Zen-Priester gibt Kindesmissbrauch zu

Foto: dpa/Karl-josef Hildenbrand
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AUGSBURG (dpa) - Als Zen-Priester war er ein charismatischer und angesehener Geistlicher. Doch er hat seine Position dafür missbraucht, sich über viele Jahre hinweg reihenweise sexuell an Kindern zu vergehen. Am Freitag saß dann ein gebrochener, stark zitternder Mann vor dem Augsburger Landgericht, der mit zeitweise tränenerstickter Stimme seine Taten nur schwer erklären konnte.

Nach einem Schlaganfall ist der Angeklagte nur noch ein Schatten seiner selbst. Die schwere Krankheit betrachte er als Teil der Sühne, sagte der Verteidiger des 62-Jährigen. Den Missbrauch von sieben Jungen gab der frühere spirituelle Leiter einer buddhistischen Gemeinschaft aus dem Kreis Augsburg ohne Wenn und Aber zu: «Es schmerzt mich sehr, dass ich soviel Leid verursacht habe.»

Der Vorsitzende Richter Lenart Hoesch hatte ihn zuvor ermahnt, dass er bei den Ermittlungen nur ein unzureichendes Geständnis abgelegt habe. Er habe sich selbst als Opfer dargestellt, dessen Fehler gewesen sei, nicht «Stop» gesagt zu haben. Dies reiche nicht, um den bei den Taten 4 bis 13 Jahre alten Opfern eine Zeugenaussage vor Gericht zu ersparen, betonte der Richter.

Daraufhin räumte der Priester alle in der Anklage aufgelisteten Fälle ein, konnte seine Motive aber nur mühsam erläutern. So missbrauchte der Mann einmal in seinem Tempel einen drogenabhängigen Jugendlichen, den er bei sich aufgenommen hatte, während gemeinsamer Atemübungen. «Ich wollte ihm was Gutes tun, es hört sich so blöd an», sagte der Angeklagte. Doch dem erfahrenen Jugendrichter Hoesch langten solche Erklärungen für die Missbrauchsfälle oftmals nicht, er bohrte häufig nach: «Sie sind ja nicht der einzige, ich versuche es trotzdem immer wieder zu verstehen!»

Dem Mann werden in der Anklage fast 30 Fälle vorgeworfen, fünf davon stuft die Staatsanwaltschaft als schweren sexuellen Kindesmissbrauch ein. Dem Geistlichen drohen damit bis zu 15 Jahre Gefängnis, er sitzt bereits seit Juli 2016 in Untersuchungshaft.

Der 62-Jährige war vor seiner Tätigkeit als Priester Polizist. Seine Taten flogen auf, nachdem er sich an den beiden Söhnen einer Frau vergangen hatte, die sich nach dem Tode ihres Mannes wegen Trauerbegleitung an ihn gewandt hatte. Er hatte danach eine Beziehung mit der Mutter und nutzte das quasi familiäre Verhältnis aus.

In einem anderen Fall missbrauchte der Mann einen Flüchtling, den er im Kirchenasyl kennengelernt hatte. Teilweise fertige der Angeklagte auch pornografische Bilder der Opfer. In einem Fall begründete er dies so: «Die Vergänglichkeit des Augenblicks wollte ich festhalten.» Bei einer Hausdurchsuchung fand die Kripo noch viele weitere Kinder- und Jugendpornos aus dem Internet, in der Anklage ist insgesamt von rund 2.800 Dateien die Rede.

Die Jugendkammer des Landgerichts, die wegen des Alters der Opfer zuständig ist, hatte zunächst bis August 13 Verhandlungstage für den Prozess eingeplant. Wegen des umfassenden Geständnisses werden nun aber etliche Zeugen nicht vernommen und das Verfahren dürfte daher wohl früher zu Ende gehen. Am 30. Juni wird weiterverhandelt.

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Mike Dong 17.06.17 16:51
@Hr.Franke / sonntägliches Kirchenvolk
Diesmal stimmen wir mal in einem überein, nämlich das dieser gemeine Mann seine Position ausnutzte, um Kinder u Jugendliche auf das Furchtbarste zu verletzten. ABER HERR FRANKE: Sie wissen anscheinend nicht, was ein Zen-Priester ist, sonst hätten Sie diesen Fall nicht mit dem "sonntägliche Kirchenvolk" in Verbindung gebracht. Die Katholiken od Protestanten sind in diesem Fall nämlich mal nicht involviert.
Jürgen Franke 17.06.17 15:35
Wenn er nicht diese herrliche Möglichkeit der
sexuellen Betätigung gehabt hätt, wäre er sicherlich auch kein Priester geworden. Es wird aber sicherlich noch lange dauern, bis diese widerliche und nicht auszusterbende Verhaltensweise von dem sonntägliche Kirchenvolk realisiert wird.
Sitting Bull 17.06.17 11:55
Als Zen Praktiker sag ich nur......
VERSAGT! Sehr traurig. Er hat sich seine karmische und irdische Strafe wohl "verdient". Der Knast wird sicher kein Zuckerschlecken und soll es auch nicht sein. Nun hat er Zeit in Meditation seinen Geist zu klaehren.