Coronavirus von Anfang an verharmlost, Einschränkungen lehnte er aus wirtschaftlichen Gründen ab. Mittlerweile zieht der rechtspopulistische Politiker auch den Sinn von Corona-Impfungen grundsätzlich in Zweifel. Als vermeintlichen Beleg für seine Thesen führte Bolsonaro zuletzt auch eine deutsche Umfrage an, die er als Studie bezeichnete und als Argument gegen das Tragen von Schutzmasken herhalten sollte.

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