Aktuelle Meldungen der Luftfahrt am Mittwoch

Symbolfoto: Pixabay
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Rechtsstreit um Todesflug Rio-Paris: Erneut Prozess beantragt

PARIS: Der Rechtsstreit um den Absturz einer Air-France-Maschine mit 228 Toten geht weiter: Mehr als elf Jahre nach dem Absturz will die französische Staatsanwaltschaft die Fluggesellschaft und den Flugzeugbauer erneut wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht bringen. Die Generalstaatsanwaltschaft des Berufungsgerichts habe einen Prozess gegen Air France und Airbus beantragt, teilte diese am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur mit. Ermittlungsrichter hatten den Fall bereits 2019 abgewiesen. Die Pariser Staatsanwaltschaft hatte Berufung eingelegt - sie hatte damals zunächst nur ein Verfahren gegen die Fluggesellschaft gefordert.

Die Air-France-Maschine war am 1. Juni 2009 auf dem Weg von Rio de Janeiro in die französische Hauptstadt von den Radarschirmen verschwunden. Der Airbus stürzte 650 Kilometer von der Insel Fernando de Noronha entfernt in den Atlantik. Lange war die Ursache unklar. Erst im Mai 2011 wurden die letzten Leichen und der Flugdatenschreiber aus etwa 4000 Metern Tiefe geborgen. Unter den Opfern des Unglücksflugs AF 447 waren auch mehrere Deutsche. 2012 stellten Ermittler fest, dass die Crew mit der Lage überfordert war, nachdem die für die Geschwindigkeitsmessung genutzten Pitot-Sonden vereist waren. Eigentlich aber sei die Situation beherrschbar gewesen.

Die Untersuchungsrichter waren 2019 der Ansicht, dass der Unfall auf eine Kombination von Elementen zurückzuführen war, die noch nie vorgekommen ist, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Untersuchungen hätten nicht zur Feststellung eines schuldhaften Versagens von Airbus oder Air France geführt. Eine Entscheidung der Ermittlungsrichter des Berufungsgerichts soll nun Anfang März fallen.


Boeing erleidet Rekordverlust von knapp zwölf Milliarden Dollar

CHICAGO: Der Airbus-Rivale Boeing stellt mit seinen Jahreszahlen für 2020 einen Negativrekord auf. Zur Corona-Krise und der Misere um den Unglücksflieger 737 Max kamen nun noch weitere Probleme hinzu.

Die Corona-Krise, das Debakel um den Krisenjet 737 Max und neue Verzögerungen beim Großraumjet 777X haben dem US-Flugzeugbauer Boeing 2020 einen Rekordverlust eingebrockt. Unter dem Strich stand ein Minus von mehr als 11,9 Milliarden US-Dollar (9,8 Mrd Euro), wie der Airbus-Rivale am Mittwoch in Chicago mitteilte. Es ist das mit Abstand höchste Minus, das Boeing in seiner mehr als 100-jährigen Konzerngeschichte bislang verschmerzen musste. 2019 hatte es bereits einen Verlust von 636 Millionen gegeben.

Allein wegen der 777X legte Boeing zum Jahresende 6,5 Milliarden Dollar zurück. Unterm Strich verlor der Konzern allein in den drei Monaten bis Ende Dezember 8,4 Milliarden Dollar, vor einem Jahr hatte die Quartalsbilanz mit gut einer Milliarde im negativen Bereich gelegen. Verschmerzen musste der Hersteller auch noch Kosten für einen Vergleich mit dem US-Justizministerium wegen Betrugsvorwürfen beim 737-Max-Skandal. Boeings Umsatz fiel 2020 um 24 Prozent auf 58,2 Milliarden Dollar - der schwächste Wert seit rund 15 Jahren. Die Erlöse litten zusätzlich unter Problemen beim Langstreckenjet 787 «Dreamliner», dessen Auslieferung wegen Produktionsmängeln stockte.

