Ägypten lehnt «Vertreibung der Bürger aus Gaza» ab

Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi (R) schüttelt Bundeskanzler Olaf Scholz (L) die Hand, als dieser ihn zu seinem Besuch in Kairo begrüßt. Foto: epa/Michael Kappeler / Pool
Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi (R) schüttelt Bundeskanzler Olaf Scholz (L) die Hand, als dieser ihn zu seinem Besuch in Kairo begrüßt. Foto: epa/Michael Kappeler / Pool

KAIRO: Aus Furcht vor einer Massenflucht lehnt Ägypten weiterhin die Aufnahme palästinensischer Flüchtlinge aus dem Gazastreifen ab. Staatschef Abdel Fattah al-Sisi sagte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz: «Die Idee, die Menschen aus Gaza nach Ägypten (...) zu vertreiben, ist nicht umsetzbar und wir warnen vor den damit verbundenen Risiken.» Die Sinai-Halbinsel könnte in dem Fall Ausgangspunkt für Angriffe militanter Palästinenser auf Israel werden, für die dann Ägypten verantwortlich gemacht werden könnte. Al-Sisi sagte, sollte es die Idee geben, Palästinenser zu vertreiben, «dann gibt es die Negev-Wüste.»

Al-Sisi forderte die internationale Gemeinschaft dazu auf, sofort einzugreifen, um die «vorsätzlichen Praktiken» gegen Zivilisten im von Israel abgeriegelten Gazastreifen zu stoppen. Die Einsätze der israelischen Armee in dem Küstenstreifen hätten militärische und humanitäre Auswirkungen, die außer Kontrolle geraten könnten. Es sei dringend notwendig, Perspektiven für eine Lösung zu eröffnen.

Der dicht besiedelte Gazastreifen grenzt im Süden an Ägypten. Der einzige Grenzübergang ist aber geschlossen. Nur über ihn könnten aktuell bereitstehende Hilfslieferungen in den Küstenstreifen gebracht werden.

Terroristen hatten vor eineinhalb Wochen im Auftrag der im Gazastreifen herrschenden Hamas die Grenze zu Israel überquert und Massaker angerichtet. Israel greift seither nach eigenen Angaben Hamas-Ziele im Gazastreifen an.

Die Hamas steht der ägyptischen Muslimbruderschaft nahe, die in Ägypten als Terrororganisation eingestuft wird. Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi geht seit seiner Machtübernahme hart gegen die Muslimbruderschaft vor und hat immer wieder auch Islamisten wegen Verbindungen zur Hamas verurteilt. Ägypten hat wiederholt in Konflikten vermittelt, die zwischen Israel und islamistischen palästinensischen Fraktionen in Gaza ausgebrochen sind.

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