Bolsonaro-Anhänger demonstrieren gegen E-Wahlsystem

Bolsonaro-Anhänger gehen in Brasilien auf die Straße, um die elektronische Stimmabgabe abzulehnen. Foto: epa/Andre Coelho
Bolsonaro-Anhänger gehen in Brasilien auf die Straße, um die elektronische Stimmabgabe abzulehnen. Foto: epa/Andre Coelho

RIO DE JANEIRO: Anhänger von Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro sind zur Unterstützung des rechten Staatschefs landesweit auf die Straße gegangen. Vom Morgen an, etwa am Strand von Copacabana, forderten sie wie Bolsonaro Papier-basierte Wahlen, wie das brasilianische Nachrichtenportal «G1» berichtete. Auch in anderen Städten, etwa Brasília, trugen Bolsonaro-Unterstützer Schilder mit der Aufschrift «Demokratische Wahl» oder «Ausgedruckte Stimme».

Der Präsident selbst zog in der Hauptstadt zum wiederholten Mal das brasilianische Wahlsystem und die Präsidentschaftswahlen 2022 in Zweifel. «Ihr seid hier, weil ihr nicht nur die Garantie unserer Freiheit, sondern auch eine Möglichkeit sucht, dass wir im nächsten Jahr saubere und demokratische Wahlen haben», sagte Bolsonaro. «Ohne saubere und demokratische Wahlen wird es keine Wahlen geben.»

Das Wahlsystem in Brasilien, einem Land mit 210 Millionen Einwohnern und einer Fläche 24 Mal so groß wie Deutschland, ist seit 2000 vollständig elektronisch. Bereits im Wahlkampf 2018 verbreitete Bolsonaro Bedenken vor dem elektronischen System und warnte vor möglicher Manipulation. Er fordert, dass es auch einen Ausdruck von der Stimmabgabe gibt.

Beobachter werten die jüngste Wiederaufnahme des Diskurses unter anderem als Versuch Bolsonaros, seine radikale Basis zu mobilisieren, nachdem der Präsident vergangene Woche in Ciro Nogueira einen Politiker des «Centrão», einer Ansammlung kleiner und kleinster Parteien, die Ämter und Posten gegen Unterstützung tauschen, als Brasiliens Stabschef nominiert hatte.

Die Zustimmung zu Bolsonaros Amtsführung ist im Laufe der Corona-Pandemie immer mehr gesunken. Anfang Juli lehnten 51 Prozent der Befragten die Politik des Präsidenten in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Datafolha ab. Das war das schlechteste Ergebnis seit Bolsonaros Amtsantritt 2019.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder
Frank Matthias 02.08.21 15:40
Lebenszeit
Solche begnadeten Präsidenten müssen das Wahlrecht so ändern, dass sie auf Lebenszeit gewählt werden.
Alle "großen Präsidenten" machen das so.
Oppositionsparteien stören nur und alle 4-/ 5 Jahre wählen ? Vertane Zeit.
Es lebe das lebenslange Präsidententum und das Einparteien System.

Ingo Kerp 02.08.21 12:30
Ja, so ist das. Nicht nur der Wahlleugner Trump betrügt sein Volk, der "kleine Trump" Bolsonaro bereitet sein Volk auch schon auf einem "Wahlbetrug" vor. Wie man sieht, gibt es für dieses Unterfangen auch bereits genügend Unterstützer auf der Straße. Phänomenal.