Die Zahlen reflektierten die starken Belastungen für die Luftfahrt durch die Corona-Pandemie und das lange Flugverbot für den Unglücksflieger 737 Max, erklärte Boeing-Chef Dave Calhoun in einem Memo an die Mitarbeiter. Der Konzern habe jedoch wichtige Fortschritte dabei gemacht, die Sicherheitsprozesse zu verstärken, Vertrauen zurückzugewinnen und die Weichen für eine geschäftliche Erholung zu stellen. Bei Anlegern kamen die Zahlen indes nicht gut an, die Aktie reagierte vorbörslich mit deutlichen Kursabschlägen.

Besonders die neuen Probleme und immensen Kosten beim modernisierten Großraumjet 777X dürften am Markt für schlechte Stimmung gesorgt haben. So soll das erste Exemplar nun sogar erst Ende 2023 ausgeliefert werden. Boeing hatte die Neuauflage der 777, die dank neuer Triebwerke und verbesserter Aerodynamik deutlich weniger Kerosin verbrauchen soll, zuvor bereits mehrfach verschoben - zuletzt auf 2022. Als Gründe für die erneute Verzögerung nannte der Konzern unter anderem veränderte Voraussetzungen für die Zulassung des Jets und die veränderte Nachfrage infolge der Corona-Krise.

Dabei gab es zuletzt eigentlich auch gute Nachrichten für den kriselnden US-Konzern. So erhielt Boeings Unglücksjet 737 Max im November nach mehr als anderthalbjährigem Flugverbot endlich wieder eine Starterlaubnis der US-Luftfahrtbehörde FAA. Am Mittwoch gab auch die europäische Flugaufsicht EASA grünes Licht für den im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten aus dem Verkehr gezogenen Jet. Die 737 Max ist Boeings meistverkauftes Modell und wichtigster Gewinnbringer. Seit die Maschinen in den USA wieder abheben dürfen, wurden laut Boeing bereits mehr als 40 Stück ausgeliefert.

Dass die 737 Max während der Startverbote nicht an die Kundschaft gebracht werden konnte, hat Boeing in den vergangenen beiden Jahren massiv belastet - bereits 2019 überholte Airbus den US-Konkurrenten als weltgrößter Flugzeugbauer. Nun darf der Problemflieger zwar wieder abheben, doch die Corona-Pandemie hat die Luftfahrtbranche in eine ihrer tiefsten Krisen gebracht. Das kostet Boeing viele Aufträge - nach Angaben des Unternehmens gab es 2020 unterm Strich gut 650 Stornierungen. Insgesamt wurden sogar mehr als 1000 Bestellungen aus dem Orderbuch gestrichen, weil viele Aufträge als unsicher gelten.


Tui: Betrieb der Boeing 737 Max dauert nach EU-Startfreigabe noch

HANNOVER/KÖLN: Tui ist nach der europäischen Startfreigabe für den Boeing-Krisenjet 737 Max erleichtert - genaue Pläne für den Einsatz der Maschinen sind auch wegen der anhaltenden Corona-Lage aber noch nicht möglich. Es seien zwar «alle Voraussetzungen für eine sichere und erfolgreiche Wiederaufnahme des Betriebs gegeben», hieß es am Mittwoch aus dem Konzern nach der Wiederzulassung durch die EU-Luftsicherheitsbehörde EASA in Köln. Weil der Flugverkehr weiter stark eingeschränkt und der Markt schwach sei, dauere es jedoch wohl etwas, bis die 737 Max ins laufende Geschäft eingeführt werde.

Zudem seien weitere Vorbereitungen nötig, erklärte das Unternehmen in Hannover: «Bei unseren ausländischen Fluggesellschaften sind wir in der abschließenden Phase, um alle geforderten Modifikationen und Updates umzusetzen und die Pilotinnen und Piloten auf die Änderungen zu schulen.» In Deutschland brauche man dafür vermutlich noch einige Monate, hier flog das Modell bislang nicht. Überdies seien die Märkte in Großbritannien oder den Niederlanden gerade «praktisch auf Null».

Die Airline-Marken des Tui-Konzerns, die vor allem als Zubringer für eigene Angebote wie Pauschalreisen oder Kreuzfahrten genutzt werden, hatten bisher 15 Exemplare der 737 Max in der aktiven Flotte. Vor knapp zwei Jahren wurden nach zwei Abstürzen mit 346 Toten weltweit Startverbote für den Jet verhängt. Ermittlungen ergaben, dass Fehler in der Steuersoftware für die Unglücke verantwortlich waren. Nun sind neben Nachrüstungen auch Nachschulungen des Cockpit-Personals nötig, danach ist die Flugsicherheit der 737 Max laut EASA wieder gegeben.

