Schweden exportieren ihr «Geschäftsmodell» nach Dänemark

Bandengewalt 

Dänemarks Justizminister Peter Hummelgaard (r) und der Chef der dänischen Polizei Thorkild Fogde sprechen zu den Medien nach einem Treffen über den anhaltenden Bandenkonflikt im Land. Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix/ap/dpa
Dänemarks Justizminister Peter Hummelgaard (r) und der Chef der dänischen Polizei Thorkild Fogde sprechen zu den Medien nach einem Treffen über den anhaltenden Bandenkonflikt im Land. Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix/ap/dpa

KOPENHAGEN: In Skandinaviens Gangsterwelt gibt es einen beunruhigenden Trend. Schwedische Teenager werden nach Dänemark geschickt, um dort für Banden Aufträge zu erledigen. Was hat es mit dem Phänomen auf sich?

Schüsse fallen in dem belebten Kopenhagener Viertel Nørrebro. Im 80 Kilometer von der deutschen Grenze entfernten Kolding wird einem Mann ins Bein geschossen. An einem Montagnachmittag wird ein junger Mann in einem Juweliergeschäft angeschossen. Eine Handgranate explodiert in einem Kiosk. All das ist kürzlich innerhalb von einer Woche in Dänemark passiert. Die mutmaßlichen Täter: junge Schweden, manche von ihnen erst 16 Jahre alt.

Der dänische Justizminister Peter Hummelgaard nannte die schwedischen Teenager «Kindersoldaten», die von dänischen Kriminellen angeheuert würden, um für sie Verbrechen zu begehen. Nach der jüngsten Gewaltwelle, die aus Schweden herüberzuschwappen scheint, verschärfte Dänemark die Kontrollen an der Grenze zum skandinavischen Nachbarland und schickte dänische Polizisten nach Schweden.

Minister warnt vor «schwedischen Zuständen» in Dänemark

In einem Interview mit dem Fernsehsender DR sagte Justizminister Hummelgaard, er verwende all seine Zeit darauf, «schwedische Zustände» in Dänemark zu verhindern. Damit spielte er auf die seit Jahrzehnten in Schweden wütende Bandengewalt an, deren Täter und Opfer zunehmend Minderjährige sind, manche von ihnen 14 Jahre und jünger.

Manne Gerell, Kriminologe an der Universität Malmö in Südschweden erklärt, dass die schwedischen Gangs ihre Wurzeln in benachteiligten Wohngegenden mit einem hohen Anteil an Anwohnern mit Migrationshintergrund haben. «Am Anfang war es einfach Jugendkriminalität. Aber dann wurden diese Jugendlichen erwachsen, begannen strategischer vorzugehen und stärkere kriminelle Netzwerke aufzubauen», sagt Gerell der Deutschen Presse-Agentur. Im Laufe einiger Jahrzehnte habe sich daraus in Schweden ein riesiges Gewaltproblem entwickelt.

Dänische Gangster kaufen Dienstleistung bei schwedischen Kollegen

Dass schwedische Banden auch in Dänemark tätig sind, sei nichts Neues, meint der Kriminologe. Was ihm zufolge aber neu ist, ist die Vorgehensweise. Wenn schwedische Kriminelle zuvor in Dänemark Anschläge verübten, habe es sich meist um Konflikte zwischen verfeindeten Banden gehandelt. Bei der neuen Entwicklung - schwedische Jugendliche greifen Dänen an - handele es sich um eine Art Dienstleistung, die dänische Gangster bei ihren schwedischen Kollegen kaufen würden, erklärte Gerell.

In Schweden hat sich laut Gerell ein Geschäftsmodell entwickelt, bei dem sich Kriminelle für einzelne Projekte zusammentun: «Meistens gibt es einen Projektmanager, der einen Auftrag annimmt. «Wir legen eine Bombe da hin» oder «Wir erschießen diese Person.» Dann organisieren sie ein bis zwei Schützen. Sie organisieren jemanden, der Pistolen besorgen kann und jemanden, der die Schützen zum Tatort fährt. Und wenn sie fertig sind, existiert die Gruppe nicht mehr.» Dieses Geschäftsmodell sollen die schwedischen Gangster jetzt nach Dänemark exportiert haben.

