Aktuelle Meldungen der Luftfahrt am Donnerstag

Foto: Freepik
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Flugticket-Giganten streichen Aeroflot aus ihren Buchungssystemen

SOUTHLAKE/MADRID: Die russische Fluggesellschaft Aeroflot verliert wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine weitere wichtige Geschäftspartner. Mit dem US-Unternehmen Sabre und der spanischen Amadeus IT Group kappten zwei der größten Buchungssystemanbieter für Flugtickets am Donnerstag die Geschäftsbeziehungen zu der Airline.

«Wir beziehen Stellung gegen diesen militärischen Konflikt», erklärte Sabre-Chef Sean Menke zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Sein Unternehmen werde Aeroflots Angebot mit sofortiger Wirkung aus seinem Buchungssystem entfernen. Sabre halte sich an die Sanktionen gegen Russland und prüfe, ob weitere Maßnahmen nötig sein könnten.

Der in Madrid ansässige Sabre-Wettbewerber Amadeus erklärte ebenfalls, Aeroflot aus seinen Systemen zu streichen. Angesichts der Attacken auf die Ukraine habe das Unternehmen auch alle neuen geplanten Geschäftsprojekte in Russland unverzüglich gestoppt und werde dort bis auf Weiteres keine Verträge mehr abschließen.

Damit wird Aeroflot immer weiter abgeschottet. Sabre und Amadeus sammeln Informationen zu Flugplänen, Sitzplatzverfügbarkeiten und Ticketpreisen. Sie ermöglichen es Reisevermittlern sowohl online als auch in ihren Läden Flugangebote zu vergleichen und für Kunden Tickets zu reservieren. Für Airlines sind sie äußerst wichtig.


Frankreich stellt Verfahren nach Germanwings-Absturz ein

MARSEILLE: Sieben Jahre nach dem Germanwings-Absturz in den Alpen hat die französische Justiz das Verfahren wegen fahrlässiger Tötung eingestellt. Das Strafgericht in Marseille kam zu dem Ergebnis, dass niemand habe vorhersehen und verhindern können, dass der Copilot den Airbus am 24. März 2015 absichtlich zum Absturz bringt und gegen einen Berg steuert, sagte die Sprecherin der Kammer für Massenunfälle am Donnerstag. Alle 150 Menschen an Bord des Flugs von Barcelona nach Düsseldorf kamen ums Leben. Die meisten Opfer stammten aus Deutschland, viele davon aus Nordrhein-Westfalen.

In dem Verfahren hatten die Ermittler auch eine mögliche Verantwortung von Germanwings und der Konzernmutter Lufthansa klären wollen. Die Richter entschieden, dass der Straftatbestand der fahrlässigen Tötung weder gegen natürliche noch gegen juristische Personen erfüllt ist. Damit sprachen sie etwa die von dem Copiloten konsultierten Ärzte sowie die Geschäftsführer der Germanwings - heute Eurowings - und der Konzernmutter Lufthansa von jeglicher strafrechtlichen Verantwortung frei, das heißt von der Begehung eines möglichen Fehlers.

Für seine Entscheidung stützte sich das Gericht unter anderem auf einen Arzt, der als Inspektor für öffentliche Gesundheit tätig ist, und auf ein psychiatrisches Gutachten. Im Endergebnis sei die selbstmörderische Tat des Copiloten trotz seiner festgestellten psychischen Störungen nicht vorhersehbar gewesen, befanden die Richter. Sein Arbeitgeber sei nicht über die Gründe seiner Arbeitsunterbrechungen informiert gewesen und der Copilot habe weder den flugmedizinischen Dienst noch Kollegen ins Bild gesetzt.


Weitere Warnstreiks an Flughäfen möglich

BERLIN: An den deutschen Flughäfen drohen weitere Warnstreiks im Tarifkonflikt für bundesweit 25.000 Sicherheitskräfte. Auch nach der dritten Verhandlungsrunde nannte die Gewerkschaft Verdi das Arbeitgeberangebot unzureichend. Weitere Warnstreiks seien nicht ausgeschlossen, teilte die Gewerkschaft am Donnerstag mit. Die Tarifkommission werde darüber entscheiden. «Die Arbeitgeber haben leider den Termin nicht genutzt, um ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen, das die Preisentwicklung aufgreift.» Der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen hatte nach den Gesprächen von Annäherungen gesprochen, die Vorstellungen lägen aber noch weit auseinander.

In den vergangenen Wochen hatte es an mehreren Flughäfen Warnstreiks gegeben. Verdi will einen Tarifvertrag für zwölf Monate und darin die Stundenlöhne um mindestens einen Euro erhöhen. Die Gehälter der Gepäck- und Personalkontrolleure sollen das Niveau der Beschäftigten bei der Passagierkontrolle erreichen, Beschäftigte in der Flugzeugbewachung und der Bordkartenkontrolle bundesweit einheitlich bezahlt werden. Beide Seiten setzen sich am 16. und 17. März zur nächsten Verhandlungsrunde in Berlin an einen Tisch.


Vorsichtige Lufthansa erwartet starkes Reisejahr und Kriegsprobleme

FRANKFURT/MAIN: Aus dem unbeschwerten Neustart nach der Corona-Krise wird für die Lufthansa nichts. Der Ukraine-Krieg und mögliche Engpässe im Sommer trüben die Lage so ein, dass eine Rückkehr in die Gewinnzone fraglich ist.