Das Ausweichen auf angemietete Ersatzmaschinen hatte die Tui-Finanzen 2019 stark belastet, der Gewinn sank um 43 Prozent. Das Flugverbot in Europa zog sich dann 2020 weiter hin. Der Konzern hatte zunächst mehr als 70 Maschinen des Typs bis zum Jahr 2023 bestellt - im Juni einigte man sich mit Boeing, weniger als die Hälfte der ursprünglich vereinbarten Einheiten abzunehmen. Außerdem wurde der Zeitraum dafür gestreckt, und Tui erhielt Schadenersatz für die Mehrbelastungen.


Flugaufsicht lässt Krisenjet Boeing 737 Max in Europa wieder starten

KÖLN: Boeings Krisenjet 737 Max darf nach fast zwei Jahren Flugverbot auch in Europa wieder abheben. Die europäische Luftfahrtbehörde EASA gab am Mittwoch grünes Licht, wie sie in Köln mitteilte. Voraussetzung für den Neustart sind technische Verbesserungen an Hard- und Software sowie zusätzliche Trainings für die Piloten. Nach Ansicht der Behörde erfüllen die geplanten Verbesserungen die Anforderungen an die Flugsicherheit.

In Boeings Heimatland USA, in Brasilien und in Kanada ist die 737 Max bereits wieder zugelassen. Bevor ein Jet des Typs in Europa wieder abhebt, müssen Techniker die notwendigen Umrüstungen vorgenommen haben. Zudem müssen die Piloten zuvor Schulungen absolvieren.


Dänemark verlängert coronabedingten Flugstopp aus Dubai

KOPENHAGEN: Flugzeuge aus Dubai und den weiteren Vereinigten Arabischen Emiraten dürfen weiterhin nicht nach Dänemark fliegen. Ein aus Corona-Gründen veranlasstes Flugverbot für die Emirate wird bis zum 2. Februar verlängert, teilte das dänische Verkehrsministerium am Dienstagabend mit. Die Maßnahme gilt auch für Transitflüge. Dänemark stehe in konstruktivem Dialog mit den Emiraten, wolle jedoch keine zusätzlichen Risiken eingehen, während ansteckendere Mutationen des Coronavirus im Umlauf seien, schrieb Verkehrsminister Benny Engelbrecht auf Twitter.

Das Flugverbot hatte die dänische Regierung am 22. Januar eingeführt und mit Zweifeln an der Verlässlichkeit mancher Corona-Tests in Dubai begründet. Mehrere Dänen waren daraufhin vorübergehend in Dubai gestrandet, darunter der frühere Bundesliga-Profi Nicklas Bendtner. Dass einige dänische Blogger trotz des Abratens durch die Regierung in die Emirate gereist waren, hatte im nördlichsten deutschen Nachbarland zu Kritik geführt.

In Dubai gelten nicht so strenge Corona-Beschränkungen wie in Dänemark oder anderen EU-Ländern. Seit dem 9. Januar müssen Einreisende in Dänemark bis auf wenige Ausnahmen neben einem triftigen Einreisegrund auch einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 24 Stunden sein darf.


Boeing droht Rekordverlust wegen Corona-Krise und 737-Max-Debakels

CHICAGO: An tiefrote Zahlen und massive Geschäftseinbußen hat man sich beim Airbus-Rivalen Boeing inzwischen gewöhnt. Die Jahresbilanz 2020 dürfte jetzt sogar einen historischen Negativrekord aufstellen. Doch es gibt auch Grund zur Hoffnung für den US-Konzern.

