Bitcoin-Höhenflug geht weiter

Kurs steigt über 10.000 Dollar

Foto: epa/Maxim Shipenkov
Foto: epa/Maxim Shipenkov

FRANKFURT/MAIN (dpa) - Ein Phänomen wiederholt sich: Der Wert der Kryptowährung Bitcoin steigt in kurzer Zeit rasant. Was damals folgte, war der Absturz. Die Bundesbank ist wegen einer anderen Digitalwährung besorgt.

Getrieben von den Facebook-Plänen einer eigenen Digitalwährung setzen die meisten Kryptowährungen ihre jüngste Rally fort. Der Bitcoin, die älteste und bekannteste Digitalwährung, übersprang am Samstag erstmals seit März 2018 wieder die Marke von 11.000 US-Dollar. Erst wenige Stunden zuvor war der Preis über 10.000 Dollar gestiegen, später ging er wieder zurück. Am Sonntag pendelte der Bitcoin-Kurs um etwa 10.600 Dollar.

Einige Experten warnen nach dem jüngsten Höhenflug vor den zunehmenden Gefahren eines Kursabsturzes. Die Deutsche Bundesbank sieht Risiken in einer digitalen Währung, wie sie das soziale Netzwerk Facebook sie mit dem Libra einführen will.

In einem Marktkommentar zu Bitcoin schrieb Timo Emden vom Analysehaus Emden Research: «Angesichts einer derart dynamischen Rückeroberung des fünfstelligen Preisniveaus, dürfte der Krypto-Taler nicht nur Spekulanten anlocken, sondern zusehends auch institutionelle Adressen auf den Plan rufen.» Ein nicht unbedeutender Teil der Anleger habe «schlichtweg Angst, etwas zu verpassen. Die Hausse nährt die Hausse.»

Emden warnte vor übertriebener Euphorie, viele Anleger blendeten derzeit die Risiken aus. «Die Kursrally scheint die Sinne zu vernebeln. Die aktuellen Preisfantasien der Marktteilnehmer sorgen für hohe Volatilität am Markt. Gewinnmitnahmen und daraus resultierende kräftige Rücksetzer sind jederzeit möglich.»

Im Windschatten des Bitcoin-Höhenflugs legten auch andere Kryptowährungen wie Ether oder Bitcoin Cash weiter zu. Der Gesamtwert aller rund 2.270 Kryptowährungen betrug zuletzt rund 330 Milliarden Dollar und damit zirka zehn Prozent mehr als am Freitagabend. Das ist zudem etwa dreimal so viel wie Mitte Dezember 2018, aber immer noch fast eine halbe Billion Dollar weniger als zu Spitzenzeiten Ende 2017. «Das Mainstream-Interesse an Kryptowährungen ist derzeit riesig», so Emden.

Die Situation erinnere ein wenig an den Sommer und Herbst 2017 als der Bitcoin eine Tausender-Marke nach der nächsten übersprungen hatte und innerhalb weniger Monate von 2000 bis auf 20.000 Dollar stieg. «Anleger haben derzeit ein Déjà-vu-Erlebnis. Es scheint, als würde sich die Geschichte wiederholen», sagte Emden. «Nach dem Sprung über 10.000 Dollar fließt nun das 'große Geld' in den Markt, welches den Kurs schnell in noch höhere Dimensionen hieven könnte. Auf der Gegenseite drohen nun spektakuläre Abstürze.»

Der Bitcoin profitiert zusammen mit anderen Kryptowährungen vor allem vom zunehmenden Interesse großer Investoren und Unternehmen an Digitalwährungen. Hinzu kommt das große Potenzial, das gegenwärtig in der der von Facebook für kommendes Jahr geplanten Kryptowährung namens Libra gesehen wird. Die Unterschiede von Bitcoin und Libra sind allerdings groß. Die Analysten der BayernLB etwa sind der Ansicht, dass Libra im Grunde keine neue Kryptowährung ist, sondern einem Zahlungssystem wie Paypal näher kommt.

Die Bundesbank zeigte sich wegen Libra besorgt. «Wir sollten verhindern, dass im Geldsystem der Wilde Westen zurückkehrt», sagte Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Es sei eine Errungenschaft, dass unabhängige Notenbanken für stabiles und sicheres Geld sorgten. «Dieses System, das großes Vertrauen genießt, müssen wir bewahren. Daher sollten wir ganz besonders auf die Risiken schauen. Zum Beispiel dürfen solche Plattformen nicht ein neuer Marktplatz werden, um Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung zu tätigen», sagte Wuermeling. Die Finanzminister der G7-Staaten und die Notenbanker müssten sich schnell auf einen Weg verständigen, um solchen Risiken vorzubeugen.

Trotz der verschiedenen Konzepte profitieren auch bestehende Digitalwährungen von den Plänen Facebooks - seitdem stieg der Bitcoin-Kurs um rund ein Viertel. Seit dem Zwischentief im Dezember verteuerte sich der Bitcoin sogar um etwas mehr als 250 Prozent. Das Ende 2017 erreichte Rekordhoch von rund 20.000 Dollar liegt jedoch deutlich höher. Der heftige Absturz, der darauf folgte, war unter anderem auf Regulierungsbestreben vieler Länder zurückzuführen.

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