Dass die kriminellen Teamleiter für ihre Aufgaben schwedische Teenager rekrutieren, hat einen einfachen Grund: «Sie sind billig und entbehrlich», sagt Gerell. Für die Bandenbosse hätten sie keinen Wert. Es sei ihnen egal, wenn die Jugendlichen festgenommen würden, meint der Kriminologe. Und es gebe in Schweden viele junge Menschen, die für solche Aufgaben zu haben seien. Den meisten Jugendlichen gehe es dabei entweder um Status, Geld oder um das Gefühl der Zugehörigkeit.

Dänisches Gangstermilieu zunehmend verroht

Nach Angaben der dänischen Polizei stehen die jüngsten Anschläge in Dänemark im Zusammenhang mit einem Konflikt zwischen zwei kriminellen Banden. Warum aber benutzen die dänischen Gangster nicht einfach lokale Teenager für ihre Aufträge? Der Soziologe Aydin Soei erklärt, dass es in Dänemark einfach nicht genug sogenannte Soldaten gebe, weil die Jugendkriminalität im Land historisch niedrig sei.

Der Grund dafür seien vorbeugende Maßnahmen, die man seit Anfang der Nullerjahre in benachteiligten Wohngegenden ergriffen habe: Hausaufgabenhilfe, Berufsberatung, Vereinsarbeit. «Man versucht, die jungen Menschen in gesunde Gemeinschaften zu integrieren, damit sie nicht «subkulturelle Anerkennung», wie ich es nenne, in destruktiven Bandengemeinschaften suchen», sagt Soei der Deutschen Presse-Agentur.

Außerdem gebe es in der dänischen Bandenkultur eine ungeschriebene Regel, die besage, dass man für solche harten Verbrechen keine Kinder einsetze, meint Soei. «Die Tatsache, dass dänische Banden jetzt schwedische Kinder rekrutieren, ist unter anderem ein Zeichen dafür, dass das dänische Bandenmilieu mehr verroht ist. Es ist gewaltsamer geworden und man schießt eher, um zu töten und nicht nur, um sein Territorium zu markieren», sagt der Soziologe.

Kriminologe: Schweden hat versagt, aber Dänemark muss auch etwas tun

In Schweden habe man versagt, was die Jugendkriminalität angeht, meint der Kriminologe Gerell. «Schweden muss mehr dafür tun, um zu verhindern, dass Kinder in diese Umfelder hineingezogen werden.» Aber auch die dänischen Behörden haben Hausaufgaben, sagt Gerell: «Wie können sie beispielsweise die dänischen Kriminellen stoppen, die schwedische Kriminelle anheuern?»

Ein erster Schritt könnte die verstärkte behördliche und politische Zusammenarbeit der skandinavischen Nachbarn sein. Die Justizminister aus Dänemark und Schweden haben auf jeden Fall angekündigt, sich demnächst in Kopenhagen zu Gesprächen treffen.

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Jörg Obermeier 18.08.24 19:40
Auf den Unsinn selber will ich gar nicht erst eingehen, da offensichtlich. Aber der Begriff „Gutmensch“, insbesondere „penetrant“ gefällt mir außerordentlich gut. Wann es genau war, weiß ich nicht mehr. Aber das erste Mal wurde ich von einem Typen so bezeichnet der seinerzeit Funktionär bei der NPD war. Der lebte nicht schlecht im Isan von den Einnahmen seines Hotels in Sachsen das er als Asylantenunterkunft nutzte. Tja was soll man dazu schreiben? So sind sie halt mal unsere Patrioten vielleicht?
Michael R. 18.08.24 15:40
Selber schuld
Das kommt davon wenn man sich als Staat über Jahrzehnte den Ruf eines Sozialamtes für Jedermann erworben hat.
Über die modernen Kommunikationskanäle kommt sowas auch in den muslimischen Ländern an und wird dankend ausgenutzt. Dann ergeben sich eben früher oder später ähnliche Zustände wie sie diese "Neuschweden" von zuhause gewohnt sind.
Das sollte den penetranten Gutmenschen auch in DACH zu denken geben!
Jörg Obermeier 17.08.24 18:20
@ Dracomir Pires
Auch wenn's vielleicht schwer fällt. Einfach mal die letzten beiden Absätze lesen.
Dracomir Pires 17.08.24 15:30
Schweden ??
Ein Schwede, mit dem ich fast täglich am Strand spaziere, sagte mir deutsch und deutlich: Das sind Muslime, welche seit der Palme-Regierung nach Schweden reingelassen wurden !!!
Rüdiger Huber 17.08.24 15:20
Die Einschläge kommen näher
Sicher auch bald in D