Das vergangene Jahr war für den US-Luftfahrtriesen Boeing eines der schwierigsten in seiner über 100-jährigen Konzerngeschichte. Zum Debakel um den Absturzflieger 737 Max kam 2020 auch noch die Corona-Krise hinzu, die den Luftverkehr zeitweise fast zum Stillstand und Boeing dadurch noch tiefer in die Bredouille brachte. Entsprechend finster dürften am Mittwoch (13.30 Uhr MEZ) die Zahlen für das vierte Quartal und das gesamte abgelaufene Geschäftsjahr aussehen. Dem Airbus-Erzrivalen drohen ein historischer Rekordverlust und die schwächsten Erlöse seit rund 15 Jahren.

Bereits in den ersten neun Monaten 2020 lag Boeings Bilanz unterm Strich mit rund 3,5 Milliarden Dollar (2,87 Mrd Euro) im negativen Bereich und Analysten rechnen für das letzte Vierteljahr erneut mit einem milliardenschweren Fehlbetrag. Boeing hatte bereits 2019 ein Minus von 636 Millionen Dollar verzeichnet und damit den ersten Jahresverlust seit der Fusion mit dem US-Rivalen McDonnell Douglas 1997 erlitten, die den Beginn der neueren Konzerngeschichte markiert. Für 2020 dürfte nun das mit Abstand schlechteste Ergebnis seit Boeings Unternehmensgründung im Jahre 1916 folgen.

Dabei gab es zuletzt eigentlich auch gute Nachrichten für den kriselnden US-Konzern. So erhielt Boeings Unglücksjet 737 Max im November nach mehr als anderthalbjährigem Flugverbot endlich wieder eine Starterlaubnis der US-Luftfahrtbehörde FAA. Auch die europäische Flugaufsicht EASA hat bereits grünes Licht für den im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten aus dem Verkehr gezogenen Jet signalisiert. Die Wiederzulassung in Europa gilt nur noch als Formsache, die in diesen Tagen vollzogen werden dürfte. Die 737 Max ist Boeings meistverkauftes Modell und wichtigster Gewinnbringer.

Dass der Flugzeugtyp während der Startverbote nicht ausgeliefert werden konnte, hat Boeing in den vergangenen beiden Jahren massiv belastet - bereits 2019 überholte Airbus den US-Konkurrenten als weltgrößter Flugzeugbauer. Nun darf der Problemflieger zwar wieder abheben, doch die Corona-Pandemie hat die Luftfahrtbranche in eine ihrer tiefsten Krisen gebracht. Das kostet Boeing viele Aufträge - nach Angaben des Unternehmens gab es 2020 unterm Strich gut 650 Stornierungen. Insgesamt wurden sogar mehr als 1000 Bestellungen aus dem Orderbuch gestrichen, weil viele Aufträge als unsicher gelten.

Nach zwei rabenschwarzen Jahren könnte Boeing das Schlimmste aber hinter sich gebracht haben. Die Impfstoffe gegen das Coronavirus geben auch der Luftfahrt Hoffnung und trotz der vielen Stornierungen braucht sich Boeing angesichts des Luftfahrt-Duopols, durch das Kunden so gut wie keine Alternativen außer dem auf Jahre ausgebuchten Rivalen Airbus haben, keine ernsthaften Sorgen um mangelnde Bestellungen zu machen. Zuletzt gab es auch schon wieder mehr neue Aufträge. Dennoch bleibt Boeing stark unter Druck - weitere Produktionskürzungen und Stellenstreichungen kämen kaum überraschend.

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Norbert K. Leupi 27.01.21 20:37
Krisenjet " MAX "
Man kann nur hoffen dass die EASA - Behörden den Krisenjet von Boeing mit schärferen Augen inspizieren als die FAA in den USA ! Und wieviele Flugäste in diese Maschine einsteigen , bleibt abzuwarten , wenn sie den Namen MAX lesen ? Bei einer Umfrage des Finanzhauses BARCLAY würden die Hälfte der Befagten ein oder mehrere Jahre auf einen Flug mit der MAX verzichten ! Die andere Hälfte meinte , wenn sie die Wahl hätten zwischen der MAX und einem anderen Flugzeug , würden sie den andern Flugzeutyp wählen ! Deutsche befragte meinten sogar : " Ich hoffe , dass sich TUIFLY gegen die 737-MAX entscheidet , sonst würden sie die Reise annullieren und lieber mit CONDOR fliegen !