Nach zwei verlustreichen Pandemiejahren stellt sich die Lufthansa angesichts des Ukraine-Kriegs auf eine weitere schwierige Zeit ein. Trotz guter Buchungslage trüben mögliche Personalengpässe bei Flughäfen und Flugsicherung die Geschäftserwartungen zusätzlich ein. «Wir sind sehr sicher, dass der Luftverkehr in diesem Jahr einen starken Aufschwung erleben wird», sagte Vorstandschef Carsten Spohr am Donnerstag bei der Vorlage der Jahresbilanz. Dass der Konzern 2022 in die schwarzen Zahlen zurückkehrt, wagte er aber nicht zu versprechen.

Im zweiten Corona-Jahr 2021 konnte der Konzern seine Verluste deutlich eingrenzen. Dank eines Rekordgewinns der Frachtsparte Lufthansa Cargo und einer ersten Erholung im Passagiergeschäft verringerte sich der Fehlbetrag unter dem Strich um zwei Drittel auf rund 2,2 Milliarden Euro. Der Umsatz erholte sich um 24 Prozent auf 16,8 Milliarden Euro, erreichte damit aber immer noch nicht die Hälfte des Vorkrisenjahres 2019. Im vergangenen Jahr zählte der Konzern rund 47 Millionen Fluggäste - rund 29 Prozent mehr als im ersten Corona-Jahr, aber fast 100 Millionen weniger als 2019.

Die direkten finanziellen Folgen des Ukraine-Kriegs wurden zunächst nicht genannt. Wegen des russischen Angriffs hat der Lufthansa-Konzern knapp 90 Verbindungen pro Woche in die Russische Föderation und in die Ukraine streichen müssen. Zudem müssen die Fernost-Maschinen nach China, Japan und Korea langwierige Ersatzrouten im Süden nehmen. Das verbraucht zusätzliches Kerosin und verknappt bei den Frachtmaschinen die Ladekapazitäten.

Während im Passagiergeschäft des Jahres 2021 tiefrote Zahlen herrschten, lief es für Lufthansa Cargo glänzend: Dank hoher Nachfrage, knapper Kapazitäten und dadurch hohen Frachtpreisen verdiente die Logistiktochter im Tagesgeschäft fast 1,5 Milliarden Euro und damit so viel wie nie zuvor. Auch die Wartungstochter Lufthansa Technik und die Catering-Sparte LSG kehrten in die Gewinnzone zurück.

Die bisherigen Buchungszahlen für dieses Jahr stimmen den Vorstand zuversichtlich. So lägen die Buchungen für die Oster- und Sommerferien fast auf dem Niveau von 2019. In den kommenden Monaten will der Konzern sein Flugangebot weiter hochfahren. Zwar sei das Geschäft im ersten Quartal noch von der Omikron-Variante des Coronavirus geprägt, die seit den letzten Wochen des Vorjahres Reisebeschränkungen und einen Rückgang der Nachfrage ausgelöst hatte. Für das Gesamtjahr plant der Vorstand weiter mit einem Flugangebot von mehr als 70 Prozent des Vorkrisen-Niveaus. Im Sommer sollen es rund 85 Prozent werden, und Eurowings soll in der heißen Jahreszeit sogar mehr Tickets anbieten als im Jahr vor der Pandemie.

Deutschland, Österreich, Belgien und die Schweiz hatten die Lufthansa im ersten Corona-Jahr mit milliardenschweren Staatshilfen vor dem wirtschaftlichen Aus gerettet. Die deutschen Staatshilfen hat der Konzern inzwischen zurückgezahlt. Der Bund ist aber über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds noch mit gut 14 Prozent an dem Konzern beteiligt.


Finnair plant wegen Ukraine-Krieg Beurlaubung von Flugpersonal

HELSINKI: Der Ukraine-Krieg könnte Auswirkungen auf das Personal der finnischen Fluggesellschaft Finnair haben. Das Unternehmen bereitet sich darauf vor, wegen der Schließung des Luftraums über Russland je nach Entwicklung der Lage ab April möglicherweise 90 bis 200 Piloten sowie 150 bis 450 Mitarbeiter des Kabinenpersonals zu beurlauben. Darüber wird nun mit Arbeitnehmervertretern verhandelt, wie Finnair am Donnerstag mitteilte.

«Durch die Schließung des russischen Luftraums wird es weniger Flüge von Finnair geben und leider weniger Arbeit für unsere Mitarbeiter», erklärte der Leiter des operativen Geschäfts, Jaakko Schildt. Ein großer Teil der Belegschaft sei bereits während der Pandemie beurlaubt gewesen, weshalb sich weitere Beurlaubungen besonders hart anfühlten.

Russland hatte am Montag angekündigt, den Luftraum für Deutschland, Finnland und mehr als 30 andere Staaten zu sperren. Finnair hat vorerst alle Flüge ins benachbarte Russland gestrichen. Auch Flüge nach Asien sind von dem russischen Schritt betroffen: Einige wurden ebenfalls gestrichen. Bei anderen fliegt Finnair Umwege, um den russischen Luftraum zu meiden. Flüge zwischen Asien und Europa spielen für das Unternehmen eine große Rolle: Vor der Pandemie machten sie über die Hälfte der Einnahmen aus.

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Frank Filser 04.03.22 12:20
Ich anerkenne Unternehmen, die ihre Geschaeftsbeziehungen zu Russland und zu russischen Unternehmen herunterfahren und einschraenken und somit auch den internationalen Bemuehungen unterstuetzen. BP, Shell, Amadeus, Finair, und vielen andere ... DANKE EUCH und jedem einzelnen Mitarbeiter, der einen Beitrag leistet, Rusland zu isolieren.

Leider sind die Chinesischen nicht vorbereitet auf eine Rolle unter den grossen Nationen zu spielen und versinken in taktischen Manoevern aus Angst vor wirtschaftlichen Nachteilen. Eine Enthaltung ist hier fehl am Platz, da Enthaltungen Putin und seinen Krieg direkt oder indirekt unterstuetzen. Das ist ecklig.